Das Modell des Lincoln KB-V12 aus der Beijing-Auto-Museum-Reihe von Sembo stellt eine schöne Abbildung des ab 1932 veröffentlichten Automobils dar. Der Preis mag zunächst etwas hoch anmuten, dafür erhält der Baumeister jedoch mehrere Stunden Bauspaß. Das Thema Aufkleber stellt aber auch hier wieder einmal den größten Kritikpunkt dar.
Das Original
Die K-Reihe von Lincoln stellt die Nachfolgeserie des Luxusmodells L dar, welches zwischen 1920 und 1930 im Grunde unverändert gefertigt wurde. Gegenüber dem Vorgängermodell verfügte die neue Serie 201 über eine manuelle Dreigangschaltung sowie eine mechanische Bremse an allen Rädern. Der V8-Motor wurde zunächst vom Lincoln L übernommen, bot mit 120 PS (88 KW) jedoch eine höhere Leistung.
Wurden zu Anfang der kompletten Serie im Jahr 1931 27 verschiedene Karosserie-Versionen angeboten, wurde diese Variantenvielfalt mit den folgenden Modellen drastisch gekürzt. Gleiches galt auch für die verschiedenen Aufbauten, die auf 10 reduziert wurden. Nachdem der Radstand bei der 201er-Serie noch um 9 Zoll verlängert wurde, wurde dieser beim Folgemodell KA (Serie 501) wieder gekürzt. Der längere Radstand war fortan dem Modell KB (Serie 231) vorbehalten. Dieses erhielt auch als Erstes den V12-Motor, der aus einem Hubraum von 7.340 cm³ eine Leistung von 150 PS (92 KW) generierte.
Viele Bezeichnungen
Ein Jahr später erhielt 1933 auch die kleinere Variante einen V12-Motor, die nun als Serie 511 geführt wurde. Der Hubraum verringerte sich dabei auf 6.255 cm³ bei gleicher Leistung. Von diesem Modell wurden zudem 12 verschiedene Karosserien angeboten. 1934 war das letzte Jahr, in dem das technisch nun dem Modell KA entsprechende Fahrzeug noch als eigenständige KB-Version geführt wurde. Die äußerlichen Unterschiede bestanden lediglich in dem längeren Chassis und den luxuriöseren Aufbauten. 1935 wurden beide Fahrzeuge zum Modell K zusammengeführt und unterschieden sich lediglich durch die Seriennummer 301 beziehungsweise 541 und dem Radstand. Technisch gab es keine Unterschiede mehr.
In den letzten Produktionsjahren von 1937 bis 1939, während beide Fahrzeuge nur zum Ende mit einem neuen Vergaser und stabileren Stahlspeichenrädern technische Neuerungen erfuhren, wurde die äußere Gestaltung komplett überarbeitet. Die Scheinwerfer bekamen eine Tropfenform und wurden in die vorderen Kotflügel integriert. Der rückwärts geneigte Kühlergrill erhielt nun eine leichte V-Form, ebenso wie die geteilte Windschutzscheibe. Der Kühlergrill bestand aus 30 waagerechten Chromstäben, die jedoch 1938 in 18 breitere Stäben geändert wurden.
Von beiden Modellen wurden in den 8 Jahren der Produktion insgesamt 15.697 Fahrzeuge hergestellt, bevor diese von der Continental-Limousine ersetzt wurden. Das Set von Sembo stellt das Modell KB von 1932 dar.
Das Modell
Für das Set des Lincoln KB-V12 aus Sembos Oldtimer-Serie wird hierzulande ein Verkaufspreis von rund 50 Euro aufgerufen. Der Gegenwert, den der Käufer erhält, überrascht beim ersten Öffnen des großen Kartons – in mehrere Richtungen: Zum einen enthält dieser sehr viel Luft, denn die 841 Steine hätten ohne Probleme auch in einen der beiden inneren Schuber gefüllt werden können, was sicherlich auch die Transportkosten etwas niedriger hätte ausfallen lassen. Wie so oft braucht es jedoch einen zweiten Blick für einen ersten Eindruck: So fallen direkt 4 der 14 Tüten im Inneren auf, welche chromfarbene Steine beinhalten – von verschiedenen Kleinteilen bis hin zu den Radkappen. Darüber hinaus gehören ein Stoffüberzug für das Dach sowie ein Pull-Back-Motor zum Inventar.
Der Aufkleberbogen trübt dagegen die erste Freude ein wenig, diese liegen aber, im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern, sicher festgeklebt und geschützt in der kleinen Bauanleitung – vorbildlich.
Die Tüten selbst sind nicht nach Bauabschnitten unterteilt, womit zunächst das große Sortieren ansteht.
Die Anleitung
Die beiliegende Bauanleitung fällt mit 19 × 12,5 cm klein aus, beinhaltet aber alles, was für den Aufbau des Lincolns benötigt wird. Auf 128 Seiten und in 151 Bauschritten wird der Nutzer in nachvollziehbarer und einfacher Form vom ersten Liftarm bis hin zum fertigen Modell geführt.
Sembo gibt das Mindestalter, wie von vielen chinesischen Herstellern gewohnt, mit sechs Jahren an, obwohl direkt zu erkennen ist, dass dies doch mehr als optimistisch gedacht ist. Zwar verleiht der Aufziehmotor dem Modell eine gewisse Spielbarkeit, dennoch dürfte sich das Vehikel in einer Vitrine deutlich wohler fühlen. Hinzu kommen die insgesamt 14 Aufkleber, die Kinderhände sicherlich nicht sicher genug auftragen können.
Dennoch ist die Anleitung selbst sehr kindgerecht aufgebaut, in den Bauschritten werden meist nur eine Hand voll Steine verbaut. Darüber hinaus verzichtet Sembo auf eine Abschwächung der bisherigen Bauschritte, womit alle Teile in voller Deckkraft dargestellt werden. Gerade bei Kindern kann das für eine bessere Orientierung sorgen. Weiter werden neue Teile mit einem roten Rand umgeben und ebenso rote Pfeile geben die genaue Position an, wo die neuen Steine oder Segmente angeklemmt werden sollen. Darüber hinaus werden viele Teile zur besseren Orientierung in der Originalgröße angezeigt. Die Druckqualität ist dabei ebenfalls sehr gut.
Der Aufbau
Der Aufbau beginnt klassisch mit dem Mittelteil, um den quasi alles andere herumgebaut wird. Die mindestens ersten 25 Schritte erinnert das bis dahin Gebaute jedoch nicht wirklich an ein Automobil, geschweige denn an einen alten Lincoln. Dafür müssen viele kleine Teile angebracht und Achsen sowie Stäbe in die richtige Position geschoben werden, was sich für Kinder aufgrund der guten Klemmkraft nicht selten etwas schwierig gestalten könnte. Hier ist es wichtig die richtige Position zu finden, da ansonsten andere Steine im weiteren Bauverlauf nicht richtig passen werden. Auffällig ist bis dahin dagegen die bereits hohe Stabilität des Modells.
Nach rund einem Viertel der Bauzeit werden, mit den Trittbrettern an den Seiten, die ersten chromfarbenen Steine aufgesetzt, die das Grundgerüst so langsam in die Richtung Automobil verändern. Anschließend geht es ans Heck, wo die Stoßstange und das Gitter angebracht werden, auf dem später die kleine Transportkiste angeklemmt werden wird.
Ist dies vollbracht, wird zunächst die Seitenverkleidung der Fahrerkabine sowie später die Türen und der Fahrersitz gebaut. Hier zeigt sich zum ersten Mal, ob die Teile aus den vorherigen Bauschritten an die richtige Stelle auf den Achsen geschoben wurden. Stimmt dies nicht, wird unter anderem die Gangschaltung nicht richtig angebracht werden können. Gleichzeitig werden während den Bauschritten auch die ersten Aufkleber aufgebracht. Dieses Unterfangen gestaltet sich nicht unbedingt einfach, da die Sticker fast genauso groß wie die Steine sind, auf denen sie aufgebracht werden sollen. Bei der Motorhaube ist dies besonders schwierig, weil hier mehrere Aufkleber ganz genau zusammengesetzt werden müssen, damit sie eine visuelle Einheit ergeben. Das wird dadurch erschwert, dass dies in verschiedenen Abschnitten geschieht.
Ist die Motorhaube fertiggestellt, geht es im Grunde bereits auf die Zielgerade, bei der noch ein paar kleinere Accessoires wie die vorderen Lampen angesetzt werden. Gleichzeitig werden die hinteren und die vorderen Kotflügel angebracht, wobei die vorderen genutzten Formteile dem einen oder anderen Fan der dänischen Steine bekannt vorkommen dürften – diese sind unter anderem im Ninjago Kommando-Zeppelin (70603) zu finden.
Als letzte größere Amtshandlung muss nach dem Bau der vorderen Stoßstange und dem hinteren Gepäckkoffer die Halterung für das Stoffdach zusammengebaut werden. Dies sollte aber kein größeres Problem mehr darstellen. Wenn das Achsen- und Halterungskonstrukt richtig gebaut ist, lässt sich das Dach ganz einfach aufziehen. Anschließend noch die Räder anbringen und nach rund vier Stunden steht ein schön anzuschauender Lincoln KB-V12 vor dem dann hoffentlich zufriedenen Baumeister.
Qualität der Steine
Die Qualität der Steine ist durchgehend gut; die Klemmkraft ist hoch und auch die Beschaffenheit der Oberflächen überzeugt. Besonders die chromfarbenen Teile sind fehlerlos gegossen. Kleine Verunreinigungen konnten lediglich an einem der Kotflügelteile (dort zum Glück nur von innen) und bei einem Teil der Verkleidung der Hinterräder ausgemacht werden. Die Farbgleichheit fällt ebenso gut aus, gegenüber dem dänischen Marktführer fallen aber vor allem die sandfarbenen Teile der Karosserie etwas dunkler aus.
Weniger schön sind dagegen die Gussnasen, die an manchen Stellen, wie unter anderem an der Sitzbank, zu sehen sind. Hier muss Sembo noch nachlegen.
Die Aufkleber besitzen eine gute Qualität, lassen sich leicht anbringen, bei einem nicht sauberen Anbringen aber ebenso wieder leicht lösen und erneut anbringen.
Fazit
Der Lincoln KB-V12 von Sembo zeigt deutlich die Ambitionen, die der chinesische Hersteller mit seinen Oldtimer-Modellen an den Tag legt. So ist dieses dem Original schön nachempfunden, auch wenn die Möglichkeiten durch die Teile und das Raster an manchen Stellen etwas begrenzt sind. Dennoch wird das Vehikel in einer Vitrine ausgestellt ein schöner Blickfang werden. Lediglich die hohen Spaltmaße zwischen Tür und Karosserie stören ein wenig.
Der eine oder andere Baumeister dürfte sich nach der Sinnhaftigkeit des Aufziehmotors fragen: Das Auto ist nicht stabil genug gefertigt, um ein mit diesem schon fast vorprogrammierten Anecken an das vorhandene Mobiliar zu überstehen. Hinzu kommt, dass sich das Modell, auch wegen des Stoffdaches, eher zur Ausstellung und nicht zum Spielen eignet. Hier prallen somit zwei Welten aufeinander, die so für manchen Modellbauer vielleicht nicht zusammengehören.
Die Steinequalität fällt ebenfalls gut aus, gleiches gilt für die Farbgleichheit – auch wenn die Steine nicht zu 100 Prozent die Farbgebung der bekannten dänischen Vertreter treffen. Die chromfarbenen Teile sind ein Schmaus für jeden Baumeister, gut gegossen und auch farblich gut hergestellt. Die aber an oftmals den falschen Stellen liegenden Gussnasen können den Eindruck an der einen oder anderen Stelle dagegen etwas trüben. Aufgrund der fehlenden Unterteilung in Bauabschnitte muss vor dem Baubeginn rund eine halbe Stunde zur Sortierung eingeplant werden.
Aufkleber sind selten etwas Schönes, manchmal lassen sie sich aber nicht verhindern. Dennoch hätte Sembo beim vorliegenden Set unter anderem die verwendeten Teile für die Motorhaube oder den Türen ruhig als Drucke realisieren können, da diese nicht über mehrere Bausteine verlaufen. Darüber hinaus hätten diese gerne etwas kleiner erstellt werden können, damit auch ungeschickte Hände (wie die des Verfassers dieses Reviews) etwas mehr Spielraum beim Anbringen haben.
Alles in Allem bietet das Set trotz der kleinen Kritikpunkte reichlich Bauspaß, womit der Preis von rund 50 Euro für die Bauzeit von 4 Stunden vollkommen gerechtfertigt ist.
Anmerkung zum Review
Der Lincoln KB-V12 (701900) von Sembo wurde Just Bricks freundlicherweise von Steinchenshop für diesen Review kostenlos zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme auf den Artikel fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand ebenfalls nicht.
>> Der Lincoln KB-V12 (701900) von Sembo bei Steinchenshop
Sembo 701900 – Lincoln KB-V12 im Review – Slideshow
Sembo 701900 - Lincoln KB-V12 im Review
- schönes Modell
- interessanter Aufbau
- gute Bauanleitung
- hohe Teilequalität
- Dach aus Stoff
- viele chromfarbene Teile
- einige Aufkleber hätten auch als Prints umgesetzt werden können
- Aufziehmotor eher unpassend