Das italienische Restaurant von Zhe Gao ist ein schönes City-Haus mit modularem Flair, welches sich aufgrund seiner Stabilität ebenso zum Bespielen anbietet. Die Einrichtung hätte jedoch etwas üppiger ausfallen können. Die Teilequalität ist auf einem überwiegend hohen Niveau, besitzt aber dennoch kleine Schönheitsfehler.
Das Modell
Das italienische Restaurant von Zhe Gao setzt sich aus 1.186 Teilen zusammen und ist hierzulande für rund 64 Euro erhältlich. Die Teile werden darüber hinaus in insgesamt 24 Türen verpackt, was rund 50 Teilen pro Tüte entspricht. Es gibt sicherlich Hersteller, welche in dieser Hinsicht eine schlechtere Bilanz vorzuweisen haben, ein guter Wert ist das aber noch lange nicht. Die Tüten sind in 4 Bauabschnitte unterteilt, was zum einen das Sortieren leichter macht und zudem weniger Platz für den Aufbau in Anspruch nimmt. Darüber hinaus liegt dem Set ein kleiner Bogen mit Aufklebern bei.
Die Anleitung
Die Bauanleitung erstreckt sich über 48 Seiten und besitzt ungefähr die Maße eines im Querformat vorliegenden DINA4-Blattes. Der komplette Aufbau führt zudem über 151 Bauschritte. Zhe Gao setzt dabei, wie viele andere Hersteller auch, auf das Prinzip der Reduktion, womit neu hinzuzufügende Teile in ihren eigentlichen Farben, bereits verbautes in abgeschwächter Form dargestellt wird – bei diesem chinesischen Hersteller in einem hellen Blau.
Die farbliche Übereinstimmung mit den real zu klemmenden Steinen ist dabei sehr gut, jedoch werden nur wenige Farben verbaut und die genutzten sind für Verwechslungen weit genug voneinander entfernt.
Meist beinhaltet eine Seite vier Bauschritte, nur selten mehr. Die Bauschritte einzelner Segmente werden zudem in kleinen separaten Kästen angezeigt, die auch eine halbe Seite für sich in Anspruch nehmen können. Die einzelnen Bauschritte sind dabei sehr übersichtlich und nachvollziehbar dargestellt, in der Anzahl der neu zu verbauenden Teile orientiert sich Zhe Gao sehr an Lego – nur selten werden mehr als 10 neue Steine verbaut, womit das Set auch von Kindern gut zusammengesetzt werden kann. Das vorgegebene Mindestalter von 6 Jahren ist dabei, wie bei vielen anderen chinesischen Hersteller auch, sehr optimistisch gewählt, ab 8 Jahre wäre eine realistischere Einschätzung.
Da pro Bauschritt nur wenige Teile verbaut werden, ist die Orientierung innerhalb der Bilder gut, sollten dennoch einmal weniger optimal zu erkennende Bereiche vorhanden sein, wird mittels roten Pfeilen auf die richtige Position hingewiesen.
Der Aufbau
Auch wenn die Steine bereits in vier Bauabschnitte unterteilt sind, kommt der kleine oder große Baumeister um ein Sortieren der Teile nicht herum. Aufgrund der reduzierten Anzahl, welche mit jedem Abschnitt verbaut wird, hält sich der Aufwand in Grenzen, insgesamt sind dafür dennoch rund 30 Minuten zu veranschlagen.
Der Bau beginnt mit dem Fertigen der beiliegenden Minifiguren, welche aus ihren Einzelteilen zusammengesetzt werden. Diese machen, mit ihren neigbaren Köpfen, den Ellenbogengelenken sowie den zur Seite spreizbaren Beinen, bereits von den Spielmöglichkeiten her eine bessere „Figur“ als die Vertreter des dänischen Marktführers, welche immer wieder Mittelpunkt rechtlicher Auseinandersetzungen sind. Dennoch könnten Kinder beim Zusammensetzen gerade mit den kleinen Teilen etwas überfordert sein und die Hilfe eines Erwachsenen benötigen.
Mit den ersten beiden Bauabschnitten wird das Erdgeschoss gebaut, welches eine Theke und den Speisesaal beinhaltet – eine Küche besitzt das Restaurant nicht, das Essen wird also anscheinend geliefert. Direkt fällt auf, dass das Set nicht auf einer 32 × 32 Noppen großen Basisplatte gebaut wird, sondern die Grundfläche mit 22 × 24 Noppen kleiner ausfällt. Diese wird aus verschiedenen Platten mit Größen von 6 × 6, 16 × 6, 16 × 8 und 16 × 16 Noppen zusammengesetzt. Das Erdgeschoss wird in den nächsten Bauschritten zunächst komplett gefliest, sowohl auf dem Gehweg vor dem Gebäude wie auch im Inneren selbst. Lediglich die Bereiche, wo später die Stühle, Bänke, Tische und Lampen angebracht werden, werden mit Plates aufgefüllt. Bereits in den ersten Bauschritten wird deutlich, dass das Modell keine Rückwand besitzt und daher wie ein Puppenhaus bespielbar sein wird.
Blick auf eine Mauer
Zu Anfang des zweiten Bauabschnittes zeigen sich die ersten kleinen Verzierungen, wie der kleine Erker und die Verkleidung des kleinen hervorstehenden Fensters in Front. Einige Zeit später werden auch seitlich Fenster eingesetzt, was ein wenig verwundert – auf der Rückseite der Bauanleitungen werden die einzelnen Häuser der Serie von Zhe Gao als Straßenzug gezeigt, wobei das italienische Restaurant zwar als Eckgebäude fungiert, eine der Wände mit Fenstern aber an ein die Taverne (QL0935) grenzt. Somit würden die Gäste immerfort durch das Fenster auf eine Wand starren – kein schöner Anblick. Nach rund 75 Minuten ist der das Erdgeschoss fertig gebaut und der Baumeister wendet sich voller Tatendrang dem ersten Stock zu.
Dieser benötigt mit 45 Minuten deutlich weniger Bauzeit, bietet aber genau so viel Bauspaß, sofern der Aufbau dem Baumeister nicht zu einfach und damit langweilig erscheint. Dabei unterscheiden sich das Niveau und der Anspruch nur wenig von einem Modular des dänischen Herstellers – nur eben auf kleinerer Fläche.
Spartanische Einrichtung
Das erste Geschoss bietet ein Wohnzimmer mit einer kleinen Kommode und aufgeklebtem TV-Gerät sowie einen Sessel mit kleinem Seitentisch und Lampe. Mehr Interieur findet sich in diesem Zimmer nicht. Die um eine Noppe nach innen versetzten, großen Fenster hätten die Designer ein wenig besser verkleiden können, gleiches gilt für diese im Erdgeschoss. Hier hätte sich die gleiche Umsetzung wie beim unten angebrachten, kleinen nach außen versetzten Fenster angeboten – beide großen Segmente besitzen dafür seitlich, mit jeweils einer Noppe, den nötigen Platz.
Die angrenzende kleine Terrasse ist ebenfalls nicht gefliest und besitzt, neben einen kleinen Stuhl, einen rudimentären Tisch mit aufgestecktem Sonnenschirm, zwei kleine Lampen an der Durchgangstür sowie einen Blumentopf und ein Geländer aus bekannt verzierten Bauteilen.
Viel Platz für eigene Ideen
Das zweite Obergeschoss fungiert als Schlafgemach, obwohl es mit der spärlichen Einrichtung durch ein Bett und einen kleinen Nachttisch eher als Schlafkammer erscheint. Auch die versetzten Fenster tauchen hier auf. Somit können sich Baumeister in Sachen Innenausstattung förmlich austoben und den leeren Raum mit einigen Gegenständen füllen. Darüber hinaus hätte der jeweilige Boden der Etagen hinten eine 1 Noppen breite Plate zur Verstärkung für die fehlende Mauer gut getan, beim Spielen kann sich das Konstrukt an dieser Stelle leicht etwas durchdrücken.
Ein wenig Fingerspitzengefühl muss bei den beiden goldenen Verzierungen an der Vorderseite des Daches aufgebracht werden, welche auf eine Halterung aufgesteckt werden, aber nicht sonderlich gut halten. Beim Spielen dürften sich diese schnell lösen.
Nach rund 2,5 Stunden ist das kleine Restaurant dann fertiggestellt.
Qualität der Steine
Die Qualität der Steine fällt beim Modell des italienischen Restaurants größtenteils sehr gut aus. Sowohl die Farbgleichheit wie auch die Klemmkraft sind auf einem Lego-ähnlichen Niveau angesiedelt. Große Kratzer oder Schlieren konnten während des Aufbaus nicht ausgemacht werden, nur hin und wieder gibt es ein Teil, welches leicht verunreinigt sind – hier dürfte die Gussform nicht vollends gesäubert worden sein. Auch fanden sich zwei Teile, bei denen die Noppen nicht ganz passgenau ausgearbeitet warten und die darauf gesetzten Steine nicht komplett gehalten haben. Dieser Umstand mag in anderen Sets nicht vorhanden sein.
Auch die Übereinstimmung mit den Farben des dänischen Marktführers ist gegeben, somit können die Steine ohne Probleme auch farblich miteinander kombiniert werden.
Etwas anders sieht es aber bei den Scheiben aus, eine Schwachstelle, die viele chinesische Hersteller aufweisen. Diese sind mit Schlieren versehen und wirken recht stumpf, aber nicht milchig.
Das Set beinhaltet einen einzigen bedruckten Stein, vier andere grafische Elemente werden per Aufkleber gelöst. Beide eint die gute Druckqualität, die Aufkleber wiesen zudem eine gute Haftung auf. Ersteres gilt auch für die Figuren, welche bedruckte Köpfe und Oberkörper besitzen.
Fazit
Ein kleines bespielbares Modell mit Modular-Eigenschaften – so würde sich das italienische Restaurant von Zhe Gao am besten beschreiben lassen. Das fertige Modell ist dabei schön gestaltet, vor allem was die kleinen Verzierungen überall angeht. Das äußere Erscheinungsbild ist daher sehr überzeugend. Etwas anders verhält es sich mit der Inneneinrichtung, welche am Ende doch etwas mager ausfällt. Für den geforderten Verkaufspreis hätte doch das eine oder andere Mobiliar mehr in die Verpackung gehört. Auch hätten einige Bereiche eleganter gelöst werden können, so wie die Kanten der nach innen versetzten, großen Fenster. Zudem fällt auf, dass sich das Modell dem Namen nach als ein Restaurant bezeichnet, eine Küche aber im fertigen Modell nicht einmal angedeutet ist – lediglich ein Tresen und ein Essbereich im Erdgeschoss sowie eine Wohnung über zwei Etagen mit Terrasse werden gebaut.
Generell sollte das Modell jedoch, wie auch so oft, als „Rohling“ gesehen werden, welches nach den eigenen Vorstellungen erweitert und ergänzt werden kann – zum Beispiel um einen gefliesten Boden in den beiden Obergeschossen. Die von hinten offene Konstruktion macht das Modell zudem gut bespielbar.
Der Aufbau sollte für Kinder ab 8 Jahren kein Problem darstellen, die Bauanleitung ist leicht verständlich, die Vorsortierung in 4 Bauabschnitte tut ihr übriges dabei. Das fertige Modell ist dabei stabil gebaut, womit es sich auch zum Spielen eignet. Die Figuren sind schön geformt und mit ihren anders gestaltenden Köpfen, den Armen mit Ellenbogengelenken und seitlich beweglichen Beinen, mit ihrer offenen Rückseite, gestalterisch weit von den Figuren des dänischen Marktführers entfernt.
Die Steinequalität ist größtenteils gut, das eine oder andere Teil wies im Test einen Farbklecks oder nicht genügend Klemmkraft auf. Mehr Mängel war aber in dem Set nicht zu beanstanden und müssen in anderen Ausgaben auch nicht in der Form vorkommen. Unschön sind dagegen die Fenster mit ihren Schlieren, hier sollte Zhe Gao etwas mehr Sorgfalt walten lassen. Kinder dürfte dieser Umstand jedoch nur wenig stören.
An Ende stellt das italienische Restaurant von Zhe Gao ein schönes Modell mit kleinen Schönheitsfehlern dar, welche aber nicht über den Bau- und Spielspaß hinwegtäuschen sollten.
>> Italienisches Restaurant (QL0936) von Zhe Gao bei Klemmbaustein-Welt
Zhe Gao QL0936 – Italienisches Restaurant im Review – Slideshow
Zhe Gao QL0936 - Italienisches Restaurant im Review
- schönes Modell
- modular aufgebaut
- stabil gebaut
- hinten offen und damit gut bespielbar
- gut verständliche Bauanleitung
- gute Steinequalität
- gute Farbgleichheit
- schöne und sehr bewegliche Figuren
- Fenster mit sichtbaren Schlieren
- größtenteils Aufkleber statt Drucke
- Inneneinrichtung könnte üppiger gestaltet sein