Die Brauerei mit Wirtshaus stellt ein interessantes Modell dar, besonders wenn der Baumeister Mittelalter- oder Fantasy-Szenarien mag. Die weniger optimal umgesetzte Bauanleitung und die ohne Vermerk ausgetauschten Teile erschweren den Zusammenbau jedoch unnötig.
Das Modell
Die Brauerei mit Wirtshaus von Ausini ist bei einschlägigen Klemmbausteinhändlern und im weiteren Online-Handel für rund 25 Euro zu erstehen. Oftmals wird das Set auch ohne den Herstellernamen und einfach als „City Bausteine Brauerei mit Wirtshaus“ beworben. Interessant ist dabei auch, dass der Hersteller nur auf der Verpackung angegeben wird, jedoch nicht auf der Anleitung.
Das Modell, bei welchem Ausini ein Mindestalter von 6 Jahren angibt, beinhaltet 453 Teile, welche unsortiert in insgesamt 5 Tüten verpackt sind, zwei Minifiguren und einen Bogen mit den benötigten Aufklebern.
Die Anleitung
Die Anleitung ist der Zielgruppe entsprechend einfach gehalten und leicht zu verstehen, reicht in Sachen Druckqualität jedoch nicht an die der bekannten Hersteller wie Cobi, Wange oder Qman heran. Im Querformat gehalten besitzt diese die Größe eines DIN-A4-Blattes und umfasst 28 Seiten, welche insgesamt 53 Bauschritte führen. Von zwei Seiten einmal abgesehen werden somit nie mehr als zwei Bauschritte pro Blatt aufgezeigt, daher sollten Kinder mit der Umsetzung gut zurechtkommen. Die benötigten Bauteile werden in einem Fenster angezeigt, bei größeren Steinen auch mit Größenangaben.
Zum besseren Verständnis wird bei den gezeigten Bauschritten auf das auch von anderen Herstellern bekannte Prinzip der Reduktion gesetzt, bei dem nur neue Teile in ihren jeweiligen Farben, bereits verbautes dagegen Hellgrau angezeigt wird. Die Anzahl der verbauten Teile pro Bauschritt hält sich ebenso kindgerecht in Grenzen, nur an wenigen Stellen werden mehr als 10 Teile verbaut.
Die Farben sind dabei nicht immer gut zuzuordnen und weichen deutlich von denen auf den Steinen ab. So sieht das Braun im Modell in der Anleitung eher nach einem dunklem Rot aus. Ebenso hätten manche Konturen etwas deutlicher abgebildet werden können: Unter anderem sind die einzelnen blauen Steine des Daches in der Anleitung nicht immer voneinander zu unterscheiden, aber auch die in ihrer Darstellung ausgegrauten Steine sind an manchen Stellen nur schwer zu erkennen. Das könnte besonders für Kinder ein Problem darstellen.
Ein Problem stellen zudem die bedruckten oder mit Aufklebern versehenen Teile dar, welche in der Anleitung nicht als solche deklariert sind. Wo also ein Sticker oder ein bedrucktes Teil Verwendung findet, wird am Ende nur durch die Produktbilder oder das Ausschlussverfahren ersichtlich.
Der Aufbau
Der Aufbau der Brauerei sollte für ein wenig geübte Baumeister in rund einer Stunde erledigt sein, Kinder könnten etwas länger brauchen – nicht zuletzt auch durch die beschriebenen Probleme der Anleitung.
Die 26 × 20 Noppen große Basis wird aus mehreren grünen Plates zusammengesetzt und durch darunter angebrachte 2 × 6 und 2 × 10 Noppen große Bricks sowohl stabilisiert wie auch um eine Steinhöhe angehoben. Der eigentliche Bau beginnt dann mit dem Anbringen erster Plates, bei denen eine andere Reihenfolge vor allem für Kinder einfacher gewesen wäre: Zuerst wird die Grundlage für den Braukessel gelegt, welche vier und fünf Noppen vom oberen und linken Rand entfernt sind. Danach wird eine 2 × 2-Plate gelegt, welche wiederum drei und zwei Noppen von den jeweiligen Rändern entfernt angebracht wird. Andersherum wäre der Baubeginn für Kinder deutlich einfacher gewesen und hätte die Bestimmung der Position der folgenden Steine auf der Basis-Platte deutlich vereinfacht.
Direkt im vierten Bauschritt kommt erste Verwirrung auf, welche im weiteren Verlauf nicht die letzte sein wird: So soll ein Busch oben links in die Ecke gesetzt werden – im Set befindet sich jedoch nur ein Baum. Etwas Ähnliches widerfährt dem Baumeister später, wenn an beiden Seiten des Einganges jeweils rote und gelbe Tulpen angebracht werden sollen – das Set aber nur rote enthält und in Gelb nur andere Blumen vorliegen. Es scheint als hätte der Hersteller ein paar Teile austauschen müssen, die Kosten für eine abgeänderte Anleitung aber gescheut.
Als nächstes wird das Fundament des Hauses in einer Größe von 8 × 7 Noppen gelegt und dieses mit darüber gelegten größeren Platten in den Maßen 4 × 10, 2 × 10 und 1 × 10 Noppen verbreitert, was dem Haus später noch einmal ein unförmigeres Aussehen verleihen wird.
Die weitere nächste Zeit wir fleißig vor sich hingebaut, wobei der Laternenpfahl, der zu oberst auch ein Fass tragen soll, ein wenig die Geduld strapaziert: So ist dieser mit gerade einer Noppe Breite sehr fragil gefertigt und wird während des Bauvorganges mehr als einmal umgestoßen. Es empfiehlt sich, diesen, entgegen der Anleitung, erst zum Schluss zu bauen.
Bei der zweiten Etage kommen dann die ersten bedruckten Fliesen zum Einsatz. Obwohl in der Anleitung nicht als solche angegeben, dürfte der Baumeister diese zumindest nach dem Ausschlussverfahren als die richtigen Steine deuten: Andere Fliesen sind ab dem Zeitpunkt nicht mehr im Set vorhanden. Dennoch hätte Ausini den Umstand in der Anleitung erwähnen müssen, direkt ist der Druck nur über die Produktbilder auf der Anleitung oder der Verpackung zu erkennen.
Ab diesem Zeitpunkt verläuft der kurze Rest des Aufbaus dagegen ohne Zwischenfälle.
Qualität der Steine
Die Qualität der Steine ist gut, die Klemmkraft auf einem guten Niveau, sodass Kinder diese leicht stecken sowie auch wieder lösen können und dem Modell eine gute Stabilität verliehen wird. Auch die Farbgleichheit ist weitestgehend zufriedenstellend, lediglich die blauen Dachteile wirken etwas zu sehr abgeschabt und stumpf. Zu den Steinen des dänischen Marktführers weisen die Ausführungen von Ausini jedoch sichtbare Unterschiede auf.
Einige Steine wirken von der Oberfläche her etwas zu glänzend, was ihnen ein sehr künstliches Erscheinungsbild verleiht. Dieser Umstand könnte den einen oder anderen Käufer zu der Annahme verleiten, dass die Steine grundsätzlich eine schlechtere Qualität besitzen– was jedoch nicht der Fall ist. Die Gusspunkte liegen bei einigen Teilen, meist Platten oder Fliesen, etwas ungünstig, lassen sich jedoch in der Regel durch geschicktes Ausrichten gut kaschieren.
Das Set beinhaltet sieben bedruckte Teile in ebenfalls guter Qualität, die Probleme bezüglich der Erkennung beim Bauvorgang wurden bereits thematisiert. Gleiches gilt für die Aufkleber, von denen zwei auf dem Braukessel angebracht werden, der Rest als Dachziegelattrappe auf dem Dach. Auf dieses Vorhaben wurde im Test jedoch verzichtet. Das Modell wirkt auch ohne die Aufkleber und so lassen sich die Dachsteine später ohne Probleme weiterverwenden. Die Aufkleber selbst sind jedoch gut geschützt zusammen mit der großen Basisplatte verpackt, wodurch sie sehr gut geschützt sind.
Die Figuren sorgen dagegen für ein großes Fragezeichen: Der Braumeister mit seinem eckigen Kopf dürfte in seiner Art einigen bereits von anderen Mittelalter- und Farmsets von Ausini bekannt vorkommen – aber was soll die Mädchenfigur im Friends-Stil in diesem Szenario bewirken?
Bei den Figuren weicht das äußerliche Erscheinungsbild zudem ebenfalls von der Verpackung ab: So besitzt der Braumeister, entgegen der Bilder im Set, eine Brille und rote Arme, das Mädchen ein weißes Oberteil, einen orangen Rock sowie gleichfarbige Schuhe, während die Figur auf dem Bild in Gelb und Blau gehalten ist.
Fazit
Von der äußerlichen Gestaltung her sollte es viel mehr Sets wie die vorliegende Brauerei mit Wirtshaus geben, gerade für eher mittelalterliche oder Fantasy-Szenarien – auch wenn die Farm-Serie von Ausini eher in der neueren Zeit angesiedelt sein dürfte. Dennoch könnte das Bauwerk auch leicht eine Alchimistenhütte darstellen. Der Weg zum fertigen Modell verläuft jedoch nicht unbedingt optimal.
Die Steinequalität fällt generell gut aus, die Klemmkraft lässt keinen Grund zur Kritik aufkommen und auch die Farbgleichheit stimmt. Bei der Anleitung hätte sich Ausini jedoch mehr Mühe geben müssen. So sind an einigen Stellen Steine in dunkleren Farben aufgrund der dünnen Konturen schwer voneinander zu unterscheiden und auch die abgebildeten Farben stimmen nicht immer mit denen der Steine überein. Auch dass an keiner Stelle gezeigt wird, wo bedruckte Steine verwendet und Aufkleber aufgebracht werden sollen, ist ein deutlicher Negativpunkt.
Gleiches gilt für den teilweise unterschiedlichen Inhalt: So wird in der Anleitung ein Busch angezeigt, zum Steinesortiment gehört aber ein Baum. Auf beiden Seiten des Eingangs sollen rote und gelbe Tulpen stehen, es sind aber nur rote vorhanden – sowie andere gelbe Blumen. Und auch die Figuren weichen in ihrer Gestaltung von der Vorgabe ab.
Diese sorgen zudem für Verwunderung – selbst wenn man das Szenario in der heutigen Zeit angesiedelt sieht. So könnte der Braumeister äußerlich in verschiedenen Zeitepochen zu Hause sein, aber das Mädchen? Diese erinnert, in ihrer Friends-ähnlichen Gestaltung, eher an einen Südseeurlaub – und passt somit einfach nicht zum restlichen Set. Sollte es sich bei der Brauerei also nicht eher um eine Zeitmaschine handeln, ist die Zusammensetzung – wohlwollend formuliert – eher unglücklich gewählt. Dies wird zudem deutlich, wenn weibliche Figuren aus anderen Sets der Farm-Serie zum Vergleich herangezogen werden.
Das Gebäude als Wirtshaus zu bezeichnen ist zudem ebenso etwas übertrieben, in diesem dürften, aufgrund seiner geringen Größe, wohl kaum viele Gäste Platz finden. Auch wenn dieses von Hinten ebenso eine gute Figur macht, wäre es vielleicht von Vorteil gewesen, dieses an dieser Stelle offenzulassen und damit bespielbar zu machen. Eine Inneneinrichtung ist ebenso wenig vorhanden. Zudem hätte der Mast, welcher die Lampe und ein Fass hält, stabiler konstruiert sein müssen, dieser dürfte sich beim normalen Spielen so oft lösen, dass er sehr schnell vom Platz gestellt wird.
Somit dürften die meist für das Set verlangten rund 25 Euro etwas zu hoch angesetzt sein – gemessen an der Steinequalität und den Kritikpunkten wäre eine Preisdimension um die 20 Euro angebrachter. Dennoch sollte das Bauwerk in keinem der bereits angesprochenen Szenarien fehlen, wegen seiner generellen Gestaltung wird es schon einen kleinen Hingucker darstellen.
Ausini 28801 – Brauerei mit Wirtshaus im Review – Slideshow
Ausini 28801 - Brauerei mit Wirtshaus im Review
- schöne Gestaltung
- interessantes Szenario
- weitestgehend gute Steinequalität
- gute Farbgleichheit
- 7 bedruckte Teile
- Aufkleber gut geschützt
- Anleitung mit Defiziten
- teilweise andere Teile wie in der Anleitung gezeigt
- in der Anleitung wird nicht auf Drucke und Aufkleber hingewiesen
- Mädchenfigur passt nicht unbedingt zum Set
- Mast bricht beim Spielen schnell ab
- keine Inneneinrichtung und nicht bespielbar