Neben den hochwertigen Architektur-Sets und Modellen im Geiste der Modular-Building-Reihe von Lego pflegt der chinesische Hersteller Wange auch eine Serie von Miniatur-Häusern für den kleinen Geldbeutel. Auch wenn dabei das Gefühl von „Bauen zwischendurch“ aufkommt, sollten die Sets nicht unterschätzt werden.
Laut Wange ist die Welt mit ihren über 200 Ländern auf 5 Kontinenten voll von architektonisch interessanten Gebäuden, welche es zu entdecken gilt. Mit der Serie „World-style Architecture“ will der Hersteller Baumeister mit auf eine Reise zu verschiedenen Orten auf unseren Globus nehmen, um genau diese kleinen Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Neben der Größe findet sich hier der andere wesentliche Unterschied zu den weltbekannten Sehenswürdigkeiten wie dem Louvre, Notre Dame oder dem Weißen Haus in Washington.
Jedem der Modelle liegt ein reales Gebäude zugrunde, die beiden hier vorgestellten Sets sind Teil eines Straßenzuges mit englischen Vorbildern. Die restlichen erhältlichen Sets werden zu einem späteren Zeitpunkt auf Just Bricks ebenfalls vorgestellt.
Viele Teile für wenig Geld
Der Cake Shop (2311) und die Corner Bar (2313) beinhalten 269 beziehungsweise 231 Teile und sind für 6 bis 8 Euro zu erstehen. Die Verpackung fällt dementsprechend kleiner aus, ist aber im gleichen Stil und mit gleichem Aufwand wie seine großen Brüder gestaltet.
Die gleiche Sorgfalt wie bei den Umkartons hätte Wange auch für den Inhalt aufbringen sollen, denn in beiden Sets wurde die Anleitung im wahrsten Sinne einfach nur reingestopft, entsprechend zerknittert fällt diese aus. Der Bauprozess enthält bei beiden Modellen elf Schritte, wobei die Anleitung auf ein doppelseitig bedrucktes, DIN A4 großes Blatt passt. Bei dieser folgt Wange der gleichen Vorgehensweise wie bei den großen Modellen, indem nur die neu hinzukommenden Steine farbig und der bereits gebaute Rest weiß dargestellt werden. Dies kann zu einigen Orientierungsproblemen führen, besonders wenn das Modell während des Aufbaus bei fast jedem Abschnitt gedreht werden muss.
Viele neue Teile pro Bauschritt
Gemessen an der Teileanzahl und den Bauschritten wird schnell deutlich, wie viele Steine in nur einem Schritt verbaut werden müssen. Wer bei der Größe des Modells mit jeweils ein paar Steinen pro Abschnitt wie bei Lego gewohnt rechnet, wird schnell eines Besseren belehrt. Trotz des Miniatur-Maßstabs erfordern beide Sets von ihrem Erbauer volle Aufmerksamkeit – auch wenn die Bautechniken nicht so außergewöhnlich oder fordernd sind. Erfreulich ist zudem, dass keines der Sets Aufkleber, dafür jedoch ein beziehungsweise zwei Prints beinhaltet.
Die Steine werden unsortiert in mehreren kleinen Tüten geliefert, das Sortieren nimmt rund zehn Minuten in Anspruch. Es fallen direkt einige Teile auf, welche es beim dänischen Marktführer in dieser Form nicht geben dürfte, darunter 2×1-Bricks mit einem unterschiedlichen Mauermuster oder drei-Viertel Rundplates. Die Steine machen zunächst einen guten Eindruck, glänzen aber etwas mehr als die Lego-bekannten Steine, was diese ein wenig „unechter“ wirken lässt.
Gleichmäßige, aber zu Lego leicht abweichende Farben
Farblich treten bei den Steinen keine Unregelmäßigkeiten auf, zu den bekannten Lego-Farben weisen die Bauteile jedoch leichte Unterschiede auf, welche vor allem im direkten Vergleich deutlich werden. Lediglich zwischen den grauen Fliesen und den grauen Plates lassen sich leichte Abstufungen erkennen.
Abstände bei Fliesen groß
Beide Häuser basieren auf einer 10 x 10 Noppen großen Grundfläche, welche jeweils aus einer 6 x 10 und zwei 2 x 10 Noppen großen Platten zusammengesetzt werden. Darüber werden in verschiedenen Anordnungen graue Fliesen und Plates gesetzt . Die Steinequalität ist dabei eher durchwachsen, die Spaltmaße der einzelnen Fliesen zueinander sind sehr unterschiedlich, aber auch in der Höhe sind deutliche Unterschiede zu erkennen. Das kann Wange bei seinen großen Modellen besser. Zwar geben die Unregelmäßigkeiten den Modellen ein gewisses reales Aussehen, dennoch hätte hier mehr Sorgfalt aufgebracht werden müssen.
Gediegenes Ambiente und zuckerbunte Vielfalt
Bei der Corner Bar sind Braun und Sand die tragenden Farben, welche sich über das ganze Gebäude hinweg ergänzen. Der abgewinkelte Eingangsbereich zeigt, dass Wange auch bei seinen kleinen Modellen auf ein ansprechendes Äußeres achtet. Das Erdgeschoss ist in rund 20 Minuten umgesetzt, das erste Geschoss benötigt im Anschluss 30 Minuten, sodass das komplette Modell rund 45 bis 50 Minuten Bauspaß bietet. An ein ausgestaltetes Interieur ist bei dem Preis und dem geringen Platzangebot nicht zu denken, lediglich ein paar Gläser werden angedeutet. Bei diesen weisen einige Steine jedoch matte Stellen auf, was den Eindruck ein wenig schmälert. Die meisten dieser Flecken lassen sich jedoch durch ihre Ausrichtung kaschieren. Ein Blickfänger ist dagegen die oben angebrachte und aus einzelnen Steinen gefertigte Flasche.
Etwas bunter geht es beim Cake Shop zu, welcher mit Weiß, Rosa, Sandfarben, Hellblau, Gelb, Lila, Rot und Braun deutlich mehr Farben zu bieten hat und dabei wie eine Zuckerglasur auf einer Torte wirkt. Darüber hinaus werden bei dem Modell sogar einige Möbelstücke wie Sitze und Tische angedeutet. Die Aufbauzeit orientiert sich in etwa an der der Corner Bar. Heraus kommt ein kunterbuntes Modell mit einem gewissen Niedlichkeitsfaktor, welches in der Form auch in einem der bekannten Outlets oder einem Freizeitpark zu finden sein könnte.
Gute Qualität der Steine, wenn auch mit Abstrichen
Von dem bereits angesprochenen Fliesenproblem weisen die Steine eine gute Qualität auf, lediglich an der Passgenauigkeit über eine größere Fläche hinweg muss Wange noch arbeiten, diese ist noch nicht ganz ausgearbeitet und besitzt deutliche Luft nach oben. Dies wurde jedoch bereits bei The Louvre Of Paris(7017) (Review) und bei The Big Ben Of London (7012) (Review) bemängelt. Die Klemmkraft lässt dagegen keinen Grund zur Kritik. Darüber hinaus fanden sich in den Tüten der Corner Bar drei größere Dachsteine, welche nicht dem Set zuzuordnen waren. Solche Geschenke nimmt jeder Baumeister dennoch gerne an.
Fazit
Wange hat mit der Corner Bar und dem Cake Shop zwei wunderschöne Modelle geschafft, welche für wenig Geld den kleinen Bauspaß bieten. Dennoch muss beim Aufbau die gleiche Konzentration wie bei großen Modellen aufgebracht werden, sonst können schnell Fehler die Folge sein. Anspruchsvolle und ausgefeilte Bautechniken werden alleine schon der geringen Teilezahl wegen vergeblich gesucht, dennoch warten beide Modelle mit schönen Umsetzungen auf. Während der Cake Shop sich knallbunt präsentiert, wartet die Corner Bar dem Etablissement geschuldet mit gemäßigteren Farben auf.
Die Qualität der Steine ist gut, wenn aber auch nicht gänzlich auf Lego-Niveau – dafür müsste Wange noch etwas an der Passgenauigkeit arbeiten, was besonders bei Wänden oder bei den Fliesen auf der Grundfläche auffällt. Die Klemmkraft ist dagegen sehr gut, die Farben stimmen nicht zu hundert Prozent mit denen des dänischen Marktführers überein, erscheinen im Modell jedoch bis auf die Fliesen und Plates der Bodenplatte gleichmäßig.
Wer neben der zerknitterten Bauanleitung mit den beschriebenen kleinen Unzulänglichkeiten leben kann, erhält mit beiden Sets für wenig Geld einen kurzweiligen aber dennoch schönen Zeitvertreib, dessen Ergebnis sich zudem gut auf einem Regal macht.
Wange 2311 Cake Shop & 2313 Corner Bar im Review Slideshow
Wange 2311 Cake Shop & 2313 Corner Bar im Review
- schönes Aussehen
- Bauspaß für Zwischendurch
- schöne farbliche Zusammenstellung
- viele Teile für wenig Geld
- zerknitterte Bauanleitung
- Abstand der Fliesen auf Grundfläche zu unregelmäßig