Mit seiner Youngtimer-Serie hat der polnische Hersteller von Klemmbausteinen nicht nur dem Namen nach relativ junge Autos als Modell verewigt, auch Fahrzeuge, welche hierzulande vom Alter her als Oldtimer bezeichnet werden, zieren das Portfolio. Zu diesen Fahrzeugen gehört auch der FSO 125p, ein Auto, welches das Stadtbild des sozialistischen Polens prägte und in der Verbreitung dem eines VW Golf in Deutschland entsprach.
Zum Auto
Der FSO stellt in natura einen in kleinen Details abgeänderten Lizenznachbau des damaligen Fiat 125p dar, welcher über den Zeitraum von 1967 bis 1991 gebaut wurde. Wahlweise ausgestattet mit einem 1,3 oder 1,5 Liter umfassenden Ottomotor brachte es dieser auf eine Leistung von 40 beziehungsweise 55 KW – aber nur, wenn er mit höheroktanigen Kraftstoff betankt wurde, welchen es jedoch nicht an jeder Tankstelle in Polen gab. Das Fahrgestell wiederum war dem Fiat 1300/1500 entliehen, mit welchem der FSO eine Höchstgeschwindigkeit von knapp über 155 Km/h erreichte – welche in Polen aufgrund fehlender Autobahnen und schlecht ausgebauter Landstraßen jedoch nur selten erreicht wurde.
Das Modell
Wie die restlichen Fahrzeuge aus COBIs Youngtimer-Serie ist auch der FSO 125p im Maßstab 1:35 gefertigt und für rund 12 Euro bei diversen Händler zu erwerben. Der Karton umfasst die in drei Tüten verpackten 87 Bauteile sowie eine zehn Seiten umfassende Bauanleitung. Das Set beinhaltet keine Aufkleber; Kühlergrill, Nummernschild und Leuchten der Heckpartie, Luftschlitze auf der Motorhaube, die C-Säule sowie das Typenschild zum Ausstellen des Modells wurden alle durch Prints realisiert. Die Teile machen bereits beim Auspacken einen guten Eindruck, Kratzer an den transparenten Teilen konnten nicht ausgemacht werden.
Alle Teile sind, wie von COBI nicht anders zu erwarten, zu hundert Prozent kompatibel zu den Klemmbausteinen des dänischen Marktführers, teilweise kommen aber auch viele Hersteller-eigene Elemente zum Einsatz. Anders schaut es jedoch farblich aus, das hier verwendete Rot unterscheidet sich im direkten Vergleich deutlich vom Rot, welches bei LEGO zur Verwendung kommt.
Einfacher Zusammenbau mit kleinen Tücken
Der Zusammenbau des FSO 125p dürfte keinen Freund von Klemmbausteinen vor große Herausforderungen stellen. LEGO-Bauer, welche zum ersten Mal in Kontakt mit einem Set von COBI gekommen sind, werden sich jedoch zunächst an die Bauanleitung gewöhnen müssen, welche sich in vielen Punkten von denen des Marktführers unterscheidet: Zum einen werden dort deutlich mehr Teile in einem Bauschritt verbaut, zum anderen werden nur die neuen Bauteile in den jeweiligen Farben dargestellt und die bereits gebauten ausgegraut. Diese Umsetzung besitzt sowohl Vor- wie auch Nachteile: Positiv zu vermerken ist, dass der Fokus auf den neuen Teilen liegt, welche sofort als solche erkannt werden. Nachteilig ist dagegen, dass vor allem bei größeren Modellen eine Orientierung an den bereits gebauten Einheiten aufgrund der fehlenden Farben schwerer fällt. Dies zieht nicht selten ein Verbauen nach sich, für eine Korrektur muss nicht selten in der Anleitung zurückgeblättert werden, um den entsprechenden Ansatzpunkt zu finden.
Im Falle des vorliegenden Modells ist die Bauanleitung aufgrund der Modellgröße jedoch recht einfach zu verfolgen. Es gibt aber dennoch ein paar Tücken, die man meistern muss: So verwendet COBI im Gegensatz zu LEGO verschiedene Radkästen, welche zunächst gleich ausschauen, bei genauer Betrachtung jedoch kleine Unterschiede offenbart. Deswegen markiert COBI diese zur besseren Unterscheidung mit einem oder zwei Pins auf der Innenseite und weist darüber in der Bauanleitung hin. Diesen Aspekt kann man als COBI-Neuling jedoch schnell übersehen und am Ende passt das Rad nicht in den Kasten oder das Modell sieht irgendwie seltsam aus.
Die Originaltreue konnte COBI, wie bereits erwähnt, nur mit speziellen Teilen realisieren, zu denen unter anderem die Fenster gehören, bei welchen zudem die hintere Ausgabe mit aufgedrückter C-Säule versehen wurde. Aber auch die für das Dach verwendeten abgerundeten Fliesen sind in ihrer Form nur selten zu finden. Gleiches gilt für den einzigen Außenspiegel (obwohl es in der Realität Modelle mit zwei Außenspiegeln gab), den Stoßstangen, den Radkästen, dem Lenkrad sowie den Sitzen.
Gute Qualität zu einem günstigen Preis
An der Qualität der Steine gibt es nichts auszusetzen, die Klemmkraft ist sehr gut, nur die Spaltmaße könnten an der einen oder anderen Stelle etwas besser sein. Hier hat LEGO die Nase immer noch ein wenig vorne.
Darüber hinaus hat COBI jedoch mit den gleichen Problemen wie viele andere Hersteller von alternativen Klemmbausteinen zu kämpfen: Nicht selten sitzen die Einspritzpunkte an ungünstigen Stellen, sodass diese leicht zu sehen sind und das Erscheinungsbild des fertigen Modells schnell trüben können. Wird jedoch beim Zusammenbau darauf geachtet, lassen sich viele dieser Punkte gut verstecken, dass sie somit nicht an die Außenhülle des Modells gelangen.
Problematisch kann es zudem bei den im Dunkeln leuchtenden Lampensteckern werden, welche sich gerne auch mal in den Steinen verstecken und dort nur schwer wieder herauszubekommen sind.
Fazit
87 Teile an die richtige Stelle zu setzen dauert nicht all zu lange und so ist der Bauspaß bereits nach 30 bis 45 Minuten vorbei. Zurück bleibt ein 13 cm langes, 6 cm breites und 4,5 cm hohes Modell, welches sich zwar ebenso zum Spielen eignet, aber sich noch besser in einer Vitrine ausgestellt macht. Die Form des Originals wurde von COBI gut eingefangen und dürfte bei dem einen oder anderen Zeitzeugen für die eine oder andere nostalgische Erinnerung sorgen. Durch die vielen speziellen Teile eignet sich das Modell jedoch weniger, um aus mehreren Sets eine eigene Kreation zu schaffen. Dies ist natürlich nicht gänzlich unmöglich, doch dürften sich die universellen Bauteile anderer Hersteller dafür mehr eignen. Somit sollte der FSO 125p als das angesehen werden, was er ist: Ein sehr gelungenes Modell.