Das Einkaufszentrum aus der My-Girls-Serie von Blocki wirkt zunächst einfach, birgt aber für wenig Geld interessante Bauteile, die Kinder nicht allzu oft in ihrem Fundus finden dürften. Die Wahl mancher Bautechniken macht es Kindern an manchen Stellen jedoch schwer mit dem Aufbau – gleiches gilt für das Anbringen der Aufkleber.
Das Modell
Mädchen bilden auch im Klemmbausteinbereich seit langem eine viel umworbene Zielgruppe. Nachdem der dänische Marktführer vor Jahren mit seiner Friends-Serie begonnen hat entsprechende Sets herzustellen, haben auch die chinesischen Hersteller wie Qman damit begonnen, spezielle Serien für den weiblichen Klemmbausteinnachwuchs zu produzieren.
Mit dem Einkaufszentrum veröffentlicht Blocki ebenso ein weiteres Set aus seiner „My Girls“-Reihe, welches 591 Teile inklusive 9 Figuren und eine Katze in sich vereint und am hiesigen Markt für knapp unter 50 Euro angeboten wird. Zum Vergleich: Lego verlangt für seinen kleineren und mit nur drei Minifiguren ausgestatteten Friseursalon (41743) 45 Euro, der Bio-Laden (41729), der mit 830 Teilen mehr Inhalt bietet, schlägt dann aber wiederum bereits mit 90 Euro zu Buche. Auf den ersten Blick ist aber ebenso zu erkennen, dass der polnische Hersteller bei seinem Set deutlich mehr größere Teile verbaut – was den Preis wieder in ein anderes Verhältnis setzt. Ob das Set von Blocki aber am Ende auch von der Qualität und von der Spielbarkeit her überzeugen kann, wird sich im Laufe dieses Reviews herausstellen.
Im Inneren der mit 57 × 37,5 × 8,5 cm (L × B × T) nicht geraden kleinen Verpackung findet sich ein fast ebenso großer Einschubkarton, welcher neben 20 × 10 Noppen großen Platten die in insgesamt 11 Tüten verpackten restlichen Bauteile führt. Unter diesen liegt etwas geschützt die Anleitung, der Bogen mit den 31 Aufklebern wurde dagegen bei der Konfektionierung einfach zwischen die Tüten geworfen. Mit lediglich leichten Wellungen versehen ist diesem aber kein größerer Schaden zugestoßen, alle Sticker lassen sich normal auftragen. Dennoch wäre es sicherer gewesen, diesen zum besseren Schutz in die Bauanleitung zu legen. Nicht fehlen darf zudem das mittlerweile obligatorische Blatt mit den Positionen der Aufkleber – das später noch für einigen Frust sorgen wird.
Beim Betrachten der Tüten fällt zudem direkt auf, dass viele der größeren transparenten Teile in separaten Tüten verpackt sind. Das ist erst einmal löblich, sind diese so doch vor Kratzern und Abschürfungen gut geschützt. Ob auch während der Produktion sorgsam mit diesen umgegangen wurde, wird der Aufbau zeigen.
Die Anleitung
Die Bauanleitung des Einkaufszentrums von Blocki fällt mit 29,5 × 21,5 cm flächenmäßig sogar etwas größer als ein DIN-A4-Blatt aus und benötigt daher aufgeklappt einigen Platz auf den Bautisch. Bei einem Set für Erwachsene wäre es sicherlich sinniger gewesen, die Abmessungen der Anleitung etwas kleiner zu halten und dafür eine höhere Seitenzahl in Kauf zu nehmen. Da Kinder aber meistens eh auf dem Boden bauen, dürfte dieses Kriterium entfallen und somit ein Manko bleiben, mit dem der Autor dieses Reviews leben muss.
Das Heft umfasst 104 Seiten und führt in rund 156 Bauschritten zum Ziel. Da das 40 Noppen breite Gebäude quasi in einem Stück gebaut wird, geht der polnische Hersteller zur besseren Darstellung einen ungewöhnlichen aber effektiven Weg: So wird auf den meisten Seiten links zunächst der im Grunde fertige Bauschritt gezeigt, wobei jeweils zwei Bereiche von einem schwarzen Rechteck umgeben sind. Diese beiden mit der jeweiligen Bauschrittnummer und zusätzlich „a“ und „b“ bezeichneten Bereiche werden auf der rechten Seite der Doppelseite noch einmal für den Aufbau genauer gezeigt. So kann auf beiden Außenseiten des Modells gleichzeitig gebaut werden, die Bauanleitung bleibt dabei dennoch immer verständlich. Darüber hinaus sind die Abbildungen sehr groß gehalten, sodass diese auch von Kindern gut erkannt werden können. Zwischenbauschritte bleiben dabei nicht immer aus und werden in einem eigenen kleinen Rahmen angezeigt, welcher ebenfalls leicht als solcher zu erkennen ist. So dürften Kinder mit dem angegebenen Mindestalter von sechs Jahren keine größeren Probleme besitzen, das Set alleine aufzubauen. Lediglich bei den Aufklebern werden sie eine helfende Hand benötigen.
Die Anzahl der bei jedem Bauschritt hinzukommenden Teile, ist sehr kindgerecht gewählt, selten müssen mehr als zehn neue Steine aus dem Fundus gesucht werden. Bei Teilen wie Fliesen oder größeren Plates, bei denen die Größe nicht sofort zu erkennen ist, werden zusätzlich die Abmessungen in Noppen angezeigt. Dadurch kann einem Verbauen durch falsche Teile vorgebeugt werden.
Blocki setzt bei der Darstellung, wie bei anderen Sets auch, auf das Prinzip der Reduktion: Hierbei werden nur die neu hinzuzufügenden Teile in ihren Farben gezeigt, bereits Verbautes wird dagegen ausgegraut. Rote Pfeile und rote Punkte auf den abgebildeten Noppen selbst zeigen zudem an, wo genau die neuen Teile platziert werden sollen. Stellen, an denen die Aufkleber angebracht sollen, werden in der Anleitung jedoch nicht angezeigt. Das führt bei dem Modell einige nicht geringe Probleme mit sich, auf die später noch genauer eingegangen wird.
Der Aufbau
Der Aufbau beginnt mit dem Zusammenlegen der drei 20 × 10 Noppen großen Platten, welche das Fundament des Einkaufszentrums bilden werden. Interessant ist dabei die Verbindung über zwei Gelenk-Scharniere, die es erlauben, die beiden äußeren Platten einzuklappen und dem Gebäude damit ein anderes Aussehen zu vermitteln. Bereits schnell werden die ersten transparenten Teile, von denen eine hohe Anzahl ihren Weg in das Modell finden werden, in zwei der mehreren transparenten Pfeiler, die später die erste Etage halten werden, gebaut. Für eine bessere Stabilität kommen bei diesen weitere Scharniere zum Einsatz.
Ein paar Bauschritte später werden erste Einrichtungsgegenstände wie eine Kommode oder ein Stuhl und ein Spiegel für den Friseursalon gefertigt, bevor die ersten größeren transparenten Teile in Form von den eckigen Seitenteilen, Scheiben und der Schiebetür gebaut werden. Bei den Teilen macht sich jedoch eine gewisse Enttäuschung breit, denn auch wenn Blocki die Teile in extra Tüten verpackt hat, weisen diese deutliche Schlieren und teilweise den einen oder anderen Kratzer auf. Hier scheinen die Probleme also bereits während des Fertigungsprozesses aufzutreten oder anderweit, trotz der Trennung bei Verpackung oder Transport entstanden zu sein.
Fragliche Bautechniken
Anschließend kommt, mit einem Waschbecken, Blumen und einigen Dingen mehr, weiteres Interieur hinzu. Nachdem weitere transparente Pfeiler aufgestellt wurden, geht es an die zweite Etage, die in Sachen Konstruktion doch etwas Grenzwertig erscheint. So sollen an den Eckteilen Platten in den Größen 6 × 8 aufgeklemmt werden, welche teilweise nur an einer Stelle auf zwei Noppen aufliegen und sonst quasi freischwebend sind. Zwar werden diese in den nächsten Bauschritten durch das Überbauen von mehreren Lagen Plates gefestigt, dennoch ist diese Bauweise fraglich. Die damit verbundene Problematik wird spätestens dann deutlich, wenn diese Segmente später überbaut werden sollen – bereits mit gewohntem normalen Druck kann hier einiges zusammenbrechen.
Zu den Elementen, welche aufgeklemmt werden und das Konstrukt somit verstärken sollen, gehören unter anderem drei Lagen von 5 × 5 Noppen großen und viertelrunden Plates in den Farben Orange, Rosa und Grau. Die gute Klemmkraft der von Blocki verwendeten Steine bedeutet aber ebenso einen hohen benötigten Druck, um diese aufeinander klemmen zu können – ob Kinder diese Kraft wirklich aufbringen können, dürfte je nach Alter fraglich sein. Hier wäre weniger vielleicht etwas mehr gewesen.
Ist die erste Etage dann mit Platten ausgelegt und bebaubar, werden auch hier wie im Erdgeschoss Scheiben und transparente Teile der Fassade hinzugefügt. Anschließend wird ebenso für einiges Innenbleben in Form von Hut- und Taschenständer sowie auch Stühlen und mit Tassen, Gläser sowie Flaschen gefüllte Tischen des kleinen Cafes gesorgt. Bis hierhin sind bereits rund 2 Stunden Bauzeit ins Land gezogen.
Problemfall Aufkleber
Im weiteren Bauverlauf werden immer mehr Utensilien und Einrichtungsgegenstände sowie das angedeutete Dach gebaut. Ist dies vollbracht, wird das Modell noch nach hinten erweitert, so kommt eine kleine Theke für das Cafe sowie ein kleiner Fahrstuhl hinzu, welcher die Besucher des Einkaufszentrums auf die verschiedenen Ebenen bringen soll – eine Treppe besitzt das Gebäude nämlich nicht. Noch ein paar Verzierungen angebracht und das Modell ist nach rund drei Stunden fertiggestellt. Bleiben nur noch die Aufkleber – und die verursachen, wie bereits zu Anfang angedeutet, ein Problem: Blocki gibt deren Positionen in der Anleitung nicht an, sondern zeigt diese lediglich über das bereits erwähnte Blatt. Nur: An viele Stellen ist nicht einmal mit einer Pinzette heranzukommen, womit das Vorhaben auch für erwachsene Baumeister eine Herausforderung darstellen kann. Wie Kinder das geforderte Umsetzen sollen, bleibt dabei fraglich. So bleibt nichts anderes übrig, als große Teile des eigentlich fertigen Modells noch einmal auseinanderzunehmen. Doch auch dann kann das Vorhaben immer noch Probleme bereiten, da aus den Bildern für die Vorder- und Rückseite nicht immer genau hervorgeht, wo diese nun angeklebt werden sollen.
Qualität der Steine
Die Qualität der Steine fällt je nach Art unterschiedlich aus. Die Klemmkraft ist gut, für Kinder jedoch an manchen Stellen vielleicht sogar etwas zu hoch – gerade wenn mehrere Platten aufeinander gedrückt werden sollen. In Sachen Farbgleichheit gibt es ebenfalls kaum etwas zu beanstanden. Bei der Oberflächenbeschaffenheit muss dagegen genauer hingeschaut werden: Die meisten normalen Steine sind in Ordnung, nur hin und wieder gibt es die eine oder andere Verunreinigung. Gleiches gilt für Schlieren oder Kratzer, welche im vorliegenden Set bei den größeren Teilen zu beobachten sind. Das einzelne Verpacken der Scheiben, wie im Aufbau bereits beschrieben, hat nicht wirklich etwas gebracht – diese wirken deutlich gebraucht und oftmals auch stumpf.
Zum Set gehören neben den Aufklebern auch 15 bedruckte 1 × 2 Fliesen, welche unter anderem Geldscheine, Kreditkarten, Mobiltelefone oder Briefumschläge darstellen sollen. Die Druckqualität fällt dabei gut aus. Gleiches gilt für die Drucke auf den insgesamt 9 Figuren, welche bereits fast komplett zusammengesetzt sind und nur noch ihrer Kopfbedeckung benötigen. Im Gegensatz zu vielen alternativen Minifiguren, die sich äußerlich von denen des dänischen Marktführers unterscheiden, lassen sich diese sitzend aufnoppen.
Fazit
Das Einkaufszentrum von Blocki hinterlässt Licht und Schatten. Die generelle Gestaltung lässt erneut Luft nach oben, das Modell wirkt an einigen Stellen unfertig und zu einfach. Das ist ein Problem, mit dem viele Sets des polnischen Herstellers zu kämpfen haben – es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Erzeugnisse des Marktführers in dieser Hinsicht „runder“ wirken. Auf der anderen Seite erfolgt die Betrachtung meist durch die Augen eines Erwachsenen – Kinder können die Gestaltung daher gänzlich anders empfinden.
Die Teilezahl von 591 bei einem Verkaufspreis von rund 50 Euro wirkt zunächst nicht unbedingt hoch, doch das täuscht – nicht zuletzt deswegen, da Blocki hier viele große Teile verwendet. Bei diesen handelt es sich zudem nicht selten um Steine, die in ihrer Form nicht häufig in den Kisten des Baunachwuchses auftauchen dürften, wie in diesem Fall die gewinkelten Scheiben, die viertelrunden Plates und Steine sowie die großen, teilweise auch transparenten Pfeilerelemente. Wird also eher das Gewicht als Maßstab genommen, erscheint der Preis wieder in einem anderen Verhältnis. Darüber hinaus führt das Set neben einer Katze neun brauchbare Figuren in verschiedenen Ausführungen, die sich sogar sitzend aufnoppen lassen und daher einen guten Spielwert liefern.
Die Steinequalität fällt weitestgehend gut aus, die Klemmkraft könnte für Kinder an manchen Stellen sogar etwas zu hoch ausfallen – besonders wenn mehrere Plates aufeinander geklemmt werden sollen. Auch in Sachen Oberflächenbeschaffenheit hinterlässt das Modell einen gemischten Eindruck. Zwar weisen nur wenige Steine wirkliche Beschädigungen oder Verunreinigungen auf, die Scheiben und transparenten Teile sind dagegen oft mit Schlieren und Kratzer versehen – hier hat das einzelne Verpacken nicht wirklich einen Effekt erzielt. Einige der hohen durchsichtigen Pfeiler wirken zudem recht trübe.
Die Bauanleitung ist für Kinder zwar leicht verständlich, dennoch muss Blocki am generellen Aufbau des Modells und den verwendeten Bautechniken feilen. Dass manche größeren Platten nur mit zwei Noppen auf den Pfeilern aufliegen und erst später durch Überbauen mit Platten ihre Stabilität erhalten, kann sich noch Bauschritte später auswirken – spätestens dann, wenn für die darüber anzubringenden Teile ein höherer Druck erforderlich ist und dann das komplette Segment zusammenbricht.
Was aber gar nicht geht, ist die Art, wie der polnische Hersteller mit den Aufklebern umgeht. Diese sind zwar von einer guten Qualität und auch mit einer hohen Klebekraft versehen, doch sollen diese erst am fertigen Modell angebracht werden. In der Bauanleitung findet sich an keiner Stelle ein Hinweis auf die Sticker und nur wenige Kinder dürften den „Beipackzettel“ mit den Stellen, an denen die Klebestreifen angebracht werden sollen, stets im Auge haben. Hierbei dürfte manch erwachsener Baumeister auch mit Pinzette und anderen Hilfsmitteln an den Rand seiner Möglichkeiten kommen, wie sollen das dann erst Kinder schaffen? Sollen die Sticker im Inneren wirklich vernünftig angebracht werden, ist es im Grunde unabdingbar, das fertige Modell an entsprechenden Bereichen noch einmal auseinander zu nehmen – und am Ende auch wieder zusammen zu bekommen. Warum der Hersteller diese also nicht dann anbringen lässt wenn die Steine zugänglich sind, bleibt wohl sein Geheimnis. Hier muss die Anleitung entsprechend verbessert werden.
Anmerkung zum Review
Das Einkaufszentrum KB0121 aus der My-Girls-Serie wurde Just Bricks freundlicherweise von Blocki für diesen Review kostenlos zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme auf den Artikel fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand ebenfalls nicht.
>> Blocki KB0121 – My Girls Einkaufszentrum bei Blocki
Blocki KB0121 – Einkaufszentrum im Review – Slideshow
Blocki KB0121 - Einkaufszentrum im Review
- viele große und bei Kindern vielleicht eher seltenere Teile
- 9 brauchbare Spielfiguren
- verständliche Bauanleitung
- Scheiben mit Schlieren und teilweise mit Kratzern
- Bautechniken bezüglich Stabilität teilweise seltsam
- Hinweise, wo Sticker angebracht werden sollen, erst beim fertigen Modell
3 Kommentare
Heiko b
Das Einkaufszentrum bzw die Shoppingcenter Mall von blocki aus klemmbausteinen mit diversen kleinen Shops bzw Geschäften für dies und das
Die Farben sagen mir weniger zu aber das Thema sagt wahrscheinlich nicht nur Mädchen zu denn auch Männer gehen gelegentlich auch einkaufen aber das glauben ja viele nicht so sehr aber es ist ja nun mal so
Ich würde es kaufen und die Teile, vor allem die Türen, in andere Bauvorhaben nutzen ist da etwa im Untergeschoss 1 schöne breite Schieber installiert wie in so vielen kleineren und grösseren Einkaufszentrum auf der welt.
Auch so manches Teil aus der Innenausstattung des Einkaufszentrum, wie z b Stühle u Tische aus der gaststätte hier, könnten so manchen aussenbereich bzw Garten alsbald zieren und so den Nutzern 1 Platz zum ausruhen und essen und trinken bieten
Der Phantasie für die Umnutzung der Teile hier ist ja bekanntermaßen kaum Grenzen gesetzt
Brickolo
Die Modelle von Blocki sind meist ausbausfähig. Dafür ist der Hersteller aber besonders für MOCs interessant, da er viele Teile in ungewohnten Formen führt.
Gab es da nicht auch eine Verbandelung mit Cobi? Manche Formen sind ja zu diesem Hersteller identisch, was mich besonders freut, seit Cobi keine Kinder-Sets mehr herstellt. So hat man wenigesten noch einen “Lieferanten” für solche Teile in Farben abseits vom Militär.
Michael Schäfer
Was mir nur bekannt ist, dass Blocki wie Cobi aus Polen kommt und früher Sets von Kazi in Lizenz unter eigenem Namen veräußert hat.
Woher die Steine kommen, darüber hüllt sich Blocki aber in Schweigen…