Der Fairy Tale Train ist ein schönes Modell mit leichten Schwächen – und weißt eine nicht von der Hand zu weisende Ähnlichkeit mit dem Disney Zug mit Bahnhof (71044) auf. Dazu passen die Figuren mit sommerlicher Bekleidung nicht wirklich in eine Winterwelt und damit zum Rest des Sets, stattdessen hätten andere Bereiche besser ausgebaut werden müssen. Mit ein wenig Eigeninitiative lässt sich das aber schnell ändern und aus dem Mauerblümchen ein schönes winterliches Set machen.
Das Modell
Das Set des Fairy Tale Train, der hierzulande wegen seiner äußerlichen Gestaltung auch als „Winterlicher Zug“ für rund 50 Euro angeboten wird, besteht aus 820 Teilen und wird in einem deutlich zu großen Karton an seinen neuen Besitzer übergeben. Dadurch kann bei manchem Käufer, besonders wenn dieses Set in einem Ladengeschäft erstanden wird, der Eindruck erweckt werden, dass das Set viele größere Teile und einen großen Zug beinhaltet. Diese Vorstellung löst sich gleich nach dem Öffnen der Verpackung und dem Herausnehmen der Innenkartonage, welche wie bei Cogo gewohnt mit einem Pappkreuz verstärkt wird, in Wohlwollen auf – so hätte der Inhalt auch ohne Probleme in einer nur halb großen Verpackung ihren Platz gefunden.
Die beiliegenden acht Tüten sind zwar bis zur gleichen Zahl durchnummeriert, was aber keine Unterteilung in Bauabschnitte bedeutet. So müssen vor Baubeginn alle Tüten entleert und der Inhalt sortiert werden. Hinzu kommt eine weitere Tüte mit den Mini-Figuren.
Die Anleitung liegt wie gewohnt unter der Verstärkung und sollte dort eigentlich zumindest etwas geschützt liegen, beim Test-Set wies diese jedoch sichtbare Verknitterungen am oberen rechten Rand auf.
Die Anleitung
Die im Querformat ausgerichtete Anleitung ist etwas höher, dafür etwas schmaler als ein DIN-A4-Blatt. Auf ihr werden auf 64 Seiten 95 Bauschritte dargestellt, bis der Zug vollständig zusammengebaut ist. In dieser werden selten mehr als zwei Bauschritte pro Seite abgebildet, Unterbauschritte nicht mit eingeschlossen, was das Unterfangen auch für kleinere Kinder bestreitbar macht. Diese Zwischenschritte heben sich gut vom Rest ab und sind klar zur erkennen.
Die Anleitung selbst ist einfach und übersichtlich gestaltet, darüber hinaus werden selten mehr als 10 Teile pro Bauschritt verbaut. Neue Teile sind zwar gut erkennbar dargestellt, eine Abbildung in Originalgröße zur besseren Orientierung bei schwerer auszumachenden Teilen, wie zum Beispiel Fliesen, fehlt jedoch – und das kann an manchen Stellen zu Problemen führen. Dennoch ist der Zug auch für Kinder ab dem angegebenen Mindestalter von 6 Jahren einfach zusammenzubauen.
Cogo greift, wie andere Hersteller, bei seiner Darstellung auch beim neuen Set auf das Prinzip der Reduktion zurück, womit nur neue Teile farbig dargestellt werden und bereits Verbautes in einem hellen Grau angezeigt wird. Die farblose Darstellung des bisherigen Bauverlaufes kann aber gerade bei kleineren Kindern, die ihre ersten eigenen Gehversuche beim Zusammenbau von Klemmbausteinmodellen unternehmen, zu Orientierungsproblemen führen, da gerade farbige Teile oft als Anhaltspunkte genutzt werden.
Der Aufbau
Der Aufbau des winterlichen Zuges wird dem durch Cogo angegebenen Mindestalter von 6 Jahren durchaus gerecht, auch wenn an einigen Stellen schon sehr genau hingeschaut werden sollte. Zuerst wird mit dem Bau der Lokomotive begonnen, bei der alle Räder über Zahnräder miteinander verbunden sind. Dadurch werden sich alle vier Einheiten, welche die Treibräder einer realen Lokomotive darstellen sollen, bewegt – auch wenn nur eines einen wirklichen Kontakt zum Boden besitzen sollte. Eines wird aber direkt zu Anfang deutlich: Durch die verwendeten großen 36er Zahnräder ist es dem Vehikel nicht möglich, seinen Weg auf Lego kompatiblen Schienen zu finden – auch wenn die Spurbreite dies ermöglicht hätte.
Der weitere Bauverlauf bleibt erst einmal unspannend, passend für eine gemütliche Bauzeit nach einem anstrengenden Tag. So klemmt der Baumeister vor sich hin, setzt Stein auf Stein und fertigt den Kessel sowie das Führerhaus. Spätestens beim Dampf- und Sanddom wird jedoch deutlich, dass sich das Modell an manchen Stellen eher für die winterliche Dekoration als zum Spielen eignet – lösen sich diese doch allzu leicht, lassen sich aber genauso leicht wieder ansetzen. Weiter wird der Kuhfänger („Cowcatcher“), der bei einer typischen Lokomotive im „Western-Stil“ nicht fehlen darf, samt seinen Rädern gebaut und an das bereits vorhandene Segment angesetzt. Dieser wird nicht durch ein Formteil dargestellt, sondern wird aus verschieden großen Stäben gebaut.
Die anschließend angesetzte Rauchkammer samt Schlot wird waagerecht von links nach rechts gebaut und am Kessel angefügt. Somit nimmt das Bauwerk immer mehr die Form der Lokomotive an. Am Ende muss noch die Andeutung der Treib-, Kuppel- und Kolbenstange angesetzt werden, und nach gemütlichen 90 Minuten steht die Zugmaschine fertig vor dem Baumeister, welcher sogleich mit dem Waggon beginnen kann.
Keine Sitzgelegenheit
Dieser hält durch seine einfache Gestaltung keine schwierigen Umsetzungen bereit, sondern ist im Gegensatz zur Lokomotive in rund 30 bis 45 Minuten zusammengebaut. Der Grundbau ist dabei sehr schnell gefertigt, gleiches gilt für die Aufbauten. Lediglich beim Dach und bei den Seitenverkleidungen wird es ein wenig eintönig, wenn immer wieder die gleichen Dachteile und Verkleidungen angebracht werden und dabei lediglich auf das Abwechseln der Farben zwischen weiß und blau geachtet werden muss. Auffallend ist jedoch, dass der Wagen über keinerlei Sitzbänke verfügt, die aber leicht zu integrieren gewesen wären und zudem kaum Teile gekostet hätten.
Zu guter Letzt werden die Figuren zusammengebaut – und die können schnell zu einer Geduldsprobe werden, da sie nur in Einzelteilen vorliegen. Kinder dürften hier die helfende Hand eines Erwachsenen benötigen. Auf Wunsch können die im Stil der Friends-Reihe gehaltenen Figuren mit Hosen oder einem Rock versehen werden, wobei diese an jedes Bein einzeln angesteckt werden. Die Lösung ist ganz pfiffig – wenn sie funktionieren würde. Die langen Beinkleider lassen sich noch leicht anbringen, bei den Röcken können die kleinen Stifte nicht in die dafür vorgesehenen Löcher an den Beingelenken geführt werden – diese scheinen dafür zu groß zu sein. Daher blieb den Figuren im Review nur die lange Kleidung vorbehalten.
Nach rund zwei Stunden ist dann der Zug inklusive Passagiere fertiggestellt.
Qualität der Steine
Die Qualität der Steine fällt generell gut aus. Die Klemmkraft ist ordentlich und auch die Farbgleichheit passt. Gegenüber den Steinen des Marktführers sind aber teils leichte Abweichungen zu erkennen. Die Oberflächen der Steine weisen die üblichen Schlieren auf, die aber beim dänischen Hersteller ebenso zu beobachten sind. Die wenigen klaren transparenten Teile sind dagegen in einer sehr guten Qualität gefertigt.
Etwas mehr Mühe hätte sich Cogo bei den Mini-Figuren geben können und diese zumindest weitestgehend bereits zusammengebaut ausliefern. So ist das Zusammenfügen der Einzelteile für Kinder an einigen Stellen kniffelig.
Fazit
Der winterliche Zug (Fairy Tale Train) von Cogo hinterlässt gemischte Gefühle. Generell stellt dieser ein schönes Modell mit guter Steinequalität und einigem Bauspaß dar. Auf der anderen Seite kann der Preis von rund 50 Euro zunächst abschrecken und kann eher als halbe Eigenentwicklung gesehen werden. Wird für den Preis die Friends-Serie von Lego zum Vergleich herangezogen, ändert sich der Anschein: Hier müssen Käufer oftmals den gleichen Preis für nur halb so viele Steine entrichten. Somit ist das Preis-Argument ein wenig vom Tisch, niemand kann erwarten qualitativ gute Steine und Modelle für einen Spottpreis zu erhalten.
Dennoch hätte Cogo mehr aus dem Zug machen können. Zum einen wären zwei kleinere Waggons sicherlich vom Erscheinungsbild her wirksamer gewesen als ein größerer – was preislich jedoch kaum Auswirkungen haben dürfte. Darüber hinaus hätten die vier Figuren weggelassen werden können, die irgendwie nicht wirklich zum Set passen wollen, zudem eh nicht aufnoppbar sind und dadurch weniger Spielbarkeit bieten. Auch wenn das Set zur „Fairy“-Reihe gehört, hätte eine neutralere Zuordnung dem Modell gutgetan – sommerlich bekleidete Figuren in einer Winterwelt? Es sei denn alle würden plötzlich Sheena Eastons „9 to 5 (Morning Train)“ anstimmen. Davon einmal abgesehen, dass sich diese aufgrund des nur schwer abzunehmenden Daches nur umständlich einsetzen lassen.
Stattdessen hätte der Waggon oder die Waggons Sitzbänke erhalten können, die das Aussehen nochmals verbessert hätten. Da der Waggon jedoch weitestgehend mit gängigen Steinen gebaut wird, dürfte sich ein weiterer schnell aus dem eigenen Fundus fertigen lassen – und dann mit Sitzgelegenheiten.
Der Aufbau selbst verläuft dagegen weitestgehend unproblematisch, was auch an der guten Bauanleitung liegt. Diese besitzt lediglich die Schwäche, Achsen, Stäbe oder ähnliche Teile, bei denen schnell eine falsche Größe gegriffen werden kann, nicht zur besseren Orientierung in Originalgröße zu zeigen.
Ein wenig „aufgemöbelt“ eignet sich der Zug somit sowohl als Spielgerät, aber noch mehr als schöne Dekoration für kalte Wintertage. Darauf einen heißen Fruchtpunsch!
Anmerkung zum Review
Der Fairy Tale Train (3293) von Cogo wurde Just Bricks freundlicherweise von der Bausteinecke für diesen Review kostenlos zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme auf den Artikel fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand ebenfalls nicht.
>> Der Fairy Tale Train (3293) von Cogo bei der Bausteinecke
Cogo 3293 – Fairy Tale Train im Review – Slideshow
Cogo 3293 - Fairy Tale Train im Review
- schönes Modell
- gute Steinequalität
- einfacher Bauvorgang
- nur ein Waggon
- Figuren passen äußerlich nicht zum Thema des Sets
- keine Sitzbänke im Waggon
- scheint vom Disney Zug mit Bahnhof (71044) "inspiriert" zu sein
2 Kommentare
Tom
Kein Hinweis auf den Lego Disney-Zug (71044)?
Michael Schäfer
Ja, da hat sich Cogo anscheinend sehr “inspirieren” lassen.
Besten dank für den Hinweis! Wir haben den Text entsprechend angepasst.