Das Set der klassischen Polizeistation, welches wie gewohnt in neutraler Umverpackung hiesige Baumeister erreicht, beinhaltet 40 Tüten, welche teilweise randvoll mit Klemmbausteinen gefüllt sind. Da BlueBrixx den Aufbau nicht wie vom dänischen Marktführer gewohnt in einzelne größere Abschnitte unterteilt, sind die Verpackungen auch nicht nummeriert. Daher sollte der Inhalt der besseren Übersicht halber zunächst entpackt und dann sortiert werden. Da einige Bausteinarten in großer Stückzahl vorhanden und in eigenen Tüten sowie andere Steine zumindest farblich zusammen verpackt sind, dauert das Sortieren der 2.230 Steine mit 25 bis 30 Minuten am Ende nicht so lange wie zunächst befürchtet. Übrig bleibt neben den Steinen auch eine große Menge Plastikmüll, der in dieser Größe vielleicht nicht unbedingt sein muss.
Beim Betrachten der Teile wird ebenso deutlich, dass sich das Set durchaus als Teilespender eignet, auch wenn es mit 99,95 Euro zwar deutlich günstiger als ähnliche Sets von Lego ist, aber dennoch nicht unbedingt in der Hinsicht als Schnäppchen bezeichnet werden kann. Dennoch führt dieses eine Fülle von verschiedenfarbigen 2×1-Steinen im Backsteindesign, Verzierungselemente sowie 19 weiße 6×10 Platten.
Kratzer an Dachscheiben
Beim Sortieren offenbart sich die erste negative Überraschung: Die vier großen beim Dach Verwendung findenden Scheiben wurden nicht in einzelne Tüten, sondern mit anderen Steinen zusammen verpackt. Das zieht unschöne Schlieren und Kratzer mit sich.
Anleitung
Eine gedruckte Anleitung liegt dem Set aus Kostengründen auch dieses Mal nicht dabei, diese muss zunächst von der BlueBrixx-Seite als PDF-Dokument heruntergeladen werden. Für den Aufbau wird somit zwingend ein Tablet oder ein Computer benötigt. Die Nutzung eines Smartphones wäre theoretisch ebenso möglich, jedoch dürfte das Display sich für den Zweck als zu klein erweisen.
Die Bauanleitung ist leicht verständlich, könnte aber etwas höher auflösen, auf einem zehn Zoll großen Tablet wirkt diese schon recht pixelig. Dadurch wird im späteren Bauverlauf an manchen Stellen das genaue Erkennen der benötigten Teilen erschwert.
Der Aufbau
Der Aufbau beginnt mit dem leicht angehobene Erdgeschoss zunächst harmlos, welches zusammen mit dem sich vor dem Haus befindlichen Gehsteig aus Fliesen als Erstes gefertigt wird. Bereits jetzt lässt sich erkennen, dass auch die Eingangstreppe eine interessante Umsetzung erfahren wird. Ebenso lässt die fast schon verschwenderische Verwendung von Ziegelsteinen das Gebäude bereits in diesem Baustadium rustikal erscheinen. Für die Stabilität wäre es jedoch sicherlich von Vorteil gewesen, wenn nicht nur auf Steine in der Größe von 2×1 Noppen zurückgegriffen worden wäre, sondern diese in Kombination mit den 4×1 Noppen großen Steinen zum Einsatz gekommen wären. Hier steht für zwei Reihen Stein direkt auf Seiten, bevor längere Plates zur Stabilisierung herangezogen werden. Anschließend wird die Verzierung der ersten beiden Steinreihen der Front angebracht, welche in ihrer Art Fans der Modular-Building-Serie von Lego bekannt vorkommen dürfte.
Nachdem der Eingangsbereich ein wenig mit Fliesen verschönert wurde, wird die Außenmauer sowie die bewusst kärgliche Innenausstattung Gefängniszellen sowie deren Mauern hochgezogen. Handschellen sowie Kelle und Funkgerät an der Wand sorgen dazu für kleine Verzierungen. Schade dagegen ist, dass bei einem Großteil der Zellenwände nicht auf Ziegelsteine, sondern auf Fertigelemente zurückgegriffen wurde. Bei den Zellen haben die Designer zudem, vermutlich aus Ermangelung an Alternativen, auf normale und von vielen anderen Modellen bekannte Haustüren zurückgegriffen, was die Unterbringung zukünftiger Straftäter etwas weniger originell erscheinen lässt.
Eingangsbereich mit leichtem Stabilitätsproblem
Die nächsten Bauschritte bewegen sich rund um den Eingangsbereich und der Treppe zu den oberen Räumen. Dort gesellen sich zu der bereits gefertigten Sitzbank nun eine interessante Umsetzung eines Kleiderständers sowie eines lediglich halb gefüllten Wasserspenders genauso wie ein paar Büromöbel. Anschließend noch die vordere Mauer samt Fensterbänke, Fenster und Eingangstüren hochziehen, schon steht das Erdgeschoss.
Beim Element des Eingangsbereichs mit seinen Säulen, der Eingangstür sowie den sich darüber befindlichen Elementen hätte seitens der Entwickler jedoch mehr Augenmerk auf die Stabilität gelegt werden sollen. Dieser ist mit dem restlichen Gebäude lediglich über die unteren ersten beiden Steinreihen verbunden, was das ganze zu einer recht wackeligen Angelegenheit werden lässt. Unverständlich ist dabei auch, dass der Übergang der drei Bereiche nicht über die oberen langen Fliesen überbrückt wurde. Eine der 1×8-Fliesen gegen zwei 1×4-Varianten ausgetauscht, diese bei den Übergängen versetzt angebracht und schon wackelt nichts mehr. Gleiches gilt übrigens auch für Rückwand.
Eine weitere kleine Unachtsamkeit ist an den kleinen Verzierelementen über der Eingangstür zu beobachten, welche aufgrund der ein Viertel runden Fliesen darunter nicht im rechten Winkel ausgerichtet werden können – was auch die gleichen daneben angebrachten Elemente mit einbezieht. Dadurch ergibt sich im Anschluss das Problem, dass die beiden darauf gesteckten 1×6-Fliesen mittig nicht bündig sind und eine sichtbare Lücke aufweisen.
300 Minuten Bauspaß später
Nach rund sechs Stunden des gemütlichen Bauens geht es an den auf der ersten Etage und über den Zellen liegenden Büro- sowie Aufenthaltsraum. Diese beinhalten ebenfalls schön umgesetzte Utensilien wie das bereits aus dem Erdgeschoss bekannte Telefon oder die Schreibmaschine. Aber auch die sich im anderen Raum befindliche Kaffeemaschine ist schon anzuschauen. Der Computer-Monitor wurde dagegen lediglich durch eine weiße 2×2-Fliese angedeutet, ein Print wäre hier eine schöne Sache gewesen.
Der Boden der Räume sowie die Möbel sind schnell gefertigt, die Stühle sollten dabei jedoch erst nach dem Einsetzen in das Gebäude angebracht werden – es kann davon ausgegangen werden, dass diese abfallen werden. Das Einsetzen kann unter Umständen zu einer hakeligen Sache werden, da die einzelnen Platten recht eng zueinander sitzen und kaum Spielraum lassen. Einmal eingesetzt lässt sich die Etage zudem nur schwer wieder entfernen, womit sich die Frage stellt, ob ein komplettes Abnehmen dieses Bereiches samt Wände, wie man es von der Modular-Building-Serie von Lego oder diversen Häusern von XingBao gewohnt ist, nicht die bessere Wahl gewesen wäre – eine bautechnische Möglichkeit zur Umsetzung vorausgesetzt.
Nicht ganz planes Dach
Zu Guter Letzt wird das Dach gefertigt, welches ebenfalls eine interessante, aber auch kniffelige Umsetzung bereit hält. Durch die vielen Übereinander gelegten Platten wölbt sich dieses in der Länge zudem erkennbar, was deutlich macht, dass die von BlueBrixx verwendeten Steine zwar nahe, aber noch nicht in Gänze an die Qualität des dänischen Marktführers heranreichen. Dennoch ist dieses im fertigen Zustand mit seinen Rundungen und dem dadurch eher klassischen Stil schön anzusehen und sorgt für einen passenden Abschluss des Gebäudes.
Ein kleines Schmankerl hält zudem die Rückseite mit einem Stück herausnehmbarer Wand bereit, welches wohl einen Ausbruch andeuten soll.
Nach rund sieben Stunden Bauzeit ist die klassische Polizeistation fertig gestellt, von der eine gute Hand voll Teile übrig bleibt. Die fehlenden Bausteine hielten sich mit zwei dunkelgrauen 2×1-Plates in einem akzeptablen Rahmen, welche in dieser Form auch bei Lego vorkommen kann.
Hof mit Parkplatz optional
Wer möchte kann zusätzlich zur Polizeistation den aus 499 Bausteinen bestehenden Hof mit Parkplatz für noch einmal 29,95 Euro bei BlueBrixx ordern – falls nicht bereits geschehen. Dieser hält bei 60 Minuten Bauzeit für den Baumeister keine großen Herausforderungen bereit, lediglich die grauen 6 x 6 Noppen großen Fliesen müssen mit einigem Kraftaufwand auf die Platte gedrückt werden, damit keine überstehenden Kannten auftreten. Ebenso hätten die Entwickler auch bei der Parkplatzmauer etwas mehr auf die Umsetzung achten sollen, denn auch hier sitzen einige Teile recht locker in der Mauer und lassen sich einfach herausnehmen. Versetztes Bauen wäre hierbei ebenfalls das Stichwort gewesen.
Am Ende können die drei Parkbuchten mit dem im demnächst beim Flörsheimer Unternehmen erscheinenden Polizeiauto-Set gefüllt werden, welches drei Fahrzeuge bereit halten soll – dann wird sich auch zeigen, wie gut die hauptsächlich in Grün und Weiß gebauten Autos zum Blau der beiden Sets passt.
Fazit
Mit je nach Tempo zwischen sechs und acht Stunden Bauzeit bieten die klassische Polizeistation und der zusätzlich erwerbbare Parkplatz für insgesamt knapp 130 Euro einen großen Bauspaß. Gleichzeitig zeigt BlueBrixx dem dänischen Marktführer, was er bei den Fans von Gebäuden im Schema der Modular-Building-Reihe vermissen lässt.
Das Modell ist gespickt von kleinen und schönen Verzierungen, sowohl an der Außenfassade wie auch im Inneren, gleiches gilt für die Einrichtungsgegenstände. Auch die Aufteilung mit den halb nach unten versetzten Gefängniszellen und den sich darüber befindlichen weiteren Räumen ist schön gelöst, wenn auch ein Abnehmen der Etage samt Außenmauern die vielleicht bessere, wenn auch umständigere Lösung gewesen wäre. Einmal eingesetzt lässt sich die obere Etage nur schwer wieder herausnehmen.
An der Steinequalität muss dagegen noch ein wenig geschraubt werden, am manchen Stellen treten doch etwas größere Spaltmaße auf, welche das Gebäude an sich etwas Schief ausschauen lassen. Auch kleine Unachtsamkeiten im Bezug auf die Stabilität der Mauern sind zu beobachten, welche bei der Entwicklung hätten auffallen müssen. Darunter fällt die wackelige Fassade mit dem Eingangsbereich, bei welchen die oben angebrachten Fliesen lediglich versetzt hätten angebracht werden müssen. Dem geübten Bauherrn sollte das Problem jedoch direkt auffallen, welches sich mit dem Austausch von ein paar Steinen leicht beheben lässt.
Ansonsten hinterlassen die Steine einen guten Eindruck. Die Klemmkraft ist gut und auch die Farbgleichheit ist über jeden Verdacht erhaben. Deutlich wird dies vor allem bei den weißen Bauteilen, welche bei Lego nicht selten unterschiedliche Nuancen in den Farbtönen aufweisen. Lediglich die Passgenauigkeit muss noch ein wenig verbessert werden.
Am Ende bleibt aber eine klare Kaufempfehlung für beide Modelle, vor allem weil sie später auch als wunderbarer Teilespender fungieren können. Vor allem aber machen die beiden Sets neugierig auf das, was uns BlueBrixx in der nächsten Zeit noch alles präsentieren wird.
BlueBrixx 101115 & 101116 – Klassische Polizeistation und Hof im Review – Slideshow
BlueBrixx 101115 & 101116 - Klassische Polizeistation und Hof im Review
- schöne Modelle
- interessante Umsetzung
- fairer Preis
- schöne Teileauswahl
- schöne Verzierungen
- schöne Innenausstattung
- transparente Teile auf dem Dach leicht zerkratzt
- Stabilität der Mauer hätte leicht erhöht werden können
- Bauanleitung könnte hochauflösender sein
- viele Plastiktüten