In einem neuen Video hat Thorsten Klahold erneut Auskunft über den aktuellen Stand der Auseinandersetzung zwischen ihm und der Lego A/S erteilt. Neben ermunternden und emotionalen Worten gab es aber auch deutliche Mahnungen.
So hat sich die Kanzlei Hogan Lovells, welche Lego im aktuellen Rechtsstreit vertreten, zum ersten Mal seit dem 11. Februar 2021, dem Datum der Zurückhaltung des Containers, schriftlich an den Geschäftsführer von Steingemachtes gewendet. In diesem Schreiben äußern sich die Rechtsvertreter von Lego zur Sache, wenn auch, wie bereits in der Abmahnungen, in seltsamer Art und Weise: Nachdem bei dem im Dezember zugestellten Schreiben die Qman-Figuren zunächst nicht richtig zusammengebaut waren (in der Abmahnung der Bausteinecke wurden diese dann bildlich richtig aufgeführt), scheinen im aktuellen Dokument ebenfalls Bilder nicht korrekt dargestellt worden zu sein. So sollen Bilder der Verpackungen von Qman so verzerrt gezeigt werden, dass sich die dort erkennbaren Figuren in ihrer Darstellung mehr den Minifiguren von Lego angleichen.
Der Container könnte freigegeben werden, wenn…
In dem Schreiben wird zugleich angeboten, dass die Kanzlei den Container freigibt, dann jedoch nur mit den rechtlich nicht zu beanstandenden Sets und dann auch ohne eine rechtliche Anerkennung. Von dieser Offerte will Thorsten Klahold jedoch keinen Gebrauch machen: Entweder der Container wird freigegeben, weil es keine Gründe zur Beanstandung gibt, oder die Lego A/S soll den Rechtsweg bestreiten – man selbst will in jedem Fall eine rechtliche Klärung erwirken.
Gleichzeitig hat die China-Niederlassung von Hogan Lovells in einem mündlichen Antrag von den chinesischen Behörden gefordert, Qman aufgrund von eventuellen Rechtsverletzungen mit einem Export-Verbot in die EU zu belegen, was aber von den Zuständigen vor Ort sofort und deutlich abgelehnt wurde.
Das Buch zum Film
Neben der großen Zustimmung kamen in verschiedenen Kommentaren aber auch Aussagen auf, dass Klahold in seinen Aussagen über die Auseinandersetzung Informationen zurückhalten würde. Dem wirkt er nun entgegen, in dem er jedwede Korrespondenz zwischen ihm und der Anwaltskanzlei dem Fall betreffend frei zugängig macht. Diese können aktuell über den Hoster WeTransfer heruntergeladen werden, womit jeder Interessierte die Möglichkeit zur eigenen Meinungsbildung erhält.
Der Mann mit der Kamera
Etwas skurriler mutete dann ein Twitter-Post der letzten Tage an:
Jetzt wirds skurril. Heute gegen 15.00 Uhr hat unser Deniz im Vorbeifahren vor unserem Laden jemandem gesehen der mit einer Telelinse in unseren Laden fotografiert hat. Leider war der junge Mann schon weg als er endlich gedreht hatte. So das er nicht fragen konnte was er da macht pic.twitter.com/GdYBtscPje
— Thorsten Klahold (@JohnnysWorldYT) March 8, 2021
Um wen es sich bei dem „Beobachter“ gehandelt haben könnte, ist bisher unbekannt. Dass die Presse dabei mit einem Teleobjektiv vor dem Laden steht, anstatt bei Klahold selbst anzufragen, dürfte doch als eher unwahrscheinlich gelten. Auf der anderen Seite ist die Kanzlei Hogan Lovells in der Vergangenheit bereits durch den Einsatz von Detektiven in die Schlagzeilen geraten.
Steingemachtes bleibt weiterhin geschlossen
Aussagen zur Öffnung der Lokalitäten von Steingemachtes gab es ebenso: Obwohl in Paderborn Geschäfte wieder öffnen dürften, hat sich Klahold dazu entschlossen, seinen Laden noch bis auf weiteres geschlossen zu halten. Die Entscheidung fußt auf mehreren Gründen: So ist man im Zuge der Auseinandersetzung, dem Versand während der Schließung und den damit benötigten personellen Ressourcen noch nicht dazu gekommen, „den Laden wieder auf Vordermann zu bringen“. Ein weiterer Grund betrifft die sehr hohe Unterstützungswelle, auf der Klahold momentan schwimmt. Das berühre ihn zwar ungemein, schürt aber auch die Angst, dass zu viele Klemmbausteinfreunde ihm das persönlich mitteilen wollen. Dies würde er unter anderen Voraussetzungen sehr schön finden, ein solch hohes Menschenaufkommen wäre seiner Meinung nach aber der aktuellen Corona-Lage nicht dienlich. Daher wurde sich dazu entschlossen, den Laden noch ein paar Tage geschlossen zu halten.
„Der Zoll kann nix dafür“
Es gab aber auch kritische und mahnende Töne: So soll der Zoll in den letzten Tagen mit einer hohen Anzahl von Mails mit Mitteilungen, deren Inhalt oftmals deutlich abseits des Vertretbaren gelegen haben soll, „ziemlich unter Beschuss geraten“ sein. So etwas sei für Klahold der Sache nicht dienlich, zumal der Zoll seiner Aussage nach in der bisherigen Form reagieren musste – die rechtlichen Vorgaben seien hier eindeutig. In seinem Video warb er darüber hinaus für Verständnis gegenüber der Bundesbehörde und bat darum, von weiteren Nachrichten in dieser Form abzusehen – es würde einfach die falschen treffen. Dem ist an dieser Stelle nichts mehr hinzuzufügen.
Die Zustimmung wächst und wächst
Auch das Spendenaufkommen hat sich weiter erhöht: Aktuell konnten über das GoFundMe-Konto rund 330.000 Euro für den Kauf von Klemmbaustein-Sets für Kinderheime eingenommen werden, über PayPal kommen dann noch einmal rund 80.000 Euro hinzu – womit zum einen die 400.000 Euro deutlich überschritten wurden und gleichzeitig am 14. Container gearbeitet wird. Kurios war dabei der Aspekt, dass manche Spender nicht die richtige eMail-Adresse für die PayPal-Überweisung in den Angaben unter dem Video gefunden oder diese übersehen haben und rund 5.000 Euro der Spenden auf das Bankkonto von Steingemachtes oder Klaholds privates Konto beim genannten Bezahldienst überwiesen wurden. Man sei aber bereits dabei dieses zu entwirren und die entsprechenden Einzahlungen auf das Spenden-Konto zu transferieren. Klahold bittet darum, nur noch die offizielle Spenden-Adresse johnnysworld773@gmail.com für Spenden über PayPal zu nutzen.
Keine gute Tat bleibt ungestraft
Die hohe Anteilnahme stellt den YouTuber jedoch vor ein großes, seiner Ansicht nach, Luxusproblem: So könnte die Logistik für die Sets, die von dem Geld gekauft werden können, von der kleinen Gruppe von Steingemachtes-Mitarbeitern kaum gestemmt werden. Daher bittet Klahold um Vorschläge, wie geholfen werden kann. Eine Idee wäre seiner Meinung nach, dass sich, je nach aktueller Corona-Lage, die Community trifft und zusammen die Ware kommissioniert. Ein weiterer Gedanke wäre, dass die Helfer, welche ein Kinderheim in ihrer Nähe wissen, sich mit diesem in Verbindung setzen und die jeweiligen Sets dort hinbringen können – das würde wiederum Versandkosten sparen und somit die Anzahl der möglichen Modelle erhöhen. In den Kommentaren bot zudem ein Inhaber mehrerer Food Trucks an, die Aktion mit Verpflegung zu versorgen. Weitere Infos sind dem Video zu entnehmen.
Die Kritik lässt nicht nach
Medial gibt es ebenso Neues zu berichten, bei der es die Auseinandersetzung nun auch in die internationale Presse geschafft hat: So berichtet der „Courrier international“, eine wöchentlich erscheinende, französische Zeitschrift, die eine Presseschau von über 900 weltweit publizierten Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen darstellt, auf Basis des bereits vor ein paar Tagen im Tagesspiegel erschienenen Artikels.
Spiegel Online berichtet dagegen lediglich über die aktuellen Bilanzzahlen des Marktführers aus Billund und geht in dem Artikel mit keinem Wort auf die aktuellen Probleme von Lego ein. Das besorgen dafür die Leser in den Kommentaren, welche zeigen, inwieweit die Auseinandersetzung und die Kritik über das Vorgehen von Lego mittlerweile in der breiten Öffentlichkeit angekommen ist. Lego äußert sich dagegen, bis auf den bekannten Textbaustein, nach wie vor nicht zu den Geschehnissen.
Darüber hinaus hat Henry von der Klemmbausteinlyrik in seiner gewohnt angenehmen und besonnenen Art die aktuellen Vorkommnisse versucht zu analysieren und seinen Eindruck dazu in einem Video veröffentlicht.
Update 11.03.2021 – 9:00 Uhr
Die Kollegen von StoneWars haben in einer sehr ausführlichen Analyse die aktuelle Auseinandersetzung zwischen Steingemachtes und Lego einmal genauer beleuchtet und für diese auch direkt mit Thorsten Klahold gesprochen. Das Gespräch ist zudem in Form eines Podcasts nachzuhören.
Update 11.03.2021 – 19:00 Uhr
Die Mediale Aufmerksamkeit zieht weiter ihre Kreise: So hat neben dem Handelsblatt nun auch die Wiener Zeitung das Thema aufgegriffen. Die Spendenaktion ist zudem bei rund 420.000 Euro angekommen.
Update 12.03.2021 – 18:00 Uhr
Die Mediale Aufmerksamkeit nimmt auch eine Woche nach dem Bekanntwerden von Legos Vorgehen nicht ab. So hat Radio Bremen in seinem Format „buten un binnen“ relativ objektiv über die bisherige Auseinandersetzung berichtet.
Der große schweizer Online-Shop Galaxus geht in einem Artikel auf seiner Internetpräsenz ebenfalls auf den Disput ein und stellt gleichzeitig eine Reihe von alternativen Herstellern für verschiedene Themenbereiche vor. Da ist mit Sicherheit auch Werbung in eigener Sache dabei, dennoch für den Konsumenten eine sehr informative Sache. Danke an Brickflyer für den Hinweis.
Interessant ist auch ein bereits vor einigen Tagen veröffentlichtes Video von Dr. Alexander Jeschke, Patentanwalt in der Kanzlei Weidner-Stern-Jeschke und ebenso zugelassener Vertreter vor dem Europäischen Patentamt und dem EUIPO – also ein Fachmann auf dem Gebiet. Dieser zweifelt die von Lego angegebenen Urheberrechtsverletzungen stark an, da die Sets für ihn deutlich unterschiedlich gestaltet sind – gleiches gilt für ihn auch für die Minifiguren von Qman. Das Grenzbeschlagnahmeverfahren erfüllt seiner Meinung nach nur den Zweck, den Druck auf den Anbieter, in diesem Fall also Thorsten Klahold, zu erhöhen. Normalerweise wird dieses Vorgehen, seiner Aussage, nach eher bei Markenrechtsverletzungen angewendet – auf diese sich Lego jedoch nicht beruft. Hier gilt Akki Moto der Dank.
Die Spenenaktion steht daüber hinaus bei GoFundMe kurz davor die 350.00 Euro-Grenze zu erreichen. Zusammen mit den Zuletzt angegebenen PayPal-Spenden, wurden somit rund 430.000 Euro gesammelt – und ein Ende ist noch nicht abzusehen, nach wie vor erfreut sich die Aktion einer breiten Unterstützung.
Lego setzt derweil, dem Anschein, nach auf ein Aussitzen der ganzen Auseinandersetzung – viele Kommentare auf Facebook deuten darauf hin, dass sich der Spielzeughersteller in vergleichbaren Situationen in der Vergangenheit ähnlich verhalten hatte. Zumindest hat dieser, bis auf einen mit wenig Inhalt versehenen und immer wiederholten Textbaustein, bisher offiziell nichts zur Sache verlauten lassen. Auch auf Facebook hat es nun seit dem 4. März 2021 keinen neuen Beitrag gegeben. Dafür haben über 2.500 Nutzer in Beiträgen größtenteils ihren Unmut über das Vorgehen des Unternehmens kundgetan – die wenigen positiven Beiträge gehen da schon fast unter.
14 Kommentare
Robert
Abseits vom tatsächlichen Inhalt eures Artikels:
Habe gerade den französischen Artikel angefangen zu lesen – da mein Französisch etwas eingerostet ist, habe ich auf Deutsch umgestellt und hatte nen Lachflash: der Übersetzer macht aus “briques a tenons” “Bolzenstein” (tenons, sowas wie Zapfen, Noppe oder eben auch Bolzen).
Ich finde so sollte man das Ding ab sofort nennen.
Daniel
Auf handelsblatt.de war auch ein Artikel ” Lego wirbt mit Fair Play und tritt Händlern gegenüber hart auf” in dem neben der Bilanz von LEGO auch die Auseinandersetzung genannt wurde. Nachdem die ersten drei Kommentare LEGO in den höchsten Tönen gelobt haben, kam die eine Person die sich in zwei Kommentaren kritisch geäußert hat. Dann wurden die Kommentare geschlossen.
Ich glaube man kann den Artikel nur ein Mal lesen. Danach steht er hinter einer Paywall.
Markus Malz
Auch die österreichische Tageszeitung “WienerZeitung” berichtet, wie ich heute entdeckt habe.
https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/medien/2095703-Der-Krieg-der-Steine.html
Michael Schäfer
Auch für den Hinweis besten dank!
Akki Moto
Auch ein anderer Patentanwalt hat sich öffentlich zum Thema geäußert. Sehr seriös und ich kann mich dem voll anschließen.
Michael Schäfer
Wer war das denn? Hast Du einen Link? Sollte ja auch anderen zugänglich gemacht werden…^^
Akki Moto
Hier noch der Link https://www.youtube.com/watch?v=3W8b_bux9PM
Bricklyfer
Galaxus ein grosses Online-Warenhaus in der Schweiz hat gestern auch einen kleinen Beitrag dazu veröffentlich und stellt im gleichen Zug die Alternativen Klemmbausteine in ihrem Sortiment vor.
https://www.galaxus.ch/de/page/lego-alternativen-die-einen-blick-wert-sind-19248
Robert
BTW. Die Sache ist bei “Axel Springer” und “Die Welt angekommen. Leider hinter einer Paywall.
https://www.welt.de/wirtschaft/plus228256959/Kampf-um-Plastik-Bausteine-Endspiel-fuer-Lego.html
Michael Schäfer
Merci!
Akki Moto
Am 15.3. ist ja laut Johnnys Video die Frist abgelaufen, bis zu der Lego hätte Klage einreichen können. Wenn ja dann Klageweg, wenn nein dann Containerfreigabe. Nun ist der 15. ja um und ich bin neugierig wie es weitergeht. Kannst Du mal nachfragen?
Michael Schäfer
Wenn ich richtig informiert bin hatte Lego ja bos 0:00 Uhr Zeit, entsprechende Unterlagen einzureichen. Da müssen wir noch ein wenig warten. Ich denke, dass sich Thorsten im Laufe des Tages melden wird.
Jobb
https://www.nw.de/lokal/kreis_paderborn/bad_lippspringe/22974601_Zoll-trifft-Entscheidungen-im-Krieg-der-Steine-gegen-Lego.html
Leider PayWall, aber bis auf wenige Sets sind viele Sets vom Zoll wieder freigegeben worden und es gibt eine Fristverlängerung für Lego bis zum 25.3. für die noch übrigen ~2300 Sets.
Laut Artikel sollen auch die 500.000€ bald erreicht sein, es sind wohl PayPal und Gofundme zusammengerechnet.
Guido Gössler
Danke, dass du die Information mit uns geteilt hast.