Manche Menschen haben ständig tolle Ideen für neue Bauwerke, welche sie, aus welchen Gründen auch immer, vielleicht nie verwirklichen. Andere ziehen es vor, einfach entspannt nach Anleitung Stein für Stein aneinander zu klemmen. Und ganz andere lässt eine einzige Idee auch nach Jahren nicht los. Willkommen zu unserer neuen Reihe “Die Bautagebücher des…”.
Menschen haben ja meist eine bestimmte Zeit oder einen bestimmten Ort, wann oder wo sie die besten Ideen bekommen. Bei mir ist das entweder morgens, wenn ich halbwach noch nicht so ganz im Tag angekommen bin und das Gehirn anscheinend noch nicht mit dem alltäglichen Wahnsinn blockiert ist (das Problem ist dann nur das Erinnern an die kommenden Gedanken), oder in der Badewanne. Dort kam mir unter anderem die Idee zu unserem Podcast, der sich mittlerweile einiger und wachsender Beliebtheit erfreut.
Gröbaz-Fantasien*
Dass dabei aber auch der Größenwahn durchschlagen kann, zeigt eine Idee, die sich vor rund vier Jahren an gleicher Örtlichkeit ihren Weg an die Oberflläche gewunden hat: In der Eifel, besser gesagt in Gemünd, gibt es das Hotel Friedrichs, ein schönes Hotel mit angeschlossenem Restaurant, in dem meine Familie und ich gerne einkehren – wie man im altdeutsch so schön sagt. Das hat nicht zuletzt auch etwas mit den Besitzern Sabine und Manfred Pesch zu tun, welche wir seit mittlerweile über 12 Jahren kennen. Damals haben meine Frau und ich im schönen Städtchen Nideggen in der Eifel geheiratet und unsere Hochzeit anschließend in deren damaligem kleinen, aber gemütlichen Restaurant gefeiert. Seit 2013 gehört ihnen nun das direkt am Zusammenfluss der Olef und der Urft gelegene und in etwas anderer Bauweise 1811 erstmals als Hotel erwähnte stattliche Haus, welches durch sie wieder zu altem Glanz gefunden hat. In seiner heutigen Gestaltung stellt dieses ein für mich wahnsinnig schönes Gebäude im Bau-Stil der 1930er Jahre dar, welche seit jeher eine gewisse Faszination auf mich ausüben.
Die Wanne ist voll
Nun lag ich vor vier Jahren wieder in der Badewanne und dachte mir (ich gebe an dieser Stelle zu Protokoll, dass ich im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte war und weder bei mir noch bei anderen Angehörigen meiner Familie bisher Formen des Größenwahns beobachtet werden konnten), dass es doch eine interessante Idee wäre, das Hotel Friedrichs nachzubauen. Als Modular-Fan wollte ich mich eben nicht mit kleinen Häusern zufriedengeben.
In die Entscheidung flossen auch andere Gründe mit ein. Einer davon war, dass ich eben die Besitzer gut kenne, nicht zuletzt auch deswegen, weil ich seit mehreren Jahren den Web-Auftritt des Hotels pflege. Dadurch, aber auch als Stammgast des Restaurants, ist mir das Gebäude durchaus bekannt, was für eine Modellversion sicherlich förderlich ist. Sabine und Manfred sicherten mir zudem, nachdem ich diesen in einer gemütlichen Runde von meinem Vorhaben erzählt hatte, seinerzeit ihre Unterstützung zu, was in der Hinsicht natürlich eine große Hilfe ist.
Pause
Dann ruhte das Projekt jedoch mehrere Jahre. Auch hier sind die Gründe erneut vielfältig. Ein wichtiger Punkt war der finanzielle Aufwand. Zu dieser Zeit gab es hierzulande nur Steine von Lego zu erstehen und selbst über den Gebrauchtmarkt wäre das Projekt für mich in seiner Form nicht zu stemmen gewesen. Einige Zeit später habe ich Just Bricks ins Leben gerufen, was für mich gerade zu Anfang, als ich die Seite noch alleine mit Inhalten versorgt habe, ein zu großer zeitlicher Aufwand gewesen wäre. Daher war es für mich seit dem unmöglich, das Vorhaben umzusetzen, obwohl es die ganze Zeit in meinem Hinterkopf herumschwirrte.
Neuer Anlauf
Vor ein paar Tagen, gleicher Ort und gleiche Stelle (ich sollte mich wegen der Badewannensache vielleicht doch um Hilfe bemühen, nicht dass es eines Tages in einer selbigen endet – ich wäre nicht der erste) und erneut kam mir die Idee in den Kopf zurück – dieses Mal aber unter anderen Voraussetzungen: Zum einen gibt es mittlerweile eine Fülle von Anbietern für alternative Steine, zum anderen könnte über das Projekt auf Just Bricks geschrieben werden, womit diese Zeit auch sinnvoll für Inhalte genutzt werden würde. Zu meinem Glück konnte ich darüber hinaus Steinchenexpress als neuen Partner für uns und auch für das Projekt gewinnen. Dieser wird mich mit seiner stetig steigenden Auswahl an Klemmbausteinen unterstützen und ich kann den Bau gleichzeitig zum Testen der Steine nutzen – so haben alle drei Parteien etwas davon: Steinchenexpress, ich und vor allem Ihr Leser.
Mein liebes Tagebuch…
So soll an dieser Stelle eine Art „Bautagebuch“ entstehen, welches das Projekt – und vielleicht auch weitere – über die lange Zeit (ich rechne mit mindestens zwei Jahren) begleitet und den Fortschritt dokumentiert. Ich muss dazu aber ebenso vermelden, dass ich im Bereich des „MOCens“ keine Erfahrung besitze und eigentlich froh bin, wenn ich vier stehende Wände mit einem Dach darauf hinbekomme, ohne dass es zusammenstürzt, wenn der Nachbar nebenan eine Tür leise zu macht. Und dennoch reizt mich die Umsetzung nach wie vor.
Die Ausführung wird wohl auf eine Mischung aus realem und virtuellem Bauen hinauslaufen. Dafür ist meine Wahl auf Bricklink Studio gefallen, auch wenn mir eine Software, welche ebenso auf dem Tablet genutzt werden könnte, lieber gewesen wäre (ich liege eben auch gerne mal trocken auf dem Sofa). Doch hier kann ich leicht Teilelisten erstellen und da der Steinchenexpress seit Kurzem auch Listen im XML-Format entgegennimmt, wird dadurch natürlich vieles in der Beschaffung der Teile einfacher. Dennoch wird sich zeigen, auf welche Fallstricke ich im Laufe der langen Zeit stoßen werde. Es dürfte also spannend werden.
Wenn am Ende das – irgendwann hoffentlich fertige Bauwerk – dann noch im Hotel ausgestellt werden würde, wäre das natürlich die viel zitierte Krönung.
In diesem Sinne: An die Steine, fertig, bauen!
*Größter Baumeister aller Zeiten
Update 20.07.2021
…und manchmal holt einen die Realität ein
Die aktuellen Bilder rund um die Überflutungskatastrophe in Teilen von NRW und Rheinland-Pfalz schockieren nach wie vor, gleiches gilt für die Meldungen über Menschen, welche ihr ganzes Hab und Gut verloren haben. Gleiches gilt für das Hotel, welches, direkt am Fluss liegend, ebenfalls arg getroffen wurde. Die Bilder, welche von den Besitzern auf Facebook veröffentlicht wurden, geben einen Eindruck über die zerstörerische Kraft der Wassermassen, welche den kleinen Ort Gemünd in der Eifel vor ein paar Tagen erfasst haben.
Familie Pesch ist, wie sie mir am Telefon versicherten, wohlauf. Dennoch sitzt auch dort natürlich der Schock tief. Wie und ob es überhaupt weiter geht, keiner weiß es im Moment. Noch ein paar Tage vor der Katastrophe wurden größere Umbauten vorgenommen: So wandelte sich der ehemalige Parkplatz hinter dem Haus in einen Biergarten und auch im inneren wurde die Zeit für Renovierungen genutzt. Dann kam das Wasser…
Das bedeutet ebenso das vorzeitige Aus für mein Bauprojekt Projekt. Doch das sollte in der jetzigen Situation das kleinste Problem sein. In den letzten Tagen wurden wir immer wieder für eine Teilnahme an Hilfsaktionen gefragt. Wir haben ein paar Ideen und sondieren im Hintergrund ein paar Möglichkeiten aus, wie wir uns und unsere Hilfe am besten einbringen können. Noch ist nichts spruchreif, was sich in den nächsten Tagen aber ändern sollte.
2 Kommentare
brickolo
oha, da bin ich aber mal gespannt. Ich muss zugeben, von außen macht das Haus für meinen Geschmack nicht viel her, auch wenn die Dachkonstruktion wahrscheinlich eine der vielen Herausforderungen sein wird. Je nach dem, wie detailliert der Innenbereich nachgebaut wird, rauft man sich eher hier die Haare, wenn es möglichst originalgetreu sein soll.
Soll das ganze im Minifigurenmaßstab sein und wird es auf das Gebäude an sich begrenzt oder auf die Ufermauer ausgedehnt?
Auf alle Fälle wünsche ich gutes Klemmen und viele erfreuliche Erlebnisse bei der Umsetzung 🙂
Michael Schäfer
Das ganze soll schon im Modular-Stil sein, also schon Minifig-Maßstab. Aber ganz getreu werde ich es wohl nicht hinbekommen, als erstes sollen aber die beiden Restaurants samt Außenbereich und die Küche reinkommen. Dann wird weiter geschaut..