Das Stunt Car von Qihui stellt vor allem ein witziges Modell für Kinder dar, welches Klemmbausteine und die Fernbedienbarkeit auf frische Art miteinander verbindet. Neben diesem können noch zwei weitere RC-Modelle gebaut werden, welche sich deutlich voneinander unterscheiden, aber ebenfalls Spaß machen. Dennoch besitzt das Set auch seine Schwachstellen, für nicht wenige Baumeister dürfte der Preis eine davon sein.
Das Modell
Mit seinen 353 Teilen erweckt das Stunt Car in Grün trotz seiner Fernsteuerung den Eindruck eines kleinen Modells für Zwischendurch oder verregnete Nachmittage, auch wenn es in seinem äußeren Erscheinungsbild sehr an den Tracked Racer (42065) von Lego erinnert. Für die in der Verpackung enthaltenen Technik-Teile, zwei Motoren, eine Akku-Box inklusive Empfänger sowie eine im 2,4-GHz-Band agierende RC-Bedienung werden bei den hiesigen Händlern rund 43 Euro fällig. Doch das Set hat einiges zu bieten, können mit diesem doch im Grunde drei verschiedene ferngesteuerte Modelle gebaut werden: Das bereits beschriebene Stunt Car, ein Roboter und etwas, was an einen kettenangetriebenen Quader erinnert. Auf der anderen Seite kann der Motorenuntersatz auch für eigene Vehikel und Kreationen Verwendung finden.
Der für den Aufbau benötigte Inhalt wird in 4 Tüten geliefert, wobei eine Tüte bereits auf die elektrischen Teile entfällt. Aufgrund der überschaubaren Teileanzahl verzichtet der Hersteller zudem auf eine Unterteilung in verschiedene Bauabschnitte.
Um die Motoren mit der Akku-Box zu verbinden, wählt Qihui Stecker im Micro-USB-Format. Die Box selbst wird jedoch über einen Hohlstecker auf der einen und einem USB-A-Stecker auf der anderen Seite geladen, was ein wenig seltsam anmutet – nicht zuletzt, weil diese Kabelkombination eher seltener in Haushalten anzutreffen ist. Vielleicht wollte der Hersteller hier auch nur einer Verwechslung vorbeugen. Somit sollte auf das Kabel gut acht gegeben werden. Der Akku ist schnell aufgeladen, eine LED an der Gehäuseseite macht auf den Ladezustand aufmerksam. Wie bereits beim Stunt Drift Off-Road Car (9802) (Review) muss für einen geglückten Ladevorgang der ebenfalls seitlich angebrachte Schieberegler in die richtige Position geschoben werden – sonst wird der Akku nicht geladen. Der Nachteil des fest verbauten Energiespeichers zeigt sich vor allem dann, wenn er leer ist: Bei anderen Modellen könnten einfach die Batterien gewechselt und somit schnell weitergespielt werden. Das macht die Kombination vor allem für stationäre Konstruktionen weniger geeignet. Dies wird auch dadurch verdeutlicht, dass die Ladezeit des über eine Kapazität von 400 mAh verfügenden Energiespeichers laut Hersteller rund 2 Stunden beträgt – für knapp 20 Minuten Spielspaß. Erschwerend kommt hinzu, dass dieser den Strom nicht einfach durchschleifen kann.
Die beiliegende Fernbedienung ist mit einer Größe von 8 × 4,5 × 3 cm (L × B × H) zwar sehr gut für Kinderhände geeignet, erwachsene Baumeister können aber ihre Probleme mit den Abmessungen haben. Für eine Nutzung muss diese zudem zunächst mit drei AAA-Batterien bestückt werden.
Die Anleitung
Die Anleitung eignet sich durch ihre Größe von 21 × 19 cm auch für kleinere Bautische. Die 24 Seiten enthalten neben der Teileliste jedoch nur das Basis-Modell. Für die anderen beiden Vehikel müssen zunächst die jeweiligen Anleitungen als in einer ZIP-Datei gespeicherte, einzelne JPG-Bilder von der Qihui-Website geladen werden. Dafür ist sowohl ein QR-Code wie auch die URL direkt angegeben. Für die Handhabung und Nutzung auf dem heimischen Rechner oder dem Tablet wäre eine PDF-Datei sicherlich die bessere Wahl gewesen, auf der anderen Seite kann so ohne weitere Software der jeweilige Bildbetrachter des Systems genutzt werden. Wer will, der kann sich selbst aus den Bildern eine PDF-Datei erstellen.
Die gedruckte Anleitung besitzt eine gute Qualität und führt in leicht verständlichen 67 Schritten zum fertigen Modell. Auf das Prinzip der Reduktion, also das Abschwächen der bisherigen Bauschritte, verzichtet Qihui – der komplette Bauverlauf wird in voller Abdeckung dargestellt. In einem farblich abgesetzten Kasten werden die für den jeweiligen Bauschritt benötigten Teile angezeigt, bei vielen Steinen werden zudem Längenangaben angegeben, jedoch ohne das Original als Vergleich – gleiches gilt auch für die zahlreichen Zwischenbauschritte.
Die digitalen Bauanleitungen erscheinen dagegen von der Darstellung her wesentlich geringer aufgelöst und daher deutlich gröber, alle 32 beziehungsweise 30 Bauschritte lassen sich aber gut erkennen und nachvollziehen.
Qihui gibt das Mindestalter für das Set mit acht Jahren an, was auch gut gewählt ist – Kinder in dem Alter sollten mit dem Modell eigentlich keine Probleme bekommen.
Der Aufbau
Das von Qihui angegebene Mindestalter zeigt sich auch im Aufbau. Zwar werden vor allem in der Anleitung des Hauptmodells viele Bauschritte auf einer Seite dargestellt, zu große Schwierigkeiten dürfte der Bausteinnachwuchs mit dem Zusammenbau dennoch nicht bekommen. Beim „A-Modell“ wird dafür mit dem Chassis zuerst für ein Fundament gesorgt, von dem aus der Rest ausgebaut wird.
Dieses Gerüst beherbergt neben der Akku-Box direkt die beiden Motoren. Anschließend werden die Seitenteile gefertigt, welche die Zahnräder tragen, über die später die Ketten für den Antrieb gelegt werden. Damit wäre bereits das Grundgerüst gelegt. Doch auch wenn sich die Beschreibung bis hierhin nicht unbedingt spektakulär anhört, werden hier bereits einige Liftarme und Pins verbaut.
Anschließend geht es an die Verkleidung, welche, wie das Chassis zuvor, ebenfalls in rund 30 Minuten gefertigt sein dürfte. Hier muss an einigen Stellen genau in die Anleitung geschaut werden, da viele kleine Teile auf engem Raum verbaut werden und schnell der eine oder andere Pin falsch gesteckt werden kann.
Am Ende müssen nur noch beide Segmente zusammengeführt und die Aufkleber aufgebracht werden. Dafür wird das Chassis einfach vorne in das Fahrgestell eingehakt und hinten an die Federn gesetzt. Anschließend kann zur ersten Fahrt aufgebrochen werden.
Fernsteuerung
Wie bei vielen anderen RC-Modellen im Klemmbausteinsektor kennt die Fernsteuerung beim vorliegenden Modell nur den völligen Stillstand und „volle Kraft voraus“ – eine feinere Dosierung der Antriebskraft ist nicht möglich. Andere Hersteller, wie unter anderem Mould King, bieten in solchen Fällen zumindest eine separat erhältliche analoge Fernbedienung oder eine entsprechende Möglichkeit per Smartphone-App an, entsprechende Hinweise waren auf der Verpackung des Modells oder in der Anleitung nicht zu finden. Daher sollte von der Steuerung nicht zu viel verlangt werden.
Kindern, und diese stellen hier eindeutig die Zielgruppe dar, kann das Stunt Car dennoch großen Spaß bereiten, denn zum einen ist es schnell und mit ein wenig Geschick lässt es der Steuermann schnell senkrecht nach oben aufgebäumt und nur auf den hinteren Zahnrädern fahren. Das ständige wackeln nach hinten beim Anfahren oder nach vorne beim Bremsen hinterlässt den Eindruck, dass es sich hier um ein massives Vehikel handelt. Auch die Reichweite zeigt sich mit 10 Metern durchaus ausreichend.
Die Ketten erlauben zumindest beim Stunt Car auch ein Fahren durch unwegsames Gelände, auch wenn die hohe Geschwindigkeit hier auch des Öfteren hinderlich sein kann – gerade an dieser Stelle wäre ein feineres Dosieren hilfreich. Auf glattem Boden besitzt der Kettenantrieb so seine Probleme mit der Haftung, was für ein Durchdrehen und schnelles Ausbrechen des Fahrzeuges sorgt. Für diesen Einsatz hätte der Hersteller die einzelnen Kettensegmente mit Gumminoppen versehen sollen, was für deutlich mehr Bodenkontakt gesorgt hätte.
Die beiden weiteren Modelle lassen sich dagegen in rund 30 Minuten zusammenbauen. Bei der B-Variante wird ein kleiner Roboter gebaut, welcher durch das hohe Tempo, wie in einem Comic, leicht nach hinten gekippt anfährt oder nach vorne gebeugt bremst. Das C-Modell stellt dagegen einen Quader mit Raupenketten an den Seiten dar, der sich beim Fahren gerne auch mal überschlägt. Auch dieses Verhalten dürfte Kindern sicherlich einigen Spaß bereiten.
Qualität der Steine
Die Steinequalität fällt über weite Strecken gut aus. Auffallend ist jedoch das oftmals „weiche“ Einrasten der Pins. Für Kinder kann dieser Umstand durchaus von Vorteil sein, lassen sich so doch falsch angesetzte Teile schnell wieder lösen. Einen Einfluss auf die Stabilität des fertigen Modells besitzt dies aber nicht.
Die Farbgleichheit ist ebenfalls gut, auch wenn eh die meiste Zeit schwarze Steine zum Einsatz kommen. Eine gute Qualität kann auch den beigelegten Stickern attestiert werden. Diese weisen eine gute Druckqualität auf und lassen sich leicht anbringen sowie bei fehlerhaften Klebeversuchen auch wieder leicht lösen.
Fazit
Das Stunt Car von Qihui dürfte vor allem Kindern Spaß bereiten, erwachsene Baumeister dürften dagegen weniger die vom Hersteller anvisierte Zielgruppe darstellen. Der Aufbau geht leicht von der Hand, gleiches kann auch von den beiden weiteren Modellen berichtet werden. Für einen Verkaufspreis von 43 Euro hätte aber erwartet werden können, dass auch diese Bauanleitungen in gedruckter Form dem Packungsinhalt beiliegen und nicht von der Website des Herstellers heruntergeladen werden müssen.
Fortgeschrittenen Klemmern könnte das leichte Anbringen der Pins anfangs etwas ungewohnt anmuten, bei anderen Herstellern ist die Klemmkraft hier etwas höher. Für die Zielgruppe kann dieser Umstand jedoch von Vorteil sein, so lassen sich die Teile auch schnell wieder lösen. Ansonsten ist die Steinequalität gut, gleiches gilt für die Farbgleichheit und die Sticker.
Von der Steuerung des Vehikels sollte nicht zu viel verlangt werden, es geht halt nur Stopp und 100 Prozent. Kindern können dennoch mit dem Vehikel Spaß haben. Das Stunt Car ermöglicht zwar auch die Fahrt auf unebenem Gelände, die Geschwindigkeit setzt hier aber Grenzen. Auf Feldwegen oder ähnlichem Terrain könnte das Gefährt dennoch seine Stärken ausspielen, auf glatteren Oberflächen kann es dagegen schnell ins Schleudern kommen. Der Spielspaß kann jedoch eventuell von kurzer Dauer sein, denn ist der Akku leer, muss dieser erst wieder aufgeladen werden. Batterien könnten einfach ausgetauscht werden.
Die beiden weiteren Modelle lassen sich deutlich schneller aufbauen und sind auch etwas einfacher gehalten – was nicht weniger Spaß bedeutet. Vor allem geben sie eine gute Vorlage dafür, welche Möglichkeiten sich mit der Motorisierung eröffnen.
Dennoch könnten die verlangten 43 Euro dem einen oder anderen Baumeister etwas zu viel erscheinen. Das ist durchaus nachvollziehbar, dennoch sollte nicht vergessen werden, dass der Unterbau auch für eigene Modelle genutzt werden kann. Zudem muss für eine ähnliche Teileanzahl beim Marktführer mit dem gleichen Preis gerechnet werden – dann aber ohne Elektro-Motoren und RC-Einheit.
Anmerkung zum Review
Das Stunt Car von Qihui wurde Just Bricks freundlicherweise von freakware für diesen Review kostenlos zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme auf den Artikel fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand ebenfalls nicht.
>> Das Stunt Car von Qihui bei freakware
Qihui 8015 – 3-1 Stunt Car im Review – Slideshow
Qihui 8015 - 3-1 Stunt Car im Review
- 3 unterschiedliche Modelle in einem Set
- Fernsteuerbar
- gute Steinequalität
- einfacher Aufbau
- hoher Spielspaß
- Bauanleitungen für das B- und C-Modell nur in digitaler Form
- keine Dosierung der Motorkraft
- fest verbauter Akku, keine Batterien