Pünktlich nach Ablauf der Widerspruchsfrist hat Thorsten Klahold in einem aktuellen Video seine Entscheidung über den weiteren Verlauf in der Auseinandersetzung mit Lego bekannt gegeben: So wird der Geschäftsführer der Steingemachtes GmbH den Rechtsstreit nicht weiterführen. Die Gründe dafür sind vielfältig.
So führt Klahold direkt an, dass eine Entscheidung, wenn sie denn in fernen Tagen einmal getroffen sein sollte – er geht dabei von einer Prozesszeit von insgesamt 6 bis 10 Jahren und einen Gang bis zum EuGH aus – , der Community an sich kaum etwas bringen dürfte, da die dann getroffene Entscheidung nur die drei von Lego beanstandeten Figuren von Qman, Cogo und Linoos betreffen würde. Letztere beiden hat er seiner Aussage nach zudem nicht selbst importiert, sondern von einem anderen Großhändler bezogen. Bei Qman liegt die Sache noch einmal anders, denn der chinesische Hersteller beliefert laut Klahold und nach Aussagen weiterer Importeure in Europa keine Händler mehr außerhalb von China. Darüber hinaus hat er seinerzeit zum erstinstanzlichen Urteil gegenüber Just Bricks angegeben, dass Qman den Fall auch nicht weiter verfolgen will und damit auch die finanzielle Unterstützung weggefallen ist. Daher stellt sich die berechtigte Frage, warum Klahold für einen Hersteller „kämpfen“ soll, der ihn gar nicht mehr beliefern will? Somit verwundert die Entscheidung in diesem Zusammenhang nicht wirklich.
An die Grenzen gegangen
Darüber hinaus nannte Klahold weiter für seine Entscheidung gesundheitliche Gründe, denn die vergangenen Monate seit der Abmahnung und besonders die letzte Zeit waren für ihn vor allem kräftezehrend. Da er im nächsten Jahr seinen 50. Geburtstag feiern wird, besitzt er keine Ambitionen, die letzten 10 bis 15 aktiven Jahre in diesem Geschäft mit Rechtsstreitigkeiten zu verbringen – ihm ist die Zeit dafür einfach zu schade. Daher will er sich lieber auf Dinge konzentrieren, die für ihn Sinn ergeben – so wie die Veröffentlichung der bereits immer wieder angedeuteten eigenen Sets – einschließlich eigener Minifigur. Dafür haben sich die letzten Monate seiner Aussage nach dennoch gelohnt, denn die Erfahrungen aus der Auseinandersetzung werden in diese mit einfließen – auch das erneut kritisierte Urteil wird dabei helfen. Ebenso soll es endlich bei seiner Zombie-Eisenbahnlandschaft weitergehen und es sollen vor allem wieder Dinge im Vordergrund stehen, die Spaß machen. Er gab aber auch zu verstehen, dass dies nicht bedeutet, dass er generell aufgeben würde, nur an dieser Stelle werde er nicht mehr weitermachen. Er werde aber auch Herstellern, die auf dem deutschen Markt Fuß fassen wollen, auf Wunsch mit Rat zur Seite stehen, welche Klippen es hierzulande zu umschiffen gilt.
Gerührt vom Rückhalt
Darüber hinaus ist sich Klahold bewusst, dass nicht wenige in der Klemmbaustein-Szene über diese Entscheidung enttäuscht sein werden, vor allem weil das Echo aus der Community, besonders was Spendenangebote zur weiteren Finanzierung des Verfahrens anging, für ihn überwältigend und zutiefst berührend war. Dennoch möchte der Geschäftsführer von Steingemachtes seiner Aussage nach gerade in Bezug auf die aktuelle wirtschaftliche Situation dieses Geld nicht in Anspruch nehmen: „Ich möchte nicht, dass ihr Geld für einen Rechtsstreit rausschmeißt, der uns als Community nicht wirklich etwas bringt“, so Klahold in seinem Video – auch wenn die Community ein „verdammt wichtiger Grund“ gewesen wäre. Dennoch findet er, dass das Geld bei den Spendern aktuell wesentlich besser aufgehoben ist.
4 Kommentare
Norgrimm
Dummerweise sind Thorstens Ziele “eigene Minifigur rausbringen” und “die nächsten 10 bis 15 Jahre nicht im Rechtsstreit mit den Dänen liegen” nicht wirklich kompatibel, meiner Meinung nach. Denn ich glaube, das Lego erstmal grundsätzlich jede andere Minifigur weghaben möchte und sich nur in einer Kosten/Nutzen Abwägung von einer vergleichbar schlagkräftigen Rechtsabteilung der Gegenseite davon abhalten lässt, die Figur wegklagen zu wollen. Wie ähnlich die Figur ist dürfte da erstmal keine Rolle spielen, wenn zu bezweifeln ist, das die Gegenseite bis in die letzte Instanz gehen kann. Recht bekommen kann man halt auch, wenn der Gegenseite die Mittel fehlen, in die nächste Instanz zu gehen, unabhängig davon, wer jetzt tatsächlich Recht hat.
Wenn Thorsten eine eigene Figur rausbringen will, wird er die bis in die letzte Instanz verteidigen müssen, und damit eben den Rest seines beruflichen Lebens mit Lego im Streit liegen.
Michael Schäfer
Naja…er meinte ja, dass er durch den Rechtsstreit einiges in Erfahrung bringen konnte, wodurch die Figur weniger oder gar nicht angreifbar wird. Ich bin da auch gespannt…
Norgrimm
Solange Lego glaubt, das Thorsten nicht bis zur höchsten Instanz mitgeht ist die Frage wie die Figur aussieht, nur für genau einen Punkt interessant: Wer gewinnt in der höchsten Instanz. “Nicht angreifbar” heißt ja nur, “wird vor Gericht als Legos Marke nicht verletzend beurteil”. Lego ist es egal, wie viele Instanzen sie verlieren, solange sie noch Berufung einlegen können und eine realistische Erwartung besteht, das der Gegner nicht bis in die höchste Instanz mitgeht. Im Grunde zählt halt nur, wer das finanzielle und nervliche Stehvermögen hat, bis zum Ende durchzuhalten.
Christian
Ich kann Thorstens Entscheidung absolut verstehen.die eigene Gesundheit und die Familie ist einfach wichtiger