Der kleine Lokschuppen von BlueBrixx ist ein äußerlich schönes Modell, welches an manchen Stellen jedoch kleine Schwächen offenbart – die nicht zuletzt auch erneut in der Anleitung zu finden sind. Davon abgesehen garantiert es über die meiste Zeit hinweg entspannte Baustunden.
Das Modell
Der kleine Lokschuppen von BlueBrixx stellt im Grunde den kleinen Bruder des Lokschuppens 100284 aus gleichem Hause dar. Der Packungsinhalt fällt mit 2.926 Teilen daher nur halb so umfangreich aus, dafür kostet dieser mit rund 100 Euro folgerichtig auch nur die Hälfte.
Erworben werden kann das Set wahlweise im Online-Shop von BlueBrixx oder in einer der mittlerweile zahlreichen stationären Filialen. Wie vom Flörsheimer Unternehmen gewohnt wird das Set dem Käufer in einer neutralen Verpackung ausgehändigt, bei welcher nur der seitliche Aufkleber Aufschluss auf den Packungsinhalt gibt. Dieser besteht aus insgesamt 34 Tüten, eine Anleitung werden unerfahrene Käufer in diesem jedoch vergebens suchen: Wie seit jeher liegen bei der Special-Serie von BlueBrixx die Bauanleitungen nur in digitaler Form vor und müssen von der Web-Seite des Herstellers heruntergeladen werden. Wer das Set im Ladenlokal gekauft hat, muss sich vor dem Download dafür bei BlueBrixx registrieren.
Eine Unterteilung in verschiedene Bauabschnitte bietet das Set nicht, somit müssen vor dem Bauen alle Teile sortiert werden. Einige Steine sind bereits sortenrein verpackt, bei anderen ist zumindest nur eine Farbe enthalten, was beides Zeit spart. Positiv hervorzuheben ist zudem, dass die vielen kleinen Fenster separat in eine eigene Tüte gefüllt wurden.
Die Anleitung
Um die heruntergeladene und in zwei Dateien unterteilte Anleitung zu betrachten bedarf es lediglich eines PDF-Viewers. Als Ausgabegerät empfiehlt sich ein Anzeigegerät in einer Größe von mindestens 10 Zoll – also ein Monitor, Notebook oder Tablet – an kleinere Darstellungen wie bei einem Smartphone oder kleineren Tablets sollte erst gar nicht gedacht werden.
Erfahrenere Baumeister, welche bisher nur mit gedruckten Anleitungen gearbeitet haben, werden schnell die Vor – wie auch Nachteile dieser Art des Bauens kennenlernen. So kann ein Monitor, je nach Aufstellort und Größe durchaus für mehr Platz auf dem Bautisch sorgen. Auf der anderen Seite kann gerade bei den Bauschritten, in denen nur wenige Teile verbaut werden, der Baufluss ein wenig verebben, da meist nach jedem Bauschritt die Seite gewechselt werden muss.
Während bei der Anleitung des Güterschuppens aus gleichem Hause noch die geringe Helligkeit es schwer machte, manche Steine und Teile auseinanderzuhalten, spielt dieser Aspekt beim kleinen Lokschuppen keine Rolle. Auch die Auflösung erscheint feiner, wodurch die Teile besser voneinander unterschieden werden können. Ebenso werden Stellen, an denen Steine angebracht werden sollen und die nicht einsehbar sind, in kleinen Extra-Fenstern separat dargestellt. Somit muss in diesen Fällen nicht geraten werden, wo die jeweiligen Teile angebracht werden müssen. An manchen Stellen stimmt diese zusätzliche Darstellung aber nicht komplett mit dem tatsächlich Gebauten überein, was wiederum zu Verwirrungen führen kann.
Die einzelnen Bauschritte werden in der Anleitung in voller Deckkraft dargestellt, womit BlueBrixx dem Prinzip der Reduktion nach wie vor eine Absage erteilt. Der Vorteil der gewählten Anzeigeform liegt darin, dass bereits verbaute Teile und ihre Farben zur besseren Orientierung genutzt werden, die sonst nur verblasst angezeigt werden würden. Dadurch kann es aber passieren, dass sich neue Teile nicht genügend von bereits Verbautem abgrenzen. Damit hier keine Verwechslungen entstehen und der Baumeister genau weiß, an welche Stellen neue Steine geklemmt werden müssen, werden diese in der Anleitung mit einer dünnen blauen Umrandung versehen.
Von der feinen Auflösung profitieren auch die in der Vorschau angezeigten Teile, bei denen sich vor allem kleinere Exemplare weiter gut erkennen lassen. Dagegen fehlen gerade für Neu- und Wiedereinsteiger wichtige Hilfestellungen in Form von Größenangaben bei Teilen, deren Abmessungen nicht sofort zu erkennen sind – Fliesen, Achsen und ähnliches.
Der Aufbau
Für den Aufbau des kleinen Lokschuppens sollte nicht nur genügend Platz auf dem Bautisch, sondern ebenso genügend Zeit für das grundsätzliche Sortieren der Steine und Teile reserviert werden. Dies kann, je nach Genauigkeit und Schnelligkeit, durchaus eine Stunde in Anspruch nehmen.
Der eigentliche Aufbau beginnt mit dem Auslegen der Grundplatten und deren Zusammenbau. Dazu gehören auch die drei mitgelieferten Schienen sowie diverse Plates und Fliesen. Dadurch werden ebenso direkt zu Anfang die Ausmaße des späteren fertigen Gebäudes deutlich – 48 × 24 Noppen. Der Zwischenraum der Schienen sowie die Fläche daneben wird im weiteren Verlauf mit Fliesen belegt und damit begradigt, damit die Gleise zumindest ein wenig wie im Boden eingelassen wirken – um diesen Eindruck komplett zu vermitteln hätte es jedoch einer weiteren Schicht Plates bedurft, was aber wiederum zu Problemen mit manchen Waggons oder Zügen hätte führen können.
Ist die Grundlage gelegt, wird an der linken Seite des Gebäudes mit der Errichtung der Mauern begonnen, bei der jedoch etwas ungewöhnlich, erst ein kleiner Teil in die Höhe gebaut wird. Dies geschieht, zumindest der Anleitung nach, völlig unspektakulär. Die Realität sieht dann doch etwas anders aus. So muss beim Setzen der Mauersteine zum einen genau darauf geachtet werden, in welcher Ausrichtung diese angebracht werden sollen – mit der Vorder- oder mit der Rückseite nach außen. Zwischendurch werden immer wieder Brick Modified mit Noppe an der Seite verbaut, auf die 1 × 1 oder 1 × 2 Noppen großen Fliesen angebracht werden, um die Mauer älter sowie ungleichmäßiger und dadurch organischer erscheinen zu lassen. Zu diesem Realismus tragen auch die drei Reihen hellbrauner Plates bei, bei denen auf die erste zwei vertikal angebrachten Brick Modified mit Noppe an der Seite geklemmt werden, welche mit später gekippt angebrachten Fliesen eine Art Fundament um das Nebengebäude darstellen und welches im weiteren Bauverlauf ausgebaut wird.
Zwischendurch wird das Konstrukt immer wieder gedreht, was die Orientierung nicht unbedingt vereinfacht. Hinzu kommt, dass am Anfang der zusätzliche Ausschnitt in der Bauanleitung, welcher einen Teil der Mauer, von der nur der Innenteil zu sehen ist, auch von außen zeigen soll, doch anders gebaut zu sein scheint als das, was der Baumeister noch einige Bauschritte davor gefertigt hat.
Time flies if you’re having fun
Auch wenn es am realen Modell nicht so erscheint – wenn mit dem ersten Torbogen begonnen wird, hat der Baumeister bereits rund 90 Minuten Bauzeit mit dem Modell verbracht. Nach diesem wird die Wand wie vorher beschrieben weitergebaut, immer von dem Gedanken verfolgt, sich bloß nicht zu verbauen und ebenso von der Erkenntnis getrieben, dass dies nicht immer gelingt. Das liegt nicht zuletzt an der Einfarbigkeit der braunen Mauer, welche eine Orientierung oftmals schwer werden lässt. Trotz der künstlich hinzugefügten Mauervorsätze kann sich in der Anleitung leicht in der Reihe geirrt werden und ein paar Bauschritte später weist das auf dem Tisch stehende Modell einige Unterschiede zu dem in der Anleitung Vorgegebenen auf.
Wenige Bauschritte später wird dann das erste Fenster eingesetzt, wobei bereits kurze Zeit darauf an der bis dahin weiter gebauten Mauer am Nebengebäude deren weitere zwei sowie eine Tür eingesetzt werden.
Die Fertigung der gegenüberliegenden Mauer verläuft in ähnlicher Weise wie die bisherigen Wände – auch hier sollte genau hingeschaut werden, sonst wird schnell eine Reihe in der einfarbigen Mauer übersehen und am Ende geht das Gebaute nicht auf. Parallel dazu wird längsseits ein Träger eingesetzt, der die Halle zum kleinen Nebenraum abgrenzt und der die Grundlage für das spätere Dach darstellt. Dieser wird danach mit der weiter gefertigten Mauer überbaut, sodass der Träger aufgrund seiner Stabilität auch als Griff für das Bauwerk genutzt werden könnte. Während an diesem noch ebenfalls ein Querträger für die große Halle angebracht wurde, geht der Mauerbau stetig weiter.
Die Spannung steigt
Nach einiger Zeit werden auf der langen Seite zwei große Fenster und auf der Kopfseite ein Stück Wand eingesetzt, was ein zugemauertes Fenster darstellen soll. Bei den beiden Exemplaren fällt erneut etwas auf, was bereits auf der gegenüberliegenden Seite beim Einsetzen der kleinen Fenster und der Tür aufgefallen ist: Anscheinend sind einige der Steine nicht bis auf den tausendstel Millimeter passgenau, sodass sich das Gebäude an den Seiten nach oben zieht und sich somit in Richtung Mitte zieht. Das wurde bereits während des Aufbaus deutlich, weil das Modell beim Bauen der Mauer leicht wippte. Die nun an den Fenstern angrenzenden Außenteile der Wände müssen somit mit einem leichten aber spürbaren Kraftaufwand nach außen gedrückt werden, damit die Fenster ohne Probleme eingesetzt werden können – ohne hätte der Platz nicht ausgereicht. Es bleibt abzuwarten, ob sich dieser Umstand, wie es meistens bei solchen Modellen der Fall ist, noch im weiteren Bauverlauf ausgleicht. Bis an diese Stelle sind erneut rund zwei Stunden vergangen.
Anschließend gilt es das Tor umzusetzen, das zwar leicht zu fertigen ist, aber bei dem die Ausrichtung weniger gut umgesetzt ist. So lässt sich dieses ohne Anheben nicht schließen, weil die Unterseite leicht an die Schienen stößt. Es kann natürlich ebenso angenommen werden, dass der Designer nicht damit gerechnet hat, dass diese beiden Tore auch mal geschlossen werden möchten. Gleichzeitig ist an den Seiten neben den Gleisen ein großer Spalt vorhanden, der durchaus, zumindest größtenteils, hätte geschlossen werden können.
Auffällig sind an diesem Baubereich auch die bei den hellgrünen Bausteinen zum ersten Mal in dieser Deutlichkeit auftretenden Farbunterschiede. Ist die Tür fertig eingesetzt, ist nach 130 Bauschritten die erste Anleitung an ihrem Ende angekommen.
Eine Frage der Reihenfolge
Im zweiten Teil geht nach einigen weiteren Vorbereitungen für das Dach an die Gestaltung des Interieurs in Form von einer Gasflasche, einer Werkbank, eines Werkzeugschranks und noch einiger Kleinigkeiten, wie unter anderem Kisten. Es stellt sich jedoch die Frage, warum zum einen einige dieser Gegenstände einfach lose auf den Boden gestellt und nicht per Jumper-Plate befestigt wurden und zum anderen, warum das in diesem Stadium des Aufbaus geschieht und nicht bereits vorher, als die Mauern noch niedrig waren. Zum jetzigen Zeitpunkt dürfte es den meisten Baumeistern schwerfallen, mit ihren Händen von oben an die jeweiligen Stellen heranzukommen. Auch von vorne durch das Tor dürfte das Anbringen zu einem schwierigen Unterfangen werden. Darüber hinaus dürfte das Bauwerk im restlichen Bauverlauf noch oft genug gedreht werden, sodass die unbefestigten Gegenstände schnell verrutschen dürften. Das betrifft auch Werkzeug und andere Utensilien, welche nur auf die Schränke und Bänke gelegt wurden.
Weiter ist einiger „Kleinkram“ zu verrichten, zu dem Verzierungen am Eingangstor oder das Anbringen der bereits angesprochen Leisten unten an den Hauswänden gehören. Danach wird neben dem Tor eine weitere große Plate angelegt und diese ebenfalls befliest. An dieser Stelle werden in den nächsten Bauschritten Lampen, ein Aushängekasten sowie Paletten mit einer darauf liegenden Zugachse angebracht.
Ist dies vollbracht, geht es mit dem Bau des Daches auf die Zielgerade. Und das dürfte zumindest zu Anfang nicht jedermanns Sache sein, denn hier kommt das, was mancher gerne „meditatives Bauen“ nennt – immer wieder die gleichen Bauschritte. In diesem Fall geht es um das Dach der kleinen Nebenhalle, welches mit 305 halbrunden 1 × 1 Fliesen als Dachschindeln bestückt werden soll. Manche Baumeister werden dabei ihren Spaß haben, andere wiederum fluchen. Der Autor dieses Reviews hatte den Abschnitt nach 30 Minuten endlich hinter sich gebracht.
Als letzter Teil wird das große Dach gebaut, bei dem zunächst der stabile First aus diversen größeren Bricks, Plates sowie anderen Teilen zusammengesetzt wird und die anschließend gefertigten, vermutlichen Blechdächer darstellenden, Seitenteile angeklemmt werden. Dieses wird einfach auf das Gebäude gesetzt, wobei es nicht an allen Stellen zu 100 Prozent aufliegt. Noch ein weiteres Abflussrohr angebracht und das 38,5 cm lange, 19,5 cm tiefe und 24 cm hohe Bauwerk ist fertiggestellt.
Qualität der Steine
Die Qualität der Steine fällt wie bereits beim kleinen Güterschuppen (Review) größtenteils gut aus. Hier hat BlueBrixx beziehungsweise eher deren Steinelieferant deutlich an Qualität zugelegt. Das betrifft sowohl die Klemmkraft wie auch die Oberflächenbeschaffenheit. Bei allen Verbesserungen gibt es aber dennoch noch Luft nach oben. So ist zwar bei den größeren Plates der früher immer kritisierte Verlauf von glänzend zu matt nicht mehr vorhanden, die Fliesen könnten jedoch nach wie vor etwas Glanz vertragen. Bei der Übereinstimmung der Farben muss zumindest teilweise nachgebessert werden: So passen vor allem die vielen grauen Teile sowie die braunen Steine der Mauern gut zusammen, bei den grünen Teilen des Tores sind jedoch deutliche Unterschiede zu erkennen.
Ebenso ist bei der Passgenauigkeit Verbesserungspotenzial gegeben. So sorgen einige Steine während des Aufbaus dafür, dass sich die Ecken leicht hochziehen und das Bauwerk dadurch wackelt. Durch die großen massiven Mauern wird diesem Effekt aber am Ende entgegengewirkt.
Dadurch, dass BlueBrixx die Fenster separat verpackt hat, sind diese weitestgehend unbeschädigt geblieben und weisen nicht einmal Schlieren auf. Vorbildlich!
Im Gegensatz zum bereits zitierten Geräteschuppen vermitteln die Steine des kleinen Lockschuppens ein bekanntes Baugefühl. Hier gleiten die Steine wie gewohnt ineinander, ohne ein Knarzen von sich zu geben.
Fazit
Der kleine Lokschuppen ist ein schönes Modell, welches einfach gestaltet ausschaut, das aber keine Minute aus den Augen gelassen werden darf. Wer meint, dass hier gerade bei den Mauern stumpf Stein auf Stein gesetzt wird, wird schnell fluchen. Denn gerade durch die Einfarbigkeit der Wände muss beim Aufbau genau geschaut werden, wie genau und vor allem wohin welcher Stein in welcher Ausrichtung gesetzt werden muss. Schnell ist dabei eine Mauerreihe übersehen und am Ende haben die einzelnen Wände verschiedene Höhen. Dann muss es wieder etwas eingerissen werden. Das bedeutet nicht, dass das Bauwerk komplexe Bautechniken bereithält, es muss nur die ganze Zeit die Konzentration hochgehalten werden. Wird das gemacht, gestaltet sich der Aufbau sehr entspannt und ideal für erholsames Bauen nach einem anstrengenden Tag.
Das fertige Modell wirkt vor allem aufgrund seiner Einfachheit sehr realistisch und nicht wie aus einer City-Themenwelt für Kinder herausgetrennt. Dazu gehören auch die vielen kleinen Mauervorsprünge oder das zugemauerte Fenster auf der Kopfseite. Einfach ist eben manchmal wirklich einfach besser.
In Sachen Steinequalität hat BlueBrixx ebenfalls einen großen Sprung nach vorne gemacht. Die Klemmkraft und Farbgleichheit sind auf einem guten Niveau, bei der Oberflächenbeschaffenheit muss BlueBrixx ebenso noch einmal schauen wie bei der Passgenauigkeit – die Fliesen wirken immer noch ein wenig stumpf und manche Steine ziehen die Noppen zusammen, sodass sich die Ecken des Modells hochziehen. Die Fenster sind dagegen vorbildlich behandelt und in eine eigene Tüte verpackt.
Die Anleitung ist größtenteils ebenfalls gut gestaltet, offenbart an manchen Stellen dennoch ebenso Verbesserungspotenzial. Wenn, was sehr löblich ist, mit kleinen Zusatzbildern die Bereiche gezeigt werden, die in der eigentlichen Darstellung verdeckt sind, dann sollten diese auch mit dem bereits Gebauten übereinstimmen. Ebenso weiß der Preis des Sets zu überzeugen, der für das Gebotene sehr fair gehalten ist.
BlueBrixx 103015 – Kleiner Lokschuppen im Review – Slideshow
BlueBrixx 103015 - Kleiner Lokschuppen im Review
- schönes und realistisches Modell
- viele Mausteine
- gutes Preis-Leistungsverhältnis
- größtenteils entspanntes Bauen
- Fliesen wirken oftmals stumpf
- Bauanleitung bietet Luft nach oben