Die Harvard Business School von CaDA überzeugt mit einer ansprechenden Abbildung des Originals und einer anspruchsvollen Bauweise, die nicht unterschätzt werden sollte. Während die Steinequalität überzeugt, trüben die Aufkleber das Gesamtbild, zumal sie im Grunde überflüssig sind.
Das Original
Die Harvard Business School wurde 1908 als Teil der Harvard University in Cambridge, Massachusetts, gegründet und zählt heute zu den weltweit führenden Wirtschaftshochschulen. Die Gründung erfolgte auf Initiative des damaligen Harvard-Präsidenten Charles William Eliot, der die Notwendigkeit einer wissenschaftlich fundierten Ausbildung für Führungskräfte erkannte. Die ersten 80 Studenten wurden in einem zweijährigen Programm unterrichtet, das sich stark an ingenieurwissenschaftlichen Lehrmethoden orientierte.
Bereits 1921 führte die Harvard Business School als erste Hochschule den Master of Business Administration ein, der sich schnell als international anerkannter Standard für die Managementausbildung etablierte. Eine der bedeutendsten Innovationen der Hochschule war die Einführung der Fallstudienmethode, die in den 1920er-Jahren unter dem Dekan Wallace B. Donham weiterentwickelt wurde. Diese Methode, bei der reale Geschäftsprobleme analysiert und diskutiert werden, ist bis heute zentraler Bestandteil der Ausbildung an der Harvard Business School und wurde von zahlreichen anderen Hochschulen übernommen. 1965 wurden zudem erstmalig weibliche Studenten zum regulären MBA-Programm zugelassen.
Über die Jahrzehnte hinweg hat die Harvard Business School eine Vielzahl einflussreicher Persönlichkeiten hervorgebracht, darunter Michael Bloomberg, ehemaliger Bürgermeister von New York und Gründer von Bloomberg LP. Auch führende Wirtschaftswissenschaftler wie Clayton Christensen, der das Konzept der disruptiven Innovation entwickelte, lehrten an der Hochschule und prägten das moderne Managementdenken nachhaltig.
Heute verfügt die Harvard Business School über ein umfangreiches Forschungszentrum, zahlreiche internationale Programme und ein weitreichendes Alumni-Netzwerk mit über 85.000 Absolventen weltweit. Ihre enge Verbindung zur Wirtschaft, kombiniert mit einer praxisnahen Lehre und exzellenten Forschungsbedingungen, macht sie zu einer der einflussreichsten Institutionen im Bereich der wirtschaftswissenschaftlichen Ausbildung und Forschung.
Das Set
CaDA hat seinen Ursprung zwar im Technik-Bereich, erweitert aber bereits seit einiger Zeit sein Sortiment um Bauwerke, die sowohl der Architektur als auch dem Modular-Bereich zuzuordnen sind. Mit diesen Modellen konnte der chinesische Hersteller ebenfalls bereits erfolgreich auf sich aufmerksam machen.

Das Set der Harvards Wirtschaftsschule präsentiert CaDA in der für den Hersteller bekannten Verpackung
Das vorliegende offiziell von der Hochschule lizenzierte Modell der Harvard Business School wird in einem Karton mit den Maßen 30,5 × 23,5 × 12,5 cm (B × T × H) ausgeliefert. Es umfasst 1.056 Teile und ist im hiesigen Handel für etwa 40 Euro erhältlich. Der Karton bringt zusammen mit seinem Inhalt 1,5 kg auf die Waage, was auf großen Bauspaß schließen lässt. Dies bestätigt sich bereits beim Öffnen, denn der Karton ist bis zum Rand gefüllt. Schnell wird jedoch klar, dass das Modell überwiegend aus kleineren Bausteinen besteht, die in insgesamt 12 Tüten verpackt sind. Der Aufbau erfolgt dabei in zwei Bauabschnitten.
Das Set enthält zudem einen Sticker-Bogen mit 50 Aufklebern. Die grafischen Elemente als Prints umzusetzen, würde den Preis des Modells vermutlich deutlich erhöhen, sodass die Entscheidung für Aufkleber nachvollziehbar ist. Der Bogen wird zwar in der Bauanleitung aufbewahrt, war beim vorliegenden Exemplar jedoch an einer Ecke leicht geknickt, wodurch das bekannte „Eselsohr“ entstand.
Im Gegensatz zu anderen CaDA-Modellen ähnlicher Größe und Preisklasse verfügt dieses Set über keine Beleuchtung.
Die Anleitung
Die für den Aufbau benötigten Bauschritte sind beim vorliegenden Modell in einer einzigen Bauanleitung zusammengefasst. Diese hat mit einer Größe von 21 × 18 cm ein handliches Format und nimmt auch auf kleineren Bautischen wenig Platz ein. Auf 76 Seiten werden 140 Bauschritte dargestellt, die den Bau des Modells Stück für Stück vorantreiben.
Schon nach kurzer Zeit lernen vor allem Neulinge die Eigenheiten von CaDA-Anleitungen kennen: Während die Bauabschnitte auf den Tüten durch Nummern unterteilt sind, erfolgt die Gliederung in der Anleitung erneut nach Buchstaben. Auf einer der ersten Seiten in der Anleitung wird jedoch übersichtlich aufgezeigt, welche Tüten welchem Abschnitt zugeordnet sind.
Zu Beginn widmet sich die Anleitung auf vier Seiten einer Vorstellung und einem kurzen historischen Abriss des nachgebildeten Originals. Dabei sind die Informationen auf der linken Seite in Mandarin und auf der rechten Seite in Englisch verfasst. Nach einer kurzen Einführung zur Verwendung des beiliegenden Teiletrenners beginnt der Aufbau ohne weitere Umschweife.
Wie von CaDA gewohnt, ist die Anleitung übersichtlich gestaltet, was besonders Ein- oder Umsteigern zugutekommt. In der Regel werden auf einer Doppelseite vier bis sechs Bauschritte gezeigt. Die Anzahl der pro Bauschritt hinzukommenden Teile bleibt meist überschaubar und überschreitet nur selten zehn – es können in Einzelfällen jedoch auch mal bis zu 50 sein. Komplexere Baugruppen werden als Zwischenbauschritte in kleinen Kästen mit gelbem Hintergrund dargestellt, was die Übersichtlichkeit zusätzlich erhöht und vor allem neuen Baumeistern hilft, sich auf diese Abschnitte zu konzentrieren.
Für eine gewisse „Gelinggarantie“ gibt CaDA mehrere Hilfestellungen. So werden bei Steinen, deren Größe nicht auf den ersten Blick erkennbar ist, die Noppenzahl mit angegeben. Anders als viele andere alternative Hersteller setzt CaDA bei diesem Modell nicht auf das Prinzip der Reduktion, stattdessen werden alle Farben der Steine in ihrer vollen Deckkraft dargestellt. Zusätzlich zeigen rote Pfeile die exakten Noppen an, auf die neue Teile angebracht werden sollen. Weitere Hilfen bietet die Anleitung jedoch nicht.
Die benötigten Aufkleber werden beim vorliegenden Modell dann verwendet, wenn auch die entsprechenden Steine eingesetzt werden, was das Anbringen erheblich vereinfacht.
In Bezug auf das Mindestalter fällt CaDA jedoch in alte Muster zurück. Der Hersteller setzt dieses mit acht Jahren für die Redaktion deutlich zu niedrig an. Angesichts der zahlreichen kleinen Teile und der filigranen Aufkleber wäre eine realistischere Angabe von 14 Jahren, wie bei anderen Sets dieses Themenbereichs üblich, angemessener.
Der Aufbau
Wer glaubt, bei der Harvard Business School ein entspanntes Stein-auf-Stein-Setzen vorzufinden, wird schnell eines Besseren belehrt. Bereits mit den ersten angeklemmten Steinen zeigt sich, dass dieses Modell auf seine Art fordernd ist und der fehlerfreie Aufbau maßgeblich von einem guten Blick und hoher Konzentration abhängig ist.
Zwei wesentliche Faktoren werden dabei schon in den ersten Bauschritten deutlich: Zum einen kommen vorrangig kleine Teile zum Einsatz, zum anderen setzt das Set stark auf Baurichtungsumkehrungen. Gerade deshalb muss immer genau in die Bauanleitung geschaut werden, um sicherzustellen, dass alle Steine und Platten korrekt ausgerichtet und an der richtigen Stelle platziert sind.
Von innen nach außen
Über weite Strecken erfolgt der Bau seitlich nach der SNOT-Bauweise (Studs Not On Top), also von links nach rechts oder anders herum gebaut und damit mit Noppen an den Seiten statt oben. Dies erschwert die Orientierung an manchen Stellen, da oft lange Zeit nicht ersichtlich ist, welches Segment des Gebäudes gerade entsteht.
Der Bau beginnt mit dem Eingangsbereich, der nicht nur die Mitte des Gebäudes darstellt, sondern auch den Ausgangspunkt markiert, von dem beide von innen nach außen gebaut werden. Diese werden mittig mit mehreren Plate Modified mit Noppen an beiden Seiten verbunden. Besonders interessant ist dabei die Methode, mit der der Torbogen über der angedeuteten Eingangstür, der aus einem 1 × 2 Stein sowie zwei viertelrunden Fliesen besteht, befestigt ist: Dieser wird liegend eingeschoben und greift auf zwei 1 × 1 Brick Modified mit seitlichen Noppen, die aufgrund der Baurichtungsumkehr nun nach vorne zeigen. Solche durchdachten Bautechniken begegnen dem Baumeister im weiteren Verlauf immer wieder.
Während die linke Seite der Fassade weiter ausgebaut wird, kommen die ersten Aufkleber zum Einsatz, die als Fenster des Gebäudes fungieren und auf insgesamt zwölf transparente schräge Dachstein-Fliesen aufgebracht werden sollen. Um den Baufluss nicht unnötig zu unterbrechen, empfiehlt es sich, mehrere dieser Elemente direkt im Voraus zu bekleben – oder gleich ganz auf die Sticker zu verzichten. Spätere Bauabschnitte werden zeigen, warum dies durchaus eine sinnvolle Überlegung sein könnte.
Sind die ersten Fassadenelemente auf beiden Seiten angebracht, folgt die Stabilisierung des Gebäudes. An beiden Enden wird dafür jeweils eine 6 × 8 Noppen große Platte montiert, die auf der Rückseite mit einer 2 × 14 Noppen langen Plate verbunden wird. Dies dient der Stabilisierung, da die Mauern größtenteils nur eine Noppe breit sind und sich die Steine ohne diese Verstärkung immer wieder lösen würden.
Aufkleber verschlechtern das Aussehen
Genau dies stellt gleichzeitig die einzige wirkliche Schwachstelle des Modells dar: Nachdem die Front vollständig errichtet wurde, werden dort weitere Aufkleber angebracht, die verschiedene Verzierungen darstellen sollen. Diese bestehen jedoch nicht aus einzelnen Stickern, sondern werden als durchgehender Streifen aufgebracht. Das Problem dabei: Die seitlich zusammengesetzten Steine sind, wie bereits beschrieben, oft nur auf einer einzigen vertikalen Noppenreihe befestigt, was das gesamte Modell trotz der zusätzlichen Stabilisierung immer noch fragil macht.
Diese Instabilität sorgt dafür, dass sich die Abstände zwischen den Steinen verschieben, was wiederum Auswirkungen auf die Sticker besitzt, die an einigen Stellen beginnen sich abzulösen oder Falten werfen. Dadurch erscheint die Mauer an diesen Stellen nicht gleichmäßig, sondern es ergeben sich dunkle und hellere Stellen. Eine deutlich bessere Lösung wäre es gewesen, die Sticker erst auf das fertiggestellte, stabilere Modell aufzubringen oder, noch besser, gänzlich auf sie zu verzichten. Die in der Bauanleitung vorgegebene Reihenfolge führt unweigerlich dazu, dass das Gebäude bereits während des Aufbaus einen unsauberen Eindruck hinterlässt.
Nach Fertigstellung der Fassade wird in der gleichen Bauweise an den Seitenteilen und der Rückwand weitergearbeitet. Auch hier gilt: Nicht nur ist es zu diesem Zeitpunkt oft noch unklar, welche Gebäudeteile gerade entstehen, sondern es ist zudem unerlässlich, genauestens auf die Vorgaben in der Bauanleitung zu achten. Ein falsch platzierter Stein fällt häufig erst deutlich später auf und lässt sich dann oft nur mit erheblichem Aufwand korrigieren.
Ein Blick auf die Uhr nach Abschluss des ersten Bauabschnitts zeigt: Trotz der vergleichsweisen geringen Größe des bisher errichteten Modells sind bereits drei Stunden ins Land gezogen.
Ein Dach über den Kopf
Im zweiten Bauabschnitt werden dann der Boden und das Dach hinzugefügt. Die Grundfläche entsteht zunächst aus zwei aneinandergelegten 16 × 16 Noppen großen Platten, die an den Seiten um eine weitere Noppe und nach vorne um den Bereich der Treppe erweitert werden. Anschließend wird ein großer Teil der Fläche mit weißen Fliesen in verschiedenen Größen ausgelegt, die den Außenbereich des Gebäudes darstellen sollen.
Nachdem dieser Schritt abgeschlossen ist, werden die zuvor gebauten Gebäudeteile, beginnend mit der Fassade, nacheinander eingesetzt. Dabei wird erkennbar, dass die Abstände der Noppen auf der Basis nicht vollständig mit den Höheneinheiten der waagerecht liegenden Gebäudewände übereinstimmen. Dies führt an manchen Stellen dazu, dass einige Wände leicht gekrümmt oder schräg erscheinen, was jedoch nur bei genauer Betrachtung auffällt.
Sobald das Gebäude steht, folgt der Bau des Daches, dessen Grundfläche sich aus blauen und weißen Platten zusammensetzt. Darauf werden mehrere blaue Dachsteine mit einer Neigung von 33 und 45 Grad sowie die bereits bekannten kleinen 1 × 2 Dachteile angebracht – dieses Mal jedoch in transparenter blauer Ausführung. Danach folgen weitere Steine und Fliesen sowie das auf kleinen Säulen ruhende Vordach, bevor das Dach nach einer Bauzeit von rund vier Stunden auf das Gebäude gesetzt wird. Mit dem kleinen Turm findet der Bau schließlich sein Ende.
Qualität der Steine
Die Steinequalität des Sets ist, wie von CaDA gewohnt, gut. Die Klemmkraft entspricht dem bekannten hohen Niveau, gleiches gilt für die Oberflächenbeschaffenheit, die ebenfalls weitestgehend gut ausfällt. Das betrifft insbesondere die transparenten Teile, wobei die 1 × 2 Steine in trans-clear etwas milchig wirken. Farbabweichungen konnten während des Aufbaus keine festgestellt werden.
Die Aufkleber wiesen eine gute Qualität auf, hafteten gut und ließen sich bei fehlerhafter Platzierung leicht wieder ablösen und korrekt anbringen.
Fazit
Bei der Harvard Business School von CaDA handelt es sich um ein schön gestaltetes Modell, welches jedoch vor allem in Sachen Anspruch nicht vom Baumeister unterschätzt werden sollte. Die Anforderungen an Konzentration und den genauen Blick in die Bauanleitung sind bei diesem unerlässlich, da ansonsten schnell Baufehler auftreten können. Die Bauzeit von rund 4 Stunden verdeutlicht die nicht unerhebliche Komplexität des Modells, während die Umsetzung in der vorrangig genutzten SNOT-Bauweise zusätzlich zur gelungenen Darstellung des Bauwerks beiträgt.
Die Qualität der Bauteile bieten keinen Anlass zur Kritik. Die Klemmkraft ist gut, die Farbgenauigkeit konsistent und die Oberflächenbeschaffenheit gibt ebenfalls keinen Anlass zur Kritik, sodass einem entspannten Baunachmittag eigentlich nichts im Wege stehen sollte.
Das äußere Erscheinungsbild wird jedoch durch die Aufkleber getrübt, was insbesondere für die langen Streifen gilt, die unter den Fenstern angebracht werden sollen. Da die Konstruktion nicht klassisch von unten nach oben mit nach oben gerichteten Noppen, sondern von innen nach außen mit seitlich angebrachten Noppen erfolgt und zudem viele kleine Platten und Elemente verbaut werden, bleibt das Modell während des Aufbaus in diesen Bereichen stets in Bewegung. Dadurch lösen sich die Aufkleber an einigen Stellen immer wieder, was sichtbare Farbunterschiede erzeugt und das Gesamtbild des fertigen Modells schmälert.
Wie bereits während des Aufbaus beschrieben, wäre es sinnvoller gewesen, gerade die längeren Sticker erst auf das vollständig stabilisierte Modell aufzubringen, um dieses Problem zu vermeiden oder diese ganz wegzulassen, da das Modell sie eigentlich gar nicht benötigt. Aus einer gewissen Entfernung sind die Sticker ohnehin kaum noch wahrnehmbar, während die durch die Bauweise bedingten beschriebenen Probleme umso stärker ins Auge fallen. Zudem liegt der Reiz von Klemmbaustein-Modellen häufig darin, Details nur anzudeuten. Andererseits dürfte ebenso klar sein, dass auch CaDA kein Set mit 50 bedruckten Elementen zu einem Preis von 40 Euro anbieten kann.
Letztlich bleibt es dem Baumeister selbst überlassen, ob er die Sticker verwendet oder nicht. Zwar lassen sich diese auch später noch relativ gut entfernen, doch 36 Fenster erneut zu überarbeiten, dürfte für die wenigsten eine reizvolle Aufgabe sein.
Anmerkung zum Review
Die Harvard Business School (C66016W) von CaDA wurde Just Bricks freundlicherweise von freakware für diesen Review kostenlos zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme auf den Artikel fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand ebenfalls nicht.
>> Die Harvard Business School von CaDA bei freakware
CaDA C66016W – Harvard Business School im Review – Slideshow
CaDA C66016W - Harvard Business School im Review
- schön umgesetztes Modell
- hoher Anspruch an Konzentration
- interessante Bautechniken
- lange Bauzeit
- gut nachvollziehbare Bauanleitung
- Verwendung von Aufklebern an vielen Stellen schlecht gelöst
- Modell würde auch ohne Sticker wirken