Der Oldtimer in rot und schwarz von Sembo bietet den schnellen Bauspaß für zwischendurch zum kleinen Preis. Mehr darf von dem Set aber nicht verlangt werden – denn auch wenn dieses gerade Anfängern interessante Bautechniken bietet, bleiben die Steinequalität und die Stabilität ein wenig auf der Strecke.
Das Modell
Das bei den meisten Händlern einfach „Oldtimer im rot/schwarz“ genannte Modell im Stil eines alten Autos der 1930er oder 1940er Jahre ist für knapp über 15 Euro bei den einschlägigen Händlern hierzulande zu erstehen. Der stabile Karton umfasst 330 Teile, welche in acht Tüten verpackt sind sowie einen Aufkleberbogen und die benötigte Bauanleitung.
Ein erster Blick in die Anleitung offenbart, dass die Tüten nach zwei Bauabschnitten sortiert sind. Das System dahinter dürfte sich jedoch nur wenigen Baumeistern sofort erschließen, denn die Behälter sind nicht einfach mit den entsprechenden Nummern „1“ und „2“ versehen, sondern mit ganz unterschiedlichen Aufdrucken ausgestattet: Mal präsentieren sich dem Käufer diese in Form einer „1’1“, oder „1’2“ , aber auch mal als eine „1/4“ oder noch einfacher als „2 2“. Erfahrene Baumeister mögen über dieses „Problem“ schmunzeln, da das Set jedoch, laut Aufdruck auf der Verpackung, auch für Kinder ab 6 Jahren geeignet sein soll, sollte das System der Unterteilung doch einfacher und sofort erkenntlicher ausgeführt sein.
Auf der anderen Seite ist die Anzahl der Steine nicht so hoch, als dass diese nicht ebenso direkt komplett sortiert werden könnten. Damit kann dieser Teil auch direkt komplett absolviert werden, womit sich danach voll und ganz auf den Aufbau konzentriert werden kann.
Auch wenn es die Produktbilder an manchen Stellen suggerieren, das Set beinhaltet nicht ausschließlich Prints. So sind die Abdeckungen der Radnaben sowie der kleine Koffer am Heck als Drucke umgesetzt, die Nummernschilder sowie die Trittbretter und der Kühlergrill werden dagegen mit metallisch anmutenden Stickern realisiert.
Die Anleitung
Die beiliegende Anleitung ist in den Maßen 19 × 12,5 cm gehalten und umfasst 40 Seiten, auf denen insgesamt 44 Bauschritte abgebildet sind. Das gibt auch direkt einen Hinweis darauf, dass der Zusammenbau nicht allzu lange dauern dürfte.
Die Bauanleitung selbst ist sehr einfach gehalten und für das angegebene Mindestalter geeignet. So wird in den meisten Fällen nur ein Bauschritt pro Seite abgebildet, auch wenn zu diesem mal der eine oder andere Unterschritt gehört. Auch die neu hinzuzufügenden Teile halten sich, mit meist unter 10 Stück, kindgerecht in Grenzen.
Die einzelnen Bauschritte selbst werden jederzeit vollfarbig dargestellt, das Prinzip der Reduktion, wie es die meisten der alternativen Hersteller nutzen, findet beim vorliegenden Modell also keine Anwendung. Dafür sorgen rote (bei roten Steinen: gelbe) Umrandungen, um den Fokus auf die neuen Teile zu lenken und deren genau Position anzuzeigen. Darüber hinaus wird immer deutlich angegeben, wenn das bereits Gebaute gedreht werden soll. So können erst keine Verwirrungen entstehen.
Der Aufbau
Der Aufbau fängt relativ einfach an – und dies ändert sich über den gesamten Bauvorgang auch nicht sonderlich, so viel sei bereits vorausgeschickt.
Zunächst wird mit der Unterseite das Fundament gelegt, welches später die Karosserie tragen wird und bei dem bereits zu Anfang die gute Klemmkraft der Steine deutlich wird. Das Gefühl beim Zusammenbau fühlt jedoch etwas anders an, als es mancher Baumeister gewohnt ist: Während es bei den Steinen des dänischen Marktführers meistens „Klick“ macht, hat es bei den Steinen von Sembo eher den Anschein, dass diese ineinander rutschen, während die Luft herausgedrückt wird.
Bereits im dritten Bauschritt werden die ersten Aufkleber aufgetragen, welche die Trittbleche darstellen sollen. Da das Fundament des Unterbaus durch eine 6 × 16 Noppen große Plate gebildet wird, dienen die auf der Unterseite angebrachten Steine nur der Verzierung und haben auf die Stabilität keinen Einfluss.
Nur bedingt eine Einzelradaufhängung
Im Gegensatz zu manch anderen Auto-Modellen, werden bei diesem recht früh die Reifen angesetzt. Das liegt auch daran, dass die vorderen Räder über eine 8 Noppen große Achse miteinander verbunden sind, während die hinteren Reifen einzeln angebracht werden. Das sorgt als Spielmodell für weniger gute Kurvenfahrten, da sich beide Räder gleich schnell drehen und diese dadurch quietschen – auch wenn sie durch die weichere Gummimischung besser auf dem Untergrund haften und nicht, wie die Reifen von Lego, über glattere Böden „schrubbern“.
Erfahrende Baumeister sollten mit dem Aufbau nicht vor wirkliche Probleme gesetzt werden, im Gegenteil: Diese dürften durch die wenigen verbauten Teile pro Schritt mehr mit der Suchen nach diesen beschäftigt sein und dadurch nur wenig in einen „Baurhythmus“ kommen. Selbst Teile für die jeweilige Doppelseite dürften meist schnell verbaut sein. Für angehende Baumeister jüngeren Alters hält das Modell jedoch einige interessante kleine Bautechniken bereit, mit denen sich manche Gestaltung und Formen auch für eigene Modelle einfach umsetzen lassen.
Bei der Gestaltung des kleinen Koffers im Heck hätten die Designer dagegen eine andere Verbindung wählen können. Dieser ist nur mittels zweier Pins an das Fahrzeug angeklemmt und damit eine recht wackelige Angelegenheit.
Schwächen in der Konstruktion
Nachdem im ersten Bauabschnitt das Chassis, der Unterboden sowie der größte Teil des Hecks gebaut wurden, beginnt der zweite Bauabschnitt mit der Fertigung der Front. Dazu gehört der angedeutete Motorblock, bei dem die Designer ebenfalls nette kleine Bautechniken zur Umsetzung verwenden. Gleiches gilt für Überdachung des Fahrgastraumes.
Doch mit fortschreitendem Bauverlauf werden auch Schwächen in der Konstruktion deutlich: So wurde die Bodenplatte in der Gestaltung nicht genügend stabilisiert, womit sich diese mit jedem Aufklemmen neuer Steine durchdrückt. Dadurch entstehen zwischen dieser und den mit ihr verbundenen Segmenten unschöne Spalten und auch die Fahrgastkabine wird etwas zusammengedrückt. Dies ist sofort zu erkennen.
Beim Kühlergrill greift Sembo auf eine vor allem von Cobi bekannte Technik der Baurichtungsumkehrung zurück. Doch während der polnische Hersteller zum leichteren Anbringen der kleinen losen Noppen, welche ein wenig an Bügelperlen erinnern, ein eigenes Werkzeug mitliefert, spart sich dieses der chinesische Hersteller. Daher kann das Unterfangen schnell zu einer Geduldsprobe werden. Wer also die Klemmhilfe von Cobi in seinem Sammelsurium weiß, sollte diese auf jeden Fall nutzen. Ist der Kühlergrill dann schließlich zusammengesetzt, wird er einfach mittels einer 1 × 1-Round-Plate mit Loch aufgesteckt.
Für die Umsetzung der vorderen Kotflügel hätte Sembo ebenso genauer vorgehen müssen. So sollen diese auf einer kleinen Stange aufliegen, welche jedoch so wenig aus der Motorhaube hinausragt, dass diese ganz genau austariert sein muss, damit beide Kotflügel zumindest ein wenig auf den Stäben aufliegen – eine ganz knappe Sache, die ebenfalls besser hätte gelöst werden können.
Am Ende wird noch das Dach gefertigt und der knapp 20 cm lange, 7 cm breite und hohe Oldtimer ist nach nicht einmal 2 Stunden Bauzeit fertiggestellt.
Qualität der Steine
An der Qualität der Steine hat sich bei Sembo, dem Anschein nach, seit dem Review des Military Truck (107007) vor rund einem Jahr nicht viel geändert. Die Klemmkraft ist nach wie vor in Ordnung, die Oberflächenbeschaffenheit der Steine aber weniger. So wirken diese nach wie vor stumpf, was vor allem bei den kleineren Teilen deutlich wird. Größere Kratzer konnten aber nicht festgestellt werden. Die Farbgleichheit ist dagegen gut, mit den Farben des dänischen Marktführers passen die Steine jedoch nicht überein. Hier sind die Teile von Sembo meist einen Ticken heller.
Dennoch geben die Steine nicht das wieder, was die Verpackung suggeriert: Auf dieser glänzen alle Steine und vermitteln den Eindruck, dass es metallisch-glänzende Steine sind – was zum geforderten Preis natürlich nicht möglich ist. Dennoch hätte Sembo hier etwas realistischer vorgehen müssen und keine falschen Erwartungen wecken dürfen.
Die kleinen transparenten Steine sind in der Qualität in Ordnung, was von der Frontscheibe jedoch nicht behauptet werden kann, welche deutlich sichtbare Kratzer und Schlieren mit sich führt. Da kann selbst für 15 Euro mehr erwartet werden.
Die Drucke sowie die Aufkleber sind dagegen von guter Qualität und nicht zu beanstanden.
Fazit
Der rote Oldtimer von Sembo offeriert für rund 15 Euro Licht- wie auch Schattenseiten. Generell macht der Zusammenbau Spaß und auch das Ergebnis ist nett anzusehen. Auch kommen an vielen Stellen schöne Bautechniken zum Einsatz, die erfahrene Baumeister zwar nicht mehr hinter dem oft zitierten Ofen hervorlocken dürften, dem Nachwuchs der Klemmszene aber sicherlich gute Anregungen für eigene Kreationen bieten.
Dennoch besitzt das Modell, was die Konstruktion angeht, einige Mängel, die eigentlich hätten auffallen müssen – denn nichts davon lässt sich nicht selbst lösen. So hätte der Unterbau besonders am Übergang zu den vorderen Rädern stabiler konstruiert werden müssen. So drückt sich das Auto im Bauverlauf mit jedem in der Mitte aufgedrückten Stein weiter durch. Dadurch wird auch der Spalt zwischen Tür und Heck ungleichmäßig, was sofort auffällt. Gleiches gilt für die Aufhängung der vorderen Kotflügel, welche nur ganz knapp aufliegen, was wiederum vor allem von der genauen Ausrichtung der Motorhaube und dem angedeuteten Motorblock abhängig ist.
Die Steinequalität fällt ebenso gemischt aus: Die Klemmkraft ist in Ordnung, lediglich die äußere Beschaffenheit mancher Steine lässt noch zu wünschen übrig: Die Steine wirken oft stumpf, wobei die Produktbilder eher glänzende Teile suggerieren. Hier hat Sembo nicht die gleiche Lernkurve hingelegt wie andere chinesische Hersteller.
Wer mit den genannten Kritikpunkten jedoch leben kann, bekommt für den kleinen Euro zwei Stunden Bauspaß und ein Modell, welches sich auf jedem Regal gut machen dürfte.
Anmerkung zum Review
Der Oldtimer in rot/schwarz wurde Just Bricks freundlicherweise von Steinchenshop für diesen Review kostenlos zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme auf den Artikel fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand ebenfalls nicht.
>> Der Oldtimer in rot/schwarz beim Steinchenshop
Sembo 607405 – Oldtimer in rot-schwarz im Review – Slideshow
Sembo 607405 - Oldtimer in rot-schwarz im Review
- schönes Modell
- besonders für junge Baumeister interessante Bautechniken
- gutes Preis-Leistungsverhältnis
- gute Klemmkraft
- einfache Anleitung
- zerkratzte Scheibe
- oftmals stumpf wirkende Steine
- Stabilität hätte höher sein können