Die Eisenbahnen von Mubi in Duplo-Größe stellen eine preisgünstige Alternative zu den Sets des Marktführers dar. Diese besitzen vielleicht nicht seine technischen Raffinessen, können dies aber durch eine höhere Teileanzahl und eine daraus resultierende höhere Spielbarkeit ausgleichen. Wo die sonstigen Unterschiede liegen, darüber soll der folgende Review Aufschluss geben.
Das Modell
Der polnische Hersteller Blocki gehört zu den hierzulande etwas unbekannteren Herstellern. Einer der Gründe könnte in der Spezialisierung auf Bau-Sets für Kinder liegen, die, wird den hiesigen Händlern Glauben geschenkt, noch immer nur einen sehr kleinen Teil der Absätze ausmachen. Manch Familienvater sieht die Sets auch oft durch die Augen eines Erwachsenen, die dann oftmals vielleicht zu einfach erscheinen. Im direkten Vergleich zu den früher in Lizenz produzierten und unter eigenem Namen vertriebenen Sets von Kazi mag das Argument im ersten Moment nicht von der Hand zu weisen sein, doch haben Kinder nicht selten hier ihre eigenen Vorstellungen.
Neben dem zum Marktführer kompatiblen Portfolio vertreibt das polnische Unternehmen unter dem Label „Mubi“ auch Sets im Duplo-Raster, die sich somit an kleinere Kinder richten. Bei den vorliegenden Sets handelt es sich zum einen um die MU3003 „Mubi Town“ mit 109 Teilen, welche sich gleichermaßen an Jungen und Mädchen richtet, wogegen die MU4001 „Magical Castle of Princess Lily“ mit ihren 85 Teilen eher Mädchen in seinen Bann ziehen dürfte. Beide Sets sind hierzulande für um die 50 Euro erhältlich.
Gemein ist beiden Sets, dass diese jeweils drei Figuren und eine fahrbare und per Batterie betriebene Lokomotive mit einem Waggon besitzen. Beide Züge sind im Grunde gleich gebaut und verfügen ebenso über die gleichen Funktionen: So setzt sich der Zug nach Druck auf den kleinen Knopf auf dem Kessel in Bewegung, wobei er nur eine Richtung kennt – nach vorne. Während der Fahrt gibt dieser vier verschiedene Geräusche stetig hintereinander ab, wobei sich der Schornstein auf- und abbewegt und gleichzeitig leuchtet. Für den Betrieb sind drei AA-Batterien notwendig, welche nicht im Lieferumfang enthalten sind. Im Testbetrieb kamen beide Züge auch sehr gut mit Akku-Batterien klar. Mit „Handantrieb“ fährt jedoch keines der beiden Vehikel.
Farblich wurden beide Züge für die verschiedenen Zielgruppen angepasst: So präsentiert sich die Stadtbahn im kräftigen Blau, Rot und Gelb, während die Fairytale-Variante in Weiß und einem eher pastellfarbenen Rosa und Blau mit goldenen Aufdrucken gehalten ist. Gleiches gilt für die Waggons.
Zu dem Set gehören, wie bereits erwähnt, jeweils drei Figuren. Diese sind zudem mit Namen versehen, die auf der Verpackung abgebildet sind: So sind im Stadt-Set unter anderem Ben und Emily zu finden, während die zwei Protagonisten im Märchen-Set auf die Namen Alex und Lily hören. Die Besonderheit der Prinzessin ist zum einen ihr Haar, welches im Gegensatz zu den anderen Figuren nicht aus einer vorgefertigten Frisurform, sondern aus einzelnen Nylonfasern besteht und somit wie übliches Puppenhaar wirkt. Gleiches trifft zum anderen ebenso auf das abnehmbare Kleid der Prinzessin zu, das aus einem durchsichtigen Stoff mit aufgenähten Pailletten besteht. Beiden Sets gleich ist der Lokführer Tom, welcher sich in der Stadtbahn mit seiner blauen Zugführeruniform präsentiert, wogegen dieser, wenn er in den Diensten der Prinzessin steht, in seine weiße Uniform wechselt. Des Weiteren finden sich in beiden Sets Tiere in Form eines Schafs, einer Kuh und eines Pferdes wieder.
Alle benötigten Steine sowie Gleise sind in einzelnen Tüten verpackt, denen aber keine bestimmte Sortierung zugrunde liegt. Die Schienen fallen in beiden Sets gleich aus und bestehen aus 24 Kurven und einer Kreuzung – Gerade oder sogar Weichen werden somit vergebens gesucht und müssen separat erworben werden. Da aber auch die Schienen mit denen des Marktführers kompatibel sind, kann entweder zu den ebenfalls erhältlichen Schienenpaketen von Mubi oder zu denen der mittlerweile zahlreichen weiteren Hersteller gegriffen werden.
Die Sets besitzen nur Aufdrucke, was nicht nur die Figuren und die Lok, sondern auch die zahlreichen grafischen Elemente auf den Steinen mit einschließt.
Die Anleitung
Die Anleitung ist knapp in der Größe DIN A5 gehalten und besitzt jeweils 40 Seiten. Zwar sind die beiden Sets laut Hersteller für Kinder ab zwei Jahren geeignet, mit dem einen oder anderen Jahr mehr können diese aber die beiden Bauten selbst aufbauen. Dafür ist die Anleitung sehr verständlich aufgebaut. So wird jedes Segment auch einzeln in dieser abgehandelt und auch mit eigenen Bauschrittnummern versehen. Pro Seite wird ebenso nur ein Bauschritt angezeigt und in diesem zudem in den meisten Fällen nur drei bis vier neue Teile hinzugefügt. Somit ist die Vorgabe auch für Kinder, welche ihre ersten Gehversuche im eigenen Aufbau der Sets unternehmen, gut zu erkennen.
Pfeile und markierte Noppen zeigen den Baumeistern zudem an, wo genau welche Steine und Teile hingesetzt werden sollen. Dies kann bei der Stadt, sollten in einem Bauschritt mehrere Steine übereinandergesetzt werden, jedoch zu leichten Irritationen führen, da nicht immer genau erkannt werden kann, ob die Markierungen für den oberen oder unteren Stein gelten. Bei der Welt der Prinzessin Lily haben die Entwickler das Problem anscheinend erkannt und ausgebessert – hier wird mit zwei verschiedenen Farben gearbeitet, was das Verständnis deutlich erhöht.
Vorbildlich wird der Aufbau der Schienen angezeigt: Hier wird nicht einfach eine Abbildung der fertigen Bahn unterteilt in die einzelnen Schienenteile gezeigt, sondern ausgehend von der Kreuzung auf jeder Seite des Schienenstrangs Segmente angelegt. Dabei wird sogar die raue Oberfläche des Außengleises dunkler angezeigt.
Sollten die Anleitungen einmal verloren gehen, können diese im PDF-Format bei Mubi heruntergeladen werden. Dann müssen diese aber entweder ausgedruckt oder auf einem Ausgabegerät wie einem Tablet betrachtet werden.
Der Aufbau
Der Aufbau geht zumindest für einen Erwachsenen leicht von der Hand – innerhalb 15 bis 20 Minuten sollte jedes Set zusammengesetzt sein. Kinder dürften, je nach Alter, etwas mehr Zeit benötigen. Komplexe Bautechniken hält das Set natürlich nicht bereit, aber auch größere Probleme treten nicht auf. Die eine oder andere Stelle könnte für ungeübte Kinderhände dennoch etwas instabil ausfallen. Das trifft vor allem auf die Treppe des Märchenschlosses zu, welche aus 2 × 2 Noppen großen Steinen gebaut wird, bei denen jedoch der nächste Stein nur über zwei Noppen mit dem vorherigen Stein verbunden ist. Generell ist dieses Segment gut bespielbar, zu viel Druck sollte aber nicht ausgeübt werden. Andere Hersteller hätten hier vielleicht zu einer fertigen Treppe gegriffen, die stabiler gewesen wäre. Auf der anderen Seite haben Kinder somit mehr Steine, mit denen sie später eigene Kreationen bauen können.
Danach müssen noch die Schienen ausgelegt werden, welche am Ende in der Form einer etwas welligen „8“ liegen. Bis die gesamte Bahn aufgebaut ist, dürften, auch wieder je nach Alter des Baumeisters, je 30 bis 45 Minuten vergehen, dann sollte der Zug seine ersten Kreise drehen.
Am Ende des Bauvorgangs waren zudem bei der Mubi-Stadt, warum auch immer, noch einige Teile übrig, die sich auch sehr gut für andere Bauwerke nutzen lassen: Jeweils ein 10 × 2, ein 4 × 2 und ein 2 × 2 Noppen großer Stein, eine hellbraune und 4 × 8 Noppen große Platte, zwei rote Stühle sowie eine rote Pflanze.
Qualität der Steine
Die Steinequalität fällt bei dem Set sehr gut aus. In Sachen Baugefühl weisen die Steine keinen Unterschied zu den Erzeugnissen des Marktführers auf, die Klemmkraft bewegt sich somit auf einem gleichen Niveau. Die Steine haften dabei stark genug aneinander um die Bauwerke stabil zu halten, lassen sich auf der anderen Seite aber auch mit Kinderhänden leicht genug wieder lösen. Lediglich die Farben weichen minimal ab – mal etwas heller, mal etwas dunkler. Die Oberflächenbeschaffenheit lässt ebenfalls kaum Grund für Klagen aufkommen, auch wenn der eine oder andere Stein einen leichten Kratzer aufwies. Die Figuren sind ebenfalls stabil und dürften auch ein raueres Spielen überstehen – lediglich das Kleid und die Haare von Prinzessin Lily bedürften einer besonderen Vorsicht.
Die Drucke sind ebenfalls mit guter Qualität aufgetragen, das gilt sowohl für die Figuren wie auch die zahlreichen grafischen Elemente auf den Steinen.
Fazit
Sowohl die Mubi-Stadt wie auch das Schloss der Prinzessin Lily bilden schöne Sets ab, mit denen kleine Kinder sicherlich ihre Freude haben werden. Diese bieten nicht nur aufgrund der selbstfahrenden Züge mit ihren Klang- und Lichtsignalen, sondern auch durch die Gebäude einen hohen Spielwert. Die Bauten sind zwar einfach gehalten, was aber nicht zuletzt auch auf die verwendeten Steine zurückzuführen ist. Dennoch sind diese schön anzusehen und manche Teile, wie zum Beispiel der Schlossturm der Prinzessin Lily, lassen sich später auch gut in eigenen Bauwerken nutzen.
Etwas irritierend ist aber die Gestaltung des Märchenschlosses ohne Umzäunung des Bereiches, auf dem der Turm steht und wo Prinzessin Lily gerne Ausschau nach Prinz Alex hält. Wissen wir doch, dass in den meisten Bundesländern dieses Landes ab einer Absturzhöhe von 1 m bis zu einer Absturzhöhe von 12 m im privaten Bereich ein Balkongeländer mit einer Höhe von mindestens 90 cm angebracht sein muss. Wird eine Absturzhöhe von 12 m überschritten, muss das Balkongeländer im privaten Bereich sogar mindestens 110 cm hoch sein – Baden-Württemberg bildet hier eine Ausnahme. Dieser Umstand dürfte aber, den Maßstab zugrunde gelegt, hier nicht zutreffen. Zudem darf zwischen den Geländeröffnungen, egal ob horizontal oder vertikal, ein Abstand von maximal 12 Zentimetern zwischen den einzelnen Elementen vorhanden sein, damit an diesen Stellen kein Kind seinen Kopf hindurchstecken kann – es sei denn, das Kind heißt Norman Price (Vorsicht Ironie!)
Die Steinequalität lässt keinen Grund zur Klage aufkommen und kann in allen Belangen überzeugen. Bei den Schienen hätte die eine oder andere Gerade sicherlich nicht geschadet und hätte für mehr Vielfalt bei den möglichen Bahnformen gesorgt.
Der Preis für das Gebotene geht mit rund 50 Euro ebenfalls in Ordnung, das zeigt auch ein Blick auf den Marktführer, dessen Einstieg in die Züge dieser Größe mit der Dampfeisenbahn 10874 bei einem UVP von rund 65 Euro beginnt. Dafür erhalten Käufer lediglich 59 Teile, die Gebäude beschränken sich auf ein kleines Wartehäuschen, eine kleine Vorrichtung zur Betankung des Zuges und einen Baum. Darüber beinhaltet das Set nur drei Figuren: Der Lokführer, ein Kind sowie ein Eichhörnchen. Auch die Schienenanzahl mit 25 bei Mubi zu 16 bei Duplo fällt deutlich für den polnischen Hersteller aus. In den genannten Disziplinen bieten die Sets von Mubi somit einiges mehr.
Auf der anderen Seite darf aber auch nicht verschwiegen werden, dass Lego eine aufwendigere Technik in der Dampfeisenbahn verbaut: Durch die „Push & Go“-Technik reicht ein leichtes Anschieben, um den Zug fahren zu lassen, ein Festhalten oder ein Entfernen von den Schienen stoppt diesen wiederum. Darüber hinaus fährt dieser sowohl vorwärts wie auch rückwärts. Über die fünf farbcodierten Funktionssteine, die sich beliebig über die Strecke verteilen lassen, können beim Überfahren Ton- und Lichtsignale ausgelöst, die Fahrtrichtung geändert oder der Zug gestoppt werden. In der Praxis dürfte jedoch lediglich die eine unterstützte Richtung wirklich ausschlaggebend sein. Dafür führen die Mubi-Sets einige Teile mehr, was die fehlende Technik mehr als ausgleichen dürfte.
Eine Möglichkeit zur Abschaltung der ausgebenden Geräusche würde dennoch einen Vorteil darstellen, bei einer Dauerbeschallung könnte die Geduld mancher Eltern doch irgendwann an ihre Grenzen gelangen.
Somit stellen beide Sets eine schöne Ergänzung zu den bis dahin hoffentlich schon vorhandenen Steinen der angehenden Baumeister dar.
Anmerkung zum Review
Die Eisenbahn-Sets MU3003 „Mubi Town“ und MU 4001 „Magical Castle of Princess Lily“ wurden Just Bricks freundlicherweise von Blocki für diesen Review kostenlos zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme auf den Artikel fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand ebenfalls nicht.
>> Die Eisenbahnen MU3003 „Mubi Town“ und MU4001 „Magical Castle of Princess Lily“ bei Blocki / Mubi
Mubi Eisenbahnen MU3003 „Mubi Town“ und MU4001 „Magical Castle of Princess Lily“ im Review – Slideshow
Mubi Eisenbahnen MU3003 „Mubi Town“ und MU4001 „Magical Castle of Princess Lily“ im Review
- viele Teile zu einem geringen Preis
- schöne Steineauswahl
- selbstfahrende Eisenbahn mit Licht- und Toneffekten
- gute Steinequalität
- verständliche Anleitungen
- viele Figuren und Tiere
- hohe Druckqualität auf Figuren und Teilen
- hoher Spielwert
- Kreuzung als Schienenteil
- Prinzessin mit echtem Kleid und Puppenhaar
- gerade Schienen hätten Flexibilität erhöht
- geräuschlose Fahrt der Eisenbahn würde manche Nerven schonen
- Fahrt der Eisenbahn nur in eine Richtung