Seit ihrer Ankündigung warteten viele Klemmbausteinfreunde schon fast sehnsüchtig auf den Verkaufsstart der von vielen liebevoll „Tante Ju“ genannten Junkers Ju 52/3m. Nach der anfänglichen Euphorie mehrten sich für Cobi ungewohnt viele kritische Stimmen. Auch wenn die Miniaturversion der Ju 52/3m zunächst ein schönes Modell darstellt, ist die geäußerte Kritik nicht gänzlich von der Hand zu weisen: Cobi leistet sich gemessen am Verkaufspreis einige deutliche Patzer, die man in der Form vom Hersteller nicht kennt.
Das Original
Der Geburt der Flugzeuglegende Ju 52/3m im Jahre 1932 ging die Ju 52/1m voraus. Zu dieser Zeit sollte in der Junkers Flugzeugwerk AG ein einmotoriges (daher die Bezeichnung 1m) Transportflugzeug entwickelt werden, das auch in Gegenden mit schlechter Infrastruktur und somit kurzen Start- und Landebahnen große Frachtmengen befördern kann. Gleichzeitig musste die Konzeption ebenso militärische Belange wie auch eine leichte Wartbarkeit berücksichtigen. Die Planung sah neben der 1m auch eine dreimotorige Variante („3m“) vor, welche jedoch zunächst nicht gebaut werden sollte. Erst nach starker Intervention der Luft Hansa (damals noch getrennt geschrieben) ging auch die erweiterte und stärkere Version in Produktion.
Der Vorteil der 3m, welcher zuletzt der Grundstein für die große Verbreitung sein sollte, besteht vor allem in ihrer Wandlungsfähigkeit: Ohne großen Aufwand konnte aus dem statisch hochbeanspruchbaren Aufbau sowohl ein Passagier-, Transport- oder Militärflugzeug gefertigt werden. Da zu dieser Zeit Passagiermaschinen noch nicht über Druckkabinen verfügten (das erste in Serie gefertigte Passagierflugzeug mit Druckkabine war 1940 die nur zehn Mal gebaute Boeing 307 „Stratoliner“), wurde das Flugzeug für Flüge in entsprechender Höhe mit Sauerstoffmasken für die Passagiere ausgestattet.
Junkers-Doppelflügel als Schlüssel zum Erfolg
Für die für diese Zeit außergewöhnlichen Flugeigenschaften war besonders der ebenfalls von Junkers entwickelte und patentierte Doppelflügel verantwortlich, welcher nicht nur als Auftriebshilfe, sondern ebenso als Querruder verwendet werden konnte. Darüber hinaus verbesserte dieser das Langsamflugverhalten, womit die Ju 52/3m Flugplätze bereits mit geringerer Geschwindigkeit anfliegen konnte und somit kürzere Landebahnen benötigte.
Ihren Erstflug absolvierte die Ju 52/3m am 7. März 1932, die beiden erstgebauten Exemplare (Werknummern 4008 und 4009) wurden kurze Zeit später Bolivien in den Dienst gestellt. Im Mai wurde bei der Deutschen Luft Hansa AG die erste Junkers Ju 52/3m in Betrieb genommen, bis 1944 sollten 185 Exemplare folgen. Insgesamt wurden rund 4.800 Maschinen dieses Typs produziert, über 1.000 weitere unter den Bezeichnungen AAC.1 Touca von SECM-Amiot (Frankreich) und CASA 52 (Spanien) in Lizenz.
Zeit ihres Lebens wurde die Ju 52/3m mit verschiedenen Triebwerken ausgestattet, womit die Leistung von 404 kW (550 PS) bis hin zu 647 kW (880 PS) reichte und die Geschwindigkeiten unterschiedlich ausfielen. Die normale Reisegeschwindigkeit betrug rund 250 km/h bei einer Flughöhe von bis zu 5.900 Metern. Auch die gebauten Varianten waren vielfältig: Neben den reinen Passagier- und Transportmaschinen wurden unter anderem auch Schul-, Wasser- und Sanitätsflugzeug sowie Bomber gefertigt oder als Ju 52/3m MS mit einer Magnetspule zur Räumung von Seeminen versehen.
Ende einer Ära
Als vor allem europäische Fluggesellschaften Ende der 1930er – Anfang der 1940er Jahre damit begannen, ihre Flotte auf die von der Douglas Aircraft Company gebauten DC2 und DC3 umzusteigen, ging die Blütezeit der Ju 52/3m ihrem Ende entgegen. Die Konkurrenten konnten mit lediglich zwei Motoren, Glattblechbeplankung und einziehbarem Fahrwerk und damit weniger Verbrauch deutlich mehr Passagiere auf einmal befördern und somit wirtschaftlicher agieren.
Fliegendes Denkmal
Die mittlerweile außer Dienst gestellte Ju52/3m der Deutschen Lufthansa (Werknummer 5489), zunächst mit der Kennung D-AQUI versehen, ab 1984 als D-CDLH zugelassen, zählte bis zu ihrer Stilllegung im August 2018 als eines der letzten drei flugfähigen Flugzeuge des Typs, die noch vor 1945 in Dessau gebaut wurden und das seinerzeit mit 82 Jahren das älteste noch eingesetzte Verkehrsflugzeug der Welt war. Während ihres Lebens wurden der Maschine zahlreiche Ehren zuteil: Am 30. Oktober 2008 startete diese als letztes Flugzeug vom Flughafen Berlin-Tempelhof, bevor dieser offiziell geschlossen wurde. 2015 wurde die D-AQUI durch das Denkmalschutzamt Hamburg in die Denkmalliste der Stadt eingetragen. Damit wurde erstmals ein Verkehrsflugzeug als bewegliches Denkmal unter Schutz gestellt.
Cobi gibt selbst nicht an, um welche Ju 53/3M es sich bei dem Set handelt – im Katalog wird diese lediglich als „Zivil“ bezeichnet. Aufgrund der Länderzeichen, der blauen Motorverkleidung und der beiden Bilder auf der Verpackungsrückseite ist jedoch davon auszugehen, dass es sich bei dem Modell um eine HB HOP (A-703) oder einer HB-HOT (A-702) und somit um eine der drei ehemaligen Maschinen der Schweizer Luftwaffe handelt. Diese wurden 1981 ausgemustert und anschließend von der Ju-Air übernommen, welche mit den Maschinen regelmäßig Rundflüge veranstaltete. Die HB-HOT verunglückte bei einem Mehrtagesausflug am 4. August 2018 im Kanton Graubünden in der Schweiz. Bei dem Absturz kamen 17 Passagiere, die beiden Piloten sowie eine Flugbegleiterin ums Leben.
Das Modell
Die „Tante Ju“ wird aus 542 Teilen gefertigt und ist hierzulande für knapp über 50 Euro erhältlich, zum Set gehört zudem eine Figur. Bei der Verpackung greift Cobi auf verschwenderische 17 Tüten zurück, womit sich im Durchschnitt nicht einmal 32 Teile in einer der Kunststoffverpackungen befinden. Zur besseren Übersicht ist der Inhalt in zwei Bauabschnitte unterteilt, bei der Teileanzahl und hellgrau als vornehmlicher Farbe sollten jedoch auch die einzelnen Abschnitte vorsortiert werden, was auf dem Bautisch ein wenig Platz voraussetzt.
Da der polnische Hersteller bei neueren Modellen nur auf Drucke setzt (entsprechende Modelle sind am Verpackungsaufdruck „Pad Printed“ erkennbar), fehlt der sonst nicht selten übliche Sticker-Bogen. Cobi gibt bei dem Modell, anders als sonst oft üblich, keinen Maßstab an. Im Vergleich zwischen dem fertigen Modell und dem Original kann jedoch von einem groben Verhältnis von 1:47 ausgegangen werden.
Die Bauanleitung
Wie bei vielen der größeren Modelle von Cobi ist die Anleitung im DINA4-Querformat gehalten, was gerade auf kleinen Bautischen ein Platzproblem darstellen kann. Auf insgesamt 48 Seiten werden 89 Bauschritte in verständlicher Form abgebildet, was vor allem Anfängern zugutekommt. Zur besseren Orientierung hält die Anleitung bei einigen (aber nicht allen) Auflistungen der für den Abschnitt benötigten Steine Umrisse in Originalgröße bereit. Das System hinter der Auswahl ist jedoch nicht erkennbar – an anderen Stellen, wo gleiche Größenangaben ebenfalls Sinn ergeben würden, fehlen diese. Darüber hinaus sind die Proportionen der Steine zueinander nicht immer im realen Verhältnis abgebildet, womit gerade Neulinge nicht selten zu den falschen Teilen greifen könnten – vor allem deswegen, weil Cobi – anders als Lego – auch bei größeren Teile auf ungerade Noppenzahlen setzt.
Die Komplexität des Bauwerkes und somit auch der Anleitung hält sich in Grenzen, Cobi gibt für das Set ein Mindestalter von 8 Jahren an, was generell eine gute Wahl darstellt. Ob sich die Nachwuchsbaumeister für ein solches Modell am Ende jedoch überhaupt interessieren werden steht auf einem anderen Blatt.
Der Aufbau
Der Zusammenbau der altehrwürdigen Tante Ju in der zivilen Variante beginnt bei den Flügeln, welche in den ersten 21 Bauabschnitten gefertigt werden und die gleiche Farbe wie der Rest des Modells aufweisen – ein helles Grau. Bereits im halb gebauten Zustand wird durch diese das Ausmaß des später 61 cm breiten, 40,5 cm langen und 12,5 cm hohen Modells deutlich. Direkt zu Anfang ist jedoch eine hohe Konzentration gefordert, um die vielen Plates an den richtigen Positionen anzubringen – was auch für die 8 x 9 Noppen große Grundplatte gilt, mit welcher die Grundlage eines jeden Flügels gelegt wird. Die dreilagigen Tragflächen weisen eine hohe Stabilität auf, lediglich die eine oder andere Schräge könnte sich bei Stößen lösen. Während die Oberfläche wie gewohnt mit Fliesen bestückt wird, bleiben die normalen Plates von unten erneut sichtbar – hier sollte Cobi vielleicht auch einmal über eine Lösung nachdenken, denn an einer Decke aufgehangen würde das fertige Modell so einen weniger schönen Anblick bieten.
Die beweglichen Querruder sind nicht wie bei einigen anderen Herstellern in eine Richtung gefertigt und bräuchten somit für die Anbringung am anderen Flügel einfach umgedreht zu werden, sondern werden bei Cobi separat gefertigt – erkennbar an den drei hellen Punkten auf der Unterseite. Unter den Flügeln kommt dann recht schnell eine Spezialität von Cobi zum Einsatz – die Umkehrung der Baurichtung, mit der ein Teil des Triebwerks gebaut wird. Später werden beide Flügel über die ersten Teile des Rumpfes zusammengefügt.
Pilotenkanzel nicht Maßstabgetreu
Ab Bauschritt 22 geht es an die Fertigung des Cockpits, welches aufgrund des Noppenrasters und des Umstands, dass die Figur in diesem Platz finden soll, nicht dem Original entspricht. Nicht einmal das Steuer des Modells ist der originalen Ju 52 nachempfunden, Instrumente sucht der versierte Baumeister ebenso vergebens. Darüber kann sich die am Cockpit angebrachte Nase leicht lösen, was vor allem später bei der Anbringung des Motors zur Vorsicht mahnt.
Ist der Arbeitsplatz des Piloten fertiggestellt, wird mit dem Rumpf und dem Heck für den nötigen Ausgleich gesorgt. Während beim Mittelteil die diversen Baurichtungen (oben, unten, seitlich) miteinander verschmelzen, wird das Heck lediglich zur Hälfte entgegengesetzt des bisherigen Aufbaus gefertigt. Der Wechsel zur „normalen“ Bauweise mit oben liegenden Noppen erfolgt erst wieder etwas später mit dem Anfügen des Heckleitwerks, welches gleichermaßen in beide Richtungen zusammengesetzt wird. Hier berichten verschiedene Käufer von weniger stabil sitzenden Höhen- und Seitenruder – im hiesigen Aufbau konnte dieses Verhalten jedoch nicht beobachtet werden.
Im weiteren Verlauf zeigt sich schnell, dass Cobi den Rumpf der Ju 52 aus verschiedenen einzelnen Teilen baut und nicht wie unter anderem bei der C-47 Skytrain (5702) (Review) oder der Boeing 777x (26602) (Review) auf viele Fertigteile zurückgreift. Dieser ist vor allem an den Flügeln sehr massiv gefertigt. Darin dürfte auch der Grund zu finden sein, warum Cobi den Aufbau in dieser Form mit bedruckten Fliesen präferiert und nicht mit den von vielen Klemmsteinbauern gewünschten Steinefenstern: Bei dieser Lösung hätte auch das Innere des Rumpfes komplett anders gefertigt werden müssen, da die Fenster den Blick auf den gesamten Innenteil freigegeben hätten. Der genannte Bereich hätte aber nur schwer anders gefertigt werden können, da dieser fast für die komplette Stabilität des Modells verantwortlich ist. Darüber hinaus hätten bei einer Breite im Inneren von gerade mal vier Noppen nicht die zwei Sitzplätze pro Reihe samt Mittelgang des Originals Platz gefunden. Darüber hinaus tragen die seitlichen bedruckten Fliesen ebenso ihren Teil zum Zusammenhalt bei, dies wird vor allem durch die Spannung beim Anbringen deutlich. Als recht instabil erweist sich der Griff der Ladetür auf der linken Seite. Dieser wird lediglich von einer innen liegenden inversen 3×2-Fliese gehalten – einmal auf oder zu gemacht, schon löst sich das Konstrukt. Zudem hätte dieser etwas filigraner gefertigt sein können.
Manche Verkleidung sitzt recht locker
Für etwas mehr Stabilität hätte Cobi dagegen bei der Verkleidung des hinteren Teils der Ju 52 sorgen können, welche lediglich auf einer Reihe von 10 Noppen aufliegt. Die darüber gesetzten abgerundeten und nach hinten enger zulaufenden Seitenteile liegen sogar zu Anfang nur auf drei Noppen auf, was für einen deutlich sichtbaren Spalt an den glatten Stellen sorgt.
Ist das Heck geschafft geht es zur Fertigstellung des Frontbereiches, welcher ebenso eine weniger positive Überraschung bereithält: Das Cockpit besitzt keine Scheibe! Dass eine Klarsichtabdeckung, welche von innen in das Fertigteil gedrückt wird, etwas kostspieliger ist als es normale Teile sind, dürfte klar sein. Bei einem Verkaufspreis des Sets von um die 50 Euro kann das jedoch erwartet werden. Diese „Blöße“ würde sich nicht einmal Lego geben – und beim dänischen Marktführer wird bereits seit längerem an allen Ecken und Enden gespart. Durch diese Umsetzung erhält das Modell zudem einen eher unfertigen Eindruck.
Geduld ist gefragt, wenn der mittlere Motor am Cockpit angebracht wird. Da dieser aufgrund der hohen Spannung so fest an den vorderen Teil gedrückt werden muss, lösen sich immer wieder die unten schräg zulaufenden Teile. Ist dies endlich geschafft müssen noch die Motoren an die Flügel angesetzt werden, bevor es dann mit dem Fahrgestell nach nicht ganz drei Stunden Bauzeit langsam auf die Zielgerade geht.
Fahrgestell kann Modell gerade so halten
Beim Fahrwerk hätte sich Cobi besser genauer an das Original gehalten: So besitzt die große Ju 52 nicht wie im Modell umgesetzt zwei, sondern drei Streben am Fahrgestell. Diese sind in einer Art Dreieck angeordnet, wobei die im Modell nicht vorhandenen äußeren Streben wie eine Art Stoßdämpfer zu fungieren scheinen. Eine entsprechende originalgetreuere Umsetzung hätte dem Modell zu deutlich mehr Stabilität verholfen. So wird eher der Eindruck vermittelt, dass die Umsetzung so gerade noch das Gewicht des Modells tragen kann. Es bleibt also abzuwarten, ob sich der Kunststoff unter dem Gewicht in den Jahren nicht durchbiegen wird. Die Räder sind zudem sehr schwergängig, was bei einem Vitrinen-Modell jedoch zu vernachlässigen ist.
Als letzte Amtshandlung wird die Antenne auf den Rumpf gesetzt, zudem soll laut Anleitung zwischen dieser und dem Seitenruder eine Schnur gespannt werden. Neben der Tatsache, dass der Hersteller selbst für den Faden zu knauserig war, ergibt sich noch ein anderes Problem: Da die Antenne lediglich in einer 2×2-Platte mit mittigem Loch gesteckt wird, kann die nötige Spannung erst gar nicht aufgebaut werden, ohne dass sich der Stab wieder löst.
Qualität der Steine
In diversen Forenbeiträgen wird über eine geringe Klemmkraft bei den vorhandenen Steinen geschrieben – dieser Eindruck kann nicht bestätigt werden, im Gegenteil: Cobi liefert hier sowohl in diesem Bereich wie auch bei der Farbgleichheit die bekannte gute Qualität, lediglich an der Cockpit-Abdeckung ist eine Verunreinigung zu erkennen. Dagegen hat sich das Problem mit den Gusspunkten etwas entspannt, auch wenn diese noch nicht überall an geeigneteren Stellen angebracht sind. Weniger schön sind dagegen die unterschiedlichen Spaltmaße der Fliesen, welche besonders auf den Flügeln deutlich werden. Hier scheint Cobi nach wie vor Probleme in der Fertigung zu haben.
Die 13 Prints sind weitestgehend ebenfalls von guter Qualität, lediglich ein Kreuz besitzt einen unschönen Streifen. Darüber hinaus scheint es so, als wenn Cobi bei den Staatssysmbolen ein wenig Farbe sparen wollte, so sind die beiden Kreuze auf den Tragflächen wie auch das am Heckleitwerk nur ausgespart und nicht in Weiß gedruckt – obwohl dies durch das Schweizer Wappenschutzgesetz vorgeschrieben wird:
„Das Schweizerkreuz ist ein im roten Feld aufrechtes, freistehendes weisses Kreuz, dessen unter sich gleiche Arme je einen Sechstel länger als breit sind.“
Bei der Ju 52/3m ist jedoch das Grau der Steine zu sehen, beim Original hingegen an der gleichen Stelle deutlich das Weiß. Auch das Seitenverhältnis stimmt nicht mit dem Original überein – auf dem Modell sind die Arme auf den Flügeln sowohl 5 mm lang wie breit. Das mag jetzt nach Haarspalterei klingen – aber genau diese Detailverliebtheit ist es, die Cobi sonst so auszeichnet.
Weiter stellt sich die Frage, warum der polnische Hersteller die Aufhängung der Tür mit einem Teil des Fensters auf einen rauhen Stein gedruckt hat, während alle anderen Teile glatt gegossen wurden. Damit wirkt dieses Segment eher wie ein Fremdkörper und fällt sofort auf.
Fazit
Dass sich einige Klemmbausteinfreunde in den ersten Kommentaren zum Modell der Junkers Ju 52/3m enttäuscht von der Umsetzung zeigten, kann an manchen Stellen nachvollzogen werden, denn Cobi zeigt bei diesem einige Schwächen und lässt dagegen viele Möglichkeiten ungenutzt. Aber der Reihe nach…
Die Anleitung ist wie von Cobi gewohnt gut aufgebaut und leicht verständlich. Lediglich die Proportionen der in der Übersicht aufgelisteten Teile zueinander bedürfte einiger Verbesserungen, so wirken kleinere Steine nicht selten größer als die real größeren Vertreter, was gerade Neulinge etwas irritieren könnte. An der Steinequalität gibt es ebenfalls nichts auszusetzen, gleiches gilt für die Farbgleichheit. Dass Cobi viele neuere Modelle ohne Aufkleber und nur mit Prints ausliefert, wirkt sich bei der Ju 52 positiv aus – bewahrt es den Baumeister doch vor nervenaufreibenden Klebeorgien, welche bereits von anderen Flugzeugmodellen bekannt sind. Unschön sind dagegen leichte Verunreinigungen an der Cockpitabdeckung sowie an einer der Motorverkleidungen.
Stirnrunzeln über die Farbgestaltung,…
Unerklärlich ist dagegen, dass das Modell aus hellgrauen Teilen zusammengesetzt wird, während das Original den meisten vor allem in Silber-Schwarz in Erinnerung geblieben ist – wie das dem Modell vermeintlich zugrunde liegende Original. Dass die wellblechgeformte Hülle nicht so einfach mit Klemmbausteinen (schon gar nicht zu dem Preis) nachzubilden ist, sollte klar sein, aber zumindest farblich hätte die Umsetzung stimmen müssen. Auffällig sind hierbei zudem die ungleichmäßigen Spaltmaße, welche vor allem auf der Oberseite der Flügel deutlich zutage treten.
Oft kritisiert wurde der Umstand, dass die seitlichen Fenster nur aufgedruckt sind kombiniert mit dem Wunsch nach normalen, durchsichtigen Fenstern. Für einen leeren Rumpf, welcher mit Sitzen hätte gefüllt werden können, müsste das Modell jedoch komplett anders konstruiert werden, da dieser Bereich mit den verbauten Steinen den Kernpunkt für die Stabilität des Ju-Abbildes darstellt. Beides unter einen Hut zu bringen wäre also nicht so einfach gewesen – selbst bei der hohen Klemmkraft, welche die Steine von Cobi aufweisen.
…Kopfschütteln über die fehlende Scheibe
Deutlich stärker fällt jedoch die fehlende Cockpitscheibe ins Gewicht, durch die der vordere Teil des Flugzeuges unfertig wirkt. Dass solch ein Formteil den Preis des Sets vielleicht ein wenig höher hätte ausfallen lassen, hätte sicherlich jeder Baumeister gerne für das schönere Aussehen in Kauf genommen. Doch auch an der inneren Gestaltung muss Kritik geübt werden. Es ist unverständlich, warum Cobi auch bei vom Maßstab her weniger geeigneten Modellen fast schon krampfhaft eine Figur einsetzen will. Ohne diese hätte das Cockpit deutlich detaillierter umgesetzt werden können, im Modell sind aber nicht einmal Bordinstrumente zu sehen – und das obwohl das Fenster einen guten Blick ins Innere preisgibt.
Die Kritikpunkte machen auch vor dem Fahrwerk nicht halt, bei welchem Cobis Sparsamkeit deutlichen Einfluss auf die Stabilität nimmt, in dem die Entwickler einfach eine wichtige Strebe weggelassen haben. In der umgesetzten Form schaut das Fahrgestell eher nach Sportflugzeug und nicht nach Fluglegende aus.
Daneben sind es jedoch oft Kleinigkeiten, welche Cobi an anderer Stelle bereits besser hinbekommen hat: So sind beim Original die Flügel nach außen verlaufend nach oben leicht angewinkelt angebracht, dies haben die Designer bei der bereits erwähnten Boeing 777x gut umgesetzt, beim Modell der Ju 52 wurde dies dagegen nicht berücksichtigt. Gleiches gilt für die im Original leicht nach außen gedrehten Motoren.
Gemischte Gefühle
Es ist schade, dass Cobi in der Umsetzung an so vielen Punkten gespart hat oder ungenau vorgegangen ist. Über weite Strecken ist das Modell der Ju 52/3m solide, aber viele kleine Unachtsamkeiten summieren sich am Ende, womit das fertige Modell an vielen Stellen nicht die sonst vom polnischen Hersteller gewohnte Qualität und Originaltreue widerspiegelt. Gleiches gilt für den Preis, welcher mit knapp über 50 Euro für die gebotene Umsetzung etwas zu hoch gegriffen ist – selbst für ein Modell mit ausschließlichen Prints. Zum Vergleich: Eine C-47 aus gleichem Hause mit fast identischer Teileanzahl und Aufklebern ist teilweise fast 10 Euro günstiger zu haben und an manchen Stellen dagegen deutlich aufwendiger (zum Beispiel mit einfahrbaren Fahrwerk) umgesetzt. Wer über die genannten Punkte jedoch hinwegsehen kann, wird bei der Ju 52/3m viel Spaß am Aufbau haben.
Anmerkung zum Test
Die Junkers Ju 52/3m (5711) von Cobi wurde Just Bricks freundlicherweise von Die Klemme für den Review zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme auf den Artikel fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand ebenfalls nicht.
Die Junkers Ju 52/3m (5711) von Cobi bei Die Klemme
Cobi 5711 – Junkers Ju 52/3m im Review – Slideshow
Cobi 5711 - Junkers Ju 52/3m im Review
- gute Steinequalität
- gute Anleitung
- schöner Bauspaß
- keine Aufkleber, nur Prints
- keine Cockpitscheibe
- Cockpit ohne Details
- Farbe entspricht nicht Original
- Fahrwerk nicht originalgetreu und wenig stabil
- Griff an Ladetür sehr grob gefertigt und löst sich immer wieder
- Preis für Gebotenes im Vergleich zu anderen Flugzeugen von Cobi zu hoch