COBI ist vor allem wegen seiner Militär-Modelle bei Fans von Klemmbausteinen beliebt. Aber auch für Kinder hat der polnische Hersteller einiges für wenig Geld zu bieten. Das Demolition-Site-Set kann darüber hinaus auch wunderbar als Teilespender dienen.
Seinerzeit für rund 25 Euro auf den Markt gekommen, hat sich das Demolition-Site-Set 1675 von COBI mittlerweile zu einer Art Geheimtipp gemausert. Nicht nur weil die 590 Teile zu mittlerweile teilweise sogar für 12 bis 14 Euro zu bekommen sind, selbst zum UVP bietet das Set mit Kran, Traktor, Hausruine sowie viele Steine als „Schutt“ eine Menge Spielspaß. Darüber hinaus kann es auch für eine Reihe von anderen Bauvorhaben verwendet werden.
Doch der Reihe nach…
Zuviele Teile unsortiert
COBI gibt für das Set ein Mindestalter von 6 Jahren an. Angesichts der großen Teileanzahl, welche die Verpackung in 25 unsortierten Tüten bereithält, ist dieses recht optimistisch gewählt. Das Thema und die Ausgestaltung der einzelnen Modelle dürfte sicherlich Kinder in dem angegebenen Alter begeistern, die große Anzahl der zunächst wild auf einen Haufen liegenden Teile dürfte die Zielgruppe beim alleinigen Zusammenbau jedoch vor einige Schwierigkeiten stellen. Nur die wenigsten Kinder dürften auf die Idee kommen, diesen Steineberg zunächst zu sortieren, was je nach Genauigkeit 30 bis 45 Minuten dauern kann. Darüber hinaus wird auch mehr Platz zum Bauen benötigt, als wenn COBI die Teile zumindest grundlegend nach den drei Modellen aufgeteilt hätte. Hier sollte der Hersteller seine Verpackstrategie noch einmal überdenken. Die Nummerierung der größeren drei Tüten suggeriert zwar ein derartige Sortierung, aber auch hier sind die Teile wild verstreut.
Große Steinevielfalt
Der Sortiervorgang bietet dagegen aber auch die Möglichkeit, die beiliegenden Steine einmal etwas genauer in Augenschein zu nehmen, denn diese haben vor allem im Bezug auf den geringen Preis des Sets einiges zu bieten. So erhält der Käufer in dem Set einige große Platten, unter denen sich auch Fliesen in den Größen 4×8 und 2×10 sowie in verschiedenen Dreiecksformen befinden.
Während LEGO zudem sehr zum Verdruss der eigenen Fans auch bei hochpreisigen Sets immer mehr zu Aufklebern statt Prints tendiert, versieht COBI dagegen viele Steine mit Konturen. Unter diesen befinden sich fünf 2×4-Fliesen mit Strukturen, welche an zerkratzte Platten erinnern sollen sowie Eck- und 1×3-Bricks im Schwarz und Orange, welche über abgesplitterte Kanten verfügen und die Zerstörung des Hauses unterstreichen. Darüber hinaus verfügt das Set über mehrere verschiedene Steine zur Umkehr der Baurichtung, welche sich in der LEGO-Welt ebenfalls viele Fans wünschen würden.
Aber auch zunächst unspektakuläre Teile werten das Set auf: So beinhaltet dieses sechs rote mit einer Struktur versehene und acht Pins breite Zäune, drei Flammen sowie verschiedene Wedge-Vertreter. Von den Steinen aus Billund kommende Baumeister werden anfänglich auch durch die zusätzlichen Steinegrößen irritiert sein, so sind Plates in den Größen 1×5 oder 1×7 bei COBI keine Seltenheit.
Farben nicht LEGO-kompatibel
Auch die Farben des Sets sind sehr kindgerecht gehalten, jedoch wie bei COBI gewohnt farblich nicht mit den dänischen Bausteinen kompatibel. Dafür verwendet der polnische Hersteller kräftige Farben in hauptsächlich gelb, orange, rot oder blau, aber auch Anthrazit, Schwarz oder Grau finden sich darunter. Die Farbqualität ist sehr gut, selbst wenn viele Steine einer Farbe zusammengebaut werden sind keine Unterschiede zu erkennen – das ist man selbst vom dänischen Marktführer nicht immer gewohnt.
Gute Steinequalität mit einem kleinen „aber“…
Die Qualität der mitgelieferten Steine kann ebenfalls als sehr gut bezeichnet werden. Die Stabilität überzeugt in gleichem Maße wie die Klemmkraft, welche hoch genug ist um die Steine stabil zu verbinden, jedoch wiederum locker genug, dass sich diese wieder leicht lösen lassen. An manchen Stellen, wie unter anderem bei den größeren Platten, könnte der Zusammenhalt dennoch ein wenig geringer ausfallen. Unschön sind dagegen die Punkte der Druckgussformen, welche nicht selten an sehr ungünstigen Stellen vorhanden sind. In einigen Fällen lassen sich diese gut verbergen – wenn man den ganzen Bau über darauf achtet. Über das ganze Modell können diese jedoch nicht kaschiert werden.
Farben in der Anleitung nicht immer zu erkennen
In der beiliegenden Anleitung verfolgt COBI das gewohnte Konzept, bereits vollzogene Bauschritte auszugrauen. Dieses Vorgehen besitzt bekanntlich sowohl Vor- wie auch Nachteile. Auf der einen Seite wird der Fokus auf die neuen Teile gelegt, nachteilig wirkt sich jedoch aus, dass durch das komplette Ausgrauen bereits verbaute Teile ihre Farben verlieren und somit auch die Orientierung leidet, womit besonders die Zielgruppe zu kämpfen hätte – an falschen Stellen angebrachte Teile und Frust sind nicht selten das Ergebnis.
Das Erkennen von Farbunterschieden wird dem jungen Baumeister ebenso nicht immer einfach gemacht, besonders die Farben Schwarz und Dunkelgrau sind in der Anleitung teilweise nur schwer zu unterscheiden.
Von den Kritikpunkten abgesehen ist die Anleitung leicht verständlich. Im Gegensatz zum dänischen Marktführer werden nicht zu wenige Teile in einem Bauschritt abgehandelt, es wird aber auch zu keiner Zeit unübersichtlich.
Kran als erstes Modell
Aufgrund der zunächst hohen Teileanzahl kann der Zusammenbau des Krans als erstes Modell bis zu 60 Minuten dauern, da ein großer Teil der Bauzeit für die Suche der einzelnen Steine aufgebracht werden muss. Der Zusammenbau gestaltet sich dabei einfach, lediglich beim Anbringen der im Gegensatz zu den Exemplaren von LEGO dickeren Schnüren könnten Kinder dann doch die Hilfe eines Erwachsenen benötigen. Gefallen dürfte den Kindern zudem der in 3×2-Pins als Fertigteil angedeutete Sechszylinder-Motor.
Interessant wird es, wenn neben den völlig zu LEGO kompatiblen Steinen einige der von COBI selbst entworfenen Steine zur Verwendung kommen. Interessant ist auch, dass der Greifer des Krans nicht aus einem Fertigstück, sondern auch aus einzelnen Steinen zusammengesetzt wird.
Das fertige Modell weiß in Kinderaugen zu gefallen, dennoch hätte COBI bei der Stabilität etwas mehr Sorgfalt walten lassen, so löst sich der obere Teile des Krans mit Ausleger und Führerkabine beim Spielen sehr schnell vom Fahrgestell.
Im Gegensatz zu den Reifen von LEGO sind die von COBI aus einem weicheren Material gefertigt, womit diese beim Spielen auf glatten Boden nicht über diesen „hoppeln“. Bei diesen ist aber auf die richtige Ausrichtung beim Aufstecken auf die Felge zu achten.
Traktor schneller gefertigt
Beim größtenteils in Blau gefertigten Traktor verringert sich die Bauzeit aufgrund der deutlich geringeren Anzahl der übriggebliebenen Teile auf rund 30 Minuten. Von den Anforderungen gesehen ist hier auch das angegebene Mindestalter passend, womit Kinder beim Zusammenbau nicht wirklich vor Herausforderungen gestellt werden.
Hohe Konzentration beim Häuslebau
Beim Haus ist dagegen mehr Aufmerksamkeit gefordert, sonst kann es passieren, dass der eine oder andere Stein den einen oder anderen Pin daneben gesetzt wird. Hier kann sich die von COBI verfolgte Strategie bezüglich des Ausgrauen der bereits vollführten Bauschritte negativ auswirken, wenn bei fortgeschrittenem Bauen nicht mehr genau erkannt werden kann, wo genau die Steine hinkommen.
Im weiteren Verlauf des Aufbaus zeigt sich zudem, welche Wirkung das Haus trotz seiner Einfachheit besitzt. Dies ist nicht zuletzt auch auf die bereits beschriebenen Steine mit „Abriss-Dekor“ zurückzuführen, aber auch die künstlich eingefügten Löcher sowie die noch in Ansätzen erkennbare Einrichtung tragen dazu bei. Schön wäre gewesen, wenn sich COBI bei den Dachziegeln nicht so knausrig gezeigt und von diesen ein paar mehr in das Set gepackt hätte. Schön ist dagegen, dass sich der Bau nicht nur auf das Haus, sondern auch auf den verlassenen Spielplatz erstreckt.
Ein wenig schwierig dürfte es Kindern fallen, die kleinen Rädchen auf das dazugehörige Skateboard zu setzen. Hier muss vor allem auf die richtige Ausrichtung geachtet werden, da die Räder sich sonst nicht drehen werden. Zwar wird in der Bauanleitung angezeigt, dass es eine bestimmte Richtung für die Montage gibt, aber welche das jetzt genau ist, ist auch in der Anleitung nur schwer zu erkennen. Das Problem zudem: Ist das Rad erst einmal falsch aufgezogen, lässt es sich nur schwer wieder abziehen – hier besteht zudem die Gefahr, dass die Achsen abbrechen.
Bekannte und unerklärliche Figuren
Im Gegensatz zu manch anderen Herstellern von Klemmbausteinen setzt COBI auf eine deutliche eigene Gestaltung der jeweiligen Spielfiguren, sicherlich auch um Rechtsstreitigkeiten mit dem Marktführer aus dem Weg zu gehen. Dieses Unterfangen sorgt dafür, dass die Figuren zum einen mit denen von LEGO nicht kompatibel sind und auch sonst treten große Unterschiede auf: So sind die COBI-Figuren ein wenig größer als die Minifiguren und können wie diese nicht einfach auf andere Steine gesetzt werden. So müssen diese bei Fahrzeugen auf eigenen Sitzen Platz nehmen, auf denen sie jedoch nicht fest sitzen wie das Lego-Pendant. Dennoch lassen sich COBI-Modelle in den meisten Fällen mit wenig Umbau auch mit anderen Figuren bespielen.
Ein großes Stirnrunzeln rufen dagegen drei Figuren im Set auf, welche Ähnlichkeiten mit einer Ratte, einer Fliege sowie einem Käfer aufweisen. Überraschend sind diese auch deswegen, weil sie nirgends auf der Verpackung in Erscheinung treten. Dafür bieten sie aber ein große Möglichkeit, durch ihre Anwesenheit das Spielgeschehen zu erweitern: So könnte das sich gerade im Abriss befindliche Haus eigentlich die Tarnung eines unterirdischen, vom Geheimdienst betriebenen Versuchslabor sein, in welchem genmanipulierte Insekten gezüchtet wurden, welche nun natürlich freikommen…
Etwas anderes verwundert jedoch: Auf der einen Seite Nutzt COBI eigens gestaltete Spielfiguren, bei den drei seltsamen Vertretern nutzt das Unternehmen jedoch Beine, die stark an die Minifiguren von LEGO erinnern.
Fazit
Nach rund ebenfalls 60 Minuten ist das Set dann fertiggestellt. Das Ergebnis weiß zu überzeugen. Neben den kindgerecht gestalteten Modellen sind auch die Steine in der von COBI gewohnten sehr guten Qualität gefertigt, die Klemmkraft sowie die Farbgenauigkeit lassen keinen Grund zur Kritik. Lediglich an der Position der Gusspunkte der Spritzgussmaschinen muss COBI arbeiten, denn diese sind an vielen Steinen deutlich sichtbar. Dadurch kann das äußere Erscheinungsbild des jeweiligen Modells stark getrübt werden, denn nicht immer lässt sich das Problem durch die Baurichtung kaschieren. Zudem muss während des ganzen Bauvorganges darauf geachtet werden – was nur schwer möglich ist.
In Sachen Anleitung verfährt COBI nach bekannter Weise, neue Teile werden farbig dargestellt, bereits verbaute ausgegraut. Das ist der Orientierung nicht immer dienlich, vor allem Kinder dürften damit Probleme bekommen.
Groß ist auch die Steinevielfalt, welche Kinder mit dem Set erhalten. Neben vielen bunten mit kräftigen Farben versehenen Grundsteinen hat COBI dem Set auch einige spezielle Teile aus eigener Entwicklung bestehend aus großen oder kleineren mit Strukturen versehenen Fliesen, Zäunen sowie zahlreichen Steinen zur Umkehr der Baurichtung spendiert. Jedoch nicht nur in der Qualität, sondern leider auch bei den eigenen, zu LEGO farblich nicht passenden Steinen bleibt der polnische Hersteller seiner Linie treu.
Die Figuren sind ebenso nach wie vor nicht wirklich kompatibel zu den des dänischen Marktführers. Natürlich muss COBI hier aufpassen, keine Rechte von LEGO zu verletzen – das bringt aber auch einige Nachteile in der Nutzung mit sich. So verbleiben die Figuren beim Spielen in den Fahrzeugen nur selten lange auf ihren Sitzen. Zudem wird an keiner Stelle des Bauvorganges geklärt, was es mit den ominösen drei Tierfiguren auf sich hat.
Käufer sollten sich von den kleinen Kritikpunkten nicht irritieren lassen, denn die Haben-Seite überwiegt deutlich, womit das Set eine tolle und sinnvolle Investition darstellt. Für unter 15 Euro erhalten Kinder rund 2 ½ Stunden Bau- und anschließenden großen und lang anhaltenden Spielspaß. Das liegt nicht zuletzt auch an den verschiedenen Szenarien, welche mit dem Set gespielten werden können: Zum einen natürlich das auf der Verpackung angebotene Abriss-Vorhaben. Das Haus kann darüber hinaus aber auch für ein Feuerwehr-Szenario genutzt werden, drei Flammen bringt es dafür bereits mit. Hier sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt.
Es können auch nur die beiden Fahrzeuge nach Plan und aus dem Rest etwas Eigenes gebaut werden oder dieser wandert einfach in die Steinekiste. Werden zu dem Set noch das City Fire Department (1475) oder die Country Side Farm (1875), welche zu ähnlichen Preisen erhältlich sind, dazu gekauft, bekommen Kinder für einen ganz schmalen Groschen einen großen Steinefundus, mit dem sich allerhand bauen lässt.
Nur sollte der Kauf nicht zu lange hinausgezögert werden. Zwar sind die genannten Sets noch im aktuellen Katalog von COBI gelistet, sollen sich aber laut Aussagen diverser Händler bereits im Abverkauf befinden.
COBI 1675 - Demolition Site im Review
- tolle und große Steineauswahl
- viele Spezialteile
- hohe Qualität der Steine
- hoher Spiel- und Bauspaß
- geringer Preis
- Teile unsortiert
- Druckgusspunkte an ungünstigen Stellen
- Anleitung durch ausgegraute Teile für Kinder manchmal unverständlich
1 Kommentare
Heiko b
Hier würde ich eines machen:
Set 2 x kaufen,
Die traktoren und die hänger nach Plan zusammenbauen u
Die restlichen Teile entweder in die baukiste oder Selbstbau durchführen, so wie es im Text geschrieben steht