Die Mosaike vom noch jungen Unternehmen Brickmich sehen nicht nur schön aus, sondern liegen mit wenig Verpackungsmüll und Steinen aus Europa ebenso einem großen Umweltgedanken zugrunde. Der Bau bereitet viel Spaß und die fertigen Modelle eignen sich für ein schönes Interieur – dennoch gibt es auch Stellen mit Verbesserungspotenzial.
Das Modell
Dass Klemmbausteine zu den langlebigsten Spielzeugen gehören, daran dürfte kein Zweifel und allgemeiner Konsens bestehen. Werden andere, nicht nur aus Kunststoff gefertigte, Spielwaren in den meisten Fällen nach einer gewissen Zeit für Kinder uninteressant, zeigt sich dieser Effekt bei den kleinen Bauklötzen etwas anders: Ein Set kann zwar nicht mehr gefallen, die Steine können aber weiter für andere Bauwerke genutzt werden.
Dennoch: Klemmbausteine sind in Umweltfragen nicht vollkommen frei von jedweden Umwelteinflüssen. Zwar hat Lego vor rund drei Jahren die ersten Komponenten in Form von botanischen Elementen wie Blätter, Bäume und Sträucher aus Polyethylen und somit auf pflanzlicher Basis vorgestellt, dennoch werden jedes Jahr unzählige Bausteine an diversen Küsten angeschwemmt.
An der Beschaffenheit der Steine können jedoch nur die Hersteller etwas ändern, an dem „Drumherum“ jeder. Bereits vor rund einem Jahr hat die Klemmbaustein-Welt damit begonnen, die Verpackung ihrer Part-Packs, Big-Packs und anderen angebotenen Steine Schritt für Schritt von Kunststoffbeutel auf Papier umzustellen. Dieser Prozess hat einige Zeit und ebenso einiges Umdenken in Anspruch genommen, ist aber mittlerweile abgeschlossen. Die Resonanz der Kundschaft über das Vorhaben war äußerst positiv, bereits im Zeitraum des Überganges haben viele Kunden auschließlich nach Papiertüten verlangt. Seitdem sind, wie der Händler gegenüber Just Bricks mitteile, über 30.000 Papiertüten versendet worden. Die Mehrkosten wurden dabei nicht an den Kunden weitergeleitet, alle Preise blieben gleich.
Viele Möglichkeiten für Verbesserungen
Wie viele Stellschrauben es in dieser Hinsicht für eine Entlastung der Umwelt gibt, zeigt auch der in Hankensbüttel, im Norden von Deutschland, angesiedelte Anbieter Brickmich, der dabei nicht uneigennützig vom „Brickmich-Effekt“ spricht. Gemeint ist damit neben dem Bauspaß eben auch das Thema Nachhaltigkeit. So werden die Steine von Q-Bricks in Europa, genauer in Slowenien, gefertigt, was lange Transportwege ausschließt. Nicht selten kommt das Granulat für die alternativen Klemmbausteine auch von deutschen oder europäischen Chemie-Unternehmen, das dann zunächst nach China transportiert werden muss und nach Verarbeitung in Form von fertigen Bausteinen wieder nach Europa und Deutschland zurückkommt. Darüber hinaus werden die benötigten Steine im Firmensitz von Hand zu den jeweiligen Sets zusammengestellt und mit einem kleinen Gruß des jeweiligen Bearbeiters versehen.
Die Verpackungen werden aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt und auch der Versand erfolgt Klimaneutral. Die Bemühungen sind für den Käufer direkt bei Übergabe des zugesendeten Sets durch den Paketboten ersichtlich: Keine dickere Klebebandschicht ziert, wie sonst nicht selten gewohnt, den Karton, lediglich zwei kleine Streifen Papierklebeband werden verwendet – so viel wie nötig, so wenig wie möglich.
Hier gibt es keine Überraschungen im Kleingedruckten. Wir geben unser Bestes für eine sauberere Welt. Wir arbeiten weiter daran, auch andere Produkte nachhaltig und in Europa zu produzieren.
Beim Öffnen des Paketes jedoch ein leichtes Stutzen: Ist das Paket im Innenraum wirklich mit den bekannten Styroporwürmchen als Füllmaterial ausgelegt? Natürlich nicht, die genutzte Variante wird aus Erbsenstärke hergestellt (daher sicherlich auch der grüne anstatt des sonst gewohnten gelben oder weißen Farbtons), sind wasserlöslich und somit sogar kompostierbar. Die Steine des zugesendeten Fuchs- und Daumen-hoch-Mosaikes sind jeweils in einem kleinen Karton verpackt, der dem einen oder anderen auch an den letzten Kuchenkauf erinnern könnte. In diesem liegen die meisten Steine lose und ohne weitere Verpackung, aber platzsparend. Lediglich die benötigten Fliesen sind noch einmal separat in einem wiederverschließbaren Kunststoffbeutel verpackt. Laut Brickmich wurde zeitweise mit dem Gedanken gespielt, Papiertüten zu verwenden – jedoch sollen die Steine die normal dicken Tüten immer wieder zerstochen haben. Dickere Papiervarianten hätten den Preis dagegen schnell um ein bis zwei Euro Pro Set in die Höhe getrieben, daher wurden am Ende auf die Umsetzung verzichtet.
Über Klemmbausteine hinaus
Doch hier ist noch lange nicht Schluss: So stehen auch die für die digitale Kommunikation benötigten Server in Deutschland und werden CO2-neutral betrieben. Aber auch im Shop selbst wird der Umweltgedanke über den Verdienst gestellt: So bietet Brickmich auch Rahmen für seine Mosaike an. Auf deren Produktseite bittet der Anbieter jedoch darum, diesen, wenn, zusammen mit dem Mosaik zu erstehen – dies ist nicht zuletzt auch wegen der nicht benötigten 20 × 20 Grundplatte deutlich günstiger (5 Euro statt 9,99 Euro), und schont aufgrund geringerem Verpackungsmaterial erneut die Umwelt. Das daraus resultierende kleinere Paket kann zudem noch einmal helfen Versandgebühren sparen. Wer aber schon genügend Klemmbausteine sein eigen nennt, der kann diesen auch aus seinen eigenen Steinen bauen – die dafür benötigte Bauanleitung stellt Brickmich kostenlos zur Verfügung.
Durch diesen Umstand werden für die getesteten Sets jeweils 17,99 Euro plus 5 Euro für den Rahmen fällig. Eine Steineanzahl gibt der Anbieter dabei nicht an.
Die Anleitung
Die Anleitung liegt nicht in gedruckter Form dem Set bei, sondern muss erst einmal von der Internetpräsenz des Herstellers heruntergeladen werden. Dafür befindet sich seitlich auf der Verpackung wahlweise eine URL oder ein QR-Code, mit denen die Anleitung zum Baumeister kommt. Einfacher wäre es vielleicht gewesen, diese direkt mit dem Kundenkonto zu verknüpfen. Was passiert, wenn der Käufer den Karton entsorgt und das PDF-Dokument abhandengekommen ist?
Die Bauvorgabe selbst ist sehr einfach aufgebaut und enthält zunächst hilfreiche Erklärungen für Baumeister, welche sich vielleicht zum ersten Mal mit den kleinen bunten Klötzchen beschäftigen (auch die soll es geben). Auf einer Seite der Anleitung werden jeweils vier Bauschritte angezeigt, in welchen, abgesehen vom ersten und letzten Bauschritt, immer 16 Teile verbaut werden. Damit wird wieder eine auch für Anfänger gute Übersicht geschaffen. Darüber hinaus werden für die bessere Erkennbarkeit neue Steine mit einem roten Rand umgeben. Diese werden jedoch nicht, wie sonst in aktuellen Bauanleitungen üblich, in einem kleinen Kasten aufgezählt.
Nummerierte Farben
Die sich über dem jeweiligen Bauschritt befindlichen Nummern geben zusätzlich an, welche Farben in dem jeweiligen Bauschritt benötigt werden. Über eine jeweils am Seitenende angezeigte Legende können die dazu benötigten Farben gesucht werden. Das System besitzt durchaus seinen Charme, einfacher wäre es jedoch gewesen, die geforderten Farben über dem jeweiligen Bauschritt anzuzeigen – das würde Nutzern mit kleineren Darstellungsgeräten sehr entgegenkommen und den Aufbau bei diesen nicht in einer Wischorgie enden lassen.
Am Ende des dann hoffentlich gelungenen Aufbaus gibt es noch einen kleinen Glückwunsch vom Brickmich-Team für den gelungenen Aufbau mit dem Hinweis, das Bild doch mit einem Abstand von 2 Metern zu betrachten, da es vom nahem nicht so perfekt wirkt. Sympathisch.
Der Aufbau
Das Sortieren der Steine nimmt bei der geringeren Teilezahl nur ein paar Minuten in Anspruch.
Als erste Amtshandlung werden die Orientierungssteine auf der linken sowie oberen Seite jeweils an der 10. und 20. Noppe angebracht. Diese sorgen dafür, dass die Grundplatte immer in der korrekten Ausrichtung vor dem Baumeister liegt. Dabei muss genau auf die richtige Position geachtet werden, ansonsten lassen sich Fehlbauten nicht verhindern. Die Steine werden im fortschreitenden Bauverlauf wieder entfernt. Im Gegensatz zu normalen Modellen sind Fehler, soviel sei bereits vorweggenommen, deutlich schwerer zu korrigieren, da die Steine nicht einfach so entnommen werden können. In diesem Fall muss eine „Schneise“ bis zum nächstliegenden Rand geschlagen werden – wenn das auszutauschende Teil im mittleren Bereich liegt, ist somit einiges zu tun.
Eine erste Hürde stellt die Farbangabe dar, da das Zuordnen nicht immer zuverlässig funktioniert. Gerade günstigere Betrachtungsgeräte können selten von sich behaupten, kalibriert zu sein – und selbst wenn doch treten immer noch Farbunterschiede auf. Gerade bei unterschiedlichen Farbtönen wie Hell- und Dunkelgrau wird es sehr schwierig, die richtigen Steine zu finden, aber auch bei anderen Farben kann nicht immer mit Sicherheit gesagt werden, welcher der realen Steine nun der in der Anleitung heller dargestellt ist. Doch in solche Feinheiten muss gar nicht gegangen werden, auch Orange und Gelb lassen sich von der Anleitung her nicht ohne weiteres zuweisen. Hier ist es ratsam, immer ein Bild vom fertigen Mosaik für einen Vergleich zur Hand zu haben.
Der Verdacht, dass die Farbangaben jeweils über den einzelnen Bauschritten angebracht gehören, bestätigt sich im Aufbau – selbst auf einem größeren Monitor muss nicht selten hin- und hergescrollt werden. Bei kleineren Darstellungsgeräten kann es sogar deutlich mehr werden, da Baumeister nicht immer ein komplettes Blatt mit den jeweils 4 Bauschritten angezeigt bekommen. Die zu den oben angegebenen Zahlen zugehörigen Farben sind am unteren Bildrand nicht immer im Blick.
Hat sich der Baumeister hier einmal eingefunden, steht ihm jedoch eine gemütliche Stunde mit Bauen bevor – vorausgesetzt, er verbaut sich eben nicht. Dennoch sollte nicht davon ausgegangen werden, dass das Mosaik „nebenbei“ geklemmt werden kann – es sollte sich schon darauf konzentriert werden, sonst wird sich schnell verbaut.
Beim Rahmen wird es dann noch einmal etwas kniffelig, welcher erst mit zunehmendem Bau an Stabilität gewinnt. Dennoch löst sich bei diesem schnell einer der vielen 2 × 4-Steine. Etwas stabiler wäre es mit zusätzlichen längeren, zwei Noppen breiten Plates geworden, welche mehrere Steine zusammenhalten. Die zum Aufstellen benötigten hinteren Stützen werden nur normal angeklemmt – hier ist die Stabilität ausschließlich von der Klemmkraft der Steine abhängig. Im vorliegenden Fall ist diese mehr als ausreichend, es bleibt aber die Frage, ob dies so über die Zeit bleibt.
Am Ende sind die beiden im Test gefertigten Mosaike mit ihrer Größe von rund 19 × 19 cm inklusive Rahmen ein schöner Hingucker, der sich an vielen Stellen in den heimischen 4 Wänden aufstellen lässt. Und ja, aus der Distanz wirken diese anders und vor allem schöner als es zunächst beim Bauen den Eindruck hatte.
Qualität der Steine
Brickmich greift, wie bereits beschrieben, auf Steine von Q-Bricks zurück, welche für ihre gute Qualität bekannt sind. Oftmals kommt bei den Steinen des Herstellers das Problem auf, dass diese in ihrer Position nicht zu 100 Prozent übereinander liegen. Das wird schnell deutlich, wenn aus den Steinen eine Mauer gebaut wird – je nach Ausrichtung der Steine ist dabei ein deutlicher Versatz zu erkennen.
Dieses Problem spielt hier aufgrund der vorliegenden Bauweise jedoch keine Rolle, könnte aber wichtig werden, wenn die Steine für andere Bauwerke herangezogen werden. Dafür bieten die Steine eine hohe Klemmkraft sowie Farbgleichheit, die jedoch nicht immer mit den Farben des dänischen Marktführers übereinstimmen.
Fazit
Einmal in der Wohnung ausgestellt, überzeugen die Mosaike und auch die Herangehensweise an das Produkt verdient Anerkennung. Dennoch besteht in kleinen Dingen noch gut Luft nach oben.
Der Blick auf den Umweltaspekt kann nicht positiv genug hervorgehoben werden, Brickmich achtet an vielen Stellen darauf, Müll zu vermeiden oder ihn erst gar nicht aufkommen zu lassen – sei es, dass viel Papier und wenig Tüten oder kompostierbares Füllmaterial genutzt wird. Dadurch zeigt das Unternehmen aber ebenso auf, welches Verbesserungspotenzial auch bei anderen Herstellern möglich ist. So würde die Umweltbilanz eines so schon langlebigen Spielzeuges noch einmal deutlich besser ausschauen.
Das Ganze hat natürlich wie immer auch seinen Preis. Es soll auch keinen Hehl daraus gemacht werden, dass ähnliche Sets bei konventionellen Herstellern mit Sicherheit deutlich günstiger zu erstehen wären – dennoch hält sich die Erhöhung in Grenzen. Dafür erhält der Käufer jedoch eine gute Steinequalität und ein am Ende schön ausschauendes Modell, das im Wohnungsinterieur zwischen Klemmbausteinblumen gut zur Geltung kommt.
Es gibt aber auch deutliche Möglichkeiten zur Verbesserung. So würde es in der Bauanleitung gerade Baumeistern mit kleinen Darstellungsgeräten sehr helfen, wenn die benötigten Farben über dem jeweiligen Bauschritt angezeigt werden würden. Hilfreich wäre vielleicht auch eine generelle Vorsortierung der Steine nach den benötigten Farben, welche nicht immer einfach den Angaben in der Bauanleitung zugeordnet werden können. Das würde zwar die Anzahl der Tüten erhöhen, bei der Nutzung von Exemplaren aus Altpapier wäre dies jedoch sicherlich umsetzbar. Es müsste auch nicht für jede Farbe eine eigene Tüte verwendet werden, klar voneinander unterscheidbare Farben könnten auch zusammengefasst werden. Dies sind aber teilweise Kleinigkeiten, die sich leicht anpassen lassen dürften, die aber einen großen Mehrwert für den Nutzer nach sich ziehen dürften.
Das soll aber den Spaß an den Mosaiken nicht schmälern, denn der ist ohne Zweifel vorhanden. Daher können diese ohne Vorbehalte auch als ein kleines, nettes Geschenk empfohlen werden und wer weiß, vielleicht findet so mancher auf diesem Weg wieder zu den kleinen bunten Bausteinen zurück.
Anmerkung zum Review
Die Mosaike „Kleiner Fuchs“ und „Daumen hoch“ wurden Just Bricks freundlicherweise von Brick mich für diesen Review kostenlos zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme auf den Artikel fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand ebenfalls nicht.
>> Mosaik „Kleiner Fuchs“ bei Brickmich
>> Mosaik „Daumen hoch“ bei Brickmich
Brickmich – Mosaike im Review – Slideshow
Brickmich - Mosaike im Review
- Umweltgedanke im Vordergrund
- schöne Motive
- gute Steinequalität
- gute Farbgleichheit
- Farben sind in der Bauanleitung nicht immer einfach zuzuordnen
- Rahmen könnte stabiler sein