Die BlueBrixx-Version der Viper aus der TV-Serie „Kampfstern Galactica“ stellt ein ansehnliches Vitrinen-Modell dar. Der Weg dorthin ist jedoch mit allerlei Geduldsproben, Flüchen, Verzweiflungen und allem, was einem Baumeister sonst noch passieren kann, gespickt. Vieles davon wäre auch einfacher gegangen.
Das Original
Die „Colonial Viper“ dürfte zumindest dem älteren Semester unter den Klemmbausteinfans ein Begriff sein. Der aus der TV-Serie „Kampfstern Galactica“ stammende Jäger flimmerte in den Jahren 1978 bis 1980 erstmals über die Kanäle, in Deutschland schließlich ab Januar 1981. Hierzulande besaß die Serie die Zeit über den gleichen Titel, im Original wurden die ersten 24 Folgen unter dem Titel „Battlestar Galactica“ geführt, die restlichen 10 Folgen unter „Galactica 1980“, welche öfters als zweite Staffel bezeichnet wurde, im Grunde aber fast schon eine eigenständige Reihe bildet.
Trotz guter Einschaltquoten in den USA wurde die Serie vom Sender ABC abgesetzt, als vermutlichen Grund wurden in den Jahren danach immer wieder die hohen Produktionskosten genannt. Dennoch wurde mit „Galactica 1980“ eine Nachfolgeserie produziert, welche mit dem Original jedoch nur wenig gemein hatte: Die bekannten Gesichter wurden durch neue Charaktere und damit neue Schauspieler ersetzt, der Schauplatz wanderte vom Weltraum auf die Erde. Die Produktion konnte das geringere Budget nicht verheimlichen und so fielen die weiteren 10 Folgen beim Publikum weitestgehend durch.
In der Serie stellt die Viper einen leichten, aber nicht zu unterschätzenden und meist einsitzigen wendigen Jäger dar. Besonders in Erinnerung dürfte SF-Fans der Katapultstart der Jäger von der Galactica und Pegasus aus geblieben sein.
Das Modell
Die Viper ist ausschließlich bei BlueBrixx erhältlich, entweder im eigenen Online-Shop oder in den zwischenzeitlich eröffneten Ladengeschäften. Online müssen knapp 25 Euro berappt werden, ob der Preis im stationären Verkauf ebenso ausfällt, kann an dieser Stelle nicht mit Gewissheit geschrieben werden.
Die vornehmlich in Light Gray gehaltenen 397 Teile werden dem Baumeister wie von BlueBrixx gewohnt in einem neutralen Umkarton ausgehändigt. Den Serientitel „Battlestar Galactica“ dürfte BB aus Lizenzrechtlichen Gründen vermieden haben, „Viper“ sollte dagegen kein geschützter Begriff sein. Inwieweit dies aber alles rechtlich zulässig ist, ist eine Sache von BlueBrixx.
Die Steine sind größtenteils unsortiert in nicht mehr wie bei den anfänglich ausgelieferten Sets in sieben Zip-Beuteln, sondern nun in zwölf zugeschweißten Tüten verpackt. Hier sollte der einfachheitshalber nach Art und Beschaffenheit der Steine sortiert werden, um später keines zu übersehen. Dies kann dabei schon rund 15 Minuten in Anspruch nehmen.
Das Set beinhaltet keine Prints und keine Aufkleber.
Die Anleitung
Die für den Bau der Viper benötigte Anleitung muss wie immer bei BlueBrixx in PDF-Form heruntergeladen werden – gedruckte Anleitungen sind nach wie vor den Pro-Modellen vorbehalten. Besaß der Käufer früher bereits über den Online-Kauf den Zugang zu den Bauanleitungen, müssen sich Käufer aus den stationären Geschäften für den Download zumindest kostenlos bei BlueBrixx anmelden.
Als Darstellungsgerät für die insgesamt 68 Bauschritte empfiehlt sich ein Tablet mit mindestens 10 Zoll Diagonale, 8 Zoll könnten bereits etwas zu klein sein. Smartphones sind für einen bequemen und vor allem augenschonenden Aufbau eher ungeeignet. Den meisten Baumeistern mag eine klassische gedruckte Bauanleitung alleine schon aus Gewohnheit angenehmer sein, doch besitzt die PDF-Form einen großen Vorteil: Mit dieser können Fehler in der Anleitung schnell nach bekanntwerden beseitigt und eine aktualisierte Version bereitgestellt werden.
Die Anleitung selbst ist größtenteils gut aufgebaut, neu hinzuzufügende Teile werden dabei mit einer roten Umrandung angezeigt, welche jedoch hin und wieder leicht übersehen werden kann. An manchen Stellen wundert die Reihenfolge der Bauschritte, an anderen wird wiederum nicht genau gezeigt, wie die einzelnen Teile zusammengesetzt werden sollen – hier wäre eine zusätzliche Abbildung hilfreich, ansonsten kann nur ausprobiert werden. Zudem wird nicht angezeigt, wenn Segmente doppelt gefertigt werden müssen – wie die beiden seitlichen Flügel. Hier ließe sich durch paralleles Bauen einiges an Zeit sparen.
Der Aufbau
Der Aufbau, so viel sei bereits vorausgeschickt, nötigt dem Baumeister sehr viel Geduld ab. Alles fängt recht einfach mit dem vorderen Teil des Rumpfes an. Dieser bildet einen der beiden Hauptteile des Modells, der hintere Teil mit den Triebwerken den anderen. Komplizierte Bautechniken gibt es nicht, dafür aber interessante, zu denen unter anderem die Umkehrung der Baurichtung durch vier 1×1 Bricks Modified gehört. Das Segment erscheint zunächst recht stabil, was sich jedoch spätestens dann ändern wird, wenn der lange Bug gefertigt wird. Diese 15 Noppen lange Einheit enthält einige Stellen, die gut und gerne als Sollbruchstellen bezeichnet werden können und an denen nicht zu fest auf das Gebaute gedrückt werden sollte – was sich im weiteren Verlauf nicht immer verhindern lässt und für einigen Frust sorgen wird. Wie locker das ganze Konstrukt ist, wird auch an dem roten Mitteleinsatz deutlich, welcher nicht bündig zum Rest des Segmentes verläuft, sondern nach hinten unter die obere Kante abfällt. Bei einem leichten Druck auf die Nase schnellt dieser wiederum sofort nach oben.
Mit der Front ist bereits die Hälfte des Bauvorganges geschafft, in der anderen geht es an die Fertigung des Hecks samt Triebwerken und der Flügel. Bei ersterem wird die Konstruktion noch einmal abenteuerlich: So wird der hintere Teil mit dem bereits gefertigten vorderen Teil über zwei Achsen, die durch die Triebwerke gedrückt werden sollen, stabilisiert. Im vorliegenden Modell waren die beiliegenden Achsen jedoch etwas kürzer als in der Anleitung angegeben, sodass diese, wenn sie soweit wie in der Anleitung vorgegeben eingedrückt wurden, die Triebwerke nicht halten konnten. Hierbei war ein Austausch während des Bauvorganges gegen längere Achsen notwendig. Der Vorgang wird jedoch durch die als Kühlrippen fungierenden dunkelgrauen 3×3 Hero Factory Weapon Barrels erschwert, welche ebenfalls in der richtigen Position gehalten werden müssen. Für den nötigen Druck ist eine geeignete Stelle zum Halten ebenso notwendig – welche es an dem Modell aber nicht wirklich gibt. Beim hiesigen Aufbau lösten sich daher mehrfach Teile oder die Triebwerke mussten wieder auseinander genommen werden – eine Geduldsprobe.
Ist dies jedoch einmal geschafft, darf durchgeatmet werden, danach müssen lediglich die Flügel zusammengesetzt werden. Die beiden seitlichen Exemplare werden jedoch lediglich durch zwei 1×2 große Gelenk-Bricks gehalten – ein Ablösen ist quasi vorprogrammiert.
Der komplette Aufbau der Viper dauerte im hiesigen Fall zwei Stunden, wobei ein nicht zu vernachlässigender Teil der Aufbauzeit den sich immer wieder lösenden Segmenten oder dem Auseinandernehmen des bereits Gebautem zur Ausbesserung zuzuschreiben ist. Und auch im fertigen Zustand ist das Modell ein fragiles Etwas, was am besten direkt in eine Vitrine gestellt und nie wieder berührt wird. Auf dem Weg dorthin sollte nirgends zu fest gedrückt und das Modell wie ein rohes Ei behandelt werden, dann besteht eine reale Chance den Umzug unbeschadet zu überstehen.
Qualität der Steine
Bei der Viper handelt es sich um eines der älteren BlueBrixx-eigenen Modelle, bei denen die Teilequalität sehr divers ausgeprägt ist. Die Unterschiede innerhalb des Modells fangen bei der Klemmkraft an. Manche Teile sind auf der nach oben offenen Sluban-Skala durchaus mit 7 einzustufen und somit auf Lego-Niveau. Andere Teile dagegen kommen nicht einmal über die 5 hinaus, nicht selten sogar auch innerhalb der gleichen Teileart. Diese Umstände tragen nicht unbedingt zur Stabilität bei.
Ebenfalls überdeutlich sichtbar sind die diversen Nuancen bei den Light-Gray-Teilen, was vor allem an den Flügeln auffällt. Das gibt dem Modell zwar einen kräftigen „Used-Look“, ob das aber so vom Hersteller gewollt ist darf bezweifelt werden. Manchem Modellbauer dürfte ein fabrikneu aussehender Flieger lieber sein. Bei den roten Bricks halten sich die Unterschiede dagegen in Grenzen.
Kratzer und Verunreinigungen sind ebenfalls Probleme, mit denen BlueBrixx beim Modell der Viper zu kämpfen hat. So weisen einige der grauen Bauteile dunkle Kleckse auf, Kratzer oder Katschen sind bei deutlich mehr Steinen zu beobachten. So wirkt ein großer Teil des Set-Inhalts, als ob dieser bereits längere Zeit in einer Steinekiste gelegen hätte. Die Cockpit-Kanzel ist entgegen den meisten anderen Fällen kaum beschädigt, hier sind lediglich leichte Schlieren zu erkennen.
Fazit
Die Viper von BlueBrixx hinterlässt gemischte Gefühle. Auf der einen Seite weiß sie als Modell in einer Vitrine vom äußerlichen Erscheinungsbild her zu überzeugen, auf der anderen Seite ist der Weg dorthin mehr als steinig. Ein Modell, welches beim Bauen immer wieder auseinanderfällt, verliert im Laufe des Vorgangs immer mehr Sympathien.
Während des Aufbaus stellt sich oftmals die Frage, wie die Entwickler auf manche Bautechniken gekommen sind und ob es für diese keine besseren und vor allen stabilere Lösungen gegeben hätte. Alleine auf Rebrickable werden einige Versionen der Colonial Viper gezeigt, welche einen deutlichen stabileren Eindruck hinterlassen und deren Bauanleitungen sogar kostenlos ladbar sind.
Komplett an das Original reichen aber weder die Lego-MOCs noch die BlueBrixx-Variante heran: So ist im Original das Heckleitwerk über den Triebwerken komplett senkrecht abfallend, im BB-Modell verläuft dieses dagegen leicht schräg. Dafür sind die Triebwerkeinlässe hinter dem Cockpit originalgetreuer gefertigt, bei den beiden MOCs sind diese lediglich rund. Dafür entspricht bei denen wiederum die vorne abgeschrägte Front eher dem Original. Weitere Differenzen finden sich im Cockpit, welches bei dem BlueBrixx-Modell lediglich durch einen rudimentären Steuerknüppel und die Sitzfarbe angedeutet wird. Die MOCs sind da deutlicher dem Original verpflichtet. Welches Modell ihm besser liegt, muss der gewillte Baumeister am Ende selbst für sich entscheiden.
An der Steinequalität muss BlueBrixx noch deutlich arbeiten, zu unterschiedlich sind Klemmkraft und Farbgleichheit. Aber auch die Beschaffenheit der Bricks in Bezug auf Kratzer, Schlieren und Verunreinigungen ist stark verbesserungswürdig.
Einmal gefertigt und lediglich ausgestellt ist die Viper von BlueBrixx mit einer Größe von 21,5 x 15 x 12 cm (LxBxH) jedoch sicherlich ein Hingucker. Der Weg dahin kann aber unter Umständen nicht jedermanns Sache sein.
BlueBrixx 100993 Viper im Review – Slideshow
BlueBrixx 100993 Viper im Review
- wenn es einmal fertig ist schönes Modell
- interessante Bautechniken
- guter Preis
- sehr fragiles Modell, eignet sich nur zur Ausstellung
- Teilequalität stark verbesserungsfähig
- manche Bauschritte lassen sich in der Anleitung nur erahnen
- schwieriger und geduldfordernder Aufbau