Mit der eigenen Power-Machinery-Reihe hat Wange Sets in der Tradition der motorisierten Universalbaukästen der Technik-Serie von Lego Anfang der 1980er veröffentlicht, mit welchen der chinesische Hersteller Kindern technische Zusammenhänge anschaulich näherbringen will. Jeder der Baukästen besitzt unterschiedliche Schwerpunkte wie Bewegung, Kräfte oder wie beim nun beschriebenen Set Mechanik.
Der Inhalt
Das Set mit der Nummer 1404 beinhaltet 296 Teile, darunter einen Motor sowie die dazugehörige Batteriebox. Ein Akku kann zum Verkaufspreis von knapp über 30 Euro dagegen nicht erwartet werden. Die Verbindung zwischen beiden Komponenten erfolgt über ein Kabel mit Micro-USB-Anschluss auf beiden Seiten, welches zwar nicht alltäglich ist, ein Ersatz dürfte jedoch schneller zu beschaffen sein als bei proprietären Lösungen. Ein normales USB-Kabel wäre hierbei dennoch die bessere Lösung gewesen, würde aber auch mehr Platz benötigen. Darüber hinaus besitzt die Antriebseinheit zwei LED in den Farben Grün und Blau, welche je nach Laufrichtung schwach aufleuchten.
Leicht umsetzbare Modelle
Zum Set gehören neben den Steinen zwei Bauanleitungen, welche die Vorlagen der vier zu bauenden Modelle liefern. Wange bedient sich bei den Abbildungen ebenfalls der aus seiner Architektur-Serie bekannten Reduktion, bei der nur neu hinzuzufügende Teile farbig dargestellt werden, bereits verbautes wird dagegen ausgegraut. Das mag bei den sich eher an erwachsene Baumeister richtende Bauwerke funktionieren, zumal diese in den meisten Fällen gleiche Farben besitzen, Kinder könnten dagegen an einigen Stellen Probleme mit der Orientierung bekommen. Dies einmal außer Acht gelassen sind die Anleitungen leicht verständlich und können einfach nachgebaut werden.
Auf den Rückseiten wird mit QR-Codes auf zwei Apps hingewiesen, welche den Eindruck erwecken, dass mit diesen weitere Anleitungen abgerufen werden können. Dies ist aber nicht der Fall, hier handelt es sich lediglich um das Spiel „Wange Flight Hero“, welches jedoch weder für Android noch für iOS in unseren Gefilden erhältlich ist, und der in China sehr weit verbreiteten Messenger-Applikation „WeChat“, welche Kinder in dem Alter auch nicht selbstständig installieren sollten. Daher können beide Codes getrost ignoriert werden.
Qualität der Steine
Die Steinequalität fällt beim vorliegenden Set eher durchschnittlich aus und kann einem Vergleich zur Architektur-Serie von Wange nicht Stand halten. Dies wird bei den in Form der älteren Technik-Bricks gehaltenen Steinen bereits bei der ersten Sichtung deutlich. So wirken diese an ihrer Oberfläche spröder und vermitteln den Eindruck, bereits 10 Jahre in einer ständig genutzten Bausteinkiste gelegen zu haben. Dazu tragen auch die ausgebleicht wirkenden Farben bei. Die Klemmkraft befindet sich dagegen in einem guten Bereich.
Die Qualität der weiteren Teile in Form der neueren Steckverbindungen sowie Zahnräder, Stangen, Pins und anderen Steinen fällt dagegen besser aus und ist durchaus mit der von Lego vergleichbar.
Die an den Seiten schräg ablaufenden Grundplatten dürften den einen oder anderen Baumeister, der bereits Sets des Herstellers gebaut hat, bekannt vorkommen.
Die Komponenten sind vollkommen mit denen des dänischen Marktführers kompatibel, wenn auch manche Teile wie die großen Zahnräder äußerlich etwas anders beschaffen sind. Dennoch sind sowohl Achsen wie auch Zahnräder gegeneinander austauschbar. Leider setzt sich der weniger gute Eindruck auch bei den Zahnrädern fort, welche unter Bewegung seitlich nicht gleichmäßig laufen. Darüber hinaus hätte sich Wange bei deren Anzahl großzügiger zeigen müssen, drei Zahnräder in drei verschiedenen Größen sind eindeutig zu wenig. Spätestens wenn die kleinen Baumeister eigene Modelle bauen wollen und noch keine anderen Techniksteine besitzen, werden sie durch die geringe Anzahl stark limitiert. Die Pins dagegen sitzen oftmals deutlich fester und lassen sich dadurch schwerer wieder lösen.
Bei der Batteriebox könnte die Verwendung von wiederaufladbaren Batterien zu Problemen führen: Diese sind nicht selten den einen oder anderen Millimeter dicker als normale Einweg-Batterien, womit diese nicht immer in elektronische Geräte passen. Gleiches gilt bei den hier verwendeten AA-Batterien. Bei der normalen, nicht wiederaufladbaren Variante wird es schon knapp, bei Akkus muss beim Einsetzen kräftiger nachgedrückt werden. Darüber hinaus wird der Deckel mittels einer Schraube verschlossen, welche jedoch nicht im Deckel verbleibt. Geht sie einmal verloren, lässt sich die Abdeckung nicht mehr fest mit der Box verbinden.
Die Modelle
Während andere Lernbaukästen meist mit einfachen Modellen starten um sich im Anschluss immer weiter an das jeweilige Thema heranzutasten, legt Wange direkt mit dem größten Modell los, welches die Kolbenarbeit bei Motoren verdeutlichen soll. Die Bauzeit sollte auch bei Anfängern 45 bis 50 Minuten nicht übersteigen.
Der Zusammenbau dürfte keine Schwierigkeiten bereiten, alles ist in der Anleitung gut geschildert. Das fertige Modell läuft jedoch ein wenig hakelig, was zum einen an der geringen Kraft des Motors liegt, welche für die hier gebauten Modelle zwar ausreicht, aber dennoch bei weitem nicht den Drehmoment eines Motors der Power-Funktions-Generation von Lego oder Alternativen anderer Hersteller herankommt. Zum anderen sind vor allem die großen Zahnräder nicht richtig ausgerichtet, so dass diese beim Drehen „eiern“. Durch die Verbindung zum Motor mittels einer Kette entsteht hier ein deutliches Knarzgeräusch sowie ein unrundes Laufen.
Beim zweiten Modell soll anschließend eine Art zweibeiniger Dinosaurier gebaut werden, bei welchem sich die Bauzeit bereits auf rund eine halbe Stunde reduziert. Auf größere Probleme sollten junge Baumeister auch hierbei nicht stoßen, das Ergebnis enttäuscht jedoch ein wenig: So wird auf den Bildern und der Anleitung der Eindruck erweckt, dass das fertige Modell selbstständig laufen kann. Das ist aber nicht der Fall, es torkelt eher auf der Stelle und fällt irgendwann um. So etwas muss während der Entwicklung auffallen.
Als die beiden letzten Modelle, welche jeweils rund 15 Minuten in Anspruch nehmen, werden ein Klappstuhl, bei welchem die Mechanik im Mittelpunkt steht sowie ein mechanischer Hammer geführt. Diese sind ebenfalls einfach zu fertigen.
Fazit
Das Power-Machinery-Set 1404 von Wange hinterlässt einen eher gespaltenen Eindruck. Das fängt bei der teilweise weniger guten Qualität einiger Teile an, welche von anderen Herstellern nach ein paar Jahren Nutzung nicht schlimmer aussehen würden. Andere neuere Teile sowie Pins, Achsen und Zahnräder weisen dagegen eine deutlich höherwertige Beschaffenheit auf, auch wenn die großen Zahnräder eher unrund laufen und vor allem die grauen sowie schwarzen Pins teilweise sehr schwer wieder zu lösen sind.
Aber auch die Qualität der Modelle lässt teilweise zu Wünschen übrig. Das liegt zum einen an der eher mauen Leistung des mitgelieferten Motors wie auch an mancher Konstruktion. So knattert es beim gebauten und eher angedeuteten Kolbenmotor aufgrund der unrund laufenden Zahnräder sehr stark, der Dinosaurier fällt eher um als dass er läuft.
Bei einem Preis zwischen 30 und 35 Euro wäre es ein eher besserer Ratschlag, sich nach einem Karton mit gebrauchten Steinen samt Motor umzuschauen. Diese Kombination dürfte im schlimmsten Fall immer noch die gleiche Qualität wie beim hier vorgestellten Set besitzen, dafür dürfte die Anzahl der Teile zahlreicher sein – besonders in Hinblick auf die Menge der Zahnräder. Dass Wange es auch anders kann, beweist das Unternehmen immer wieder bei seiner Architektur-Serie, hier kann es aber weniger überzeugen.
Wange Power Machinery 1404 im Review
- lehrreiche Modelle
- Schwierigkeitsgrad gut für Kinder geeignet
- Motor mit getrenntem Batteriefach und USB-Verbindung
- Qualität der klassischen Technik-Bricks ungenügend
- Motor mit niedrigem Drehmoment
- geringe Anzahl an Zahnrädern, besonders für Eigenkonstruktionen
- großes Zahnrad läuft unrund was für deutlich hörbare Laufgeräusche sorgt
- graue und schwarze Pins lassen sich oft kaum wieder lösen
- manche Modelle von weniger guter Qualität, so kippt der Dinosaurier immer um anstatt zu laufen