Eisenbahn-Fans haben bei Lego seit längerer Zeit kein leichtes Leben. Alle paar Jahre wird sowohl der Personen- wie auch der Güterzug einem Re-Design unterzogen, andere Züge, Waggons oder Gebäude zum Ausbau der eigenen Welt bleiben aber weiterhin Mangelware. Der dänische Marktführer in Sachen Klemmbausteine spricht sogar davon, dass die Eisenbahn-Sets bei ihm mittlerweile sogar nur ein Nischenprodukt seien – vergessen wird aber zu erwähnen, dass es der Hersteller selbst war, der diesen Bereich in die genannte Nische gebracht hat. Schaut man sich die Kataloge Ende der 1970er bis Mitte der 1980er an, dann wird schnell erkannt, dass es auch mal anders war.
Dritthersteller füllen die Lücke
Zum Glück haben mittlerweile andere Unternehmen wie BlueBrixx das Potenzial von Eisenbahnthemen erkannt und sorgen für sehr realistische Modelle zu dennoch günstigen Preisen, wie unter anderem die bereits hier vorgestellte V 100 (Review) und den Tiefladewaggon (Review).
Doch wohin soll der Fan gehen, wenn er sein Schienenarsenal erweitern will? Lego selbst bietet kaum eine nennenswerte Auswahl, zudem können die jeweiligen Teile nicht einzeln gekauft werden – vom bei den Ergänzungssets für das Gebotene vergleichsweise hohen Preis einmal abgesehen. Alternative Hersteller bieten mittlerweile zwar ähnliche Schienenteile an, welche in ihrer Charakteristik denen von Lego jedoch gleichen und, vom Preis einmal abgesehen, keine nennenswerte Vorteile bieten und somit auch keine anderen Konstruktionen ermöglichen. Hier hat TrixBrix seine Marktlücke gefunden und offeriert Schienenteile, welche bei Lego schon lange ausgestorben sind oder so nie hergestellt wurden. Doch das hat auch seinen Preis.
Großes Angebot
Das Arsenal des polnischen Herstellers ist im Laufe der Zeit stark angewachsen. Neben Schienen in verschiedenen Ausführungen, darunter auch unterschiedliche Kurvenradien, werden verschiedene Weichen, Kreuzungen oder Brückenteile angeboten. Zuletzt wurde das Portfolio mit Fernsteuerungen für Weichen ergänzt – ältere Leser werden sich noch an die vor 40 Jahren eingeführten Lego-Exemplare des 12V-System erinnern, welche vor vielen Jahren vom Markt genommen wurden.
Interessierte, welche zum ersten Mal den Shop TrixBrix besuchen, dürften zunächst von den Preisen ein wenig zurückschrecken. Dieser ist jedoch auf einen einfachen Umstand zurückzuführen: Die angebotenen Produkte werden nicht wie sonst üblich im Spritzgussverfahren gefertigt, sondern im 3D-Druck. Dies bedeutet im Umkehrschluss eine kleinere Stückzahl und höhere Herstellungskosten. Zudem werden die Erzeugnisse nicht in einem Stück gefertigt, sondern in kleinere Segmente unterteilt. Das hat Vorteile für Hersteller und Käufer: Ist ein Produkt gerade weniger gefragt, können einige der Teile auch für andere Konstruktionen verwendet werden – das unternehmerische Risiko sinkt. Der Käufer erhält zudem die Möglichkeit, Variationen des eigentlichen Sets zu erstellen oder die einzelnen Teile für andere oder größere Konstruktionen zu verwenden.
Im hiesigen Review werden folgende Lösungen von TrixBrix genauer betrachtet und auf ihre Qualität hin begutachtet werden:
- Linke Weiche R104 (Link) 17.- Euro
- Doppelte Kreuzweiche R40 (Link) 21.- Euro
- Doppelte Kurvenkreuzweiche R40 (Link) 42.- Euro
- Kreuzung 90 Grad (Link) 7,70 Euro
- Kreuzung 45 Grad rechts (Link) 7,70 Euro
Generelle Qualität
Sehr positiv fällt zunächst die Verpackung auf: Alle Segmente werden nicht einfach in einer Kunststoffhülle, sondern in wiederverschließbare Zip-Beutel an ihre Käufer versendet. Dies bedeutet weniger Abfall, da die Beutel an anderer Stelle weiter verwendet werden können.
Der Unterschied in der Herstellung ist den Schienensegmenten von TrixBrix auf den ersten Blick anzusehen und auch zu fühlen: Gegenüber den Schienen von Lego weisen die Varianten des polnischen Herstellers eine etwas dunklere Färbung auf, zudem fällt die Oberfläche spürbar rauer aus. Zu einem Schienenstrang zusammengelegt fällt der Farbunterschied jedoch kaum noch auf, wer sich dennoch daran stört, kann die Schienen mit Plates in der gewünschten Farbe überbauen.
Die Fertigung der Segmente ist hochwertig und sehr stabil – selbst unter einem gewissen Kraftaufwand lassen sich diese nicht dauerhaft verbiegen. Die Klemmverbindungen fassen gut und halten sowohl die einzelnen Komponenten eines Weichen- oder Kreuzungssets wie auch die Gleisanlage gut zusammen – dies gilt auch in Kombination mit Schienen anderer Hersteller. Bei allen Exemplaren sind die Schieber der Weichen zwar leichtläufig, sie lassen aber ebenso deutlich spüren, wann die Zunge in der richtigen Position angekommen ist.
Auch bei den Fahreigenschaften kommt keine Kritik auf – die Übergänge zwischen den einzelnen Komponenten einer Weiche oder die Verbindungen zu anderen Schienen erfolgen fast nahtlos und bergen somit keine zusätzliche Geräuschentwicklung. Selbst bei komplexen Weichen wie die doppelte Kreuzweiche fährt ein Zug ohne Störungen darüber – nichts hakt oder ruckelt. Es sollte aber dabei bei den Zügen und Wagons auf eine gewisse Bodenfreiheit geachtet werden. Auch wenn sich die Originalschienen und -weichen hierbei deutlich unauffälliger verhalten kann bei den TrixBrix-Varianten durch den komplexeren Ausbau des Innenteil der Weichen und Kreuzungen ein Zug schnell entgleisen. Normal gebaute Züge und Waggons bekommen jedoch keine Probleme.
Im Gegensatz zu den Originalweichen von Lego erlauben die TrixBrix-Varianten zudem geringere Abstände der Gleise zueinander, was besonders Bahnhöfen oder Rangierbereichen zugutekommt.
Die 90-Grad-Kreuzung misst eine Länge von rund 13 Zentimetern für beide Gleisstränge, also ein Schienenelement. Neben dieser umfasst das Angebot von TrixBrix auch eine kürzere Variante, welche lediglich das kreuzende Mittelstück beinhaltet und mit 6 Euro etwas günstiger zu erstehen ist. Diese eignet sich vor allem für kompaktere Gleisanlagen. Die Kreuzung mit einem Winkel von 45 Grad eignet sich neben der normalen Zusammenführung von gerade Gleisteilen auch für die Verbindung von Kurven.
Die linke Weiche ist im Radius 104 gefertigt, was eine langgezogene Kurve des abweichenden Gleisteils nach sich zieht. Die Weiche setzt sich aus vier Einzelteilen zusammen, darunter Zunge sowie Herzstück und misst in ihrer gesamten Länge rund 32 Zentimeter. Auch hier lässt sich der Schieber zur Weichenstellung leicht verstellen, rastet aber ebenso spürbar ein.
Die Doppelweiche R40 setzt sich aus zwei doppelten Segmenten sowie der eigentlichen Kreuzung zusammen, welche auf jeder Seite einen Bogen im entsprechenden Radius ermöglicht. Während sich das R104-Pendant vor allem für gerade Schienensegmente eignet, ermöglicht die R40-Variante das Kombinieren von zwei Kurven. Die Weiche enthält vier Zungen und ermöglicht so von jeder Zufahrt aus den Verbleib auf der jeweiligen Seite oder das Wechseln auf den anderen Strang.
Die doppelte Kreuzung besteht wie die Doppelweiche ebenfalls aus fünf Teilen mit vier Zungen und hat sich im Test als besonders flexibel erwiesen. Während die von TrixBrix vorgegebene Zusammensetzung der Einzelteine ein Wechseln des Zuges auf ein parallel verlaufendes Gleis erlaubt, ermöglicht ein Tausch der Zungenteile die Verwendung der Weiche in einer Kurve – wenn auch weniger kompakt als die Doppelweiche.
Fazit
Das Angebot von TrixBrix hält eine Vielzahl von Schienensegmenten bereit, welches das Herz eines jeden Zugliebhabers höher schlagen lässt und mehr als nur eine Ergänzung zu den Schienen von Lego darstellt.
Die Qualität lässt zumindest bei den hier vorgestellten Sets keine Wünsche offen, lediglich der leichte Farbunterschied könnte manchen Puristen etwas aufstoßen. Die rauere Oberfläche sollte darüber hinaus nicht unbedingt als Nachteil gesehen werden, auf der Testanlage hatte es den Anschein, als würde diese für deutlich mehr Haftung bei den Antriebsrädern sorgen. Übergänge zwischen den einzelnen Segmenten und zu anderen Gleisen fallen fließend aus und sorgen für eine ruhige Überfahrt.
Die hier gezeigten Weichen und Kreuzungen können somit mit ruhigem Gewissen empfohlen werden. Lediglich die von TrixBrix geforderten Preise könnten dem einen oder anderen Baumeister weniger gefallen, wobei sich die hier gezeigten Exemplare noch in einem gewissen Rahmen halten. Für den „Monster Crossover R104“ muss mit 89 Euro deutlich tiefer in die Tasche gegriffen werden, dieser setzt sich dann aber auch aus 20 Einzelteilen zusammen und ermöglicht den Spurwechsel über drei Gleise hinweg.
Anmerkung zum Test
Die getesteten Schienen wurden Just Bricks freundlicherweise von TrixBrix für den Review kostenlos zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme auf den Artikel fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand ebenfalls nicht.
4 Kommentare
Pipapops
Der positive Bericht freut mich. Ich bin auch schon fleißig am planen, welche Weichen ich am besten für mein anstehendes Projekt holen sollte.
Könnt ihr vielleicht noch die neuen Automatisierungsset mit Weichenmotoren etc vorstellen? Da bin ich auch sehr gespannt, wie gut das im Test funktioniert und welche Möglichkeiten sich damit noch ergeben.
Michael Schäfer
Die habe ich auch schon auf dem Zettel und werde die Tage für ein paar Samples anfragen. Wenn ich sie bekommen sollte kann es dennoch ein Weilchen dauern, bis der Review fertig ist. Ich werde zudem versuchen, auch noch andere Schienensegmente von TrixBrix zu bekommen.
Pipapops
Super, ich freue mich drauf. Hast du auch vor evtl. einen Vergleich mit 4Dbricks zu machen?
Michael Schäfer
Wir haben hier einiges auf den Schirm, die Sache ist jedoch Testsamples zu erhalten. Wir kaufen zwar schon viel selbst, aber alles ist nicht möglich. Ich werde mal anfragen und dann schauen wir mal…