Die Haustier-Buchhandlung von Forange ist auf den ersten Blick ein schön umgesetztes Modell, welches aber nur allzu schnell Schwachstellen offenbart. Vor allem dürften bei diesem die Meinungen von jungen und älteren Baumeistern stark auseinander gehen.
Das Modell
Forange ist hierzulande ein noch recht unbekannter Vertreter und daher bisher noch bei wenigen Händlern zu finden. Neben verschiedenen Dinosaurier-Sets wartet der chinesische Hersteller bei der Dream-Cottage-Reihe mit kleinen Häusern im unteren Preissegment auf, zu denen auch das vorliegende Modell gehört.
Die Haustier-Buchhandlung wird aus 640 Teilen gebaut und ist bei den meisten Händlern für um die 25 Euro gelistet. Die Steine sind in vier Tüten verpackt, wobei die zwei größeren mit den Ziffern „1“ und „2“ bedruckt sind und daher gleichzeitig für die Bauabschnitte stehen. Die dritte Verpackung besteht aus einem Zip-Beutel, in welchem die größeren transparenten Teile für die an einen Wintergarten erinnernde durchsichtige Fassade separiert und jene somit gut vor Beschädigungen in Form von Kratzern oder Schlieren geschützt sein könnten. Ob diese Sonderbehandlung den erwünschten Erfolg mit sich bringt, wird der Aufbau zeigen. Die vierte Tüte führt dabei die Minifiguren, welche aber noch zusammengesetzt werden müssen. Die großen Beutel führen zudem noch einige kleinere Tüten, sodass sich deren Gesamtzahl am Ende auf elf beläuft.
Aufkleber führt das Set nicht, die wenigen grafischen Elemente des Modells werden durch Prints umgesetzt. Darüber hinaus führt das Bau-Set noch eine kleine Beleuchtung, welche über eine transparente 1 × 4 Plate umgesetzt ist, in die der Hersteller einfach zwei LED-Leuchten eingearbeitet hat sowie drei Katzen.
Die Anleitung
Die Anleitung fällt mit 19 × 12,5 cm recht kompakt aus und findet so auf jedem Bautisch ihren Platz. Auf 48 Seiten wird der Baumeister in dieser durch 110 Bauschritte hin zum fertigen Modell geleitet. Trotz der geringen Größe ist diese recht übersichtlich gehalten. Auf den einzelnen Seiten werden in den meisten Fällen zwischen einem und drei Bauschritte angezeigt, lediglich bei kleinen Zwischenschritten kann die Anzahl steigen.
Forange folgt in Sachen Darstellung, wie viele andere Hersteller alternativer Klemmbaustein-Sets, dem Prinzip der Reduktion, womit nur die neu hinzuzufügenden Teile in ihrer vollen Deckkraft angezeigt werden, alles andere wird mit verminderter Deckkraft dargestellt. Da hier bei den bereits gebauten Segmenten die Farben immer noch durchscheinen, sollten Probleme bezüglich der Positionierung der einzelnen Steine keine Rolle spielen.
Hilfestellung wird vor allem neuen Baumeistern in Form von roten und blauen Pfeilen gegeben, welche genau zeigen, wo welche Steine genau gesetzt werden müssen. Darüber hinaus werden bei manchen Teilen, bei denen nicht sofort die Größen über die Noppen erkannt werden kann, wie unter anderem Fliesen, diese zusätzlich angezeigt.
Der Aufbau
Der Bau des später aufklappbaren Haus beginnt mit dem Zusammensetzen der Grundplatte für den gemauerten Teil des Bauwerkes, welche aus einer 6 × 16 und zwei 4 × 8 Noppen großen Plates gefertigt wird. Auf diese werden in den nächsten Bauschritten diverse Jumper-Plates, Fliesen und normale Plates in den Größen von 1 × 1 bis 2 × 2 Noppen sowohl für den Außenrand wie auch für das Innenleben angebracht. Direkt danach wird mit dem Bau der, komplett aus Fenstern bestehenden, hinteren und seitlichen Wände begonnen, welcher sich zunächst über sechs Bauschritte erstrecken wird. Hier wird jedoch schnell deutlich, dass das einzelne Verpacken die großen Fenster diese nicht wirklich schützen konnte. So wirken diese, wie die anderen Scheiben, bereits auf den ersten Blick sehr stumpf, gegen das Licht gehalten kommen deutliche Schlieren und Kratzer zum Vorschein.
Zwischen der Fertigung der Fensterwände werden die ersten Regale samt Büchern gebaut, die an den durchsichtigen Wänden entlang aufgestellt werden. Später werden die Geschäftsräume vier Regale besitzen, die aber nicht einmal komplett gefüllt sind – in der kompletten Buchhandlung werden damit gerade einmal 26 Bücher angeboten. Neben den Regalen wird auch ein kleiner Tisch gebaut, welcher auf vier der zu Anfang angebrachten 2 × 2 Jumper-Plates aufgesetzt wird.
Kurz danach kommen die ersten wirklichen Wände in Tan hinzu, welche mit einer 1 × 16 Noppen großen Querstrebe stabilisiert werden. An dieser Stelle wird das Segment zunächst ruhen gelassen und mit dem weitestgehend verglasten Teil des Gebäudes begonnen, das in seiner Form an einen Wintergarten erinnern kann. Dafür wird, wie im ersten Teil, mit dem Befüllen der Grundplatte begonnen, welche dieses Mal jedoch aus einer einzigen schwarzen 8 × 16 Noppen großen Plate besteht. In den ersten Bauschritten gleicht sich vieles dem Bauanfang, es werden Platten, Fliesen und Jumper Plates in bereits genannten Größen verbaut und sowohl der kleine Außenbereich wie auch das Innenleben gefertigt. Dieses besteht, neben einem weiteren Regal, aus einem kleinen Tisch und einem Schrank. Gleichzeitig finden die ersten beiden Katzen ihr neues Zuhause, während noch ein paar Pflanzen für ein besseres Raumklima hinzugefügt werden.
Gleichzeitig wird zur Wand mit der Eingangstür im neuen Segment ein Pfeiler gebaut, bei dem ein 1 × 1 Technik-Brick mit Loch über die kurze Seite eines 2/3-Pin mit dem am anderen Segment gegenüber liegenden gleichen Stein für einen stabilen Verschluss sorgen soll. Wichtig ist hierbei den grauen und nicht den schwarzen Pin zu verwenden – letzterer hält beide Steine zu stark zusammen, sodass der schwarze Pfeiler schnell aus dem Gebäude herausgerissen werden kann.
Es werde Licht
Wie beim ersten Teil des Gebäudes werden auch beim neuen Segment die Mauern mit einer 1 × 16 Noppen großen Querstrebe stabilisiert, im Unterschied hierzu ist diese aber transparent und als Technik-Brick gehalten, also mit Löchern versehen. In diesen werden vier 2/3-Pins eingefügt und an diesen 1 × 1 Plate Modified mit Clip angeklemmt, welche vier angedeutete Lampen halten sollen. Die eigentliche Beleuchtung folgt im nächsten Bauschritt, wenn die 1 × 4 Noppen große mit zwei LED versehene transparente Plate unter der Querstrebe angebracht wird. Die Kabelverbindung zur Batterie-Box, welche an der seitlichen Wand angebracht wird, hätte Forange etwas mehr verstecken können. Ein realer Bau hätte mit solchen Kabeln sicherlich keine Abnahme erhalten.
Während in den nächsten Bauschritten der erste Teil des Gebäudes durch eine Art Ringanker verstärkt wird und die ersten Vorbereitungen für das Dach getroffen werden, wird im anderen Teil des Gebäudes an der Inneneinrichtung gebaut. Anschließend erhält auch dieser Teil des Gebäudes seine durchsichtige große Wand, bei der es sich jedoch um drei Segmente handelt, die zwar von Pfeilern flankiert werden, aber nicht mit dem Gebäude verbunden sind. Das lässt diese somit instabil und etwas schief werden. Auch hier hinterlassen die Scheiben mit ihren Schlieren und Beschädigungen nicht unbedingt den besten Eindruck.
Als letzter großer Eingriff werden auf beiden Seiten die Dächer gebaut, wobei die im sandfarbenen Teil zum Einsatz kommenden Gelenksteine das Dach lediglich nach unten verlaufen lassen, dieses aber nicht komplett aufklappbar machen. Ein Bespielen von oben ist somit nicht möglich.
Als letzte Amtshandlung werden noch ein paar Verzierungen, wie Pflanzen und Schilder, an den Gebäudeseiten sowie im Außenbereich angebracht und die beiliegenden Figuren, die nur stehend aufnoppbar sind, zusammengebaut. Zum Set gehört zwar ebenso ein Fahrrad, auf dem aber keine der Figuren richtig aufsitzen kann.
Nach gut zwei Stunden ist das Modell dann schließlich fertiggestellt.
Qualität der Steine
Die Beschaffenheit der Steine fällt unterschiedlich aus. Diese selbst besitzen ein gutes Erscheinungsbild und auch die Farbgleichheit ist zufriedenstellend. Gleiches gilt für die Klemmkraft. Auffällig ist jedoch die etwas geringe Passgenauigkeit, bei der die aufeinander geklemmten Steine der Mauer immer einen leichten Versatz besitzen und somit nicht bündig abschließen. Hier muss Forange noch ein wenig an der Qualität der Steine arbeiten.
Enttäuschend sind zudem die Fenster. Auch wenn einige davon separat verpackt wurden und dieser Umstand auf den ersten Blick einen vermeintlichen Fokus des Herstellers auf eine gute Qualität erhoffen lässt, wird dieser Eindruck mit dem ersten Blick wieder zerstört. Die Scheiben weisen bereits so schon eine stumpfe Oberfläche auf, welche schlimmeres befürchten lässt und was sich, gegen das Licht gehalten, auch mit deutlichen Schlieren und Kratzer bestätigt.
Einen guten Eindruck hinterlassen dagegen die bedruckten Teile, was die Tiere und Figuren mit einschließt. Hier gibt es keinen Grund zur Kritik.
Fazit
Die Haustier-Buchhandlung von Forange hinterlässt einen gemischten Eindruck. Kinder können zwar für 25 Euro noch zum Taschengeldpreis ein schönes Haus für das eigene Stadtbild erhalten, höheren Ansprüchen kann dieses aber nicht genügen.
Generell ist das Modell schön gestaltet, der Aufbau ist durch die gut umgesetzte Bauanleitung zudem recht einfach. Aber bereits nach ein paar Bauschritten fällt der ungeflieste Boden auf. Dabei stellt sich die Frage: Handelt es sich hier um ein reines Modell für Kinder, dann kann die Umsetzung nachvollzogen werden, denn die Figuren sollen schließlich aufgenoppt werden können. Soll sich das Modell aber ebenso an Erwachsene für ihre Städtewelten richten, wäre eine Kombination aus Fliesen und Jumper-Plates zum Platzieren der Figuren die bessere Wahl gewesen.
Die integrierte Beleuchtung sorgt zwar für eine angenehme Atmosphäre, lässt aber bei Aktivierung die stumpfe Beschaffenheit der Fenster sowie deren Kratzer und Schlieren noch deutlich werden. Wenn ein Hersteller schon ein solches Gebäude, welches zum größten Teils aus Fenstern besteht und diese viel zum Erscheinungsbild beitragen, erstellt, sollte genannten Bauteilen besondere Sorgfalt gewidmet werden. Kinder dürften darüber hinwegsehen und sich über die neuen Möglichkeiten für eigene Bauwerke freuen, erwachsene Baumeister dürften an dieser Stelle dagegen eher die Nase rümpfen.
Neben den bereits genannten Kritikpunkten besitzt das Modell auch bauliche Mängel. So sind die drei Fenstersegmente des als ein Wintergarten wirkenden Teils des Bauwerks nur am Fuß mit der Bodenplatte verbunden und drücken sich so immer etwas nach Innen. Etwas Ähnliches gilt für die große durchsichtige Wand: Da diese seitlich nicht mit dem Rest des Gebäudes verbunden ist, lässt sich auch diese nur allzu leicht durchdrücken.
Darüber hinaus wird das Modell als Haustier-Buchhandlung beworben. Zwar scheinen sich die Designer dabei von der am 25. September 2022 in Peking eröffneten Xinhua-Buchhandlung haben inspirieren lassen, die versucht Bücher mit Haustierthemen zu kombinieren und bei der Besucher ihre Bücher im Beisein von Katzen aussuchen können, eine Haustier-Buchhandlung suggeriert aber etwas anderes als lediglich drei Katzen. Hier hätten noch andere Tiere gut hineingepasst: Hunde, Vögel, Kaninchen, Hamster und so weiter – die mögliche Auswahl ist dafür recht groß.
Anmerkung zum Review
Die Haustierbuchhandlung (FC8503) von Forange wurde Just Bricks freundlicherweise von Barweer für diesen Review zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme auf den Artikel fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand ebenfalls nicht.
>> Die Haustier-Buchhandlung (FC8503) von Forange bei Barweer
Forange FC8503 – Haustier-Buchhandlung im Review – Slideshow
Forange FC8503 - Haustier-Buchhandlung im Review
- schönes Modell für Kinder zum Taschengeldpreis
- gute Qualität der Drucke
- verständliche Anleitung
- Scheiben wirken stumpf und weisen viele Schlieren und Kratzer auf
- Modell ist an manchen Stellen instabil
6 Kommentare
Heiko b
1 Wintergarten mit 5 x 14 noppen innenmasse und viele bausteine in braun und in tan für unter 25 Euro da würde sich sicher nicht nur so manches kinderherz erfreuen und 1 Sprung machen wie Hans rosenthal bei dalli dalli im ZDF.
Den Wintergarten könnte ich mir auch so recht gut bei bzw an meinen eigenbauten in braun, in tan usw vorstellen. Der sieht sicherlich nicht nur für mich auch so recht schnuckelig aus.
Die Figur auf dem Fahrrad auf dem Bild sieht ein wenig deplatziert aus vielleicht sollte man ihr die Beine etwas einkürzen und die Schuhe mit kleber wieder ankleben, dann passt der bzw die Fahrer in auch aufs Rad bzw dann klappts auch mit dem fahren damit.
Und nun noch etwas zum Denken und vielleicht zum schmunzeln man stelle sich in dem vorgestellten Wintergarten 1 ausgewachsene Kuh oder 1 ausgewachsenen Elch oder gar 1 elefanten vor, dann würden vielleicht recht schnell die Dimensionen gesprengt bei so manchen Getier.
Michael Schäfer
Ich möchte mir die Geräuschkulisse erst gar nicht vorstellen…;-)
Brickolo
Mal abgesehen, dass ich noch nie gesehen habe, dass man in einer Tierhandlung eine Kuh kaufen kann, fände ich das Gedankenspiel mit dem Elefenaten viel interessanter, wenn um ihn herum zusätzlich Porzellan stehen würde. 🙂
An justbrick wieder mal ein großes Dankeschön für die Vorstellung.
Michael Schäfer
Auch hier immer wieder gerne!
Heiko B
So wie mein vorkommentator brickolo habe ich mit meinen Kommentar mit den elefanten usw in der buchhandlung an den elefanten im porzellanladen gedacht. Dass 1 solche Szenerie nicht unbedingt mit 1 Desaster mit viel kaputten geschirr enden muss, hat ja bereits die fernsehreihe “aussenseiter spitzenreiter” des ex ddr TV bzw des jetzigen mdr TV in den 1970 er Jahren bewiesen. Vorsicht hier spricht bzw hier schreibt 1 geborener und aktueller und gescholtener Bürger der 5 neuen Bundesländer.
Melchior Thomas
Katzen und auch andere Tiere sollten nicht zum Konzept eines Geschäftes gehören. Ich lehne deshalb auch die in verschiedenen Städten existierenden Katzencafés ab, weil das dem Tierwohl zuwiderläuft. Vorliegend ist es zwar nur ein Spielzeug, aber gerade Kindern wird dadurch suggeriert, dass es normal sei, wenn Tiere in einer Buchhandlung zur Unterhaltung der Kunden leben. Das ist falsch.