Der Warszawa 223A Sanitarka von Cobi ist an sich ein formschön umgesetztes Modell, welches von Baumeistern gerne ausgestellt werden würde – währen da nicht die Aufkleber, bei denen Cobi bekannte Fehler macht.
Das Original
Der Warszawa 223A stellt das Nachfolgemodell des im sozialistischen Polen bekannten M20 dar, welchem wiederum der sowjetische GAZ-M20 Pobeda zugrunde lag. Dieser gehörte wiederum zu den Automobilen, die von der polnischen Automarke Fabryka Samochodów Osobowych, kurz FSO, in Lizenz gefertigt wurde.
Der M20 wurde seinerzeit zwischen 1946 und 1958 in der Sowjetunion von Gorkowski Awtomobilny Sawod (GAZ) als Limousine der oberen Mittelklasse gefertigt und dort für 16.000 Rubel verkauft. In der damaligen Volksrepublik Polen wurde der M20 zunächst nur mit aus Russland zugelieferten Teilen montiert, bis 1956 erfolgte dann die Umstellung auf einen Lizenzbau mit komplett selbst produzierten Teilen. Die ersten Modelle entsprachen exakt dem GAZ-M20 Pobeda, erst mit der Produktion ab 1957 erhielt die Front des polnischen M20 einen anderen Kühlergrill als Unterscheidungsmerkmal.
Während das Original von 1955 bis 1958 in einer gefertigten Kleinserie auch einen Sechszylindermotor erhielt, mussten Fahrer des Warszawa M20 mit einem 2,1 Liter Vierzylinder-Ottomotor vorlieb nehmen, welcher zunächst 37 kW (50 PS), später 52 kW (70 PS) leistete. Mit diesem erreichte das Automobil eine Höchstgeschwindigkeit von 115 km/h.
Auf Basis des M20 wurden zudem ab 1959 die Kleintransporter ZUK und Nysa gefertigt. Darüber hinaus prägte der M20 im Laufe seines Lebens auch als Polizei-, Krankentransport- oder Filmvorführwagen das polnische Stadtbild. Die Pick-up-Variante des M20 war vor allem unter Handwerkern sehr beliebt.
Während der originale M20 in Russland nur 12 Jahre lang gefertigt wurde, lief die Produktion in Polen mit 22 Jahren, von 1951 bis 1973, deutlich länger. In dieser Zeit verließen über 250.000 Einheiten das Werk in Warschau.
203 als Nachfolger
Bereits 1964 ging das weiterentwickelte Nachfolgemodell 203 zunächst als Stufenheckkarosserie in Produktion, 1967 auch als Kombi. 1969 wurde dieses, aufgrund einer Intervention seitens Peugeot, welche in dem Namen eine Verwechslungsgefahr mit ihrem von 1948 bis 1960 gebauten Modell 203 sahen, in 223 umbenannt. Der robust anmutende Wagen wurde von FSO mit einer komfortablen Innenausstattung, hohem Federungskomfort auch auf schlechten Straßen sowie mit seinem wirksamen Heiz- und Belüftungssystem beworben. Die Motorisierung des bis 1972 gebauten Autos soll dabei weitestgehend unverändert geblieben sein, andere Quellen geben die Motorisierung mit leicht erhöhten 57 kW (78 PS) an.
Das Modell
Bei dem vorliegenden und wie gewohnt zur Youngtimer-Collection gehörenden Modell des Warszawa 223A handelt es sich um die auf der Kombi-Version basierende Ambulanz-Variante, die für 12 bis 13 Euro zu haben ist. Diese gehört noch nicht zu den „Pad Printed“-Modellen, wodurch einige der Verzierungen durch Aufkleber umgesetzt werden. Der beigelegte Sticker-Bogen dürfte Fans der Serie zudem bekannt vorkommen.
Die zum Set gehörenden 116 Teile sind in 5 Tüten verpackt, was rund 23 Teile pro Beutel entspricht. Als Mindestalter gibt Cobi 5 Jahre an, wobei es fraglich ist, dass sich Kinder in diesem Alter für diese Art von Modellen begeistern beziehungsweise deren geschichtliche Bedeutung nachvollziehen können,. Gleiche Fragestellung gilt für die Aufkleber, bei denen schon eine ruhige Hand zur richtigen Anbringung erforderlich ist.
Die Anleitung
Die Anleitung ist, wie bei der Serie gewohnt, mit rund 17 × 12 cm klein gehalten. Mehr braucht es aber auch nicht, um die 16 Seiten mit ihren 26 Bauschritten unterzubringen. Die Umsetzung agiert, wie alle anderen Bauanleitungen von Cobi, nach dem Prinzip der Reduktion: Nur neu hinzukommende Teile werden farbig und mit voller Deckkraft abgebildet, bereits verbaute Bereiche dagegen ausgegraut. Das kann bei größeren Modellen schnell Probleme mit dem richtigen Platzieren der Steine nach sich ziehen, da verschiedene Farben auch als Orientierungspunkte dienen können. Bei Sets mit so wenigen Teilen wie das vorliegende sollte dieser Umstand aber keine Rolle spielen. Generell ist die Anleitung sehr verständlich aufgebaut.
Der Aufbau
Wer bereits Modelle der Youngtimer-Serie gebaut hat, wird sich auch beim Warszawa 223A heimisch fühlen. Auch bei diesem beginnt der Zusammenbau für das am Ende sechs Noppen breite Vehikel mit dem Chassis, welches in bekannter Manier geklemmt wird. Komplexe Bautechniken kommen nicht zum Einsatz, nicht einmal bei den Radkästen muss, im Gegensatz zum FSO 125p (Review), genau hingeschaut werden, da diese sowohl vorne wie auch hinten keinen Unterschied aufweisen.
Bekannte Probleme mit Aufklebern
So wundert es nicht, dass der komplette Krankenwagen mit seinen 14 × 5 × 6 cm (L × B × H) in rund 20 Minuten komplett zusammengesetzt ist. Dies liegt auch daran, dass das Fahrzeug, bis auf einen Sitz und ein Lenkrad, keine Innenausstattung besitzt. Der, wenn auch kurzweilige, Bauspaß wird am Ende jedoch durch Cobis größte Schwachstelle geschmälert: Die Aufkleber. Das liegt nicht zuletzt daran, dass auf der letzten Seite der Bauanleitung zwar gezeigt wird, wie das Modell am Ende aussehen soll, jedoch keine Hinweise gegeben werden, welche Sticker an welche Stellen platziert werden müssen – Nummern oder ähnliche Bezeichnungen fehlen schlicht. Darüber hinaus fehlen die seitlichen Aufkleber für „Pogotowie Ratunkowe“ (sinngemäß übersetzt: „Medizinischer Notdienst“) völlig.
Qualität der Steine
Die generelle Steinequalität ist, wie von Cobi gewohnt, sehr gut: Die Klemmkraft ist deutlich höher als die des dänischen Marktführers und auch die Farbgleichheit lässt keinen Grund zur Klage, gleiches gilt für die Scheiben, die keine Kratzer aufweisen. Das vom polnischen Hersteller genutzte Weiß ist erneut deutlich klarer und strahlender als der Ton, welchen Lego verwendet. Bei den Gussnasen treten aber wieder die bekannten Probleme auf, dass diese an ungünstigen Stellen sitzen und daher oftmals deutlich zu erkennen sind. Wird dieser Umstand aber beim Bau berücksichtigt, können diese gut kaschiert werden.
Die Qualität der Aufkleber ist eher durchwachsen. Einmal davon abgesehen, dass sich diese bei Cobi gerne nach einer gewissen Zeit von selbst wieder ablösen, blättert der Aufdruck bei einigen, bereits beim Aufbringen, an den Kanten ab – auf den Bildern gut an der Motorhaube zu erkennen. Darüber hinaus wirken die seitlichen Fenster ohne Aufkleber schon fast besser, da diese immer als Aufkleber zu erkennen sind.
Die Drucke auf der Front- und Heckscheibe sowie die Lampen und Nummernschilder sind dagegen, wie gewohnt, von sehr guter Qualität und nicht zu beanstanden.
Fazit
Der Warszawa 223A Sanitarka von Cobi hinterlässt, im Gegensatz zu den bisher auf Just Bricks getesteten Youngtimer-Modellen einen zwiespältigen Eindruck. Der Aufbau selbst sollte auch Anfängern einfach von der Hand gehen und auch die Steine hinterlassen dabei in Sachen Klemmkraft und Farbtreue einen guten Eindruck. Gleiches gilt für die Prints.
Unschön ist dagegen, dass Cobi das Innere des Wagens, von einem Lenkrad und einem Sitz einmal abgesehen, nicht ausbaut. Zumindest ein paar weiße Fliesen, um die inneren Noppen zu verdecken oder gar eine Trage hätten das Modell deutlich aufgewertet.
Ein Problem stellen auch die Aufkleber dar. Zum einen wird dem Baumeister erneut von Cobi nicht mitgeteilt, welche Sticker auf dem Bogen wo beim Fahrzeug aufgetragen werden müssen, darüber hinaus sind auch bestimmte Aufkleber erst gar nicht vorhanden. Die Qualität lässt an manchen Stellen ebenso zu wünschen übrig, so blättert die Farbe bei dem blauen Aufkleber an der Motorhaube bereits beim Aufbringen ab. Aber auch die seitlichen Sticker auf den Fenstern bilden nicht wirklich eine Einheit mit dem Modell.
So bleibt am Ende zu hoffen, dass Cobi den 223A, ebenso wie einige andere Sets, erneut als „Pad Printed“-Variante veröffentlicht, dann mit bedruckter Motorhaube und Seitenfenstern. Denn mit seinen Rundungen ist der Warszawa generell ein sehr schönes Gefährt mit einer langen Tradition.
Cobi 24549 – FSO Warszawa 223A Sanitarka im Review – Slideshow
Cobi 24549 - FSO Warszawa 223A Sanitarka im Review
- schöne Nachbildung des in Polen bekannten Automobils
- gute Teilequalität
- gute Aufdrucke
- gute Farbgleichheit
- Aufkleber blättern teilweise schnell ab
- seitliche Aufkleber fehlen
- keine Inneneinrichtung