Die Retro-Schreibmaschine 10032 von Mould King überzeugt als Dekoration deutlich mehr als durch ihre letztlich kaum vorhandenen Funktionen. Das tut dem Zusammenbau aber keinen Abbruch und sorgt für viele Stunden anspruchsvollen Bauspaß.
Zum heutigen „Tag der Schreibmaschine“ ein Gastbeitrag von Sylwia Schäfer.
Das Original
Das Erbe der ersten Schreibmaschinen lebt in jedem heute genutzten Computer weiter, wenn auch nur in der Art der Eingabe von Informationen, die bereits vor mehr als 100 Jahren geprägt wurde.
Die Idee der Schreibmaschine stammt bereits aus dem frühen 18. Jahrhundert: 1714 erhielt der englische Erfinder Henry Mill das Patent für das technische Konzept einer Maschine für das „Eindrücken oder Übertragen von einzelnen oder fortlaufenden Buchstaben auf Papier oder Pergament, so sauber und exakt, dass es nicht von Druck unterscheidbar ist “. Darüber hinaus sollte das Verfahren gewährleisten, dass das Geschriebene durch das tiefere Eindringen in das Papier haltbarer war als handschriftliche Texte und nicht ohne sichtbare Spuren entfernt oder verfälscht werden konnte. Ob Henry Mill diese Maschine jemals gebaut hat, ist nicht bekannt, darüber hinaus weist die Patentschrift keinerlei technische Details auf. Zum Patent selbst sind heute kaum noch Details bekannt, technische Zeichnungen, sofern es sie gegeben hat, sind nicht mehr vorhanden.
19. Jahrhundert als Geburtsjahr der bekannten Schreibmaschine
Es dauerte fast 100 Jahre, bis der italienische Erfinder Pellegrino Turri 1808 die bis heute als erste funktionierend geltende Schreibmaschine baute, um der erblindeten Gräfin Carolina Fantoni da Fivizzono zu ermöglichen, trotz ihrer Einschränkungen mit anderen korrespondieren zu können. Obwohl die Maschine selbst nicht erhalten ist und auch keine technischen Beschreibungen existieren, sind Briefe erhalten, die auf dieser Maschine geschrieben wurden. Diese zeigen deutlich, dass die Maschine mit Farbpapier und Typendruck arbeitete.
Im Laufe der Zeit entstanden viele verschiedene Konzepte, darunter das „Schreibclavier“ des deutschen Erfinders Karl Drais von 1821, bei dem 25 Buchstaben in einem Quadrat von fünf mal fünf Tastern angeordnet waren. Auf Drais geht auch der Name „Schreibmaschine“ zurück. 1832 führte dann der Franzose Xavier Progin das Prinzip der Typenhebel ein, das lange Zeit die vorherrschende Technik bei Schreibmaschinen darstellen sollte.
1893 ließ sich der in die USA ausgewanderte deutsche Konstrukteur Franz Xaver Wagner eine Typenhebelschreibmaschine mit sofort sichtbarer Schrift patentieren. 1897 folgten die Typenhebelaufhängung und die Zwischenhebel, die zusammen mit Tasten- und Typenhebel als sogenanntes „Wagnergetriebe“ bis heute die prinzipielle Funktionsweise einer Typenhebelschreibmaschine definieren.
Buchstabe wechsel dich!
Die heute bekannte und als Industriestandard anerkannte QWERTY-Tastaturbelegung wurde mit der „Sholes-Glidden“ von Remington & Sons 1870 eingeführt, die allerdings noch nicht über eine Umschaltung zwischen Groß- und Kleinbuchstaben und einen automatischen Farbbandtransport verfügte. Diese Funktionen wurden mit der „Remington No. 2“ 1878 nachgeliefert, die sich schnell als vorrangige Schreibmaschine in den nordamerikanischen Büros durchsetzte.
Die heutige Buchstabenbelegung von Computer-Tastaturen geht ebenfalls auf die Schreibmaschine zurück. Die zunächst auf einer klavierähnlichen Tastatur angebrachten Buchstaben wurden bereits einige Zeit später von in bis zu vier Reihen angeordneten Knopftasten abgelöst. Durch die alphabetische Anordnung der Buchstaben verhakten sich die Typenhebel jedoch immer wieder und nutzten sich dadurch auch schneller ab. Das lag unter anderem daran, dass viel genutzte Buchstaben oftmals direkt nebeneinander lagen. Im Laufe der Zeit wurde die Anordnung der Buchstaben so angepasst, dass die in den Wörtern der englischen Sprache am häufigsten genutzten Buchstaben weit genug auseinander lagen – QWERTY war geboren. Da nach der Anordnung jedoch die in der deutschen Sprache sehr häufig genutzten Buchstaben „A“, „S“, und „Z“ in unmittelbarer Nähe lagen und sich hier die Typenhebel nach wie vor verhakten, wurde das „Z“ kurzerhand mit dem deutlich weniger genutzten „Y“ getauscht, sodass sich hierzulande die QWERTZ-Anordnung durchsetzte. Außerdem wurde die Tastatur um die Umlaute „Ä“, „Ö“ und „Ü“ sowie das „ß“ erweitert.
Auch wenn spätere Schreibmaschinen mit Kugelkopf und Typenrad nicht mehr von den Einschränkungen betroffen waren, wurde die bis dahin genutzte Tastaturbelegung aus Gewohnheitsgründen beibehalten und daher schließlich auch für Computer-Tastaturen übernommen.
Spannende Historie
Die Geschichte der Schreibmaschine ist so umfangreich, dass diese an dieser Stelle nur kurz angerissen werden kann. Für weiterführende Informationen sei der dazugehörige Wikipedia-Artikel empfohlen.
Das Modell
Auch Mould King hat dazugelernt und liefert seine Bausätze nicht mehr in überdimensionierten Verpackungen mit viel chinesischer Luft aus. Dies wird bereits beim ersten Anheben des Kartons mit dem für rund 100 Euro erstandenen Modell der Retro-Schreibmaschine schnell deutlich – die 48 × 32 × 10 cm große Verpackung sieht nicht so aus, als würde sie im Inneren 3,3 kg mit sich führen.
Einmal geöffnet wird ebenso schnell klar, warum das so ist: Der Karton ist bis zum Rand mit Steinen gefüllt. Die Verpackung wirkt dabei wie ein auf Maß geschnittener Anzug – mehr hätte nicht hineingepasst. Einmal ausgeschüttet erwarten den Baumeister 37 Tüten, die wiederum in 7 der von Mould King bekannten Zip-Beutel gepackt sind. Generell wird der Aufbau in 6 Bauabschnitte unterteilt, in einem zusätzlichen Beutel sind die Teile untergebracht, welche über den ganzen Aufbau hinweg in größerer Stückzahl benötigt werden, darunter unter anderem Achsen und schwarze Fliesen.
Ebenfalls im Karton, nicht zusätzlich durch eine Tüte geschützt aber unversehrt geblieben, befindet sich die Bauanleitung, die in ihrem Inneren wiederum den Sticker-Bogen für die das Papier darstellenden Platten sowie die Modellbezeichnung und das Mould-King-Logo, welches die Front der späteren Schreibmaschine zieren wird, schützt. Da die Buchstaben für die Tasten nicht auf dem Bogen zu finden sind, ist davon auszugehen, dass die entsprechenden Teile bedruckt sind – was ein kurzer oberflächlicher Blick in Tüte 3 bestätigt.
Das ebenfalls auf der Verpackung abgebildete kleine Tintenfässchen samt Schreibfeder gehört leider nicht zum Modell.
Die Anleitung
Die für den Zusammenbau benötigte Anleitung fällt mit ihren 26 × 19 cm etwas kleiner als ein DIN-A4-Blatt aus. Durch diesen Umstand beansprucht diese für sich auch nicht zu viel Platz auf dem Bautisch. Auf genau 159 Seiten und in 344 Bauschritten soll sie den Baumeister durch den Bau hin zum fertigen Modell führen.
Bereits das angegebene Mindestalter von 14 Jahren zeigt, dass das Modell einen gewissen Anspruch stellt. Das spiegelt sich auch in den einzelnen Abbildungen der Bauschritte wider, wenngleich diese dem Käufer zahlreiche Hilfestellungen mit an die Hand geben. So hat sich auch Mould King dem Schwierigkeitsgrad des dänischen Marktführers angepasst und hält die Anzahl der mit jedem Bauschritt neu hinzukommenden Teile sehr gering – mehr als zehn werden es nur selten sein.
Das kann dazu führen, dass mancher erfahrene Klemmer nur schwierig in seinen Baurhythmus findet, da dieser immer wieder durch die Suche nach neuen Teilen unterbrochen wird. Diese dürften schnell dazu übergehen, sich direkt Teile für mehrere Schritte zurechtzulegen.
Bei Teilen wie Achsen oder Fliesen, deren Größe nicht sofort erkennbar ist, gibt der Hersteller deren Ausmaße immer mit an. Gleiches gilt für Liftarme, auch wenn deren Größe allein durch die vorhandenen Löcher leicht zu erkennen ist. Darüber hinaus werden die benötigten Teile zum besseren Vergleich nicht selten unter den jeweiligen Bauschritten in ihrer Originalgröße abgebildet. So sollten auch Anfänger den Aufbau bewältigen können. Ebenso zeigt die Anleitung an, welche Art von Pins, also mit oder ohne Friktion, an der jeweils angegebenen Stelle eingesetzt werden sollen.
Im Gegensatz zu vielen anderen alternativen Herstellern nutzt Mould King beim vorliegenden Modell nicht das Prinzip der Reduktion, was bedeutet, dass alle Abbildungen in voller Farbdeckung angezeigt werden. Damit der Baumeister jedoch besser erkennen kann, wo genau die neuen Teile eingefügt werden sollen, sind diese mit einem roten Rahmen und roten Pfeilen versehen. Grüne Pfeile zeigen hingegen, wo etwas hineingedrückt werden soll.
Der Aufbau
Der Aufbau der Retro-Schreibmaschine beginnt nicht, wie sonst gewohnt, gemütlich, sondern erfordert gleich kräftige Finger und Handgelenke: So wird über die ersten 26 Bauschritte hinweg der Boden der Schreibmaschine gebaut, der aus drei Lagen schwarzer, später auch blauer Platten unterschiedlicher Größe besteht. Wer sichergehen will, dass alle Plates richtig miteinander verbunden werden und keine Unebenheiten zurückbleiben, kann gerne zu einem kleinen Gummihammer greifen – dabei sollte aber nicht vergessen werden, ein Handtuch über die Steine zu legen, um diese nicht zu beschädigen.
Wie üblich, wenn mehrere Schichten Plates übereinandergelegt werden, wird sich zunächst auch das vorliegende Modell an den Seiten etwas hochziehen, was sich aber im weiteren Verlauf des Aufbaus im wahrsten Sinne des Wortes wieder legen sollte.
Ein Schlitten…
Ist dies nach etwa einer halben Stunde geschafft, entsteht der erste Teil der hellblauen Rückseite und damit die Grundlage für die eingebaute Technik, in diesem Fall die des Schlittens. So soll eine Konstruktion aus unterschiedlich großen Zahnrädern dafür sorgen, dass sich dieser am fertigen Modell bei einem Druck auf die Enter-Taste von rechts nach links bewegt. Doch bereits in diesem Stadium ist zu erkennen, dass die ganze Konstruktion zu viel Spiel besitzt, als das genügend Kraft umgesetzt werden kann, um den Schlitten zu bewegen.
Nach rund 90 Minuten geht es in den zweiten Bauabschnitt, der ebenfalls 90 Minuten dauern wird. Hier wird zunächst die Transportmechanik weiter ausgebaut, wobei vor allem das Anbringen der kleinen Gummiringe an einem Segment etwas Fingerspitzengefühl erfordert. Das einseitige Anbringen an einem Zahnrad sorgt für eine gewisse „Schieflage“, es bleibt aber abzuwarten, wie sich dieses Verhalten später auswirken wird.
Anschließend wird die soeben gebaute Mechanik noch etwas verkleidet, bevor schließlich die Halterungen für die Tasten auf dem Plan stehen. Vorher muss aber noch der Bereich darunter mit 50 großen schwarzen Fliesen in der Größe von 2 × 4 Noppen ausgelegt werden.
…und viele Tasten
Die Montage der vornehmlich aus Technikteilen gefertigten Tasten samt Gestänge wird sich bis in den vierten Bauabschnitt hinziehen, immer wieder unterbrochen von Arbeiten an anderen Stellen. Im Gegensatz zu einer „normalen“ Schreibmaschine fehlen bei diesem Modell die Zahlen und ein Teil der Sonderzeichen, sodass nur drei statt der sonst üblichen vier Tastenreihen eingebaut werden. Auch die Leertaste wird am Ende beim fertigen Modell fehlen, soviel sei bereits verraten.
An dieser Stelle zeigt sich aber ebenso die gute Umsetzung der Bauanleitung, in der bei den Tasten direkt von vorneherein angegeben wird, welche mehrfach gebaut werden sollen. Dies hat den Vorteil, dass der Baumeister die Wahl hat, entweder jeden Bauschritt direkt mehrfach auszuführen oder jede Taste einzeln zu bauen. Diese werden für die untere Reihe mit zwölf Tasten in drei verschiedenen Ausführungen gefertigt. Wer etwas umständliches „hantieren“ vermeiden möchte, sollte direkt die mit den jeweiligen Buchstaben bedruckten 2 × 2 Rundfliesen vor dem Einsetzen auf das Gestänge anbringen, hier wäre eine andere Reihenfolge in der Bauanleitung sicherlich hilfreicher gewesen. Baumeister aus Deutschland sollten an dieser Stelle darauf achten, dass sie für eine hierzulande übliche QWERTZ-Tastaturbelegung die beiden Tasten „Z“ und „Y“ entgegen der Anleitung vertauschen müssen.
Sind die ersten Tasten eingesetzt und mit elf und zwölf Noppen langen Achsen arretiert, geht es im dritten Bauabschnitt direkt zu den zehn darüberliegenden Buchstaben. Für diese sind die Tasten durch unterschiedliche Winkel bei den Konnektoren etwas anders konstruiert, auch wenn die Technik dahinter im Wesentlichen identisch bleibt. Erneut werden wieder zehn Tasten auf einmal sowie zwei weitere Varianten gebaut, wobei die sich auf der rechten Seite befindliche Enter-Taste, aufgrund ihrer Breite, aus Stabilitätsgründen wiederum aus zwei zusammengesetzten Einzelexemplaren besteht. Bevor diese ebenfalls mit unterschiedlich langen Achsen befestigt werden, müssen noch zwölf kleine Gummis um die Gelenke gelegt werden, um diese und die später darüber liegende Reihe in der Höhe zu halten.
Verhaltene Mechanik
Zuletzt folgt die obere Tastenreihe, bei der direkt alle zwölf Taster auf einmal gebaut werden können, was aufgrund der geringen Größe auch schnell von der Hand geht. Damit ist die Tastatur fertiggestellt. Aber auch hier zeigt sich bei den ersten Tests, dass sich die vier Typenhebel beim Drücken einer der Tasten nur leicht anheben – und auch hier ist dafür nicht wenig Kraft erforderlich. Aber noch etwas anderes fällt auf: Einige Tasten sind nicht sauber von den darunter liegenden getrennt, sodass diese mit heruntergedrückt werden.
Im weiteren Verlauf wird sowohl auf der linken wie auch auf der rechten Seite die Mechanik für die später angebrachte und sich bei einem Tastendruck bewegenden Nachahmungen der Farbbandrollen gebaut, die gleichzeitig einen weiteren Teil der blauen Verkleidung beinhaltet. Gerade bei der Mechanik wird auf viele kleinere Teile gesetzt, dennoch sollte die Umsetzung auch Ein- sowie Umsteigern keine großen Probleme bereiten.
Der Bau der Verkleidung wird zu Beginn des fünften Bauabschnittes noch etwas weitergeführt, bevor die Mechanik, welche zumindest die später noch angebrachten vier Typenhebel mit den vermeintlichen Buchstaben bewegen soll, eingebaut wird – eine komplette Mechanisierung mit allen Tasten und Lettern sollte aufgrund des geringen Platzangebotes nicht erwartet werden. An dieser Stelle hat der Baumeister bereits mehr als die Hälfte des Aufbaus hinter sich gebracht.
Kurzes Durchatmen
Es folgt der ganz in Schwarz gehaltene Schlitten, der später auch die Walze aufnehmen wird. Nach dem Zusammenbau der Mechanik in den vorhergehenden Bauabschnitten, die schon ein hohes Maß an Konzentration erfordert, dürfte der Baumeister über das kurze entspannte Baustein-auf-Baustein-setzen dankbar sein, bei dem auch mal der eine oder andere Gedanke schweifen gelassen werden darf. Mit einer Dicke von zwei Noppen fällt die Umrandung massiv aus, wodurch der Schlitten sehr stabil, aber auch recht schwer wird – damit wird die bereits beschriebene Mechanik später ihre Probleme haben. Bei dem Gewicht des Schlittens wird es nicht bleiben, denn in den nächsten Bauschritten werden die Walze und das nachgebildete Papier hinzukommen.
Kurz vor Ende des fünften Bauabschnitts wird noch mit der Drehwalze begonnen. Diese ist zwar bereits nach 20 Minuten fertig zusammengesetzt, wird sich aber ebenfalls als eine sehr fragile Konstruktion erweisen. Das liegt nicht zuletzt auch an den verschiedenen Teilen, die hierbei zum Einsatz kommen und zu denen Felgen, 4 × 4 und 6 × 6 Noppen großen Roundplates, teilweise auch mit einem 2 × 2 Noppen großen Loch sowie 4 × 4 große Rundsteine gehören. Diese werden zwar zusammengebaut im Inneren mit elf und zwölf Noppen langen Achsen sowie einem 15er Liftarm stabilisiert, doch gerade die Achsen sind so kurz gewählt, dass die als Drehgriff an den Seiten angebrachten 4 × 4 Roundbricks kaum Halt haben und die Walze somit kaum gedreht werden kann. Die Schwächen in der Stabilität sind dabei in der Konstruktion und nicht in den Steinen zu suchen: Die Achsen weisen exakt die gleiche Länge wie die Varianten des dänischen Marktführers auf und auch die Klemmkraft der Steine und Platten ist gut. Auch lassen sich die Achsen nicht so einfach durch längere Exemplare austauschen, da die Walze bereits mit einer Noppe mehr nicht mehr in den Schlitten passt.
Zielgerade
Zuletzt werden noch zahlreiche Elemente und Verzierungen, die zu einer Schreibmaschine gehören, angebracht, zu denen unter anderem auch das durch verschiedene Plates und Fliesen umgesetzte Papier gehört. Die Aufkleber, die den Briefkopf darstellen, sollen laut Anleitung erst zum Schluss und damit am fertigen Modell angebracht werden, es empfiehlt sich jedoch, dies bereits vor dem Anbringen des „Papiers“ auf die Walze zu tun, da die entsprechenden Stellen dann wesentlich besser zu erreichen sind.
Anschließend wird die Umrandung weiter ausgebaut und der obligatorische Hebel, dem im Modell keine Funktion innewohnt, aus verschiedenen Chrome-farbenen Platten und Fliesen zusammengebaut. Weiter wird die blaue Verkleidung mit dem Ausbau in Front und über der ersten Tastenreihe abgeschlossen.
Die letzten Seiten der Bauanleitung gehören der Klammer, die normalerweise das Papier an die Walze drückt, dem angedeuteten schwarzen und roten Farbband mit seinen beiden Rollen an den Seiten, die sich beim Drücken der Tasten mitdrehen sowie den vier beweglichen und den restlichen angedeuteten Typenhebeln. Gerade beim Farbband handelt es sich erneut um eine recht wackelige Konstruktion, bei der beim Anbringen der Teile nicht mit zu viel Kraft gearbeitet werden sollte, da sonst zu schnell Teile abfallen und in die Mechanik fallen könnten – hier kann dann nur noch eine Pinzette helfen.
Die Aufkleber für den Hersteller und die Set-Nummer genau aufzukleben gestaltet sich zum Schluss noch einmal schwierig, da diese etwas größer als die Steine darunter gefertigt sind, so dass diese zumindest an zwei Seiten leicht überstehen. Danach ist das Modell nach rund acht Stunden fertig aufgebaut.
Qualität der Steine
Durch das Zurückgreifen auf die Dienste des Steineherstellers GoBricks fällt die Qualität der einzelnen Bauelemente auch beim vorliegenden Modell von Mould King sehr gut aus. Die schwarzen Fliesen wirken in Bezug auf die Oberflächenbeschaffenheit jedoch teilweise etwas stumpf, liegen in dieser Hinsicht aber immer noch mindestens auf dem Niveau des Marktführers – andere Hersteller bieten hier eine deutlich niedrigere Qualität. Auch bei der Farbgleichheit bleibt das Modell unauffällig, was wiederum einen deutlichen Vorsprung vor dem dänischen Hersteller bedeutet. Überzeugen können außerdem die vielen chromfarbenen Teile, die das Set zur Andeutung der in Schreibmaschinen verwendeten Metallteile mit sich führt.
Die Klemmkraft bewegt sich auf einem angenehmen Niveau und schafft damit den Spagat, dem Modell sowohl die nötige Stabilität zu verleihen wie auch bei Fehlbauten Teile schnell wieder lösen zu können.
Etwas anders sieht es bei den Aufklebern aus, bei denen die Hintergrundfarbe sichtbar von der Farbe der Steine abweicht, auf die sie geklebt werden sollen. Dies schmälert doch etwas den Gesamteindruck. Die Drucke der Tasten hinterlassen dagegen einen sehr guten Eindruck.
Fazit
Wer mit dem Modell der Retro Schreibmaschine eine funktionsfähige Schreibmaschine erwartet hat, dürfte enttäuscht werden. Selbst die wenigen integrierten Funktionen können kaum überzeugen – ob sich die vier Typenhebel nur leicht oder ganz anheben lassen, dürfte am Ende aufgrund der geringen Anzahl letztlich nur eine untergeordnete Rolle spielen. An anderen Stellen ist die Mechanik mit der ihr zugedachten Funktionen heillos überfordert: So besitzen die einzelnen Elemente, die für die Bewegung des Schlittens sorgen sollen, so viel Spiel, dass die Kraft beim Drücken der Enter-Taste gar nicht in ausreichendem Maße übertragen werden kann und der Baumeister eher befürchten muss, dass die Taste bricht.
Gleiches gilt für einige Segmente, wie die links und rechts angebrachten Typenhebel oder die Walze, die das „Kunststoffpapier“ halten soll, die sehr fragil gefertigt sind und einem längeren Gebrauch ohnehin nicht standhalten würden.
Stellt das Set somit einen kompletten Fehlkauf dar? Keineswegs, denn als reines Vitrinen-Modell, einmal aufgebaut und dann nie wieder angerührt, macht es eine sehr gute Figur. Dafür spricht ebenso die gute Steinequalität mit überzeugender Klemmkraft und hoher Farbgleichheit für das Set. Lediglich die schwarzen Fliesen wirken für die Verhältnisse des Steineherstellers GoBricks ein wenig stumpf, können aber ohne Probleme mit denen des dänischen Marktführers mithalten. Einen weniger guten Eindruck hinterlassen lediglich die beigelegten Aufkleber, deren Hintergrundfarbe sich sichtbar von der der Steine unterscheidet. Zwingend nötig dürften diese jedoch nicht sein: Das Modell dürfte sehr gut ohne das Hersteller-Logo und die Set-Bezeichnung in Front auskommen und in Schreibmaschinen dürfte auch schon das eine oder andere vollkommen weiße und damit leere Blatt Papier eingespannt worden sein.
Der Zusammenbau ist, zumindest was die Mechanik anbelangt, mitunter anspruchsvoll, sollte aber bei ausreichender Konzentration kein Problem darstellen. Dazu trägt auch die gut umgesetzte Bauanleitung bei.
Zur Autorin:
Sylwia Schäfer ist seit Kindertagen von Schreibmaschinen fasziniert und kann sich diesem Reiz bis heute nicht entziehen. Kreativ tobt sie sich vor allem mit Linoldrucken, sowie Aquarell, Acryl und Tusche zeichnerisch und malerisch aus, wobei sie ihre Kreationen in den sozialen Netzwerken unter ihrem Pseudonym „Papiermeise“ vorstellt.
Anmerkung zum Review
Die Retro-Schreibmaschine 10032 von Mould King wurde Just Bricks freundlicherweise von freakware für diesen Review zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme auf den Artikel fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand ebenfalls nicht.
>> Mould King 10032 – Retro Schreibmaschine bei freakware
Mould King 10032 – Retro Schreibmaschine im Review – Slideshow
Mould King 10032 - Retro Schreibmaschine im Review
- schöne Optik, insbesondere die runden bedruckten Tasten
- schöne Details
- chromfarbene Teile
- gute Teilequalität
- verständliche Bauanleitung
- gutes Preis-Leistungsverhältnis
- anspruchsvoller, aber nicht überfordernder Aufbau
- Hintergrundfarbe der Aufkleber stimmt nicht mit Farbe der Steine überein
- Schwächen bei der Mechanik
2 Kommentare
Heiko b
Hallo sylwia,
Vielen Dank für den ausführlichen Beitrag zum Schreibmaschinen bausatz inklusive geschichtstour durch die Jahrzehnte seit der Erfindung der analogen datenverarbeitungsanlage
Dieser Beitrag ist für mich ein weiterer Beleg für die Sehnsucht nach alten Daten und bildträgern, wie kassette, lp, Analogfilm usw beileibe nicht nur in Deutschland
Danke nochmals für für jedes Wort und jedes Bild
Heiko b
Habe mir in den letzten Tagen nochmals den Beitrag zum Schreibmaschinen modell von mould king zu Gemüte gezogen und musste dabei bemerken, dass auch mould king anscheinend mit dem Problem mit den ge bzw verbogenen bauplatten zu kämpfen hat
Ich und beileibe nicht nur ich haben und hatten dieses Problem auch bei playtive bausätzen, wie z b die bausätze aus der lucky luke Reihe mit den Gebäuden und bei den bibi und tina Reihe, und auch bei dem camper aus der Serie breaking bad bemerkt welchen Grund dies hat, darüber hab ich leider keine Ahnung und möchte mich daher nicht weiter schreiben hier
Ich hatte und habe übrigens auch Schreibmaschinen, die ich gut gepflegt hatte eine davon war übrigens eine Erika Schreibmaschine in gelb mit dem entsprechenden Koffer in schwarz in Lederoptik leider ist diese beim Umzug heruntergefahren vom schrägaufzug und so war sie leider nicht mehr nutzbar