Der Geräteschuppen von BlueBrixx bietet viele Stunden entspanntes Bauen und ein durchaus realistisches Erscheinungsbild, was den Vergleich zu Modellen traditioneller Modelleisenbahnlandschaften nicht zu scheuen braucht. Bei allem Bauspaß besitzen sowohl Steine wie auch die Anleitung aber durchaus noch Luft nach oben.
Das Modell
Das Set des Güterschuppens wird aus 1.033 Steinen gefertigt und wird von BlueBrixx für rund 65 Euro im eigenen Online-Shop oder in den mittlerweile zahlreichen stationären Filialen angeboten. Der Inhalt wird, wie für die Modelle der Special-Serie des Flörsheimer Unternehmens gewohnt, in einer neutralen braunen Karton ausgeliefert, der lediglich den großen Aufdruck „BlueBrixx“ und einen seitlichen Aufkleber zur Erkennung des jeweiligen Sets führt.
Die Steine sind in 19 Tüten aufgeteilt, von denen ein guter Teil bereits sortenrein verpackt ist. Durch diesen Umstand dürfte sich auch die Zeit des Sortierens in Grenzen halten. Eine Unterteilung in Bauabschnitte ist nicht vorhanden, so müssen alle Steine direkt zu Beginn aus ihren Tüten befreit werden. Aufkleber beherbergt das Set keine.
Da gedruckte Bauanleitungen bei BlueBrixx nur der Pro-Serie vorbehalten sind, ist diese auch für den Güterschuppen lediglich digital erhältlich und muss zu Beginn von der Web-Seite des Herstellers heruntergeladen werden. Somit wird für den Aufbau neben einem genügend großen Tisch auch ein Ausgabegerät in Form eines Monitors oder zumindest eines Tablets benötigt – an ein Smartphone sollte der Baumeister erst gar nicht denken.
Die Anleitung
Die Anleitung liegt, wie bereits beschrieben nur digital im PDF-Format vor. Bei der Art der Darstellung des Bauvorganges scheint sich der Hersteller sehr am Prinzip des „betreuten Bauens“ des Marktführers anzulehnen, was bedeutet, dass, bis auf wenige Ausnahmen, sich die Anzahl der verbauten Teile pro Bauvorgang arg in Grenzen hält. Das mag für Anfänger zwar ein guter Einstieg in die Welt der Klemmbausteine sein, erfahrene Baumeister können aber Gefahr laufen, nicht wirklich in einen „Baufluss“ zu gelangen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass bei gedruckten Anleitungen nicht selten vier oder mehr Bauschritte auf einer Doppelseite angezeigt werden und für diese entsprechend alle Teile auf einmal zurechtgelegt werden können. Dies ist bei der vorliegenden Variante nicht der Fall, hier kann im Grunde der Baufluss mit jedem Blättern für den nächsten Bauschritt unterbrochen werden.
Die Anleitung selbst ist größtenteils verständlich aufgebaut, an manchen Bauschritten ist sie jedoch recht inkonsistent. So werden für den Bau der zwei Einheiten hohen Pfeiler, jeweils ein Bauschritt für jeden Stein, bei einer anderen Plate jedoch beide Steine in einem Bauschritt zusammengesetzt. Bei letzterem ergibt sich das Vorgehen lediglich aus der vorgegeben Anzahl der Bausteine im Verhältnis zu den gebauten Pfeilern.
Die neu hinzuzufügenden Teile sowie deren Anzahl werden in der Darstellung oben links aufgelistet. Größenangaben werden dabei jedoch nicht gemacht, was gerade bei Teilen wie Fliesen oder anderen, deren Größe nicht sofort zu erkennen ist, vor allem Anfängern Schwierigkeiten bereiten kann. Ebenso hat die vorliegende Bauanleitung mit Problemen zu kämpfen, die auch bereits in früheren Reviews zu Sets von BlueBrixx kritisiert wurden und die sich bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht geändert haben: So muss die Position mancher Steine im Grunde schon erahnt werden, da sie in der jeweiligen Darstellung nicht gut zu erkennen ist. Das ergibt sich meist in einem der nächsten Bauschritte, dennoch ist auch dies für Anfänger nicht immer von Vorteil.
Alle Bauschritte werden in voller Deckkraft angezeigt, das Prinzip der Reduktion findet somit keine Anwendung. Die Auflösung der Abbildungen hätte generell etwas höher ausfallen können, die Steine sind in der Hinsicht aber meist gut zu erkennen – lediglich bei kleineren Teilen muss genauer hingeschaut werden. Aus diesem Grund ist es, wie bereits angedeutet, ratsam auf ein großes Ausgabegerät zurückzugreifen – 10 Zoll oder mehr sollten es schon sein. Darüber hinaus würde der Anleitung eine höhere Helligkeit gut zu Gesicht stehen, Farben lassen sich zwar noch gut zuordnen, fallen im Großen und Ganzen jedoch immer deutlich dunkler aus. Vor allem bei dunkleren Steinen wird es trotz der blauen Umrandung nicht selten schwierig, die Abmessungen der einzelnen Steine zu erkennen. Hier kann sich daher schnell verbaut werden. Gleiches gilt bei Farben mit geringen Unterschieden, die so ebenfalls schlecht auseinander zu halten sind.
Der Aufbau
Vor dem Vergnügen haben die Götter bekanntlich den Schweiß gesetzt, welcher im vorliegenden Set in Form des Sortierens der Steine gefordert wird. Je nach Genauigkeit kann das um die 30 Minuten dauern.
Der Bau beginnt wie so oft mit dem Bau des Fundamentes. Da die Art des hier gebauten Güterschuppens auch der Befüllung von Waggons dient, muss der Boden auch auf die Höhe der Anhänger angepasst werden. Dazu werden in den ersten Bauschritten vier 16 × 16 Noppen große Plates mit, aus insgesamt 104 blauen 2 × 2 Noppen großen Steinen und zu je zwei Höheneinheiten verbauten, Säulen belegt und anschließend rote Mauersteine für die kleine Wand um die mittlerweile auf 32 × 32 Noppen angewachsene Grundfläche gezogen. Der dadurch erhöhte Boden wird anschließend mit diversen, vor allem großen Plates und Fliesen versehen – quasi Estrich-Legung. In Front werden gleichzeitig die Vorbereitungen für die Schrägen der Auffahrt gelegt, die in den nächsten Schritten dann ebenfalls aufgeklemmt werden. Im Großen und Ganzen ist der Grundstock des Modells bereits recht stabil, lediglich an der Schräge sollte es nicht gehalten werden, da diese an der Verbindung der beiden großen Platten leicht brechen kann.
Der Aufbau dürfte sich bis hier hinalles andere als spektakulär anhören, dennoch wird er den Baumeister bereits rund eine Stunde beschäftigen – wenn auch recht entspannt und gemütlich.
Der Aufbau beginnt
Die nächste Stunde wird ebenso entspannt weitergebaut. Zunächst wird die vorher in die Mitte des Bodens gesetzte Plate wieder mit Fliesen belegt, um einen noppenfreien Boden für den Innenraum des Schuppens zu schaffen. Lediglich außen herum wird eine Reihe Noppen frei gelassen, auf denen in den nächsten Schritten Stück für Stück die Mauern hochgezogen werden. Zwischendurch werden zudem sechs Paletten gefertigt, welche bereits in das Modell eingefügt werden. Das dürfte zu diesem Zeitpunkt jedoch verfrüht sein, denn da viele dieser Paletten nur lose auf den Boden gesetzt sind, werden sich diese bei jeder Bewegung verschieben oder gar herunterfallen. Darüber hinaus soll eine dieser Konstruktionen auf eine drei Noppen breite Fläche gesetzt werden, obwohl die mittlere Strebe in einem Abstand von 3,5 Noppen gesetzt wurde, somit zwischen zwei Noppen aufsetzt und deswegen nicht geklemmt werden kann.
In den nächsten weiteren Bauschritten werden zwei Schreibtische (sehr schön die angedeutete geöffnete Schublade bei einer der beiden Ausführungen) gefertigt und die Mauer weiter hochgezogen. Anschließend werden die größeren Tore eingesetzt, welche sich sogar aufschieben lassen – der Mechanismus dafür ist zwar einfach gehalten und etwas schwergängig, aber wirkungsvoll.
Im weiteren Verlauf werden die Mauern noch ein Stück weiter gebaut und eine Art Ringanker um das ganze Gebäude gezogen, gleichzeitig ebenso das Dach vorbereitet. Dafür werden zunächst an den beiden Enden und der Mitte des Gebäudes Schrägen gebaut, die später das eigentliche Dach führen sollen. Darauf folgt der Dachfirst, der neben mehreren Schichten Plates zur Stabilisierung auch die Halterungen für die beiden Dachseiten erhält. Auf diesem wird zudem zur Dekoration ein kleiner Luftablass gebaut, was das ganze Bauwerk etwas auflockert.
Direkt danach werden in wenigen Bauschritten die beiden Dachseiten gebaut, welche lediglich aus jeweils einer 16 × 8 Noppen großen Fliese sowie wenigen kleineren Exemplaren zusammengesetzt und an die im Dachfirst eingearbeiteten Halterungen angeklemmt werden. Der Unterschied zwischen der rauen und matten Oberfläche der großen Fliese gegenüber den restlichen Tiles fällt am Ende weniger auf, als es zunächst den Anschein hat.
Schließlich werden noch der kleine Lastenkran an der Seite, kleine Verzierungen in Form von Kabelrollen sowie kleinen und großen Lampen gebaut, bevor mit dem Aufstellen der restlichen Kisten, Säcke und der dazugehörigen Sackkarre der Bauprozess auf die Zielgerade einbiegt. Zuletzt noch die drei mitgelieferten Schienen an das Bauwerk legen, die jedoch nicht mit diesem fest verbunden sind, und das 38,5 × 25,5 cm messende Modell, bei dem der eigentliche Schuppen lediglich 24 × 14,5 cm ausmacht, ist nach rund 3,5 Stunden fertiggestellt.
Qualität der Steine
In Sachen Qualität wird schnell deutlich, dass die von BlueBrixx verwendeten Steine in den letzten Jahren einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht haben. Dies dürfte jedoch weniger am Flörsheimer Unternehmen als an der steilen Lernkurve liegen, die die meisten chinesischen Hersteller vorweisen können. So weisen die dem Set zugeteilten Plates nicht mehr den früher sehr bekannten Verlauf von glänzend zu matt auf, sondern präsentieren sich recht einheitlich. Auch die Klemmkraft ist nicht zu beanstanden und sorgt für eine hohe Stabilität des Bauwerkes.
Dennoch gibt es noch Luft nach oben, denn vor allem die Fliesen wirken nach wie vor stumpf und wie aus der Steinekiste genommen. Als weiteres Beispiel seien die großen Teile genannt, welche die Schiebetore darstellen sollen. Auch diese weisen, je nach Lichteinfall, Schlieren auf, welche dem Ganzen zwar einen gewissen „used look“ verleiht und dadurch realistischer wirken, was aber sicherlich nicht so gewollt sein dürfte.
Etwas auffälliger sind da die Farbunterschiede, welche jedoch im Gegensatz zu früheren Sets von BlueBrixx in diesem Fall ebenfalls deutlich zurückgegangen sind. Dennoch sind diese nach wie vor zu finden. Von einer Qualität wie sie Baumeister von anderen Herstellern wie GoBricks oder mittlerweile wieder Xingbao gewohnt sind, ist das Set somit deutlich entfernt. Dem muss jedoch immer wieder der Preis entgegengehalten werden.
Auch das Baugefühl fällt an manchen Stellen anders aus. So knarzen viele Steine beim aufeinanderklemmen, was normalerweise vor allem von Steinen bekannt ist, welche nicht nach EN 71 hergestellt wurden, da bei diesen das Material oft etwas spröder ausfällt.
Fazit
Der Güterschuppen von BlueBrixx überzeugt nicht zuletzt durch die Einfachheit in seiner Gestaltung, die aber eben genau für seine Ausstrahlung sorgt, sowie dem unkomplizierten Aufbau. Somit wirkt das Modell mehr wie wirklicher Modellbau als eine der sonst aus dem Klemmbaustein-Universum bekannten „Verniedlichungen“ realer Vorbilder. Diese haben natürlich ebenso ihre Daseinsberechtigung, der Güterschuppen wirkt dabei aber in seiner Art eher wie ein Modell des klassischen Eisenbahnmodellbaus.
Der Weg dahin gestaltet sich recht einfach, große Hürden und komplexe Bautechniken werden vergebens gesucht – manchmal reicht das Einfache einfach aus, um ein überaus stabiles Modell zu bauen. Dadurch eignet sich das Set auch für Anfänger oder Wiedereinsteiger. Für rund 65 Euro erwarten den Käufer dabei, je nach Können, 3 bis 4 Stunden entspanntes Bauen. Der Preis mag für 1.033 Steine zunächst etwas hoch erscheinen, dafür beherbergt das Set jedoch viele große Platten und Fliesen, was das geforderte Entgelt wiederum in einem anderen Licht erscheinen lässt.
Die Steinequalität hat sich dabei gegenüber früheren Sets des Unternehmens deutlich gesteigert, auch wenn es nach wie vor Verbesserungspotenzial in Sachen Oberflächenbeschaffenheit und Farbgleichheit gibt. An der Klemmkraft gab es während des Aufbaus dagegen nichts auszusetzen.
An der Gestaltung der Bauanleitung sollte BlueBrixx aber noch feilen. So ist an manchen Bauschritten nicht genau zu erkennen, wo bestimmte Steine positioniert werden sollen, da diese durch andere Teile verdeckt werden. Ebenso sollten die Abbildungen heller dargestellt werden, gerade bei dunklen Farben sind einzelne Steine oftmals nur schwer voneinander zu trennen, was gerade das Unterscheiden von verschiedenen Größen schwer macht. Gerade für Anfänger oder Wiedereinsteiger wären zudem Größenangaben bei einigen Steinen in der Vorschau sicherlich von Vorteil.
Auch wenn an einigen Stellen Kritik geäußert werden muss, macht der Aufbau viel Spaß und das Ergebnis weiß zu überzeugen.
BlueBrixx 102788 – Güterschuppen im Review – Slideshow
BlueBrixx 102788 - Güterschuppen im Review
- schönes und realistisches Modell
- viele große Teile
- einfacher Zusammenbau
- leichte Farbunterschiede
- Fliesen wirken oftmals stumpf
- Bauanleitung bietet Luft nach oben