Die Villa 86014 von Juhang bietet ein schönes und vor allem nicht alltägliches Modell, dass durch seine Beleuchtung zu einem ansehnlichen Ambiente beiträgt. Das geht jedoch nur mit einigen Abstrichen einher, denn schnell wird deutlich, dass der niedrige Preis vor allem durch einige Sparmaßnahmen zustande gekommen ist. So muss Juhang vor allem noch an der Teilequalität feilen.
Das Modell
Das Modular von Juhang aus der Garden-Street-Reihe ist hierzulande bei den Händlern noch recht unbekannt, bei den chinesischen Shops jedoch weit verbreitet. Dort ist das Set bereits für rund 75 Euro erhältlich und wird sogar teilweise direkt aus Europa verschickt, womit die Lieferzeit auch für ungeduldige Baumeister in einem erträglichen Rahmen bleiben dürfte. Das vorliegende Bauwerk ist ohne Verpackung in der Redaktion eingetroffen, was, wenn der Käufer nicht gerade ein Sammler von Umverpackungen ist, auch wieder weniger Müll für die Transportverpackung, aber ebenso weniger Schutz bedeutet – wie es später noch deutlich wird.
Die 1.952 Steine wurden zusammen mit der Bauanleitung gut verpackt in einer gefütterten großen Tasche geliefert, die das Innenleben jedoch nicht komplett schützen konnte. Das führte dazu, dass die weiße Base-Plate an einer Ecke abgebrochen war. Auch wenn Kartons in nicht wenigen Fällen immer etwas chinesische Luft mit sich führen, wäre dies in diesem Fall vielleicht doch ein Vorteil in Sachen Schutz gewesen. Barweer hat hier jedoch nach einer kurzen Nachricht völlig problemlos und schnell Ersatz auf den Weg gebracht. Natürlich ist so etwas ärgerlich und schmälert die Vorfreude auf den Bau ein wenig, defekte Teile können aber immer mal vorkommen. Die wesentlich wichtigere Sache ist, wie darauf reagiert und mit der Sache umgegangen wird – was im vorliegenden Fall sehr kundenorientiert und professionell war.
Viele Tüten
Der Inhalt ist zunächst grob in 9 größere Tüten unterteilt, welche gleichzeitig auch die Bauabschnitte darstellen. Eine weitere Tüte ist für die LED-Beleuchtung reserviert, auf die im Folgenden noch genauer eingegangen werden soll. Die Bauanleitung lag ganz normal in der Tüte und hat den Transport unbeschadet überstanden. Der beiliegende Stickerbogen mit den 10 Aufklebern befand sich zwar zunächst gut geschützt in der Anleitung, wurde dort aber nicht mit einem kleinen Klebestreifen fixiert und ist dadurch anscheinend während des Transportes (oder bereits beim Verpacken) ein Stück herausgerutscht und dadurch an einer kleinen Ecke zweimal geknickt. Der Aufbau wird zeigen, ob dies später noch Beeinträchtigungen nach sich ziehen wird.
Dass das Set ohne Karton versendet wird könnte nicht nur am günstigeren Transport sondern auch an den dem Set beiliegenden Minifiguren liegen, welche denen des Marktführers äußerst ähnlich sehen. Diese sind zwar nicht auf den Produktbildern außen auf der Anleitung zu sehen, aber anscheinend sollte in dieser Hinsicht dennoch sichergegangen werden.
Das Set stellt keine Eigenentwicklung dar, sondern beruht auf einem MOC der Baumeisterin Audreyyiii, die in der Bauanleitung jedoch keine Erwähnung findet. Interessant an der ganzen Reihe ist vor allem der Aspekt, dass alle Häuser in ihren Grundzügen in Weiß gehalten sind und viele Akzente über die schwarzen Elemente wie Dächer, Türen, Fenster oder Geländer, gesetzt werden, während die kleinen Dekorationen oder Blumen in vornehmlich Lila und Rosa etwas Farbe ins Spiel bringen. Es dürfte nicht viele Modellhäuser in der Klemmbausteinwelt geben, welche nach dieser Farbgebung gestaltet sind. Dabei sind die Räume teilweise so hoch gebaut, dass die Bauwerke der Reihe auch als Villen angesehen werden können.
Die beiliegende Beleuchtung ist in ihrer Art auch von anderen Herstellern, wie unter anderem Mould King, bekannt und fand bei diesem unter anderem im Botanischen Garten (16019) (Review) Verwendung. Ob die zu klebenden Leuchtstreifen bei dem vorliegenden Modell weniger geduldsaufreibend sind und zudem ein wirkungsvolleres Ambiente schaffen wird ebenfalls der Aufbau zeigen.
Die Anleitung
Die Anleitung für die modulare Villa erinnert in ihrem Aufbau ein wenig an die Sets von Zhe Gao. So bedient sich diese auch dem Prinzip der Reduktion, was bedeutet, dass nur die neuen Teile in ihrer vollen Deckkraft dargestellt werden, bereits Gebautes wird abgeschwächt angezeigt – im vorliegenden Fall, wie bei Zhe Gao, in einem hellen Blau.
Generell ist die Anleitung mit ihren 62 Seiten und 107 Bauschritten verständlich aufgebaut. So werden in den meisten Fällen nicht mehr als vier Bauschritte pro Doppelseite dargestellt, Zwischenschritte lagert Juhang in kleinere separate Kästchen aus – so bleibt alles sehr übersichtlich. Darüber hinaus ist die Teileanzahl, die pro Bauschritt hinzukommt, stets übersichtlich gehalten, mehr als beim dänischen Marktführer sind es dann meistens aber doch. Juhang bietet dem Baumeister zudem viele Hilfestellungen an: So wird bei Fliesen oder größeren Teilen die Größe in Noppen angegeben, was einem eventuellen Verbauen vorbeugt. Weiter zeigen beim Verbauen neuer Steine rote Pfeile genau an, wo diese aufgeklemmt werden sollen, welche Noppen dabei aufeinander gehören wird mit gelben Punkten auf diesen verdeutlicht.
Auch wenn die Druckqualität, beziehungsweise die Auflösung und damit die Feinheit der Darstellung, ruhig etwas höher sein hätte können, können auch kleinere Teile jederzeit gut erkannt werden.
Interessant ist zudem, dass Juhang ein Mindestalter von 12 Jahren für das Set angibt, was vielleicht aber auch mit der Beleuchtung zusammenhängt. Damit schlägt der Hersteller ein wenig aus der Reihe, denn viele chinesische Hersteller geben selbst bei sehr komplexen Modellen immer wieder das schon fast obligatorische Mindestalter von 6 Jahren an. Das ist bei der vorliegenden Serie somit nicht der Fall.
Der Aufbau
Der Aufbau der kleinen Villa beginnt mit dem Legen der Grundmauern und dem Aufbringen der Fliesen auf dem Gehweg. Die zwei Reihen Außenmauern mit einer Noppe Breite sowie die 2 × 2 und 2 × 3 Noppen großen Steine im Inneren sorgen im Anschluss für eine Anhebung des Erdgeschosses. Hier ist es wichtig, die Innensteine richtig anzuordnen, da sonst die später darauf gelegten größeren Plates nicht an allen Ecken aufliegen. Ein wenig mehr Sorgfalt hätten die Entwickler in Bezug auf überlappendes Bauen und damit auch gegenüber der Stabilität walten lassen können. In diesem Segment werden im Grunde über die ganze Länge hinweg gleichgroße Steine aufeinandergesetzt. Das Ganze wird zwar durch die Plates gut zusammengehalten, dennoch wäre ein versetztes Anbringen der elegantere Weg gewesen.
Ist dies vollbracht, werden die kleinen 1 × 1 Fliesen in Weiß und Blau für das kleine WC in und den mit 2 × 2 Noppen größeren, grauen Exemplaren für den restlichen Wohnraum auf der Empore angebracht. Hier muss mit ein wenig Gefühl vorgegangen werden, da sich die Platten aufgrund ihrer Größe schnell etwas durchbiegen können. Es stellt sich an dieser Stelle die Frage, warum diese nicht auch in ihrer Mitte abgesichert wurden.
Viele Fertigelemente
Im nächsten Bauabschnitt werden die ersten Außenwände angebracht, was in den meisten Fällen durch Panels mit einer Höhe von 5 Steineeinheiten und einer Größe von 1 × 2 Noppen realisiert wird. Das nimmt ein wenig den Bauspaß, lässt das Set aber auf der anderen Seite zu einem guten Steinespender werden – solche Fertigteile können immer wieder gebraucht werden. Der Nachteil liegt jedoch in ihrer Wirkung im Inneren: Im Gegensatz zu einer Bauweise mit Steinen fehlt dem Verbauten im Grunde die Außenwand, womit Wände nach innen eingerückt wirken. Das lässt die Räume nur bedingt realistisch erscheinen. Sie wirken damit wie Trockenbauwände, denen eine Rigipsplatte fehlt.
Im weiteren Bauverlauf wird die Küchenzeile mit den ersten Schränken angedeutet und weiter die ersten Fenster eingesetzt, deren Scheiben aufgrund der fehlenden separaten Verpackung jedoch arg ramponiert aussehen. Bis hierhin hat der Baumeister rund eine Stunde mit dem Bauwerk verbracht.
Im dritten Bauabschnitt werden die Küchenzeile weiter ausgebaut und mit türkisenen Fliesen die Arbeitsplatte angedeutet. Auf dieser sollen weiter per Aufkleber die Herdplatte sowie ein Schneidebrett und andere Utensilien aufgeklebt werden. Hier haben die Entwickler jedoch einen großen Fehler gemacht: So sind die Sticker aus weißer und nicht transparenter Folie gefertigt, womit die eigentlichen Grafiken erst aus diesen herausgeschnitten werden müssen – ansonsten werden die Fliesen eben mit weißer Folie überzogen, was wiederum nicht wirklich ansehnlich wirkt. Das gleiche Problem zeigt sich bei dem in der Mitte des Raumes angebrachten Tisch, denn auch hier soll ein Aufkleber aufgebracht werden, der dann aber das aus schwarzen und weißen Dreiecksfliesen entstandene Muster überdecken würde. Aus diesem Grund wurde im vorliegenden Aufbau darauf verzichtet – wie auch auf einige weitere Aufkleber im weiteren Bauverlauf.
Als Nächstes werden die Treppe ins erste Stockwerk eingelassen und die Wände sowie die Fassade in der Front weiter ausgebaut. Dabei wird die linke Wand ebenso aus Panels gefertigt wie die anderen vor ihr. Darüber werden dann wieder normale Steine geklemmt, die gut eine Art Ringanker hätten bilden können, aufgrund des erneut fehlenden versetzten Bauens jedoch deutlich an Stabilität einbüßen. Weiter werden in den nächsten Bauschritten die vorderen zwei Einheiten hohen Fenster eingelassen, welche jedoch im Gegensatz zu ihren Vertretern auf der Rückseite seltsamerweise keine Scheiben beinhalten. Da dies aber genauso in der Anleitung so angegeben ist, kann nicht von Fehlteilen ausgegangen werden.
Viel mit wenig
Gleichzeitig werden kleinere Erker auf beiden Seiten der Türe gebaut, welche für schöne Gestaltungselemente sorgen. Die Verzierungen werden in den nächsten Bauschritten über den Fenstern und Türen weitergeführt. Hier nehmen vor allem die vielen Bögen und runden Formen, wie die Überdachung des großen Fensters, einen erkennbaren Einfluss auf das Erscheinungsbild, wodurch mit wenigen Mitteln eine ansprechende Abwechslung geschaffen wird.
Nachdem auf der oberen Reihe Steine, bei der erneut nicht auf das versetzte Bauen geachtet wurde, mit verschiedenen Fliesen dennoch ein gewisser „Ringanker“ zur Stabilisierung angebracht wurde, werden aus diversen viertelrunden 3 × 3 Plates sowie runden Fliesen die Eingangsstufen zur rechten Tür gebaut. Diese ist am Ende sehr ansehnlich, auch wenn die Stufen selbst recht schmal ausfallen und in der Realität darauf wohl kein Fuß Platz finden würde.
Noch schnell das Geländer der linken Tür angebracht und es kann zur ersten Etage gegangen werden.
Mal so, mal so…
Diese wird ebenfalls über mehrere Abschnitte assembliert und beginnt, wie gewohnt, mit dem Bau des Bodens. Dieser wird, anders als bei vielen Modulars üblich, mit einem Kranz aus Steinen begonnen, auf die Platten geklemmt werden. Auf einen Teil des Bodens werden anschließend, wie vorher auch, graue Fliesen gelegt. Im Gegensatz zu anderen Bauwerken wird aber der Platz unter dem noch zu bauenden Bett ausgespart, was später teilweise auch zu sehen sein wird. Das Schlafgemach ist auch der einzige Teil der Etage, der am Boden glatt und ohne Noppen gehalten wird – das links entstehende, mit einer hohen Decke versehene, Zimmer sowie der Balkon werden ungefliest sein.
Wie bereits bei den Räumen des Erdgeschosses setzt der Hersteller auch hier auf die bereits erwähnten Panels, durch die die Mauern schnell hochgezogen werden. Nach vorne, zwischen der Tür und die links und rechts eingelassenen Fenster, werden darüber hinaus Säulen und Bögen platziert. Das gleiche Prozedere wiederholt sich gleichermaßen, jedoch ohne Fenster und Tür, dafür aber mit einem Geländer, auf dem Balkon, wodurch der Villa-Aspekt des Gebäudes noch einmal verstärkt wird. Um das Zimmer herum wird die Mauer erneut ohne versetztes Bauen weiter gefertigt, womit die Stabilität wie zuvor von den Fliesen herrührt, aber auch nur dann, wenn der Baumeister hier auf die bereits mehrfach beschriebe Bautechnik achtet.
Es werde Licht
Mit dem Bau des linken „Turms“ hält auch die Beleuchtung in das Gebäude Einzug, wobei bei der Anbringung auf die verschiedenen Längen der selbstklebenden Leuchtstreifen geachtet werden muss. Einer dieser Streifen wird unter einer 1 × 10 Noppen langen Plate angebracht, welche quer über das Zimmer gelegt wird und dieses somit komplett ausleuchtet. Nachdem das Dach gefertigt ist, wird noch ein langer Streifen unter dem 1 × 16 Noppen messenden Stein unter dem Boden der Etage geklebt, der damit das Erdgeschoss mit Licht versorgt. Anschließend geht es zum Dachgeschoss, welches den Wintergarten beherbergt.
Dieser ist recht schnell gefertigt. Zunächst werden, wie bei den vorherigen Segmenten, der Boden gelegt und anschließend Fenster, Türen und Wandelemente aufgesetzt. Im Gegensatz zum darunter liegenden Stockwerk ist die nun gebaute Etage überhaupt nicht mehr gefliest, daher geht der generelle Aufbau relativ schnell von der Hand. Probleme gibt es dabei bei den Scheiben der schrägen Fenster, welche sich nur mit einem größeren Kraftaufwand einsetzen ließen und infolgedessen die Ecke einer Scheibe dadurch gesprungen ist.
Nachdem der Gebäudeteil fertiggestellt ist, geht es an die Verzierungen mit lila und rosa Ranken, was dem einen oder anderen Baumeister etwas langweilig sein könnte. Ist das geschafft und sind ebenso weitere Verzierungen wie das Geländer des Balkons angebracht, steht die Verkabelung der Beleuchtung an, welche ebenfalls nicht wenig Geduld abverlangt. Bei dieser laufen zunächst alle Kabel in einem kleinen Verteiler zusammen, bei dem nicht sofort erkennbar ist, wie herum die dünnen Drähte eingesteckt werden müssen. Da das ganze Konstrukt so klein gehalten ist, sei an dieser Stelle eine Pinzette empfohlen.
Die Designer haben bei der Integration im Gebäude ebenso darauf geachtet, die Kabel so gut wie möglich verbergen zu können, was im Schlafzimmer darunter jedoch nicht so ganz gelingt. Alle Kabel laufen anschließend in dem kleinen Raum neben dem Wintergarten zusammen, in dem auch die kleine Batterie-Box Platz findet. Über die abnehmbare Deckenplatte ist ein leichter Zugriff möglich, womit die Beleuchtung schnell ein- und wieder ausgeschaltet werden kann. Diese selbst sorgt für ein warmes und harmonisches Licht, welches über die zahlreichen Fenster aus jedem Raum nach außen strahlt und das seine Wirkung nicht verfehlt. Dadurch passt das Modell in dieser Hinsicht gut zur jetzt so langsam wieder beginnenden dunkleren Jahreszeit.
Als letzte Amtshandlung werden noch die Figuren samt ihrer Dreingaben wie ein Roller zusammengebaut, welche dann doch sehr an die des dänischen Marktführers erinnern. Über den deutschen Einzelhandel dürfte das Set in dieser Form sicherlich nicht angeboten werden. Ist das geschafft, ist die 25,5 cm breite, 21 cm tiefe und rund 33 cm hohe Villa nach rund 6 Stunden Bauzeit bereit für den ersten Bezug.
Qualität der Steine
Die Steinequalität fällt beim vorliegenden Set gemischt aus. Die Klemmkraft ist sehr gut, teilweise aber auch etwas zu hoch – die Steine müssen nicht selten mit einem höheren als dem gewohnten Kraftaufwand aufeinander gedrückt werden. Unterschiedlich fällt dagegen die Oberflächenbeschaffenheit der Teile aus: So weisen vor allem die dunkelgrauen Fliesen deutlich sichtbare Abschürfungen auf, die weißen Exemplare sind dagegen in Ordnung. Das eine oder andere Mal sind auch dunkle Streifen oder Punkte auf den weißen Steinen zu finden, die sich in den meisten Fällen aber leicht entfernen lassen.
Weniger erfreulich wirken dagegen die Scheiben, die den Eindruck vermitteln, als wenn sie bereits seit längerem in der berühmten „Grabbelkiste“ gelegen hätten. Von kleinen Kratzern zu sprechen wäre in diesem Fall weit untertrieben. Hier muss Juhang deutlich zulegen.
Auch bei den Aufklebern hat der Hersteller nur wenig Sorgfalt walten lassen und die grafischen Einheiten auf eine ebenfalls weiße Folie aufgedruckt. Das Problem dabei ist aber, dass die meisten Sticker eben nicht auf weiße, sondern andersfarbige Flächen aufgebracht werden sollen. Für zusätzlichen Verdruss sorgt der Umstand, dass die Grafiken nicht gut ausgeschnitten sind, sodass viel weiße Fläche mit aufgeklebt wird. Somit müssten diese separat gestutzt werden, was an vielen Stellen, wenn überhaupt, nur schwer möglich ist.
Fazit
Die Villa von Junhang hinterlässt zunächst gemischte Gefühle, wichtig ist in diesem Zusammenhang aber immer den Preis im Auge zu haben. Für 75 Euro erhält der Baumeister, wie zu Anfang bereits erwähnt, ein Set mit 1.952 Teilen, was erst einmal nicht wenig ist und mit denen sich darüber hinaus am Ende ein 3-dreistöckiges Haus bauen lässt. Dennoch kommt an vielen Ecken und Enden der Verdacht auf, dass vor allem ein günstiger Preis ganz oben im Pflichtenheft stand.
So sind die Räume nicht unbedingt ausschweifend eingerichtet, das große Zimmer im Erdgeschoss, das seltsamerweise über zwei Haustüren in Front verfügt, beherbergt lediglich eine kleine Küchenzeile, einen Tisch mit vier Stühlen, eine kleine Kommode und ein kleines Regal, aber immerhin ein kleines WC unter der Treppe. Mehr zum weniger einladenden Erscheinungsbild tragen jedoch die hohen Panels bei, denen im Grunde eine Außenseite fehlt. Mit dieser hätten die Elemente wie eine normale Wand gewirkt, in der genutzten Variante sehen die Teile jedoch wie „nach innen versetzt“ aus und wirken daher eher wie eine Wellblechwand. Hier hätte das Innenleben so schön wie nur möglich eingerichtet sein können, die Wirkung wäre ausgeblieben.
Wurde da nicht was vergessen?
Auch andere Lösungen hinterlassen ein Fragezeichen: So sind die meisten Fenster mit Scheiben versehen, die vier zu einem großen zusammengesetzten kleineren Fenster in Front des Erdgeschosses besitzen jedoch keine Scheiben – alle anderen Fenster dagegen wohl. Diese fehlen jedoch nicht, denn sonst wären sie zumindest in der Bauanleitung angezeigt worden, was aber nicht der Fall ist. Darüber hinaus ist es ebenso seltsam, dass Teile des Hauses, wie das Erdgeschoss und das Schlafzimmer, gefliest sind, andere Bereiche, wie der große Aufenthaltsraum im ersten Stock oder der Balkon, aber wiederum nicht.
Die Bautechniken verwundern teilweise ebenso. So werden viele der Steine gleichermaßen übereinandergesetzt, ohne auf ein versetztes Bauen zu achten. Das passiert immer wieder und sorgt für weniger Stabilität. Hier hätte dem an vielen Stellen entgegengewirkt werden können, teilweise werden einzelne Wandsegmente nur durch die den Ringanker bildenden oberen Fliesen gehalten. Das hätte definitiv anders gelöst werden können, denn so sorgt diese Unachtsamkeit an einigen Stellen zusätzlich für deutlich erkennbare Spalten.
Die integrierte Beleuchtung weiß dagegen zu gefallen und sorgt für ein nicht zu helles sowie warmes Licht aus jedem Raum – was besonders in der jetzt beginnenden Jahreszeit für ein gemütliches Ambiente am Abend sorgt. Im Gegensatz zu anderen Modellen ist der Schalter zum Ein- und Ausschalten relativ leicht zu erreichen.
Die Bauanleitung macht ebenfalls keine Schwierigkeiten. Diese ist gut verständlich aufgebaut und dürfte für die angegebene Altersgruppe ab 12 Jahren kein Problem darstellen.
Preis zeigt sich bei der Qualität
Die Teilequalität fällt dagegen wiederum unterschiedlich aus, die Steine selbst sind weitestgehend in Ordnung, weisen nur hier und da schwarze Punkte oder Flecken auf, die jedoch meist leicht entfernt werden können. Aber gerade die dunklen Fliesen sehen teilweise arg abgenutzt aus, gleiches muss auch von den Scheiben geschrieben werden. Die Klemmkraft ist dagegen gut und an manchen Stellen sogar etwas zu hoch. Ebenfalls weniger optimal sind die Aufkleber gelöst. Dass Prints zu solch einem Preis nur schwerlich erwartet werden können, sollte klar sein. Aber es wäre weitaus besser gewesen, die Darstellungen auf eine transparente Folie zu drucken – weiße Umrandungen machen sich bei Aufklebern auf andersfarbigen Untergründen nicht wirklich gut. Auch hier ist dies schade, da die Aufdrucke der Aufkleber ansonsten eine gute Qualität aufweisen.
An dieser Stelle sei jedoch erneut der Preis mit ins Spiel gebracht. Die genannten Kritikpunkte sind in anderen Modular-Sets meist nicht vorhanden, dafür liegen diese preislich auch eine kleine Ecke höher. Das Problem ist jedoch, dass beide Welten nur schlecht zusammenpassen: Auch wenn das Innere, wie bereits angemerkt, nicht unbedingt ausschweifend eingerichtet ist, haben die Designer zumindest für ein grundlegendes Interieur und auch für einen modularen Aufbau gesorgt, womit die einzelnen Stockwerke abnehmbar sind. Der Blick ins Innere ist also bewusst ermöglicht worden – warum wird der Aus- oder vielmehr Einblick dann so zerstört? Das ist, wie bereits geschrieben, sehr schade, da das Modell von der äußeren Gestaltung mit seinen Bögen und runden Formen her durchaus zu überzeugen vermag. So würde sich die Villa in einem Stadtbild sehr gut machen und könnte dabei im Grunde auf die Inneneinrichtung verzichten – ähnlich einem Potemkinschen Dorf. Lediglich die Beleuchtung könnte dabei Aufschluss über das fehlende Innere geben. Durch die weiße Gestaltung mit den Blumen als Farbakzente würde die Villa von ihrer Erscheinung her aber jedes Stadtbild deutlich aufwerten, denn viele Modulars in dieser Art und in Weiß gibt es eben nicht. Wer die großen Panels für seine Steinesammlung brauchen kann, könnte diese im Modell auch gegen „normale“ Steine austauschen und die Segmente für eigene Modelle nutzen statt diese separat kaufen zu müssen.
Anmerkung zum Review
Das Garden Street Modular (86014) von Juhang wurde Just Bricks freundlicherweise von Barweer für diesen Review kostenlos zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme auf den Artikel fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand ebenfalls nicht.
>> Die Villa von Juhang bei Barweer
Juhang 86014 – Garden Street Modular – Slideshow
Juhang 86014 - Garden Street Modular
- äußerlich schönes Modell
- Beleuchtung
- leicht verständliche Bauanleitung
- großes Modell für wenig Geld
- einige Fliesen wirken verschlissen
- Fenster arg zerkratzt
- viele Panels werden als Wände verwendet