Die C-47 Skytrain ist so eng mit der deutschen Geschichte verknüpft wie kaum ein anderes Flugzeug. Neben der Dakota-Ausführung der britischen Luftwaffe (5701) hat Cobi das geschichtsträchtige Flugzeug Mitte des Jahres auch als „Berlin Airlift“-Version veröffentlicht, welches vor allem durch seine Detailtreue und die Steinequalität überzeugt.
Das Flugzeug
Mit über 600 gebauten Zivil-Versionen und über 15.000 Militärmaschinen gilt die Douglas DC-3 beziehungsweise deren Militärvariante C-47 und C-53 als eines der meist gefertigten Flugzeuge der Luftfahrtgeschichte. Bekannt wurde der liebevoll als „Rosinenbomber“ bezeichnete Transporter vor allem durch seine wichtige Rolle bei der Versorgung der West-Berliner Bevölkerung während der „Berliner Luftbrücke“.
Die DC-3 wurde zunächst als geräumiges Passagierflugzeug mit zuerst 28, später 35 Sitzplätzen konzipiert, dessen Erstflug am 17. Dezember 1935 stattfand. In der darauf folgenden Zeit zeichnete sich das Flugzeug vor allem durch seine robuste Konstruktion und die damit verbundene hohe Sicherheit aus. Durch die daraus folgende hohe Wirtschaftlichkeit entschied sich die Douglas Aircraft Company eine Variante für das Militär zu bauen, welche in den Version C-47 1941 erstmals an die Streitkräfte ausgeliefert wurde. Wenig später folgte die C-53. Während die C-47 zunächst als reiner Transportflieger fungierte, handelte es sich bei der C-53 um einen Truppentransporter mit 28 Sitzen und ohne Frachttür. Diese wurde erst in der Version C-53C eingeführt.
Wichtig für die zivile Luftfahrt
Im Zweiten Weltkrieg kam die Maschine unter verschiedenen Bezeichnungen neben der zivilen Version unter anderem auch als Transporter, Schlepp- oder Sanitätsflugzeug zum Einsatz. Nach dieser Zeit übernahm die DC-3 eine wichtige Rolle in der Entwicklung der zivilen Luftfahrt, drei Maschinen wurden seinerzeit von der nach der Neugründung noch jungen Lufthansa eingesetzt.
Das hier umgesetzte Modell besaß im Original eine Spannweite von 29,1 Metern bei einer Länge von 19,43 Metern und einer Höhe von 5,18 Metern. Für die Höchstgeschwindigkeit von rund 360 km/h sorgten zwei Motoren vom Typ Pratt & Whitney R-1830-90C, später R-1830-90D, welche jeweils 1.200 PS lieferten.
Das Modell
Die rund 45 Euro teure und für Baumeister ab acht Jahren gedachte C-47 Skytrain – Berlin Airlift von Cobi wird aus 540 Teilen gefertigt, welche in 18 Tüten ausgeliefert werden, die wiederum in 3 großen Tüten für die jeweiligen Bauabschnitte unterteilt wurden. Die kleineren Tüten sind nicht nummeriert, womit zur bessern Übersicht die Teile im Vorfeld sortiert werden sollten. Da die Skytrain jedoch nur aus wenigen unterschiedlichen Farben besteht (hauptsächlich Grau, Schwarz und wenige grüne Teile), nimmt das Sortieren mit insgesamt 20 Minuten nur wenig Zeit in Anspruch. Werden die grauen Bauteile zudem noch nach normalen Teilen und runden Teilen für den Rumpf getrennt, geht der Zusammenbau noch einmal leichter von der Hand.
Gut umgesetzte Bauanleitung
Die Din-A4 große und verständlich aufgebaute Bauanleitung liefert 90 einzelne Bauabschnitte, welche den Baumeister in der von Cobi bekannten Form durch den Bauvorgang begleiten: Neue Bauteile werden farblich dargestellt, bereits gebautes wird abgeschwächt. Dies kann jedoch vor allem an komplexeren Stellen zu leichten Verwirrungen führen.
Die C-47, soviel sei bereits vorweggenommen, ist ein Modell, welches beim Zusammenbau an vielen Stellen eine hohe Konzentration erfordert. Dies ist vor allem auf Cobis teilweise komplexe Bautechniken zurückzuführen. Doch dazu später mehr.
Nicht ohne Grund viele Aufkleber
Direkt beim leeren der Verpackung fällt die hohe Anzahl der Aufkleber auf, welche von Cobi, im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern, nicht einfach lieblos in den Karton gestopft, sondern in die Anleitung gelegt wurden, wodurch sie gut geschützt sind. Ist das Modell später jedoch fertiggestellt, wird schnell deutlich, warum Cobi diese Variante gewählt hat: Viele der Aufkleber erstrecken sich über mehrere Bauteile, was bei einer Lösung mit Prints eine höhere Anzahl von Formteilen nach sich gezogen hätte, was, vom gestiegenen Verkaufspreis einmal abgesehen, vor allem den Bauspaß geschmälert hätte.
Von Lego kommende Cobi-Neulinge müssen zudem besonders aufpassen, denn der polnische Hersteller nutzt viele Steine, welche es in dieser Form beim dänischen Marktführer nicht gibt. Einmal von den vielen Steinen zur Umkehr der Baurichtung abgesehen, nutzt Cobi bei den Platten auch Bausteingrößen von 1×5 oder 2×7 Noppen.
Fordernde Bautechniken
Dass Cobi deutlich anspruchsvollere Bautechniken verwendet, wird alleine schon in den ersten Abschnitten deutlich, wenn es an die Gestaltung des Rumpfes geht. So wird bei diesem mehrfach in die Höhe die Baurichtung geändert. Dazu bietet der Hersteller eine Fülle von Bauteilen an, alleine die abgerundeten großen Rumpfteile besitzen an der oberen Lasche auf beiden Seiten Noppen. Daneben führt das Set unter anderem noch 1×1, 1×2, 1×4 und 2×2 Platten mit Noppen auf beiden Seiten sowie inverse 1×2-Steine, auf welche auf beiden Seiten Noppen gesetzt werden können. Dies ermöglicht eine Fülle an neuen Möglichkeiten, aber auch ein deutliches Umdenken bei der Gestaltung eigener Modelle.
Während des Zusammenbaus schleicht sich immer wieder das Gefühl ein, warum Lego nicht auf solche Techniken setzt. Der dänische Marktführer gibt immer wieder an, die Anzahl verschiedener Bauteile gering halten zu wollen, da der Preis der dafür verwendeten Gussformen nicht gerade niedrig ist. Dennoch werden vor allem abgerundete Steine nicht selten für beide Richtungen gefertigt. Bei Cobi können dank der Steine zur Umkehr der Baurichtung die großen Rumpfteile für oben und unten gleichermaßen verwendet werden.
Viele verbaute Teile in einem Bauschritt
Besonders auffällig ist, was Cobi dem Nutzer zutraut: Während bei Lego selbst in Sets, welche sich vornehmlich an Erwachsene richten, nicht selten in den einzelnen Abschnitten gerade mal fünf bis sechs Teile hinzugefügt werden, sind es beim polnischen Hersteller einige mehr. Hier erreicht der Grad des Anspruchs eine deutlich höhere Komplexität und hat daher den Begriff „Modellbau“ wirklich verdient. Kein Käufer soll also annehmen, die C-47 „mal eben so nebenbei“ bauen zu können.
Deutlich wird dies unter anderem beim Zusammenbau der Flügel, welcher sich alleine über rund eine Stunde erstreckt und bei dem beide Flügelseiten parallel gebaut werden – was ebenso einen großen freien Bauplatz voraussetzt, denn jeder Flügel wird am Ende eine Länge von rund 26 Zentimeter messen. Aufgepasst werden muss auch bei den Landeklappen, welche ebenfalls in zwei Richtungsvarianten hergestellt werden, damit die Gusspunkte immer unten bleiben und damit nicht sofort sichtbar sind. Lediglich beim Heckleitwerk führte daran kein Weg vorbei.
Beim Fahrwerk setzt Cobi dagegen zumindest teilweise auf Formteile, damit auch die Stoßdämpfer zum Modell passen. Das Fahrwerk lässt sich zudem wie bei Original nach vorne einfahren. Die Propeller, welcher zuletzt aufgesetzt werden, sind zudem sehr leichtläufig, womit diese bereits anlaufen, wenn das Modell nur etwas schneller durch die Luft bewegt wird.
Konzentrierter Bau auch am Heck
Auch die Fertigung des Heckleitwerks fällt sehr anspruchsvoll aus, hier wird ebenso an mehreren Stellen die Baurichtung geändert, um die dem Original entsprechende Form zu erhalten. Beim Anbringen der Schnur zwischen vorderen Flugzeugbereich und Heckleitwerk wird es noch einmal friemelig, hier ist derjenige im Vorteil, welcher eine Ehefrau mit gut sortiertem Nähkoffer und Einfädler an seiner Seite weiß. Wird ein elastisches Garn, zum Beispiel Gummigarn, verwendet, ist die Spannung zudem einfacher gegeben.
Nur wenige Kritikpunkte
Bei all den positiv genannten Punkten gibt es aber auch Kritik zu äußern: So hätte Cobi etwas mehr Anstrengung in die Gestaltung des Cockpit-Bereiches legen können. Zum einen hätten Scheiben an der Stelle die Qualität des Modells noch einmal gesteigert, gleiches gilt für eine zumindest grundlegende Instrumentierung des Innenraumes.
Qualität der Steine
Die Steinequalität fällt bei der C-47 sehr gut aus. Die Passgenauigkeit ist sehr hoch, gleiches gilt für die Klemmkraft, welche neben der entsprechenden Konstruktion dafür sorgt, dass das Modell trotz seiner Größe sehr stabil ausfällt. Ebenso lässt die Qualität der Farben wenig Grund zur Kritik, Unterschiede oder gar Farbverläufe sind keine zu beobachten. Lediglich an zwei Teilen konnten kleine Punkte der Verunreinigung festgestellt werden, welche jedoch, wenn man nicht weiß, wo sich diese befinden, nicht auffallen. Dafür halten sich die oft im Zusammenhang mit Cobi-Modellen aufgeführten Probleme mit der Sichtbarkeit der Gusspunkte deutlich im Hintergrund. Zwar gibt es vor allem bei den Plates sichtbare Punkte, diese lassen sich in dem Modell jedoch so ausrichten, dass die Problemzonen gut versteckt werden können.
Fazit
Nach knapp 3,5 Stunden steht eine fertige C-47 Skytrain – Berlin Airlift vor dem Baumeister, welche in ihrer Größe und Umsetzung zu imponieren weiß. Die Qualität der Steine befindet sich auf dem von Cobi gewohnten sehr hohen Niveau, auch der Detailreichtum ist für ein Modell, welches aus Klemmbausteinen gefertigt wurde, enorm. Trotz seiner Spannweite von 56 Zentimetern, der Länge von 44 Zentimetern und einer am Cockpit gemessenen Höhe von 11,5 Zentimetern besitzt das Modell eine sehr hohe Stabilität. Ließe sich das kleine Heckrad bewegen, könnte die C-47 Skytrain auch ein schönes Spielmodell abgeben.
Lediglich die Gestaltung des Cockpits ohne Fensterglas und Innenausstattung lässt etwas Kritik aufkommen, die Ausführung schmälert ein wenig den sonst äußerst positiven Blick auf das Modell. Dabei hat Cobi sonst an viele kleine Details gedacht, wie zum Beispiel die Gestaltung des einfahrbaren Fahrwerks oder die sehr aufwendig gebaute Heckpartie.
Auch wenn Aufkleber in den meisten Fällen negativ gesehen werden und bei einem hochwertigen Modell Prints im Grunde vorausgesetzt werden, muss bei der C-47 darüber hinweggesehen werden, denn viele Bereiche hätten nur mit Einschnitten anders gelöst werden können. Dort, wo es möglich war, setzt Cobi auch bei dem hiesigen Modell auf Prints, doch an vielen Stellen hätten sich diese über mehrere Bauteile erstreckt – was an diesen Stellen schlicht unmöglich umzusetzen gewesen wäre. Der einzige Ausweg wäre gewesen, diese Bereiche als Formteile herzustellen – womit der Klemmbausteinaspekt völlig verloren gegangen wäre. Der Vorteil ist zudem, dass die Aufkleber nicht aufgebracht werden müssen und die Steine später so völlig neutral weiterverwendet werden können.
Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass Cobi mit der C-47 Skytrain in der „Berlin Airlift“-Ausführung ein sehr tolles und schönes Modell gelungen ist, welches ganz klar eine Kaufempfehlung erhält. Einige Dinge sind noch nicht optimal gelöst, wer aber Cobi kennt, weiß, dass sich das Unternehmen ständig verbessert und das Kritikpunkte schon in einem der nächsten Modelle der Vergangenheit angehören können.
Cobi 5702 – C-47 Skytrain – Berlin Airlift im Review – Slideshow
Just Bricks wurde die C-47 Skytrain – Berlin Airlift freundlicherweise von Cobi für den Review kostenlos zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme auf den Artikel fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand ebenfalls nicht.
Cobi 5702 - C-47 Skytrain - Berlin Airlift im Review
- schönes und großes Modell
- hoher Detailgrad
- sehr stabile Umsetzung
- gutes Preis-Leistungsverhältnis
- anspruchsvolles Bauen
- tolle Bautechniken
- Cockpit ohne Scheiben
- kein Cockpit-Innenraum vorhanden