Eben noch sorgte Woma für den ersten Bauabbruch in der noch jungen Geschichte von Just Bricks, jetzt avanciert der chinesische Hersteller schon fast zu einem Geheimtipp: Das viktorianische Haus aus der „The Metropolitan“-Reihe vereint ein schönes Gebäude mit tollem Bauspaß, guter Steinequalität und einem attraktiven Preis.
Das Modell
Das Set wird für rund 25 Euro im Handel angeboten und besteht aus 681 Teilen. Diese hat der Hersteller auf insgesamt 15 Tüten verteilt und wiederum in drei Hauptabschnitte segmentiert. Für den Bauvorgang müssen dennoch rund 15 Minuten Sortierzeit eingerechnet werden. Das Set beinhaltet keine Alternativmodelle, mit ein wenig Kreativität lassen sich jedoch leicht andere Gebäude oder Variationen erstellen.
Die Verpackung ist wie bei Klemmbaustein-Sets üblich farbenfroh gestaltet, erinnert in ihrer Aufmachung aber etwas zu sehr an die Creative-Expert-Reihe von Lego – dieser Eindruck wird nicht zuletzt durch das mehr als ähnliche „Bricks-Brilliant“-Logo verstärkt.
Modular steht beim viktorianischem Haus im Vordergrund, denn Woma greift in der Serie das Prinzip der Modular-Building-Reihe des dänischen Marktführers auf. So können bei dem Modell die ersten beiden Etagen abgenommen und dadurch der Blick auf das wenige Interieur freigegeben werden. Die einzelnen Zimmer lassen dabei im wahrsten Sinne des Wortes viel Platz für eine eigene Einrichtung.
Zum Modell gehören drei Figuren, ein Fahrrad sowie ein kleiner Verkaufswagen. Die Figuren scheinen extra für den europäischen Markt gefertigt worden zu sein, bei Bildern auf Verkaufsportalen wie AliExpress wird das Set mit anderen Figuren abgebildet, welche den Mini-Figuren von Lego deutlich ähnlicher nachempfunden sind. Darüber hinaus werden dort für die auf den Aufklebern und Aufdrucken vorhandenen englischen Begriffe chinesische Schriftzeichen verwendet.
Die Bauanleitung
Die Bauanleitung besitzt die Form eines kleinen Heftchens in einer Größe ähnlich DIN A5 und umfasst 25 Seiten mit insgesamt 65 Bauschritten. Auch wenn mehr Teile in einem Bauschritt verbaut werden als es bei Lego der Fall ist, ist die Anleitung sehr verständlich aufgebaut und bleibt stets übersichtlich. Wie für chinesische Hersteller üblich ist das Set mit einem Mindestalter von 6 Jahren versehen, was in diesem Fall im Großen und Ganzen auch stimmig ist – einmal von den Aufklebern abgesehen, auf die später noch genauer eingegangen wird.
In den einzelnen Bauabschnitten folgt Woma wie viele andere Hersteller auch dem Prinzip der Reduktion – nur neue Teile werden farbig dargestellt, der Rest ausgegraut. Das kann bei komplexen Bauschritten des Öfteren zu Orientierungsproblemen führen, bei einfachen Modellen wie das vorliegende ist dies aber nur selten der Fall. Die benötigten Teile werden für jeden Schritt angegeben, große Steine zudem mit Größenangaben versehen, wodurch auch Neulinge den Einstieg in die Welt der Klemmbausteine gut meistern sollten.
Die farbliche Übereinstimmung zwischen den in der Anleitung abgebildeten Teilen und den realen Bausteinen ist ebenfalls gut getroffen, sodass jeder Stein gut erkannt werden kann.
Der Aufbau
Der Aufbau geht generell einfach von der Hand, schwierige Abschnitte gibt es nur wenige. Mit 60 Minuten wird die meiste Zeit für den Bau des Erdgeschosses mit Verkaufsstube und Parkeingang aufgewendet, wobei gerade die hohen Mauern teilweise aus Fertigelementen bestehen. Diese sorgen zwar für eine bessere Stabilität, dämpfen aber ein wenig den Bauspaß. Auf der anderen Seite zeigen bereits die ersten paar Bauabschnitte viele kleine schön umgesetzte Details, welche einem Set in der Preisklasse so nicht selbstverständlich sind.
Der Eindruck der Modular-Building-Reihe wird auch an den seitlichen 1×2-Lochsteinen deutlich, mit welchen sich wie bei der großen Serie ebenso über einen Pin die einzelnen Häuser fest miteinander verbinden lassen.
Baum und Dächer etwas schwieriger zu fertigen
Für jüngere Bauhände könnte die Fertigung des kleinen Innenhofes mit der Andeutung eines Baumes und dem dazugehörigen Blätterdachs eine Geduldsprobe werden. Auch wenn das Modell ansonsten eine hohe Stabilität aufweist, ist dieser als die kleine Schwachstelle in dem Set anzusehen. Zwar ist in der Anleitung sehr gut beschrieben, wo genau die einzelnen Blätterteile miteinander verbunden werden sollen, dennoch sollte hier genau hingeschaut werden. Am Ende ist dieser Bereich zwar ein nettes Detail und sorgt für eine schöne Atmosphäre, wird beim Spielen aber das eine oder andere Mal abbrechen. Das Dach über dem Eingang zum Hof sieht am Ende ebenso schön gestaltet aus, könnte Kinder aber in der Fertigung an den Rand der Geduld bringen.
Etwas schneller sind die erste Etage und das Dachgeschoss gefertigt. Hier gibt es eine etwas spärliche Inneneinrichtung, welche aber leicht mit eigenen Steinen und Ideen ausgebaut werden kann. Auch hier fallen schnell die kleinen Verzierungen auf – seien es die aus Steinen gebauten oder nur die bedruckten Fenster. Die außen hängende Klimaanlage trägt ihr übriges zum Flair des Hauses bei. Das Dachgeschoss ist ebenso schnell gefertigt, wobei gerade das Vorderdach mit seinen angedeuteten Ziegeln sehr schön ausschaut, aber Kindern wenig Spaß bereiten könnte.
Am Ende beträgt die Gesamtbauzeit rund zwei Stunden, bevor das mit vielen liebevollen Details versehene Modell fertiggestellt ist.
Die Steinequalität
Die Qualität der einzelnen Komponenten befindet sich beim viktorianischem Haus auf einem hohen Niveau. Eine erste Blickkontrolle bringt bei den Steinen nur wenige Kratzer ans Tageslicht, hier bewegt sich Woma auf gleiche Ebene wie der dänische Marktführer. Anders schaut es bei den transparenten Teilen aus, bei denen vor allem Fenster die eine oder andere sichtbare Beschädigung aufweisen. Dennoch halten sich diese für einen chinesischen Hersteller stark in Grenzen. Auffällig ist auch, dass viele Teile zwar die gleiche Funktion wie von Lego besitzen, in der Gestaltung aber sichtbare Unterschiede aufweisen. Es ist stark anzunehmen, dass diese Vorgehensweise aus Vorsicht vor noch geschützten Steinen gewählt wurde.
Die Klemmkraft fällt sehr gut aus, gleiches gilt für die farbliche Übereinstimmung – sowohl innerhalb des Modells wie auch in Bezug auf die von Lego verwendeten Farben. Die einzige Ausnahme bildet ein sandgrüner 1×6-Stein, der sich mit einer etwas helleren Kolorierung je nach Lichteinfall von den anderen Steinen abhebt. Solche Unterschiede wurden im Vergleich aber auch bei Lego-eigenen Steinen der gleichen Farbe beobachtet. Störende Gusspunkte sind bei dem Modell zudem kein großes Thema, bei den meisten Steinen sind diese in den Noppen zu finden und werden damit gut überbaut. Lediglich bei den großen Fertigbauteilen weicht Woma von dem Prinzip ab.
Das Set führt vier Aufkleber, welche im Schild über dem Steak House, am Parkeingang sowie auf dem Hot-Dog-Wagen platziert werden. Hier sollte der Hersteller bei zukünftigen Modellen jedoch nachbessern: Zwar ist die Druckqualität sehr gut, die Aufkleber selbst sind aber in gleicher Größe wie die Bausteine, auf die sie angebracht werden sollen, gefertigt. Ein genaues Anbringen ohne Überstände ist somit fast unmöglich. Werden die Aufkleber dann wieder abgezogen, hinterlässt dies unschöne Schlieren an den transparenten Stellen.
Erstaunlich ist hingegen die Anzahl und vor allem die Qualität der verwendeten Prints. Während bei Lego ein solches Set mit der Teilezahl schon nicht zu dem veranschlagten Preis zu haben sein dürfte und bei welchem generell die meisten grafischen Elemente nur per Aufkleber realisiert würden, versieht Woma 14 teils auch größere Steine mit Aufdrucken. Das ist selbst für einen chinesischen Hersteller beachtlich.
Hinzu kommen viele kleinere Deko-Teile wie ein Brot oder Pizza-Stücke.
Fazit
Nach dem doch eher desaströsen Ergebnis beim Baustellenset erfolgt bei Woma mit dem viktorianischen Haus schon fast die Wandlung zu einem Geheimtipp. Für um die 25 Euro erhält der Käufer ein sehr schönes Set mit hoher Spielbarkeit, welches sich aber genauso gut in einem Diorama machen würde. Auch für eine Eisenbahnwelt wäre das Set sehr gut geeignet, ist es doch schön anzusehen und nimmt gleichzeitig nur wenig Platz in Anspruch. Die 681 Steine sind in sehr guter Qualität gefertigt, sowohl die verwendeten Farben wie auch die Klemmkraft lassen keinen Grund zur Beanstandung zu. Darüber hinaus beinhaltet das Modell 14 teils größere bedruckte Teile, was in dieser Preisklasse auch bei alternativen Herstellern alles anderes als selbstverständlich ist.
Gestalterisch ist das Gebäude ebenso schön umgesetzt. Die Inneneinrichtung fällt an manchen Stellen etwas spärlich aus, wer will, kann diese auf Wunsch selbst erweitern. Der Aufbau geht generell leicht von der Hand, die Anleitung ist einfach und verständlich aufgebaut, sodass auch Kinder ab sechs Jahren weitestgehend keine Probleme mit dem Zusammenbau haben dürften. Lediglich bei der Fertigung des Baumes und bei der Anbringung der Aufkleber könnten diese die Hilfe eines Erwachsenen benötigen.
Die Figuren sind dagegen nur als Beilage zu sehen, in anderen Ländern kommen wesentlich schöner gestaltete Exemplare zum Einsatz. Diese sind in ihrem Erscheinungsbild jedoch deutlich stärker an die Lego-eigenen Mini-Figuren angelegt und könnten hierzulande, zumindest aktuell, zu Problemen führen.
Für rund 25 Euro kann bei dem Set jedenfalls nichts falsch gemacht werden, daher eine absolute Kaufempfehlung.
MOC-Hinweis
Sollte dieses Modell als ein unlizenziertes MOC erkannt worden sein, bitten wir um eine kurze Mitteilung. Wir werden den Review um entsprechende Hinweise ergänzen und anschließend einer Neubewertung unterziehen. Weitere Hinweise sind in unserer Rubrik „Wie wir testen“ zu finden.
Woma C0337 - Viktorianisches Haus im Review
- sehr schön umgesetztes Modell
- gute Steinequalität
- 14 teils große Prints
- sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis
- verständliche Anleitung
- Scheiben leicht zerkratzt
- Aufkleber zu groß