BlueBrixx zeigt mit dem klassischen Feuerwehr Einsatzwagen, dass sich auch solche Oldtimer mit Klemmbausteinen grundsätzlich schick umsetzen lassen. Mit wenigen Schwächen ist das Set eine Bereicherung in der Vitrine für Liebhaber.
Das Original
Die Produktbezeichnung seitens BlueBrixx gibt dieses Mal keinen Hinweis auf das Vorbild. Über eine Internet-Recherche mit passenden Stichwörtern lassen sich aber leicht einige Bilder zu Eckhaubern in der Feuerwehr finden. Dort stechen dann besonders Fahrzeuge aus der Modellreihe Mercur des Herstellers Magirus-Deutz hervor. Die verschiedenen Fahrgestelle wurden damals aufgrund des verwendeten Planetengetriebes als Marketing-Gag nach Planeten (und Sterne) benannt.
Laut Wikipedia wurde die genannte Modellreihe 1951 zunächst mit Rundhaubern begonnen und 1953 mit Eckhaubern ergänzt. Es zeigte sich, dass die aus einem Stück Blech hergestellte Rundhaube bei Fahrten im schweren Gelände sehr leicht Schäden durch Verziehen erleiden und dabei sogar aufspringen konnte. Aus diesem Grund wurde bei Magirus-Deutz zunächst bei den Allrad-Modellen wieder auf die Eckhaube gesetzt, welche aus mehreren Teilen bestand, die wiederum mehr Spiel boten.
Die Typbezeichnung Mercur wurde nur bis 1964 verwendet, danach wurde einheitlich auf eine Zahlen-Buchstabenkombination umgestellt. So lässt sich die Angabe Magirus-Deutz 150 D 10 A beispielsweise wie folgt auflösen: 150 PS-Leistung, D für Direkteinspritzung, 10 für das zulässige Gesamtgewicht in Tonnen und A für Allradantrieb. Die Rückbesinnung auf nüchterne Zahlen machte es für den Kunden leichter, die Leistung der unterschiedlichen Modelle einzuschätzen.
Weiter stellt das Modell Mercur in seinen verschiedenen Varianten eines der meistverkauften Fahrzeuge an deutsche Feuerwehren in dieser Zeit dar und wurde dort meist als Löschgruppenfahrzeug oder Tanklöschfahrzeug eingesetzt. Es beherrschte das Straßenbild bis weit nach dem eigentlichen Produktionsstopp 1971.
Das Set
Wie bei den Specials üblich verkauft BlueBrixx das Set in einem schlichten braunen Karton und ruft dafür rund 18 Euro auf. Auf der Verpackung sind die Grunddaten zum Set sowie ein kleines Produktbild nur über einen Sticker an einer der Kartonlaschen zu erkennen.
Im Inneren liegen die angegebenen 302 Teile in neun zugeschweißten Plastiktüten vor, welche keiner Bauabschnittsunterteilung zugeordnet sind und den Karton gut ausfüllen. Das Set ist seit 2021 auf dem Markt und bereits mindestens einmal neu aufgelegt worden. In früheren Auflagen kann es vorkommen, dass zusätzlich eine Tüte mit drei 1 × 1 Round Plates in Trans-Clear beiliegt, welche wohl die Round Plates mit Loch ersetzen sollen, welche in den betroffenen Sets in den Tüten verpackt sind.
Unter den Teilen lassen sich zwei Arten entdecken, welche im Lego-Sortiment beziehungsweise auf Gebrauchtkaufplattformen eher selten anzufinden sind: Die Felgen-Reifenkombination in schwarz (Bricklink-Nummer 2994c01) und die Leiter in Reddish Brown (Bricklink-Nummer 15118) kamen bei Lego seit 2006 beziehungsweise 2015 in keinem Set mehr vor.
Die Anleitung
Die Anleitung wird seitens BlueBrixx nur digital nach Registrierung im Online-Shop des Herstellers zur Verfügung gestellt, worauf auf der Verpackung durch einen zusätzlichen Hinweis aufmerksam gemacht wird. Danach lässt sich über die jeweilige Produktseite die Bauanleitung im PDF-Format herunterladen.
Der Aufbau der Anleitung ist leicht verständlich, die Darstellung der Bauschritte erfolgt dabei nüchtern auf weißem Hintergrund. Zu jedem Bauschritt wird eine Übersicht der neu hinzukommenden Teile angegeben, allerdings nicht, wie beim Marktführer üblich, in einer separaten Box. Die neuen Teile werden zur besseren Erkennung zusätzlich mit einer türkisen Umrandung versehen und dadurch etwas hervorgehoben. Der Rest des Modells ist stets in vollem Farbton sichtbar, womit BlueBrixx auf das Prinzip der Reduktion verzichtet. Wenn das Modell gedreht werden soll, wird dies mit Richtungspfeilen angegeben.
Die zu verbauende Teilemenge pro Bauschritt ist schwankend, aber stets in einem angenehmen Tempo. Zwischenbauschritte erfolgen bei dem Modell nicht. Das kann bei manchen Bauschritten, beim Autor waren es zwei, dazu führen, dass nicht auf Anhieb erkennbar ist, wo die jeweiligen Teile angeklemmt werden sollen, da diese teilweise in der Ansicht verdeckt sind – ein Problem, mit dem BlueBrixx nicht selten zu kämpfen hat. Mit einem genaueren Blick auf die Teileübersicht und dem markierten Bereich lässt sich diese Klippe aber leicht umschiffen. Nach 82 Bauschritten ist das Modell fertig, das Ende der 44 Seiten bildet schließlich die auf der letzten Seite angegebene Teileliste.
Der Aufbau
Der Inhalt der Tüten lässt sich recht übersichtlich auf dem Tisch ausbreiten. Eine Sortierung der Teile vorab ist damit aus Sicht des Autors nicht notwendig, zudem liegen die Teilearten sortiert in den Tüten vor.
Begonnen wird mit dem Bau des Fahrgestells, dann geht es weiter mit der Front und über den Grundaufbau des Fahrerhauses hin zum Heck. Von hier aus wird weiter in die Höhe gebaut und dann wieder Richtung Front zum Fahrerhaus zurück, um den Bau mit dem Dach abzuschließen. Zum Schluss wird die Leiter aufgesetzt. Der Bau ist dabei recht abwechslungsreich, auch wenn teilweise simple Bautechniken verwendet werden.
Wer bereits die klassische Drehleiter von BlueBrixx gebaut hat wird viele Gemeinsamkeiten erkennen. Allerdings gibt es hier und da gewisse Unterschiede, die bereits beim Fahrgestell zu finden sind. So ist die graue Trittbrettfläche eine Noppe länger, was durch eine 1 × 6 Fliese umgesetzt wird, welche nur durch zwei Gleitschuhe von unten befestigt wird. Deren Klemmkraft kann dabei schwankend sein, wodurch diese Fliese eher locker sitzt und abfallen kann. Das ist im weiteren Bau ärgerlich, da das Modell mehrfach gedreht und gewendet werden muss. Deswegen sollte diese erst am Schluss befestigt werden.
Der Bau der Front und des Fahrerhauses entspricht der klassischen Drehleiter. Beim Anklemmen der hinteren Partie der schwarzen Kotflügel fällt auf, dass die Klemmen der Flaggen-Teile nicht hunterprozentig in den vorhandenen Platz passen und durch die „Käseecken“ nach vorne gedrückt werden. Dadurch wird wiederum die Stange, auf die das Teil geklemmt wird, leicht nach vorne gebogen. Dies fällt aber auch nur auf, wenn das Modell genau von unten betrachtet wird. Stressmarken oder sonstige Schäden entstehen allerdings nicht.
Eine weitere Passungenauigkeit entsteht beim Platzieren der Frontstrahler, welche später durch die nachträglich gesetzten Frontwände leicht zur Seite gedrückt werden und damit schräg sitzen.
Der hintere Aufbau wird massiv gestaltet und auch die Leiterteile klemmen in der vorgesehenen Aufnahme zufriedenstellend fest. Ärgerlich beim Aufsetzen der Leiter ist aber, dass diese nicht, wie in der Anleitung vorgesehen, dicht hinter dem Füllstutzen angebracht werden kann. Dieser steht im Weg, wodurch die Leiter leicht zur Seite gedrückt wird und somit schief sitzt. Um das zu umgehen, muss die Leiter weiter vorne aufgesetzt werden. Dann steht sie aber deutlich zu weit über dem Dach vor, als beim Original vorgesehen.
Die Reifen selbst drehen bei dem vorliegenden Set in allen Auflagen einwandfrei. Allerdings schleifen sie, wenn sie in die Vorderachse eingebaut werden, an den dortigen Kotflügeln, sodass das Fahrzeug insgesamt nicht ganz flüssig fährt.
Qualität der Steine
Da das Set bereits seit 2021 bei BlueBrixx geführt wird und bisher mindestens zwei Auflagen veröffentlicht wurden, fällt auch die Bewertung der Qualität der Steine unterschiedlich aus. Gekauft wurden vom Autor Sets im Jahr 2021 und 2023. Gerade in der frühen Auflage liegen vor allem Steine von minderer Qualität vor. So schwankt dort die Klemmkraft bei bestimmten Teiletypen (zum Beispiel bei den Gleitschuhen) stärker und es gibt erkennbare verschiedene Rot-Töne bei unterschiedlichen Teiletypen, welche aber meist eher auf den zweiten Blick beziehungsweise bei genauerer näherer Betrachtung auffallen.
Bei der jüngeren Auflage sind diese Mängel weniger stark ausgeprägt und auch die Farbgleichheit hat sich verbessert. Dennoch fallen weiterhin, besonders bei den schwarzen Plates, Gussschlieren auf und generell sollte darauf geachtet werden, auffällige Angusspunkte verdeckt zu setzen, sollen diese später nicht zu sehen sein. In der frühen Auflage waren die Fliesen teilweise deutlich zerkratzt, in der späteren Auflage trat dieses Problem kaum noch auf.
Fehlgüsse konnte der Autor bei einem Modell der früheren Auflage feststellen. Hier musste der Fehlteilservice von BlueBrixx bemüht werden, welcher nach drei Wochen lieferte. Ein andauerndes Qualitätsproblem sind die Basis-Aufnahmen für die Antennen. In der älteren Auflage bot die Antennen-Basis keine Klemmkraft, in der jüngeren war die Basis innen zu dick gespritzt worden, sodass keine Antenne reinpasste.
Sticker oder Drucke führt das Set nicht.
Fazit
Mit dem Set des klassischen Feuerwehr-Einsatzwagens 103336 liefert BlueBrixx ein interessantes Feuerwehr-Modell, das wohl auch als eine Ikone der 60er- und 70er-Jahre bezeichnet werden könnte – auch wenn sich die Fahrzeuge gerade in ländlicheren Gebieten bis in die 2000er gehalten haben. Der Aufbau nach Anleitung verlief problemlos und das Modell ließ sich mit den Steinen, trotz der angesprochenen Qualitätsmängel, gut bauen. Die Konstruktion ist stabil und sollte auch gewisse Spielrunden mit Kindern überstehen.
Für den Liebhaber alter Feuerwehrfahrzeuge kann das Modell mit einigen Details punkten, die eine Wiedererkennung des Originals, also eines Magirus Deutz Mercur, ermöglichen:
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Die Eckhaube und die vorderen eckigen Kotflügel sind prägende Merkmale der Fahrzeuge von Magirus-Deutz in dieser Ära
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Der geschlossene Aufbau sowie die Details am Heck (Nachfüllstutzen auf dem Dach, geschlossener runder Service-Zugang im Heck) identifizieren es als Tanklöschfahrzeug (wahrscheinlich TLF 16/24)
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Auch die leichte Schräge am Heck ist ein typisches Erkennungsmerkmal für die Magirus-Fahrzeuge dieser Epoche
Weiterhin ist bei dem Modell eine Staffel- beziehungsweise Gruppenkabine (so genau lässt sich dies in dem Maßstab bei Klemmbaustein-Modellen nicht bestimmen) angedeutet. Deren Gestaltung lässt übrigens vermuten, dass als Vorbild tatsächlich ein Magirus Deutz 150 D 10 A genutzt wurde, da die Mannschaftskabine bei anderen Varianten der Mercur-Modellreihe meist anders gestaltet und Teil des hinteren Aufbaus war.
In der Front ergeben sich durch die gerade Ausführung der Motorhaube Abweichungen zum Original,. Auch die Aufhängung der Scheinwerfer ist baubedingt leider nur leicht schräg möglich.
Von der Seite betrachtet sind ebenfalls einige wesentliche Merkmale eingefangen. So wird mit der Stange unter der Kabine zumindest einer der eigentlich drei vorhandenen Saugschläuche je Seite angedeutet. Die Ära der Rollläden war in den Sechzigerjahren noch weit entfernt, sodass hier richtigerweise Türen den Zugang zu den mitgeführten Geräten freigaben, auch wenn sie im Modell baubedingt kleiner als im Original ausfallen. Die Dachreling wird dagegen durch die verwendeten Teile nicht originalgetreu wiedergegeben, allerdings gibt es auch keine Teile, mit denen dies in diesem Maßstab besser hätte umgesetzt werden können.
Unter Verwendung der Standardsteine ist das Heck aus Sicht des Autors sehr gelungen. Fast alle Details vom Original sind hier umgesetzt, wenn auch nicht unbedingt maßstabsgetreu. Die Klammern sollen die Trittmulden darstellen und stehen zu weit hervor; der runde Deckel, der wohl den Wartungszugang zum Tank darstellen soll, steht leider etwas über.
Auf dem Dach sind die wichtigsten Merkmale – Holzleiter und Reserverad – umgesetzt. Für den Maßstab ist die Leiter übrigens zu groß dargestellt, wobei eine kleinere Umsetzung mit den Standardteilen wohl nicht möglich ist. Zudem stört hier, dass die Leiter mit dem Füllstutzen kollidiert und weiter nach vorne gesetzt werden muss, als in der Bauanleitung angegeben ist. Das Reserverad ist weiterhin das einzige Rad, das gut getroffen ist. Die anderen Reifen sind für den Maßstab zu breit und besitzen für einen Allradlaster aus der Ära das falsche Profil.
In der Kabine ist nur das nötigste dargestellt. Außer einem – leicht zu großen – Lenkrad sind nur ein Schalthebel und das mittlere Armaturenbrett angedeutet. Sämtliche Sitzgelegenheiten wurden nicht umgesetzt, sondern sind nur als Noppe im Boden dargestellt.
Wer über diese Schwächen hinwegsehen kann, wird ansonsten ein recht interessantes Modell eines ikonischen Fahrzeugs vorfinden.
BlueBrixx Special 103336 – Klassischer Feuerwehr Einsatzwagen im Review – Slideshow
BlueBrixx Special 103336 - Klassischer Feuerwehr Einsatzwagen im Review
- Das Design gibt das Original gut erkennbar wieder
- Die Front ist bautechnisch interessant umgesetzt
- Insgesamt ein stabiles Modell.
- Verständliche Bauanleitung
- Preis-Leistungsverhältnis in Ordnung
- Vorhandenen Farbunterschiede beim Rot (je nach Auflage mal mehr oder weniger stark)
- Designmängel, welche in diesem Maßstab besonders auffallen
- Schwankende Klemmkraft zwischen den Teilearten
2 Kommentare
Heiko b
Das hier gezeigten Modell könnte nicht nur in meinen Augen eine recht gute Basis darstellen für einen Umbau in einem lkw mit pritsche plane Aufbau oder auch für einen lkw für sattelauflieger aller Art (tankauflieger, flachbettauflieger, baggerbrücke usw)
Matthias Schneider
Da stimme ich zu. Wenn man sich nicht nur auf den Lego-Teilevorrat beschränkt, lässt sich vor allem die Front auf der Basis besser umsetzen. Auch sonst ist das Fahrgestell eine gute Grundlage. Interessierte sollten sich zumindest mal die Bauannleitung genauer anschauen, was nach kostenloser Registrierung bei Bluebrixx auch ohne Modellkauf möglich ist.