Heute hat Thorsten Klahold die Katze aus dem Sack lassen: Die vor allem unter Klemmern historisch bekannte Marke Kiddicraft erlebt quasi eine Wiedergeburt. Nach mehreren Veräußerungen und Markeninhabern hat sich nun Klahold die Rechte am Namen gesichert und will unter diesem eigene Sets veröffentlichen.
Auf die bewegte Geschichte von Kiddicraft und die Bedeutung des Unternehmens für die Klemmbausteinwelt soll an dieser Stelle nicht genauer eingegangen werden. Wer mehr darüber wissen möchte, der sei an dieser Stelle erneut auf das hervorragend gemachte Video von Doschdn über die Geschichte des Noppensteines verwiesen.
Sets für Kinder mit Taschengeldcharakter
Bereits vor geraumer Zeit, zuletzt in seinem Video zur weiteren Vorgehensweise in der Auseinandersetzung mit Lego, hatte Klahold mehrfach angedeutet, eigene Klemmbaustein-Sets zu veröffentlichen, da seiner Meinung nach gerade für bespielbare Stadtlandschaften viele eigentlich selbstverständliche Dinge fehlen würde. Diese Lücken soll in Zukunft eine eigene Reihe von Spiele-Sets füllen, die sich vornehmlich an Kinder richten wird. Erste Entwürfe für entsprechende Modelle hatte Klahold bereits Anfang des Jahres der breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Die gezeigten Modelle sollen sich zum einen durch ihre Einfachheit, wodurch diese auch von Kindern leicht gebaut werden können, und durch ihre Bespielbarkeit auszeichnen. Neben dieser Themenwelt soll auch eine Landleben-Serie erscheinen, zu der unter anderem ein Bauernhof und ein Reiterhof sowie Trecker und Pferdekutschen gehören sollen.
Durch die einfache Gestaltung soll zudem der Preis niedrig gehalten werden, damit die Sets auch für Kinder erschwinglich werden. Zu den ersten Veröffentlichungen wird, für manche vielleicht ein wenig enttäuschend, nicht die Ritterburg gehören, die laut Klahold zu viele Kosten verursachen würde, die besser in ein breiteres Portfolio angelegt wäre. Aus diesem Grund sollen zunächst nur kleinere Sets veröffentlicht werden. Diese Ideen sollen jedoch nur die erste Welle an eigenen Modellen darstellen, im zweiten Schritt soll dann eine Fantasy-Serie ihren Weg in die Kinderzimmer finden.
Eigene Mini-Figur – auch für andere Hersteller
Eine eigene Minifigur zu den Serien wird es auch geben. Klahold will hier die Erkenntnisse aus der Auseinandersetzung mit Lego nutzen und eine Figur entwerfen, die für den dänischen Marktführer nicht angreifbar ist. Diese soll sich jedoch in gleicher Art und Weise wie die bekannte Figur des Marktführers nutzen lassen – was die Aufnoppbarkeit mit einschließt. Gleichzeitig soll die Figur auch anderen Herstellern zur Verfügung gestellt werden. Zweck der Sache ist im Grunde, eine laut Klahold „Nicht-Lego-Figur“ am Markt zu etablieren, die für den Kunden auch als solche erkennbar ist. Über den Stand der Dinge gibt Klahold in seinem aktuellen Video Auskunft.
Kiddicraft kehrt zurück
Blieb also nur noch die Frage offen, unter welcher Marke die zukünftigen Modelle veröffentlicht werden sollten. Dazu hat Klahold nun die Katze aus dem Sack gelassen: Kiddicraft. Nach dem Tod von bis dato Firmeneigentümer Hilary „Harry“ Fisher Page im Jahre 1957 betrieben seine Frau und sein früherer Partner das Unternehmen noch rund 20 Jahre weiter, bevor dieses 1977 an die Hestair-Firmengruppe veräußert wurde, die die Marke wiederum 1989 an Fisher-Price verkauften. Über die Nutzung der Marke durch Fisher-Price gehen die Angaben jedoch auseinander: So geben einige Quellen an, dass das Unternehmen diese noch bis Mitte der 1990er Jahre nutzte, andere nennen das Jahr 2012. Unbestritten ist jedoch, dass durch die fehlende Nutzung über Jahre hinweg Fisher-Price die Rechte an der Marke verloren hatte und sich dem Anschein nach auch nicht mehr um diese bemühte.
Somit stand der Name für jeden wieder offen, womit Klahold die Gunst der Stunde nutzte und sich die Markenrechte sicherte. Mittlerweile ist die Widerspruchsfrist abgelaufen und somit können in Zukunft, nach Jahrzehnten der Abstinenz, wieder Bausteinmodelle mit dem altehrwürdigen Namen verkauft werden – in diesem Fall für die von Klahold vertriebenen Sets. Einen, zumindest für nostalgische Fans, Wermutstropfen hat das ganze: So wird lediglich der Markennahmen übernommen, nicht aber die ikonische Form der Klemmbausteine. Die Rechte an allen Kiddicraft-Entwürfen, zu denen auch die Steine gehörten, hatte sich Lego bereits 1982 gesichert – damals für einen heutzutage schon fast lächerlich anmutenden Betrag von 45.000 Pfund Sterling. Durch diesen Umstand können die originalen Kiddicraft-Steine nicht ohne die Erlaubnis von Lego veröffentlicht werden. Dies würde zudem kaum einen Sinn ergeben, da das von Lego entwickelte Röhrensystem, welche die englischen Steine nicht besaßen, deutlich stabilere Konstruktionen ermöglicht. Darüber hinaus würde eine solche Wiedereinführung Investitionen voraussetzen, vor denen selbst große und gestandene Unternehmen zurückschrecken dürften.
Neues, aber vertrautes Logo
Ein neues Logo ist ebenfalls bereits entworfen, welches sich, nicht zuletzt aufgrund der gewählten Farben, an das des „Steingemachtes“ orientiert, bei dem Klahold als Geschäftsführer fungiert. Daher darf auch die „5er Plate“, für viele der Inbegriff der alternativen Klemmbausteine, nicht fehlen. Aktuell sei man mit verschiedenen Steineherstellern, die die Konfektionierung übernehmen sollen, im Gespräch, so Klahold in seinen Ausführungen. Ein bisher noch nicht geklärter Punkt sei die Mindestabnahmemenge der Sets. Diese ist wichtig, denn daraus ergibt sich, wie schnell eine ganze Produktpalette veröffentlicht werden kann – eine geringe Mindestabnahme pro Set ermöglicht eine höhere Gesamtstückzahl verschiedener Sets und daher mehr Auswahl für den Kunden und weniger Risiko, falls ein Set einmal doch nicht so gut bei den jungen Baumeistern ankommen sollte.
Häuserbau durch die Community
Neben den bereits genannten Themengebieten, deren Sets Klahold selbst entworfen hat, wird es auch eine Reihe neuer Minihäuser geben, die sich bei Klemmern nach wie vor einer großen Beliebtheit erfreuen und auch von verschiedenen Herstellern wie Panlos, Sembo oder Qman vertrieben werden. Bei dieser neuen Serie wird Klahold jedoch einen etwas anderen Weg gehen und die Klemmbaustein-Community mit einbinden. So können Baumeister in Zukunft ihre eigenen Kreationen einsenden, eine Abstimmung auf seinem YouTube-Kanal „Johnny’s World“ soll dann Aufschluss darüber geben, welche Sets für eine Veröffentlichung in Betracht gezogen werden würden.
Damit alle Modelle nachher auch wirklich zueinander passen, müssen einige Vorgaben wie Größe der Grundfläche und Höhe des Bauwerkes eingehalten werden. Hierzu hat Klahold eine Art Handreiche erstellt, welche interessierte Klemmer bereits einsehen können. Wichtig ist dabei, dass keine noch von Lego geschützten Steine verwendet werden. Eine Übersicht darüber bietet Klahold gleich mit an. Darüber hinaus sollen Designer angeben, welche der noch geschützten Steine sie für ihre Kreationen als unabdingbar erachten, um für diese eigene Varianten zu entwickeln, welche nicht mehr das Markenrecht von Lego verletzen. Auch diese sollen im Anschluss und nach Erhalt des Schutzrechts anderen Herstellern zur Verfügung gestellt werden.
1 Kommentare
Heiko b
Ich finde es schön, dass es Menschen gibt, die es wagen, alte Markennamen und alte Marken wieder zu beleben
Zum Bild mit den 5 bausätzen in diesem Artikel möchte ich folgendes sagen bzw schreiben es kann eigentlich nicht genug einfache und auch schöne Modelle geben für den klemmbausteinliebhaber in deutschland und auch drumherum
Ich hoffe, dass Herr klahold dranbleiben an dem Thema kiddicraft