Abseits von den bekannten Klemmbausteinen aus Kunststoff gehen Hersteller immer wieder neue Wege, auch um das bekannte Spielzeug umweltfreundlicher umzusetzen. Einer dieser Hersteller ist FabBrix, welcher für die Steine komplett auf Holz als Material setzt. Das bringt aber auch Probleme mit sich, wie das Beispiel dies Riesenpandas zeigt.
Das Set des auch als Großer Panda, Bambusbär, Prankenbär oder in China als „große Bärenkatze“ bezeichnete Tieres entstand in einer Kooperation mit dem WWF. Damit ist nicht das bis zur Zusammenlegung der regionalen Programmfenster der ARD im Jahre 1993 bekannte Westdeutsche Werbefernsehen gemeint, sondern der „World Wide Fund For Nature“ (WWF), bis 1986 „World Wildlife Fund“ gemeint – eine Stiftung mit Sitz in der Schweiz, welche sich seit 1961 für den Erhalt der biologischen Vielfalt der Erde, die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen und die Eindämmung von Umweltverschmutzung und schädlichem Konsumverhalten einsetzt.
Der Bär ziert seit 1961 das Logo der Umweltorganisation, als Vorbild diente die 1957 in China geborene Pandabärin „Chi Chi“.
Das Modell
Das vorliegende Set ist für Kinder ab 5 Jahre gedacht und beinhaltet 38 Steine, welche aus, nach Vorgaben des Forest Stewardship Council (FSC) zertifiziertem, Buchenholz aus nachhaltiger Produktion gefertigt sind. Neben diesen führt der Packungsinhalt noch eine Anleitung sowie einen Sticker-Bogen, um zwei Versionen des Pandas bauen zu können.
Das Modell ist hierzulande meist für 20 bis 25 Euro erhältlich, das vorliegende Exemplar wurde in örtlichen Penny-Markt erstanden, wo es für 15 Euro angeboten wurde. Der Hersteller gibt auf der Verpackung an, dass für jede verkaufte Einheit ein nicht näher spezifizierter Betrag an den WWF geht, um dessen Arbeit zu unterstützen.
Das komplette Set ist so konzipiert, dass dieses so wenig wie möglich nicht biologisch abbaubaren oder nicht wieder verwertbaren Müll produziert. So sind die Verpackung aus Karton und die die Steine beinhaltende Tüte aus Papier hergestellt und damit komplett wiederverwertbar.
Die Anleitung
Die beigelegte Anleitung besitzt eine eher blasse und gräuliche Darstellung, was dem Anschein nach auch so gewollt ist. Dennoch sind die einzelnen 11 Bauschritte gut erkenn- und nachvollziehbar. Eine Unterscheidung in der Darstellung zwischen bereits gebauten und neuen Teilen gibt es nicht, lediglich die in der Teilevorschau aufgeführten Steine sind nur mit grauen Konturen und ansonsten weiß gehalten. An der Darstellung ist jedoch jederzeit erkennbar, welche neuen Steine hinzukommen und wo diese aufgesetzt werden müssen.
Der Aufbau
Für den Aufbau der insgesamt 38 Teile werden im Normalfall 10 Minuten benötigt. Das Gefühl beim Zusammensetzen der Steine fällt gegenüber den gewohnten Kunststoffsteinen an vielen Stellen ungewohnt aus, worauf im nächsten Abschnitt genauer eingegangen wird. Außergewöhnliche Bautechniken hält das Model nicht bereit, die unterschiedliche Klemmkraft lässt den Aufbau an einigen Punkten jedoch etwas fragil wirken.
Enttäuschend sind eher die Aufkleber, welche im Grunde nur wenig mit dem auf der Verpackung gezeigten Model gemein haben. Generell können mit diesen zwei verschiedene Versionen des Pandas erzeugt werden. Mit den rosafarbenen Ohren, sowie der rosa Nase soll dem Anschein nach eine Pandabärin dargestellt werden, für die der Hersteller ganz tief in die Klischee-Kiste gegriffen hat.
Dabei fallen die beiden weißen Aufkleber für die weißen Bereiche am Kopf und Bauch größer, die Augen dafür kleiner aus. Das Ergebnis ist ein Gesicht, welches eher an einen Waschbären als an einen Panda erinnert. Ebenso fallen die Sticker für die Ohren sowie die Beine kleiner als auf dem Produktbild dargestellt aus, bei den Pfoten passt das Verhältnis dagegen.
Qualität der Steine
Das Set des Großen Pandas beinhaltet größtenteils bekannte Grundsteine in den Größen 1 × 2, 2 × 2 und 2 × 4 Noppen, schräge Steine in der Breite von 1 und 2 Noppen sowie deren inverse 2-Noppen-Variante und einen auf der Verpackung extra hervorgehobenen 2 × 2-Stein mit Noppen auf beiden Seiten, der hier aber nicht zur Umkehrung der Baurichtung verwendet wird. An der Beschaffenheit der Steine gibt es grundsätzlich nichts auszusetzen, die Oberfläche ist eben und zudem etwas rau, was wiederum zu einer besseren Griffigkeit führt. Holzspäne konnten keine ausgemacht werden.
Das erstmalige Bauen mit Klemmbausteinen aus Holz dürfte sich für jeden Baumeister im ersten Moment etwas ungewohnt sein, unter anderem auch, weil sich die Steine äußerlich deutlich rauer anfühlen. Dem Material geschuldet variiert das Klemmgefühl zudem ständig, einige Steine lassen sich leicht zusammenfügen und fallen daher aber auch wieder leicht auseinander, andere sind dagegen leicht verzogen und benötigen zum Aufeinandersetzen einen so großen Kraftaufwand, dass der Baumeister lieber zu einer Zange greifen würde.
Dazu schreibt auch der Hersteller in der Anleitung, das „aufgrund der hohen Präzision der verwendeten Holzschneidetechniken, können die Steine anfänglich einen engen Sitz haben, was ein Verbinden und wieder Auseinandernehmen erschweren kann. Dieses Verhalten ändert sich aber nach einigen Anwendungen“. Diese Aussage kann jedoch genauso gedeutet werden, dass die Steine aufgrund des Materials generell nach einigen Bauvorgängen ihre Klemmkraft verlieren oder zumindest große Teile einbüßen. Dazu können auch Umwelteinflüsse, wie eine hohe Luftfeuchtigkeit oder größere Trockenheit, beitragen, vor denen ebenso seitens des Herstellers gewarnt wird. Darüber hinaus wird eindringlich darauf hingewiesen, die Bricks von Feuer und Wasser fernzuhalten. Ersteres trifft natürlich auch auf die Kunststoffvertreter zu, die Warnung vor Wasser schränkt jedoch die Verwendung deutlich ein.
Den Umständen geschuldet fällt das Erscheinungsbild des fertigen Modells unterschiedlich aus. Gut klemmende und lockere Bereiche wechseln sich ab, die Spaltmaße würden Baumeister bei normalen Steinen die Hände über den Kopf zusammenschlagen lassen. Das führt ebenso dazu, dass aufeinander oder nebeneinander geklemmte Steine keine gleichmäßigen Übergänge aufweisen, sondern im Grunde immer etwas leicht versetzt auftreten. Darüber hinaus vermittelt der gebaute Panda ein sehr fragiles Bild.
Die Kompatibilität zu anderen Marken ist völlig gegeben, dafür sorgen auch die bekannten Röhren auf der Innenseite der größeren Steine. Aus diesem Grund könnten die FabBrix-Steine in anderen Bauten sicherlich interessante Akzente setzen. Über farbliche Übereinstimmungen muss an dieser Stelle natürlich nicht gesprochen werden.
Fazit
So sehr der Autor dieses Reviews das Ansinnen von FabBrix unterstützen möchte, so schwer kann dieses gegenüber den normalen Steinen bestehen. Das liegt nicht zuletzt am Preis. Bei diesem wird mit den meist geforderten 20 bis 25 Euro kaum ein vernünftiger Gegenwert geliefert, selbst die für das vorliegende Set berappten 15 Euro entsprechen diesem nicht. Dafür weisen die im Set verwendeten Steine eine zu unterschiedliche Klemmkraft auf, was auch dem Material und seinen doch begrenzten Möglichkeiten zuzurechnen ist. Gleiches gilt für die schlechte Passgenauigkeit, welche sichtbare Spalten und auch einen Versatz der Steine zueinander erkennen lässt. Der zu hoch angesetzte Preis rührt aber auch von den schlecht gemachten Aufklebern her, welche das fertige Modell nicht wirklich wie einen Pandabären erscheinen lassen.
Dem Hersteller an dieser Stelle jedoch Profitgier und eine überzogene Preisgestaltung zu unterstellen wäre aber falsch und völlig in die falsche Richtung gegriffen. Holz ist nun mal ein teurer Rohstoff, vor allem wenn er aus zertifiziertem Anbau stammt und bei dessen Fertigung ein gewisser Materialabtrag entsteht. Die Teile, welcher bei der Herstellung normaler Kunststoffsteine übrig bleiben, werden einfach wieder eingeschmolzen und weiter verwertet – bei Holz ist das in dieser Form nicht so einfach möglich. Die sicherlich geringere gefertigte Stückzahl dürfte ihr Übriges dazu beitragen.
Das spiegelt sich dann auch in den generell für solche Steine verlangten Preise wider: So werden für ein Set bestehend aus 500 einfarbigen Grundsteinen verschiedener Formen rund 200 Euro aufgerufen. Lego verlangt für die Classic Box 10696 mit 484 Teilen rund 30 Euro – und das bei einer wesentlich höheren Anzahl verschiedener und vor allem bunter Steine. Ähnlich sieht es auch bei den Steine-Boxen von Q-Bricks aus, welche im Gegensatz zu Lego auch Steine in den Größen von bis zu 1 × 12 und 2 × 8 Noppen beinhalten, welche beim aufgeführten Lego-Set nicht zum Inhalt gehören. Aber auch andere Hersteller von Holzsteinen wie Mokulock schlagen in die gleiche preisliche Kerbe wie FabBrix.
Die herkömmlichen Steine können dazu überall verwendet werden, auch draußen im Sandkasten, während man bei den Varianten aus Holz bei diesem, aufgrund der Feuchtigkeit des Sandes, aufpassen muss.
Natürlich dürfte von einigen Kritikern der bei den üblichen Bricks verwendete Kunststoff als Umweltargument eingebracht werden. Dabei wird jedoch allzu oft die Langlebigkeit von herkömmlichen Klemmbausteinen vergessen: Während die Klemmkraft bei Bausteinen aus Holz bereits nach einer (im Verhältnis) kurzen Zeit nachlässt, kann die Kunststoffvariante deutlich länger genutzt werden. Genau daher werden übliche Steine selten weggeworfen, sondern meist gebraucht weiterverkauft oder an die eigenen Kinder weitergegeben – in der Sammlung des Autors sind noch komplette Sets und Steine von Lego vorhanden, die dieser vor mehr als 40 Jahren geschenkt bekommen hat und mit denen nun auch die nächste Generation in Gestalt des 8-jährigen Sprösslings spielt und baut. Es darf bezweifelt werden, dass die Holzsteine ebenso lange halten. Das macht das herkömmliche Klemmbausteinsystem deutlich langlebiger als alle anderen Varianten.
Als Werbegeschenk würde sich ein solches Set dagegen gut machen, wenn der Hersteller die Aufkleberproblematik in den Griff bekommen würde. Eine wirkliche Chance würde das System im Handel aber nur haben, wenn es deutlich günstiger werden würde, was aufgrund der Materialien eher weniger wahrscheinlich ist. Daher wird es, trotz allem Wohlwollen, weiterhin ein Nischenprodukt bleiben.
Aufgrund der durch das Material hervorgerufenen Limitierungen, ist in den Augen des Teams von Just Bricks keine wirkliche Vergleichbarkeit zu anderen Set „traditioneller“ Herstellung. Daher wurde sich dazu entschlossen, das besprochene Set nicht mit einem Bewertungskasten zu versehen, sondern dieses „außerhalb der Konkurrenz“ laufen zu lassen.