Die Party-Yacht von Blocki bietet viele Spielszenarien auf engem Raum und zum kleinen Preis, auch wenn die generelle Gestaltung dieses Mal nicht im gewohnten Maße überzeugen kann. Die Steinequalität ist gut, wenn von den Seitenfenstern abgesehen wird. Abzüge gibt es zudem für die weniger optimal umgesetzte Bauanleitung. Kinder dürften dennoch Spaß an und mit dem Set haben.
Das Modell
Das Modell der Party Yacht aus der „My Girls“-Reihe von Blocki setzt sich aus 413 Teilen zusammen und ist im ansässigen Handel ab rund 30 Euro zu erstehen. Damit gleicht sich Blocki ein wenig dem Preissegment von Lego an: Das Set „Abenteuer auf der Yacht“ (31083) aus der Creator-Reihe ist zwar schon seit längerem nicht mehr im Programm vertreten, wurde vom dänischen Marktführer aber bei 597 Teilen mit einem UVP von 50 Euro bedacht – im Handel war dieses mit den üblichen Preisnachlässen deutlich günstiger zu haben. Das aktuelle Pendant „Partyboot von Heartlake City“ (41433) aus der Friends-Serie von Lego schlägt bei 640 Teilen dagegen mit einem UVP von 79,99 Euro deutlich höher zu Buche, wenn auch dieses im freien Handel bereits für rund 65 Euro angeboten wird.
Die Teile wurden seitens des Herstellers in 6 Tüten verpackt, welche jedoch keiner Bauabschnitt-Sortierung folgen. Somit ist vor dem Bauen erst einmal das Sortieren angesetzt, was aber nach 15 Minuten geschafft sein sollte. Im Set finden sich zudem die Bauanleitung sowie der übliche Sticker-Bogen mit 12 Aufklebern.
Die Anleitung
Die Anleitung ist generell, wie bei Blocki üblich, gut und verständlich aufgebaut. Wie sonst auch folgt der Hersteller dem Prinzip der Reduktion, bei dem nur neue Teile farbig dargestellt werden – bereits verbaute Steine dagegen in einem hellen Grau. Auch die 82 Bauschritte, welche auf insgesamt 48 Seiten abgebildet werden, hat Blocki kindgerecht aufgebaut, womit die hauptsächlich angesprochenen jungen Baumeisterinnen im Alter ab 6 Jahren zumindest in der Hinsicht keine Probleme bekommen sollten. So werden nur selten mehr als 10 Teile pro Bauschritt hinzugefügt.
Dennoch hätte die Anleitung für solch ein Modell etwas größer ausfallen können, mit Abmessungen von 21 × 14 cm entspricht diese nicht einmal dem DIN-A5-Format. Bei der Darstellung von immer zwei Bauschritten pro Seite fällt die angezeigte Größe des Gebauten relativ klein aus. Zwar werden die Positionen, an denen die Steine angebracht werden sollen, in den meisten Fällen durch Pfeile und lila gekennzeichneten Noppen angezeigt, dennoch sind im Laufe des Bauvorhabens falsche Platzierungen der Steine im Grunde vorprogrammiert.
Dass die Aufkleber erst auf das fertige Modell angebracht werden, ist ebenfalls eher weniger optimal gelöst. Besser wäre es gewesen, die Sticker im jeweiligen Bauschritt aufzukleben, weil die Teile zu diesen Zeitpunkten besser erreichbar wären.
Der Aufbau
Der Zusammenbau des Yacht-Modells beginnt mit den beiden Rümpfen. Diese besitzen zudem jeweils zwei kleine Räder, womit das fertige Schiff auch über den Boden gefahren werden kann. Die Segmente werden jeweils für die linke und rechte Seite gebaut und später in der Mitte mit einer 4 × 8 und 4 × 12 Noppen großen Plate verbunden. Dafür, da wie bereits geschrieben nur wenige Teile pro Bauschritt assembliert werden, benötigt der Abschnitt bereits 22 der 82 Bauschritte. Dieser Teil stellt wiederum die Grundlage für den folgenden Aufbau dar.
Um den Bug zu stabilisieren und besser zu formen, setzt Blocki bei diesem auf die bereits von Cobi bekannten Bricks zur Umkehrung der Baurichtung in Form von Steinen mit und ohne Noppen auf beiden Seiten. Anschließend folgen Schicht für Schicht Plates, welche das Konstrukt sehr stabil werden lassen.
Modell wirkt an einigen Stellen nicht zu Ende gebaut
An manchen Stellen kommt jedoch der Eindruck auf, dass die Designer die Anzahl der verbauten Steine so gering wie möglich halten wollten. So tun sich bei manchen Segmenten des Modells Lücken auf, welche ganz einfach mit der einen oder anderen Plate hätten gefüllt werden können. Diese lassen das Modell ein wenig „unfertig“ wirken.
Ist der Rumpf einmal gebaut, geht es an die Fertigung des Decks. Gerade hier offenbart die kleine Darstellung der Bauanleitung ihre Probleme. Selbst ein Erwachsener ist in den kommenden Abschnitten nicht vor einem Verbauen gefeit. Zwar legt das Set generell keine hohe Komplexität in Sachen Aufbau an den Tag, macht es den kleinen Baumeister jedoch an manchen Stellen jedoch unnötig schwer.
Darüber hinaus werden Unterschiede zwischen dem bis dahin Gebauten und der Darstellung auf dem Produktbild deutlich: So wirken die seitlichen Fenster dort klar, die im Set verwendeten Fenster sind dagegen milchig trüb gefertigt und weisen darüber hinaus sichtbare Schlieren und Kratzer auf. Auf dem Bild wird zudem ein Zubehörteil als Schwimmweste gezeigt, welche in Set eher als Sauerstoffflasche zu erkennen ist und bei dem sich die aufgebrachten Sticker aufgrund der Rundung immer wieder lösen.
Nicht ganz so stilles Örtchen
Zuletzt wird das Dach mit dem „Sonnendeck“ gefertigt, welches sich aufklappen lässt und damit den Blick auf die „Kommandobrücke“ freigibt. Etwas verwirrend ist dabei ein Bereich, bei dem nicht unbedingt klar wird, ob es sich hierbei um einen einfachen Sitz oder um eine freistehende Toilette handelt.
Abgesehen von den Positionierungsproblemen durch die Anleitung verläuft die Fertigstellung des Sets ohne besondere Vorkommnisse, womit die Yacht nach rund 2,5 Stunden Bauzeit zur ersten Party-Rundfahrt ihre Anker lichten kann.
Qualität der Steine
Wie Lego bei seiner Friends-Reihe greift auch Blocki bei seiner mehr für Mädchen ausgelegten „My Girls“-Serie auf in den normalen Modellen der Stadtthemen eher vernachlässigte Farben wie Lila oder Türkis zurück – wenn auch im Großen und Ganzen recht dezent. Während die Modelle des dänischen Marktführers in der Hinsicht farblich teilweise etwas übertrieben und für nicht wenige Baumeister zu klischeeartig auf Mädchen ausgerichtet wirken, kommt die Farbzusammenstellung bei Blocki eher erfrischend daher.
Die Steine selbst weisen eine gute Qualität auf, sowohl Klemmkraft wie auch Farbgleichheit sind nicht zu beanstanden, wobei ersteres an manchen Stellen für Kinderhände etwas weniger hätte ausfallen können. Gegenüber den Farben von Lego wirken die in diesem Set verwendeten Farben jedoch ein wenig blasser, was wiederum meist nur im direkten Licht zu erkennen ist und darüber hinaus auch für die von den dänischen Steinen bekannten Farbabweichungen gehalten werden kann.
Wenig Durchblick
Die transparenten Teile enttäuschen dagegen teilweise. Zwar sind die beiden großen Scheiben der Front in separate Tüten verpackt, wodurch diese weitestgehend schadfrei geblieben sind (lediglich auf einer Scheibe ist, direkt gegen das Licht gehalten, ein kleiner Kratzer zu entdecken), aber die milchigen und mit sichtbaren Kratzern versehenen seitlichen Scheiben trüben das äußere Erscheinungsbild beträchtlich.
Darüber hinaus müssen manche Teile wie die Surfbretter, Wasserski und Kochutensilien erst aus ihrem Spritzgitter herausgetrennt werden – was zwar nicht besonders schwierig ist, aber dennoch nicht Aufgabe des Baumeisters sein sollte. Zudem hätte der Hersteller die Gitterreste im Anschluss vermutlich wieder dem Produktionsprozess zuführen können.
Die Aufkleber besitzen eine gute Druckqualität, auch wenn hier an manchem Sticker, in Bezug auf die Größe, ebenso Abweichungen zum Produktbild zu erkennen sind.
Fazit
Gerade wegen des an die Modelle des dänischen Marktführers der 1990er und 2000er Jahre erinnernden Retro-Looks hat Blocki viele Baumeister für sich gewinnen können. Bei der vorliegenden Party-Yacht tut sich dabei jedoch das eine oder andere Fragezeichen auf. Gestalterisch kann es nicht mit den Friends-Modellen von Lego mithalten, ein Retro-Gefühl will aber beim Betrachten ebenso wenig aufkommen. Den Eindruck anderer Sets des polnischen Herstellers, dass trotz der eckigen Gestaltung alles „rund“ wirkt, bleibt das Set irgendwie schuldig. Dafür wirkt es selbst für ein Blocki-Modell zu eckig und ungeformt, was unter anderem die seitlichen vorderen Verkleidungen oder die überstehenden Frontscheiben hervorgerufen wird.
Das Problem jedoch hierbei: Die genannten Kritikpunkte der Gestaltung werden meist durch die Augen eines Erwachsenen gesehen – Kinder können das Set dagegen wieder gänzlich anders beurteilen. Darüber hinaus muss auch der Preis berücksichtigt werden: Das aktuelle Friends-Schiff ist mehr als doppelt so teuer. Auf dem Papier besitzt dieses zwar rund ein Drittel mehr Steine, doch letztendlich wäre hier eher das Gewicht im Verhältnis zum Preis der bessere Vergleich.
Dennoch soll nicht die hohe Stabilität und vor allem die gute Bespielbarkeit des Modells außer Acht gelassen werden, welche dieses mit den verschiedenen Bereichen bietet: Auf dem Dach können sich die Figuren Sonnen, darunter gibt der Kapitän den Kurs vor, im Bug kann über ein kleines Brett ins Wasser gesprungen werden, während die Taucher über das Heck ins feuchte Nass gelangen. Nur auf das stille Örtchen dürfte keine der Figuren auf dem Schiff wirklich freiwillig wollen.
Darüber hinaus sollten Design und Qualität der Steine getrennt betrachtet werden. Diese bietet beim vorliegenden Modell keinen größeren Grund zur Beanstandung – bis auf eine Ausnahme: Die seitlichen Fenster. Diese sind nicht nur, entgegen dem Produktbild, trüb gefertigt, sondern weisen auch deutlich sichtbare Schlieren und Kratzer auf. Da sind Baumeister von Blocki doch anderes gewohnt.
Anmerkung zum Review
Die Party Yacht (KB0119) wurde Just Bricks freundlicherweise von Blocki für diesen Review kostenlos zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme auf den Artikel fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand ebenfalls nicht.
Blocki KB0119 – My Girls Party Yacht im Review
Blocki KB0119 - My Girls Party Yacht im Review
- gute Steinequalität
- hohe Bespielbarkeit
- günstiger Preis
- Seitenscheiben milchig und zerkratzt
- Anleitung zu klein und für Kinder daher schwerer verständlich