Neben aktuellen Lizenzmodellen von Maserati und Skoda erfreuen sich auch ältere Fahrzeuge aus dem damals noch sozialistischen Polen und der ehemaligen DDR von COBI bei Noppenfreunden einer großen Beliebtheit. So auch bei dem vorliegenden Modell des Trabant 601, bei dem der Hersteller mit dem Wohnwagen ganz tief in der Nostalgie-Truhe wühlt.
Das Auto
Der Trabant 601 stellte gleichzeitig das dritte wie auch das meistgebaute Modell der Fahrzeugreihe in der DDR dar, welcher unter der Typenbezeichnung P601 zwischen 1964 und 1990 bei den Sachsenring Automobilwerken Zwickau vom Band lief. Angetrieben wurde das Vehikel von einem Zweitakt-Ottomotor, welcher 17 KW (23 PS), ab 1968 19 KW (26 PS), leistete und diesen auf bis zu 100 Km/h beschleunigte. Im Jahr 1988, also kurz vor seiner Einstellung, betrug die Wartezeit auf einen Trabant 601 rund 15 Jahre, wobei dieser knapp über 8.000 Mark kosten sollte – Modelle ohne Wartezeit wurden unter der Hand für bis zu 20.000 Mark gehandelt.
Durch eine Lizenzvereinbarung mit VW im Jahre 1984 sollte der Trabant mit einem Viertaktmotor versehen werden, dieses Modell kam jedoch erst nach der Wende und damit zu spät auf den Markt.
Das Modell
Das Set des Trabant 601 samt Caravan ist wie alle anderen Youngtimer-Modelle im Maßstab 1:35 gefertigt. Im Gegensatz zu vielen alten polnischen Autos wurde das Modell des Trabants wie bereits das des Fiat 126p (LINK) in einer Breite von fünf Noppen realisiert. Für knapp über 20 Euro erhalten Modellbauer 218 Teile, welche in sieben unnummerierten Tüten verpackt sind. Für einen unkomplizierten Bauvorgang sollten diese somit zunächst sortiert werden, was bei der Teileanzahl rund 15 Minuten in Anspruch nimmt.
ImVergleich zu den Steinen des dänischen Marktführers fällt direkt auf, dass diese etwas mehr glänzen, was ihnen jedoch ebenso ein etwas unnatürlicheres Erscheinungsbild verleiht. Dies lässt sich jedoch schnell mit der Gewohnheit bezüglich der Steine des Marktführers erklären. Im Gegensatz dazu erstrahlen die weißen Bauteile deutlich kräftiger und heller, im Gegensatz zu den LEGO-Farben kann hier im Vergleich schon von einem „Alpin-Weiß“ gesprochen werden. Bis auf die schwarzen Steine greift COBI jedoch wie gewohnt auf eigene Farben zurück.
Darüber hinaus enthält das Modell neun bedruckte Teile sowie zwei Aufkleber, die es aber, so viel seit bereits verraten, in sich haben.
Der Aufbau
Der Zusammenbau erfolgt in zwei Abschnitten, zunächst der Caravan, danach der Trabant. Die Anleitung ist dabei wie von COBI üblich sehr leicht zu verstehen, bei den weißen Teilen des Wohnwagens muss bei den ausgegrauten im letzten Schritt gebauten Teilen jedoch genau hingeschaut werden, um an manchen Stellen nicht die Orientierung zu verlieren.
Beim Caravan haben die Designer erneut ihr Können bewiesen, wobei gleichzeitig auf viele Teile zur Umkehrung der Baurichtung zurückgegriffen wurde, um die Rundungen des Caravans so getreu wie möglich umsetzen zu können. Dabei stellt sich erneut die Frage, warum LEGO solche Teile nicht einführt und seinen Fans dadurch ebenfalls viele neue Möglichkeiten bietet.
Die Anforderung an das Können des Modellbauers hält sich dabei in Grenzen, das mit sechs Jahren angegebene Mindestalter ist im Gegensatz zu anderen Herstellern an den meisten Stellen nicht zu optimistisch gewählt. Dies soll dabei jedoch nicht negativ gewertet werden, denn trotz der geringen Hürden können gerade Neulinge die eine oder andere interessante Bautechnik erlernen.
Kurzweiliger Bauspaß
Nach rund 50 Minuten ist der Wohnwagen fertig zum Bezug, es folgt der Trabant. Wer bereits Fahrzeugmodelle von COBI gebaut hat, wird sich auch bei diesem schnell zu Hause fühlen und viele Bauschritte wiedererkennen. So zieht sich das Niveau des Caravans auch beim Trabant weiter fort. Wie bei anderen Modellen setzt COBI bei Front und beim Heck auf Fertigteile, diese könnten mit fünf Noppen Breite ansonsten nicht so akkurat umgesetzt werden. Weniger erfreulich sind die beiden Aufkleber, welche an die seitlichen Fenster aufgebracht werden müssen. Bei diesen sollte es tunlichst vermieden werden, den Innenteil (also die Fensterabbildung) mit den Fingern zu berühren, da ansonsten hässliche und deutlich sichtbare Fingerabdrücke zurückbleiben.
Hier ist auch der einzige Kritikpunkt am Mindestalter zu finden, sechsjährige dürften mit dem Aufbringen arg überfordert sein. Dabei hätte COBI auf eine Print-Lösung setzen sollen, auch wenn es das Modell am Ende ein paar Cent teurer gemacht hätte.
Nach nicht einmal 25 Minuten ist der Trabant dann auch fertiggestellt.
Qualität des Modells
Das Gespann aus Trabant 601 und Caravan eignet sich sowohl als Spiele- wie auch als Ausstellungsmodell. Gerade der Wohnwagen ist formschön anzuschauen, das Interieur ist mit zwei Decken und einem Kopfkissen sowie einem kleinen Tisch nur angedeutet, es muss jedoch der durch die Noppen zugrunde gelegte Raster berücksichtigt werden. Ebenfalls gut getroffen ist der Trabant, dies hatte COBI bereits bei anderen Modellen unter Beweis gestellt.
Dennoch: Wo es Licht ist, gibt es auch Schatten. So kann bei dem Modell über zwei Schwachstellen nicht hinweggetäuscht werden: Zum einen löst sich die nur an zwei Noppen befestigte Tür sehr schnell, zum anderen ist der Wohnwagen unglücklich gewichtet, sodass dieser, wenn er alleine steht, schnell hinten kippt. Dies lässt sich jedoch schnell beheben, indem unter der Abdeckung im vorderen Bereich ein paar Plates angebracht werden. Darüber hinaus könnten die Spaltmaße bei beiden Modellen etwas besser sein, gerade beim Caravan fallen diese aufgrund der vielen Einzelteile deutlich auf. Ebenso sollte auf die Gusspunkte geachtet werden, welche sich jedoch nicht immer verbergen lassen.
Alles in allem ist der Trabant 601 + Caravan jedoch jeden Cent seines Preises wert, welcher zudem einen tollen Bau- und Spielspaß bietet.
1 Kommentare
Oli
1. Wird die Anhängerkupplung (dem Aufbauschema folgend) eine Reihe weiter in Richtung Front angebracht, so stimmt die Proportion absolut.
2. Die Seitenfenster des Wohnwagens sind nun auch als Print-Steine ausgeführt – eine lästige Anbringung von Aufklebern entfällt von daher und lässt die Altersempfehlung wieder stimmig dastehen.