Dass eine fixe Idee, eine in wenigen Worten gefasste Bitte und eine darauf folgende enorme Hilfsbereitschaft schnell eine nicht unbedingt kleine Spendenaktion und viel Arbeit nach sich ziehen kann, darf nicht als selbstverständlich angesehen werden. Für unsere Partner ist es das aber.
Normalerweise achten wir bei Just Bricks sehr darauf, die nötige Distanz in unseren Beiträgen zu wahren, auch um nicht uns, sondern den Leser in den Mittelpunkt zu stellen. Doch es gibt Situationen, in denen diese Distanz nicht nur aufgebrochen werden kann, sondern auch aufgebrochen werden muss. So wie in den Vorkommnissen der letzten rund 10 Tage.
Nach den verheerenden Überflutungen in Teilen von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz wurde den betroffenen Orten eine unbeschreibliche Solidarität zuteil. Viele freiwillige Helfer machten sich auf, um in den Katastrophengebieten zu helfen. Gleichzeitig lief eine Spendenaktion nach der anderen an, welche neben Geld auch Sachgüter zur direkten Hilfe wie Kleidung und Lebensmittel sammelten. Besonders letzteres war sehr wichtig und wurde dringend benötigt – viele Menschen hatten in nur einer Nacht im Grunde ihre komplette Existenz verloren. Doch auch hier waren innerhalb kurzer Zeit die durch das Hochwasser ebenfalls dezimierten Lagermöglichkeiten erschöpft.
Helfen, aber wie?
Auch wir haben uns Gedanken gemacht, was wir tun sollen und wie wir helfen können. Geld spenden? Das wäre natürlich die einfachste Möglichkeit, denn dieses wird vor allem für den Wiederaufbau dringend benötigt. Doch was ist in der Zwischenzeit? Bis solche Mittel die Bedürftigen erreichen, kann noch einige Zeit ins Land gehen. Was ist aber mit dem immer wieder zitierten „Hier“ und „Jetzt“? Darüber hinaus befinden sich unter den Menschen, welche im Grunde kaum noch etwas oder gar nichts mehr besitzen, auch viele Kinder – deren Spielsachen ebenfalls Opfer der Fluten geworden sind.
Ich habe selbst einen Sohn. Dieser besitzt Spielsachen, die ihn sein gesamtes bisheriges Leben begleitet haben und an denen er sehr hängt. Zu diesen gehören zum Beispiel Stofftiere, die meine Frau noch vor seiner Geburt für ihn selbst genäht hat. Diese sind für ihn, auch wenn derzeit eine gewisse „Abnabelung“ stattfindet, immer noch sehr wichtig – auch deswegen, weil sie ihm in schwierigen Phasen seiner Entwicklung immer wieder Sicherheit gegeben haben. Daher kann ich es nachvollziehen, was es für ein Kind bedeutet, wenn diese wichtigen Freunde plötzlich nicht mehr da sind.
Was also tun? Und es war dann doch erstaunlich, wie lange wir brauchten, um auf die im Grunde naheliegendste Antwort zu kommen: Wir sind ein Blog für Klemmbausteine. Meine Güte, manchmal hat man wirklich eine lange Leitung.
Unglaubliche Unterstützung
So wurde aus einer fixen Idee an einem Sonntagabend eine Spendenaktion. Wir dachten, wenn jeder unserer Partner 5 bis 6 Sets zur Verfügung stellen würde, hätten wir schon 30 bis 40 Einheiten zusammen, mit denen wir Kindern zumindest eine kleine Freude machen könnten und die dafür sorgen, dass sie zumindest für eine kurze Zeit das ganze Drumherum vergessen. Wie naiv wir doch waren.
Am Montagmorgen haben wir dann direkt unsere Partner angeschrieben. Da sich jedoch einige von diesen in ihrem wohlverdienten Urlaub befinden, konnten wir leider nicht alle erreichen. Nach nicht einmal zwei Stunden hatten wir von allen, die wir erreichen konnten, bereits eine Rückmeldung in unserem Postfach liegen. Jeder dieser Partner hat sofort und ohne großes Nachfragen seine Hilfe zugesagt und Pakete geschnürt, von denen einige noch am selben Tag in den Versand gingen. Bei der von uns zuerst angenommen Hand voll Sets ist es jedoch nicht geblieben:
Freakware stellte uns 25 Sets von CaDA und Xingbao zur Verfügung, das Bausteinreich viele Sets von Wange und Sembo, die Klemmbaustein-Welt unterstützte uns wiederum hauptsächlich mit Sets von Blocki, Mibu und Panlos. Selbst aus der österreichischen Hauptstadt Wien hat uns von der Klemme ein Paket mit Cobi- und Xingbao-Sets erreicht. Und damit nicht genug: Der deutsche Hersteller Hubelino, welcher rund 20 km von mir entfernt seinen Firmensitz innehat, stellte ebenfalls direkt und völlig unkompliziert 68 Sets aus seinem Portfolio zur Verfügung – von Puzzle-Spielen über Bausteinboxen bis hin zu Kugelbahnen. Damit kamen in den beschriebenen zwei Stunden über 180 Bau-Sets zusammen. Auch wir haben es uns nach diesem großen Zuspruch nicht nehmen lassen, unseren Fundus zu durchforsten und ebenfalls das eine oder andere Set zu finden, welches wir spenden können. So kamen am Ende über 200 Sets in einem Verkaufswert von fast 4.000 Euro für bedürftige Kinder oder Institutionen zusammen.
Empfänger schnell gefunden
Doch an wen sollten die ganzen gesammelten Sets gehen? Schnell fiel die Wahl auf einen Ort, zu dem ich und meine Familie eine besondere Verbindung haben und der von den Überflutungen besonders betroffen ist: Schleiden/Gemünd, gelegen in der Eifel im Kreis Euskirchen in Nordrhein-Westfalen. Dort steht das Hotel Friedrichs, welches Freunden gehört und welches ich eigentlich als Modell nachbauen wollte. Doch auch dieses ist in seiner bisherigen Form nicht mehr existent.
Nicht nur über diese Freunde, sondern auch über andere Personen aus meinem Umfeld, welche als Helfer vor Ort waren, wurden wir auf die Zerstörungen durch das Wasser aufmerksam. Daher haben wir uns schnell mit der dortigen Verwaltung in Verbindung gesetzt, welche unsere Hilfe dankend angenommen haben. Dieser wollen wir auch die weitere Verteilung der Spenden überlassen, da die Mitarbeiter am besten wissen, wo genau was gebraucht wird. Es gab nun nur ein Problem: Durch die Überschwemmungen sind natürlich auch potenzielle Lagerflächen arg in Mitleidenschaft gezogen worden, sodass die raren übrig gebliebenen Flächen natürlich aktuell für die wichtigere Versorgung mit Kleidung und Lebensmitteln genutzt werden. Wir stehen aber weiterhin mit der Verwaltung in Kontakt und sobald Lagerflächen frei werden, werden wir schauen, wie wir schnellstmöglich die ganzen Spenden nach Schleiden/Gemünd bekommen können. Zum Glück hat sich Hubelino freundlicherweise dazu bereit erklärt, uns bei dem Transport ihrer Sets zu unterstützen und diese zum genannten Zeitpunkt direkt von ihrem Lager aus in den Ort zu schicken.
Wahnsinn
Hinter uns liegen nun aufregende Tage voller Planung, Sammeln, Umverpacken und vielen anderen Dingen – und noch einiges an Arbeit vor uns. Und wir sind immer noch überwältigt von der unkomplizierten Hilfe, welche uns und unserer vielleicht verrückten Idee zuteil wurde. Wir hatten zwar keinen Zweifel daran, dass sich unsere Partner mit dem einen oder anderen Modell beteiligen werden, dass die Hilfe aber am Ende in einem so großen Umfang ausfallen würde, hätten wir nicht zu träumen gewagt. Das zeigt wiederum erneut, wie die Szene, wenn es darauf ankommt, in großen Teilen zusammensteht und einfach nur hilft. Und wir sind ebenfalls erneut verdammt stolz darauf, ein Teil dieser Szene zu sein. Ein unermesslicher Dank gilt unseren Partnern, mit denen wir nicht nur in der kürzeren und auch längeren Vergangenheit immer wieder toll zusammen gearbeitet haben und die uns seitdem auch immer wieder großartig unterstützt haben – ohne sie wäre die Entwicklung, welche der Blog im Laufe der Zeit genommen hat und seine jetzige Form nicht möglich gewesen. Es ist uns ein großes Anliegen, das an dieser Stelle auch einmal deutlich hervorzuheben – es ist für uns nicht selbstverständlich.
Wir werden euch natürlich über den weiteren Verlauf der Spendenaktion auf dem Laufenden halten. Wir hoffen, dass sich die Lage schnell entspannt und die Sets dann zügig ihren Weg zu ihren neuen Empfängern finden werden.
Passt auf euch auf. Alles wird gut.
Update 04.08.2021
Die uns zugesandten Sets befinden sich mittlerweile auf den Weg nach Gemünd/Schleiden, die Spenden von Hubelino werden in den nächsten Tagen vom Hersteller aus folgen. Dort werden sie dann an die bedachten beiden Grundschulen und den drei Kindergärten verteilt. Bis dahin werden aber noch ein paar Tage vergehen. Ziel ist es, zum Start des neuen Schuljahres in knapp zwei Wochen den Kindern wieder einiges an Beschäftigungen bieten zu können.