Das Polizeihauptquartier von Blocki bietet viel Zubehör und damit trotz einfacher Gestaltung einen großen Spielspaß zu einem attraktiven Preis. Dafür scheint der polnische Hersteller jedoch bei der Steinequalität gespart zu haben.
Das Modell
Auch wenn den Modellen von Blocki ein wenig der Retro-Charme der 90er und 2000er Jahre anhaftet, hat sich der polnische Hersteller mittlerweile zu einer attraktiven Alternative zu den immer dünner werdenden Städte-Sets des Marktführers entwickelt. Zu den in der Vergangenheit stets stabilen und mit einer guten Steinequalität versehenen Modellen gesellt sich dann auch noch der im Verhältnis günstige Preis: So sind für das vorliegende und aus 917 Steinen bestehende Set gerade einmal 50 Euro zu berappen. Dafür erhält der Käufer eine komplette Grundausstattung einer Polizeiwelt, bestehend aus einer Hauptwache, einem Polizeiauto, einem Pollizeihubschrauber, einem Motorad sowie einem Polizeiboot. Auch an die Bösewichte wurden gedacht, die zumindest der Verpackung nach mit einem Wasser-Scooter und einem Auto versuchen, einen ihrer Kumpanen zu befreien. Insgsamt gehören acht Minifiguren zum Set.
Das Produktbild auf der mit 63 × 42 × 9 cm recht großen Verpackung zeigt allerdings das Problem, mit dem Blocki vor allem in der Wahrnehmung von Erwachsenen zu kämpfen hat: Die Modelle sind recht einfach umgesetzt, bieten dafür aber viele Steine, mit denen sich einiges Neues bauen lässt und sind aufgrund der großen Öffnungen auch gut bespielbar. Äuerßlich reiht sich das Set in die Gestaltung der Polizeistation (KB0616) (Review) ein, die dabei als eine Art „Außenstation“ sehr gut ins Spiel integriert werden kann.
Beim dänischen Marktführer muss für eine Polizeistation mit einem UVP von 65 Euro deutlich tiefer in die Tasche gegriffen werden, dafür erhalten Käufer rund ein Drittel weniger Steine und eine deutlich geringere Spieltiefe.
Beim ersten Öffnen des Kartons wird schnell deutlich, dass der gesamte Inhalt auch in einen kleineren Karton gepasst hätte. Große Kartons machen in der Präsentation zwar mehr her, benötigen aber ebenso mehr Lagerfläche und sind wegen des höheren Platzbedarfs in geringeren Mengen zu transportieren. Vielleicht sollte Blocki hierbei auch die Händler denken, die die Sets ja unterbringen müssen.
Eine Unterteilung des Aufbaus in einzelne Abschnitte ist nicht vorhanden, sodass vor Baubeginn zunächst alle Teile sortiert werden müssen, was auf einem Bautisch einiges an Platz beanspruchen dürfte. Da Kinder jedoch meist auf dem Boden bauen, dürfte dieser Aspekt für sie weniger ins Gewicht fallen. Größere transparente Teile werden zudem zusätzlich separat verpackt, der Bauverlauf wird zeigen, ob diese Maßnahme von Erfolg gekrönt ist. Dafür sind die benötigten großen Scheiben einzeln verpackt. Der weitere Bauverlauf wird zeigen, ob diese Maßnahme den gewollten Erfolg gebracht hat.
Abgesehen von den Aufdrucken auf den Figuren enthält das Set keine Prints, sondern nur Aufkleber. Hier bleibt Blocki auch seiner Linie treu, die Positionen der einzelnen Sticker nicht in der Bauanleitung, sondern auf einem separaten Blatt anzugeben – was das Anbringen nicht selten erschwert.
Die Anleitung
Die beiliegende Bauanleitung fällt für Blocki-Verhältnisse recht dick aus. Im Gegensatz zu anderen Bauanleitungen des polnischen Herstellers sind die 60 Seiten beim vorliegenden Set nicht in der Mitte geheftet, sondern geklebt. 125 Hauptbauschritte sollen zur fertigen Polizeistation samt Zubehör führen, wobei der Aufbau durch zahlreiche in „a“ und „b“ ausgegliederten Bauschritte unterteilt wird. Dabei wird auf entsprechenden Doppelseiten zunächst auf dem linken Blatt der im Grunde fertige Bauschritt gezeigt, wobei jeweils zwei Bereiche von einem schwarzen Rechteck umrandet sind. Diese beiden Bereiche werden mit der jeweiligen Bauschrittnummer sowie zusätzlich „a“ und „b“ gekennzeichnet und auf dem rechten Blatt noch einmal detaillierter angezeigt. Auf diese Weise kann an verschiedenen Stellen des Modells gleichzeitig gebaut werden, wobei die Bauanleitung immer nachvollziehbar bleibt. Aufgrund der Umsetzung kann auch auf Zwischenbauschritte weitgehend verzichtet werden.
Die Abbildungen der einzelnen Bauschritte sind sehr große gehalten, sodass die einzelnen Bereiche auch für Kinder gut erkennbar sind. Die Anzahl der pro Bauschritt neu hinzukommenden Teile ist sehr gering und übersteigt nur selten die 10 Steine, was ebenfalls sehr kindgerecht gewählt ist. Bei Steinen, deren Abmessungen nicht durch bestimmte Kriterien, wie unter anderem die Anzahl der Noppen, zu erkennen ist, werden diese zur besseren Einordnung zusätzlich im Teilefenster angegeben. Rote Pfeile und rote Punkte auf dem Noppen zeigen zusätzlich an, wo die neuen Teile genau platziert werden müssen.

Die Anleitung ist leicht verständlich, auch wenn sich der eine oder andere Fehler eingeschlichen hat
Blocki setzt auch beim vorliegenden Set wie gewohnt bei der Darstellung auf das Prinzip der Reduktion: Nur die neu hinzuzufügenden Teile werden in ihrer Farbe und mit voller Deckkraft dargestellt, bereits Verbautes wird ausgegraut.
Unter diesen Voraussetzungen sollte es auch dem Klemmnachwuchs ab dem vom Hersteller angegebenen Mindestalter von sechs Jahren gelingen, seine ersten eigenen Gehversuche bei den Bausteinmodellen erfolgreich absolvieren. Lediglich bei den Aufklebern sollte ein Erwachsener helfen. Dies kann jedoch schwierig sein, da, wie bereits beschrieben, in der Bauanleitung selbst nicht angegeben ist, an welchen Stellen die Aufkleber anzubringen sind. Es ist zu bezweifeln, dass Kinder während des Aufbaus ständig das beiliegende Faltblatt mit den entsprechenden Hinweisen im Auge behalten. Dies führt zu nicht unerheblichen Problemen, wenn bestimmte Stellen nach dem Aufbau und damit beim fertigen Modell schwerer zu erreichen sind.
Der Aufbau
Nach rund einer Stunde des Sortierens kann der Bau der Polizeizentrale mit dem Eingangsbereich sowie der Waffenkammer, deren Grundstruktur auf einer 20 × 20 Noppen großen Platte fixiert wird, beginnen. Warum Blocki für diese und sämtliche weiteren Plates, die in den folgenden Bauschritten als Fundament dienen, ausgerechnet die Farbe Grün gewählt hat, erschließt sich nicht unmittelbar.
In den nächsten Schritten werden Türen und große Fenster angebracht, während gleichzeitig die ersten der wenigen Mauerstücke errichtet werden. Anschließend wird eine 8 × 16 Noppen große Platte längs ausgelegt, wodurch die Grundfläche des Gebäudes erweitert wird. Auf diesem Bereich entstehen sowohl die kleine Einsatzzentrale als auch die Arrestzelle, für die direkt im Anschluss die notwendigen (Gitter-)Fenster sowie die Gittertür eingesetzt werden.
Mit dem weiteren Aufbau der Mauern wird auf der Gebäuderückseite, die – wie von Blocki gewohnt – offen gestaltet und damit gut bespielbar ist, eine kleine Leiter in das Mauerwerk mit eingebaut, die später zum noch zu errichtenden Suchscheinwerfer führt. Auf der Vorderseite des Gebäudes werden ebenfalls die wenigen Mauerelemente, die eher als Pfeiler zwischen den zusätzlich eingesetzten Türen und Fenstern dienen, aufgebaut. Damit entsteht die Grundlage für die erste Etage des Gebäudes. Bevor diese mit den ersten Plates versehen werden kann, werden noch die letzten Einrichtungsgegenstände eingesetzt.
Wie zuvor wird auch auf dem neuen Stockwerk zunächst das notwendige Interieur eingebracht, darunter Stühle, Schreibtische mit den erforderlichen Computern sowie einige Schränke. Zudem wird etwas eingebaut, bei dem nicht eindeutig zu erkennen ist, ob es sich nun um ein Mikroskop oder doch eine Kaffeemaschine handelt. Sobald dieser Abschnitt abgeschlossen ist, folgen weitere Fenster sowie ein kleiner Glasvorbau, der die Fassade optisch etwas auflockert.
Nachdem in den vorherigen Bauabschnitten die Decke eingesetzt wurde, wird im Erdgeschoss der Arrestzelle ein Gitterfenster eingebaut. Dieses sitzt unten auf einer 1 × 4 Fliese und wird oben durch eine ebenso große Fliese abgeschlossen, sodass es sich leicht aus der Mauer nehmen und somit für einen Gefangenenausbruch nutzen lässt.
In den nächsten Bauabschnitten entstehen sowohl der Hubschrauberlandeplatz als auch der Steg für die noch zu umzusetzenden Boote. Parallel dazu wird das Gebäude im oberen Bereich mit verschiedenen Plates abgeschlossen und zusätzlich noch ein „Schießturm“ errichtet.
Zum Abschluss werden Überwachungskameras, Verzierungen, ein Parabolspiegel sowie eine Radarschüssel angebracht und nach einer Bauzeit von etwa zwei Stunden ist die Polizeiwache fertiggestellt und es geht an die fünf Vehikel.
Der Aufbau beginnt mit dem großen Polizeiboot, dessen Rumpf größtenteils aus Formteilen besteht. Auch der restliche Aufbau stellt keine besondere Herausforderung dar, sodass selbst jüngere Baumeister kaum Schwierigkeiten haben dürften – mit einer Ausnahme: Die mitgelieferte Schnur, an der der Anker befestigt wird, lässt sich nur schwer um den Pfahl im Heck des Bootes binden, da sie sich immer wieder abrollt. Eine einfachere Lösung besteht darin, die Schnur auf eine Noppe zu legen und durch das Aufklemmen des Pfahls zu fixieren.
Anschließend folgt der orangefarbene Pickup, der für den Ausbruch verantwortlich ist, indem er die äußere Zellentür herausreißt. Auch hier gestaltet sich der Aufbau unkompliziert, allerdings bereitet erneut eine Schnur Probleme – dieses Mal jene, die den Haken hält. Sie neigt ebenso dazu, sich wieder abzurollen, was unter anderem daran liegt, dass der Rollmechanismus keinen spürbaren Widerstand bietet.
Weiter geht es mit dem Polizeiauto und dem Hubschrauber, bevor das Motorrad und der kleine Jet-Ski den Abschluss bilden. Letzterer besteht allerdings nahezu ausschließlich aus Formteilen. Ein gemeinsames Merkmal aller Fahrzeuge ist, dass die Positionen der Aufkleber – wie bereits bei der Polizeistation – erst auf dem beiliegenden Faltblatt ersichtlich sind und nicht direkt in der Bauanleitung während des Aufbaus angezeigt werden. Daher ist es ratsam, dieses stets im Blick zu behalten, um die Aufkleber genau anbringen zu können. Die beiden Fahrzeuge und der Hubschrauber besitzen zudem noch die Gemeinsamkeit, dass Blocki den Fahrern beziehungsweise Piloten nach wie vor keinen Sitz spendiert.
Qualität der Steine
Beim vorliegenden Modell kann Blocki in Bezug auf die Steinequalität nur bedingt überzeugen. Während die Klemmkraft solide ausfällt und die Farbgleichheit insgesamt zufriedenstellend ist, lässt die Oberflächenbeschaffenheit der Steine in einigen Bereichen doch zu wünschen übrig. So wirken manche Teile – nicht nur die Fliesen – als hätten sie bereits längere Zeit in einer Steinekiste verbracht. Darüber hinaus weisen einige Steine deutlich sichtbare Verunreinigungen auf.
Besonders auffällig ist dies bei den Scheiben, bei denen das separate Verpacken nur bedingt Wirkung gezeigt hat. Diese erscheinen matt und weisen teils deutliche, teils weniger stark ausgeprägte Kratzer auf. In den bisher auf Just Bricks getesteten Sets hat der polnische Hersteller eine deutlich bessere Qualität geliefert.
Anders verhält es sich bei den Aufklebern, die mit einer guten Druckqualität überzeugen und zudem über eine hohe Haftkraft verfügen. Gleiches gilt es über die Aufdrucke auf den Figuren verlauten zu lassen.
Fazit
Das Polizeihauptquartier von Blocki hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck, bei dem sich Stärken und Schwächen die Waage halten. Das Modell ist im Vergleich zu anderen Umsetzungen dieses bei Kindern beliebten Themas recht einfach gehalten, was jedoch aus Sicht der Zielgruppe kaum ins Gewicht fallen dürfte. Gleichzeitig bietet das Set mit fünf zusätzlichen Fahrzeugen sowie insgesamt acht Figuren einen hohen Spielwert. Während die aktuelle Polizeistation des dänischen Marktführers möglicherweise ansprechender gestaltet ist, fällt sie kleiner aus, enthält weniger Zubehör und ist zudem teurer. Insofern kann das vorliegende Set aufgrund des attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnisses durchaus einen Blick wert.
Beim Aufbau verfällt Blocki wiederum in alte bekannte Muster. So fehlen auch hier wieder innerhalb der Bauanleitung die Hinweise zum Anbringen der Aufkleber – stattdessen muss hierfür das beiliegende Extrablatt im Auge gehalten werden, welches zudem an einigen Stellen fehlerhaft ist. Ein weiteres bekanntes Muster setzt sich bei den Fahrzeugen fort: Wie gewohnt verzichtet der Hersteller darauf, diese mit Sitzen auszustatten, was sich zunehmend zu einem eher schlechten Running Gag entwickelt. Abgesehen davon gestaltet sich der Aufbau weitgehend kindgerecht, was auch an der insgesamt gut strukturierten Anleitung liegt.
Deutliche Schwächen offenbaren sich jedoch bei der Qualität der Steine. Zwar ist verständlich, dass in dieser Preisklasse keine Qualität wie bei GoBricks erwartet werden kann, dennoch hat Blocki hier in der Vergangenheit bereits bessere Ergebnisse geliefert. So werden die Scheiben zwar separat verpackt, weisen dennoch sichtbare Schlieren und Kratzer auf – die zusätzlichen Schutzmaßnahmen haben somit kaum einen echten Mehrwert gebracht. Ähnlich sieht es bei der Oberflächenbeschaffenheit der Steine aus, bei der besonders die Fliesen matt und teilweise abgenutzt wirken. Zudem fällt die Farbgleichheit nicht durchgehend überzeugend aus: Während sich vor allem bei den orangenen Steinen und Fliesen deutliche Unterschiede zeigen, sind auch bei den blauen Steinen an einigen Stellen Abweichungen erkennbar.

Der „Police Station“-Aufkleber ist nicht falsch angebracht, sondern wird genau so im Faltblatt angegeben.
Allerdings sollte bei aller berechtigten Kritik nicht aus den Augen verloren werden, dass es sich beim Testkandidaten um ein Set für Kinder handelt. Während erwachsene Baumeister vor allem die Materialqualität hinterfragen dürften, steht für Kinder in erster Linie der Spielwert im Vordergrund – und dieser ist hier zweifellos gegeben. Für ein Set, das sich gezielt an ältere Baumeister richtet, würde Blocki mit derartigen Mängeln jedoch schwerer durchkommen.
Anmerkung zum Review
Das Polizeihauptquartier KB0620 wurde Just Bricks freundlicherweise von Blocki für diesen Review kostenlos zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme auf den Artikel fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand ebenfalls nicht.
>> Das Polizeihauptquartier KB0620 bei Blocki
Blocki KB0620 – Polizeihauptquartier im Review – Slideshow
Blocki KB0620 - Polizeihauptquartier im Review
- guter Preis
- viel Zubehör, daher viele Spielszenarien möglich
- hoher Spielwert
- viele Figuren
- verständliche und kindgerechte Anbleitung
- mittelmäßige Steinequalität
- Positionen der Aufkleber werden nicht in der Anleitung gezeigt