Twitter war das erste sozialen Netzwerk, auf dem Just Bricks kurz nach seinem Start im September 2019 präsent war. Die Vorkommnisse nach der Übernahme und der Umfirmierung in „X“ haben für uns aber mittlerweile eine Entwicklung genommen, die wir nicht mehr mittragen wollen. Eine Nachricht in eigener Sache.
Seit langer Zeit verfolgen mein Kollege Andreas Frischholz, mit dem ich zusammen für das IT-Portal ComputerBase die weltweite Netzpolitik beleuchte und über diese berichte, und ich die Entwicklung, die Twitter nach der Übernahme durch Elon Musk in den letzten Monaten genommen hat. Hin und wieder blieb es dabei bei einem leichten verwunderten Stirnrunzeln, meist folgte aber ein fast schon resignierendes innerliches Kopfschütteln. Zu den Gründen zählen für mich nicht nur der besonders in den letzten Wochen mehrfach in die Kritik geratene Umgang mit Falschmeldungen, auch der Umgang mit kritischer Berichterstattung stieß mir gerade als Journalist übel auf. Als Folge haben mittlerweile zahlreiche namhafte Wissenschaftler die Plattform verlassen, was wiederum nur einen Anfang dargestellt hatte. Dass weitere Gruppen folgen könnten und auch werden, verdeutlichte sich ein paar Tage später: Einer Studie zufolge haben seit der Übernahme der Plattform und der Umfirmierung in „X“ rund die Hälfte der Nutzer, die in Diskussionen über Umwelt- und Klimaschutz beteiligt waren, den Nachrichtendienst verlassen.
Da Musk zur Kosteneinsparung die Belegschaft innerhalb eines halben Jahres von vormals rund 8.000 Mitarbeitern auf nur noch rund 1.500 verringerte, scheint das Unternehmen auch nicht mehr seinen rechtlich auferlegten Pflichten nachzukommen, weswegen das Bundesamt für Justiz im April dieses Jahres ein Bußgeldverfahren gegen „X“ einleitete. Auch scheint der Dienst das Problem mit rechtsextremen Posts nicht in den Griff zu bekommen, weswegen sich immer mehr Werbekunden zurückziehen.
Doch es ist nicht nur der Umgang mit der eigenen Community, bei der sich „X“ diversen Medienberichten zufolge ebenso nicht immer an die eigenen Regeln gehalten hat, sondern auch die Einschränkungen, mit denen Content-Lieferanten wie wir eingegrenzt werden. So bedurfte es bis vor ein paar Wochen wie bisher lediglich eines normalen „X“-Kontos, um über Plugins automatisch die auf Just Bricks veröffentlichten Beiträge teilen zu können. Dies ist mittlerweile nicht mehr möglich und funktioniert nur noch durch den Gang über die API – doch auch das funktioniert nicht zuverlässig, immer wieder mussten Posts per Hand geschrieben und veröffentlicht werden. Das dürfte auch damit zu tun haben, dass Musk anscheinend stärker kontrollieren will, wie viele Posts Mitglieder des Netzwerkes über Dritt-Anwendungen absetzen und diese ab einer bestimmten Menge zur Kasse bitten will – so ist die Nutzung der API nur für bis zu 1.500 Posts im Monat kostenlos. Das wäre kein Problem, würde das kleinste Abonnement danach nicht erst bei 100 US-Dollar pro Monat beginnen. Diese Begrenzungen gelten nicht für Inhalte, welcher per Browser oder der App veröffentlicht werden. Doch dies wäre selbst für eine kleine Seite wie die unsere auf Dauer nicht umsetzbar – gerade in der Hinsicht, dass wir uns natürlich auch vergrößern wollen und in Zukunft vielleicht mehrere Redakteure ihre Beiträge bei uns veröffentlichen.
Darüber hinaus sollen immer mehr Funktionen exklusiv und kostenpflichtig werden. Zeitweise mussten Nutzer bereits ein Limit der Beiträge, die Nutzer pro Tag lesen konnten, hinnehmen, auch monatliche Zahlungen stehen bereits im Raum. Gleiches gilt für die Idee, dass Links zu Online-Artikeln künftig nur noch mit einem Artikelbild und ohne weiteren Text angezeigt werden sollen. Dieses Vorgehen würde aber diametral zu dem stehen, was beim Bewegen in der Online-Welt immer empfohlen wird: Nicht direkt auf alles klicken! Doch ohne Erklärtext wüsste der Nutzer gar nicht, was ihn auf der anderen Seite erwartet. Natürlich kann auch hier Schindluder getrieben werden, doch ist in solch einem Fall eine Einschätzung dennoch leichter. Darüber hinaus werden Menschen mit Sehbeeinträchtigungen ausgegrenzt, da entsprechende Texte über Screenreader nicht mehr ausgegeben werden. Zwar gibt es aktuell noch die Möglichkeit, entsprechende Infos in den Alternativtext zu verlagern, doch ob dieser in seiner jetzigen Form weiterhin bestehen bleiben wird, ist fraglich. So würde am Ende nur noch die Lösung bleiben, entsprechende Erklärungen in das Bild einzuarbeiten – dem sicherlich bereits nach kurzer Zeit ebenfalls ein Riegel vorgeschoben werden dürfte. Entsprechend gering könnte als Konsequenz das Interesse der Nutzer ausfallen und somit weniger über die Posts auf die eigene Seite gebracht werden.
Ein weiteres Problem, welches vielen nicht bekannt sein dürfte: Mit den im vergangenen September in Kraft getretenen veränderten Nutzungsbedingungen behält sich „X“ das Recht vor, gepostete Bilder für Trainingszwecke der eigenen KI verwenden zu können. In unseren Augen steht dieses Vorgehen in direktem Konflikt zum Urheberrecht.
Die beschriebenen Beispiele sind alles Veränderungen und vor allem eine Entwicklung, die wir als Blog nicht mittragen wollen. Wir wissen auch, dass die Abkehr von „X“ für uns einen nicht geringen Verlust an Reichweite bedeutet. Auf der anderen Seite sind wir aber ebenso der Meinung, dass wir für unsere Sicht auf die Dinge einstehen müssen.
Dass wir mit unserer Ansicht nicht alleine dastehen, zeigt die generelle Abwanderung nicht weniger „X“-Nutzer aktuell, auch Werbekunden nehmen mehr und mehr Abstand. Anfangs noch für 44 Milliarden US-Dollar übernommen, gingen die Einnahmen des Dienstes bereits in den ersten Monaten massiv zurück, im Dezember 2022 soll der Verlust gegenüber dem Vorjahreszeitpunkt sogar 40 Prozent betragen haben. Im April dieses Jahres soll Twitter dadurch nur noch einen Wert von 20 Milliarden US-Dollar aufgewiesen haben, mittlerweile soll der Wert sogar nur noch 8 Milliarden US-Dollar betragen.
Diese Nachricht hat auf den ersten Blick sicherlich nichts mit Klemmbausteinen zu tun, uns war es aber wichtig, die Gründe für unsere getroffene Entscheidung offenzulegen. Darüber hinaus könnte es für den einen oder anderen so aussehen, dass Just Bricks, nachdem es seine Aktivitäten auf „X“ eingestellt hat, nicht mehr existieren würde. Dem wird natürlich nicht so sein – im Gegenteil: Wir haben noch einiges vor. Es wird spannend!
5 Kommentare
Heiko b
Gratulation da haben welche 1 u 1 zusammengezählt und sich von Twitter bzw von x verabschiedet
Solch 1 Unternehmen, dass so handelt wie im Text beschrieben, sollte man recht schnell das Vertrauen entziehen und den entsprechenden Account sperren und löschen ausserdem sollte man alle Einträge entfernen
Nochmals gratulation zu diesem Schritt
Stephan
Als Twitter vor der Übernahme durch Musk im großen Stil zensierte, hattet ihr kein Problem damit?
Michael Schäfer
Zunächst erst einmal bitte über den Begriff “Zensur” informieren. Twitter ist/war genauso wie X ein privates Unternehmnen, welches selbst die Regeln innerhalb der Gesetzmäßigkeiten vorgeben konnte. Das kann jeder finden wie er will. Ich kann aber auch nicht darauf bestehen, in einem Veganer-Forum meine besten Rezepte für Steaks und Buletten zu veröffentlichen. Daher läuft der vermeintliche Vorwurf ins Leere.
Max
Ach freie Meinung mögt ihr also auch net.
Seit der Musk übernahme ist Twitter deutlich besser geworden.
Das ihr alle überall Rechts seht ist schon erstaunlich.
Michael Schäfer
Was Du dann so als “freie Meiunungsäußerung” ansiehst, dürfte bei Deinem Kommentar deutlich werden. Wenn Du damit bewiesene Unwahrheiten, Beleidigungen oder gar Bedrohungen meinst – ja, die mögen wir nicht. Das mit “Rechts” hast Du übrigens ins Spiel gebracht.
Aber man hätte sich ja auch die Mühe machen können, die Punkte im Text argumentativ zu widerlegen, aber das wäre dann anscheinend doch zu viel Aufwand gewesen. Stattdessen “rotzt” man dann lieber so etwas hin. Der Wertverlust, den Twitter alleine in einem Jahr hingelegt hat und die Abwanderung von Nutzern und Werbekunden widersprechen Dir da deutlich.
Aber so ist das nun mal mit der “Wahrheit”: Es verträgt sie nicht jeder.