Das U-Boot U-48 gilt als das erfolgreichste U-Boot des Zweiten Weltkrieges. Auch wenn dies eine zweifelhafte Ehre ist – ein gut umgesetztes Klemmbaustein-Modell davon kann ein schönes Spielzeug für große oder erwachsene Kinder sein. An letzterem kommen Anfangs leichte Zweifel auf, die sich im weiteren Bauverlauf jedoch relativieren.
Das Original
Die U-Boot-Klasse VII ist die am häufigsten produzierte U-Boot Klasse der Schifffahrtsgeschichte, von der im Zweiten Weltkrieg über 700 Boote in Dienst gestellt wurden – davon 24 vom Typ VIIB. U-Boote dieses Typs verfügten über 4 Torpedorohre am Bug sowie eines am Heck. Neben einem 8,8 cm Geschütz, das bei diesem Unterwassergefährt für die Bekämpfung von Schiffszielen über Wasser vorgesehen war, verfügte die VIIB über eine 2 cm Flak 30. Ein weiteres auffälliges Merkmal ist die Netzsäge am Bug des Bootes, welche jedoch beim TYP VIIC nicht mehr angebaut wurde. Die bei vielen U-Booten zum Einsatz kommenden Netzsägen gelten trotzdem als so prägnant, dass diese in Filmen oft auch an solchen deutschen U-Booten gezeigt werden, welche niemals mit einer solchen ausgestattet waren.
Bei dem vorliegenden Modell handelt es sich nicht nur um irgendein U-Boot vom Typ VIIB, sondern um das U-Boot U-48. Die U-48 lief am 8. März 1938 vom Stapel und wurde am 22. April 1939 offiziell in Dienst gestellt. Während des Zweiten Weltkrieges unternahm das Unterwasserschiff zwölf Unternehmungen, welche von fünf unterschiedlichen Kommandanten befehligt wurden, wobei durch das Boot fast 308.000 t Schiffsraum versenkt wurden. Dadurch ist die U-48 als erfolgreichstes U-Boot des Zweiten Weltkrieges bekannt geworden, wobei zu bemerken ist, dass während dieser Zeit keines der Besatzungsmitglieder ums Leben gekommen ist.
Ab dem 1. Juli 1941 wurde die U-48 nur noch als Ausbildungs- und Übungsboot eingesetzt und am 3. Mai 1945, vier Tage vor der bedingungslosen Kapitulation, aufgrund des sogenannten „Regenbogen-Befehles“ selbstversenkt.
Das Modell
Das U-Boot VIIB U-48 ist bereits vor längerer Zeit unter der Artikelnummer 4805 in der Historical Collection von Cobi und zu einem Listenpreis von knapp 40 Euro erschienen. Mit Erscheinen des Kataloges für das dritte Quartal 2020 wurde das Modell aus dem Programm genommen, jedoch ist es zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Reviews immer noch bei vereinzelten Händlern und teilweise deutlich rabattiert erhältlich. Daher könnten Modellbaufreunde gerade zu diesem Zeitpunkt in der Hinsicht ein gutes Schnäppchen machen.
Der Bau findet in 4 Bauabschnitten statt, wobei die Tüten der Abschnitte zwei bis vier in jeweils einem Beutel zusammen verpackt sind. Zusammengenommen, inklusive der Beutel für die Zusammenfassung der Bauabschnitte, sind die 800 Teile in 27 Plastiktüten verpackt, sodass in jeder Tüte durchschnittlich knapp 30 Teile enthalten sind – ein Wert, der garantiert noch Optimierungspotential bietet.
Bereits beim Auspacken ist zu erkennen, dass auch Farben, die mit dem Set eigentlich nichts zu tun haben, verbaut werden. Der Grund hierfür ist nicht zu erkennen, da die Farben in der Anleitung sowieso später ausgegraut werden und somit nicht der Orientierung dienen können. Die Durchmischung mit modellfremden Farben ist jedoch weit weniger ausgeprägt, als bei Sets des dänischen Marktführers. Nichtsdestotrotz ist im Inneren des Modells eine teilweise wilde Farbpalette zu erkennen.
Abweichend vom Original werden bei diesem Modell zwei 8,8 cm Geschütze zur Schiffsbekämpfung dargestellt, das U-Boot VIIB verfügte jedoch lediglich über eines dieser Geschütze, welches vor der Bug-Seite des Turmes lafettiert war. Dieses Manko lässt sich durch den Einsatz einer braunen 2 × 2 Gitterfliese jedoch leicht ausbessern, sofern der Baumeister ein passendes Teil zur Hand hat.
Leider noch kein „Pad Printed – No Stickers“
Leider setzt Cobi bei diesem Set noch überwiegend Aufkleber ein, sodass nur wenige Teile bedruckt werden. Aus diesem Grund sind fast alle Details in Form von Aufklebern, die sich zum Teil auch über mehrere Steine erstrecken, auf dem Modell zu sehen. Jedoch finden sich einige Stellen, an denen durch Drucke interessante Baulösungen ermöglicht werden.
Der Maßstab des Modells ist vom Hersteller mit 1:100 angegeben, daher ist ein Verzicht auf Minifiguren durchaus vertretbar.
Ein großer Spaß für Freunde der Baurichtungsumkehr
Baurichtungswechsel sind wesentlicher Bestandteil der Bauweise dieses Sets, so kommen sowohl verschiedenste Arten von Steinen zum 90-Grad-Baurichtungswechsel wie auch die Baurichtungsumkehr-Steine (BRU) vor, die eine Umkehr um 180 Grad möglich machen. Bei letzteren handelt es sich um Platten die auf beiden Seiten Noppen aufweisen und um Steine mit Noppenaufnahmen auf beiden Seiten. Darüber hinaus haben die Designer in diesem Set die sogenannten „Bügelperlen“ verbaut, welche mit einem kleinen Applikator in die Noppenaufnahme von Platten gesteckt werden können, wodurch die Noppenaufnahme zur Noppe und die gegenseitige Verbindung von Plattenrückseiten möglich wird. Diese „Bügelperlen“ würden auch bei anderen Herstellern für interessante oder stabilere Baulösungen sorgen.
Insgesamt kommt das Set mit wenigen der Cobi-typischen Formteile aus – hier sind insbesondere die Grundplatte des U-Boot-Bugs zu nennen, die Noppen in 3 Richtungen aufweist, sowie die Kanzel des Flak-Turmes und die Netzsäge.
Der Designer verwendet in diesem Set viele große Teile, so kommen Steine und Platten in den Formaten 2 × 8 und 2 × 10 in diesem Set vor. Interessant sind auch die 2 × 2 Gitterfliesen, welche das Holzdeck des U-Bootes abbilden und in diesem Format beim Marktführer nicht eingesetzt werden. Gleiches gilt für größere Steine mit ungeraden Noppenmaßen, in diesem Fall 1 × 5 und 3 × 4.
Im Gegensatz zu den Modellen der C-47 Skytrain (Dakota) D-Day Edition (Review), der C-47 Skytrain – Berlin Airlift (Review) und der Junkers Ju 52/3m (Review) enthält dieses Modell auch die notwendigen Schnüre, um die U-48 nach den Vorgaben des Designers fertigzustellen.
Die Bauanleitung
Wie für ein Modell dieser Größe bei Cobi üblich, ist die Anleitung im DIN-A4-Querformat gedruckt. Dies steht in einem vernünftigen Verhältnis zur Länge des Modells von 64,5 cm. In 152 Bauschritten werden die 800 Steine zusammengeklemmt, was einem Schnitt von 5,3 Steinen pro Bauschritt entspricht und somit einen etwas schnelleren Baufortschritt als beim dänischen Marktführer darstellt. Der 153. Bauschritt wird dann zum Verkleben der Sticker benötigt. An einigen Stellen wird innerhalb eines Bauschrittes an mehreren Stellen gleichzeitig gebaut – eine Vorgehensweise die bei Lego früher in Sets für erfahrenere, aber auch nicht erwachsene Baumeister noch die Regel war.
Cobi graut bereits abgeschlossene Bauschritte aus, sodass nur Teile, die in dem jeweiligen Bauschritt eingebaut werden, farbig erscheinen. Gerade bei der Verwendung unterschiedlicher Grautöne kann dies zwischenzeitlich für leichte Irritationen sorgen, da die Farbwiedergabe der Anleitung eine Unterscheidung zwischen Schwarz, Dunkelgrau und Hellgrau erschwert und somit nicht mit bereits am Modell verbauten Farben verglichen werden kann – ein Baumeister der jedoch schon ein wenig Erfahrung mit anderen Modellen des polnischen Herstellers hat, sollte damit zurechtkommen.
Auf der ersten Seite der Bauanleitung befindet sich eine kleine Übersicht, bei denen ähnliche Steine gegeneinander aufgeführt und einem Buchstaben zugeordnet werden. Hiermit soll der Baumeister in die Lage versetzt werden, anhand des Buchstaben immer das richtige Teil auszuwählen. In diesem Set stellt sich jedoch Anfangs die Frage, ob eine zusätzliche Längenangabe, bei der Unterscheidung von 4 unterschiedlichen Stangenlängen, nicht sinnvoller gewesen wäre. Ähnliche Übersichten finden sich auch an anderen Stellen der Bauanleitung genauso wie 1:1 Abbildungen einzelner Bauteile.
Die Stelle, die den Aufbau der Antriebsanlage beschreibt, ist teilweise nicht ganz klar verständlich. So wird für die Kreuzaufnahme von Stangen zweimal das anscheinend gleiche Bild gezeigt, jedoch soll die Stange im ersten Fall in die Öffnung gesteckt werden, die nur ein kurzes Einstecken zulässt. Im zweiten Fall soll dagegen die Öffnung verwendet werden, die sich durch das ganze Teil erstreckt.
Für das Modell wird vom Hersteller ein Mindestalter von 9 Jahren angegeben, jedoch sind einige Stellen etwas filigran aufgebaut, sodass Kinder in dem Alter vermutlich etwas Unterstützung von einem erfahreneren Baumeister benötigen. Zudem ist die Klemmkraft an einigen Stellen sehr hoch und kann so manches Kind überfordern, daher wäre ein Mindestalter von 14 Jahren vermutlich angebrachter, wobei dieses Alter auch eher der Zielgruppe für Modellbau-ähnliche Modelle entspricht.
Der Aufbau
Gleich zu Anfang wird der Kern des Modells gebaut, bei dem großzügig Steine zum Baurichtungswechsel verwendet werden. Schnell wird offenbar, dass der Kern nicht durchgehend grau ist, wobei hierfür kein Grund ersichtlich ist. Obwohl der Kern massiv ist und das Modell keinen bespielbaren Innenraum besitzt, spart der Hersteller an einigen Stellen Platten ein und überbaut Luft, was jedoch keinerlei Auswirkung auf die Stabilität hat.
Obwohl Cobi für eine hohe Steinequalität bekannt ist, biegt sich der langgestreckte Kern des Bootes zu Beginn leicht durch – was sich jedoch im weiteren Verlauf des Baus wieder ausgleicht. Dieses Verhalten wurde auch beim Bau des Bodens des U-Bootes beobachtet.
Einen interessanten Ansatz hat der Designer für die Erzeugung einer „schiefen Noppenfläche“ gewählt. Hier werden keine klassischen „Hinge-Bricks“ oder „Hinge-Plates“ verwendet, sondern eigene Plate-Modified des polnischen Herstellers, die etwa im 90-Grad-Winkel ineinander gesteckt und dann geneigt werden können. Hierbei ist genau auf die Baurichtung in der Anleitung zu achten, da nur eine der beiden möglichen Richtungen richtig ist, obwohl beide Klemmweisen möglich sind.
Baurichtungsumkehr lässt Oben und Unten zunächst Nebensache sein
Interessant gestaltet sich der Aufbau, da, durch den Einsatz der Baurichtungsumkehr, nicht sofort offensichtlich wird, wo bei dem Modell Oben und Unten liegen. So ist es durchaus möglich, dass ein Baumeister plötzlich feststellt, dass die Gitterfliesen des Holzdecks plötzlich an der Stelle des Modells aufgenoppt werden, wo bisher die Unterseite des Modells erwartet wurde.
Die übrigen Abschnitte des U-Bootes werden überwiegend segmentweise separat gebaut und danach an den Kern geklemmt. Einige Bauteile werden zunächst nur auf 1-2 Noppen gesetzt, jedoch abschließend so überbaut, dass eine ausreichende Stabilität gegeben ist.
Wirkt der Kern bereits zu Anfang schon groß, so erahnt der Baumeister nach dem ersten Drittel des Baus, dass das fertige Modell noch wesentlich größer sein wird.
Die Unterseite der U-48 wird auf einer großen Fläche aus Platten aufgebaut, die anschließend mit inverser Baurichtungsumkehr überbaut wird, also mit Steinen, die auf beiden Seiten Noppenaufnahmen aufweisen. Auf diesen werden dann die großen Curved-Slopes geklemmt, die den Rumpf bilden.
Der dritte Bauabschnitt beginnt mit dem Bau der Seiten, welche in SNOT-Bauweise (Studs Not On Top), also seitlich auf den Kern aufgeklemmt werden. Insbesondere das Aufklemmen der großen Curved-Slopes (gebogenen Rundfliesen) sowie der fertigen Seiten-Segmente erfordert dabei ein großes Maß an Anpressdruck, dem manch jüngerer Baumeister eventuell nicht gewachsen sein mag. Sollten an dieser Stelle ungleichmäßige Spaltmaße auffallen, so kann es Abhilfe schaffen, die Curved-Slopes an den betroffenen Stellen ein wenig nachzudrücken.
An der Oberseite ist, vermutlich durch die verwendete Bautechnik bedingt, festzustellen, dass sich ein Segment nicht ganz an die Gitterfliesen herandrücken lässt – optisch ist dieser Umstand jedoch kaum wahrzunehmen, da die entstehenden Spalte neben den Gitterfliesen kaum auffallen.
Holz im Stahlrumpf?
Leider sind im Bereich der doppelt gebogenen Fliesen die darunterliegenden braunen Platten deutlich zu erkennen. Dies ist besonders auffallend, da an dieser Stelle beim Original vermutlich kein Holz eingesetzt wurde.
Zum Abschluss des dritten Bauabschnitts wird der Bug des Bootes gebaut – der Zeitpunkt, an dem die Länge des Modells erstmals voll zu erkennen ist. Auch Umfang und Gewicht der U-48 haben bis an diese Stelle bereits merklich zugenommen und werden so manchen Baumeister beeindrucken.
Im vierten Bauabschnitt wird die Aufmerksamkeit zunächst auf die Unterseite des U-Bootes gelenkt, wo sich leider einige Schwachstellen des Modells zeigen. So entsteht an der Heckpartie des Kiels ein Spalt, der in dieser Form nicht auf Zeichnungen und anderen Nachbildungen anderer U-Boote dieses Typs wiederzufinden ist.
Die Antriebsanlage – ein Kontrast zur restlichen Bauweise
Die Antriebsanlage des U-Bootes ist zum Rest des Modells sehr filigran gebaut und bedarf einer genauen Ausrichtung der einzelnen Bestandteile – eine Konstruktion die, im Kontrast zur restlichen Bauweise, sehr instabil ist und eher an die Bauweise mancher MOCs erinnert. Darüber hinaus entstehen durch die Konstruktionsweise Öffnungen an Stellen, die eigentlich bündig mit dem Rumpf abschließen sollen.
Der Turm und die restlichen Deckaufbauten stellen den Baumeister vor keine großen Probleme, setzten sie insbesondere auf solide Bautechniken unter Anwendung von Baurichtungsumkehrung und SNOT-Bauweise.
Kein Schlussspurt am Ende
Als weniger Lebensbejahend mag mancher Baumeister die Befestigung der Schnüre empfinden, die, in Verbindung mit der Netzsäge, eine Konstruktion zum Schutz vor Netzen, an denen auch Seeminen haften konnten, darstellen sollen. Die größte Schwierigkeit stellt dabei insbesondere das Verstauen der Überlängen der Schnüre dar – sofern der Baumeister diese nicht abschneiden will, was jedoch bei einem Wiederaufbau nach dem Zerlegen zu Problemen führen kann.
An den Bau des Bootes schließt sich noch die Fertigung des Sockels an, der in konventioneller Bauweise schnell gebaut ist.
Etwas weniger anspruchsvoll als das Befestigen der Schnüre, aber trotzdem oft weniger beliebt, schließt der Bau mit dem Anbringen der Sticker ab, die sich oftmals über mehrere Bausteine erstrecken. Die Verwendung zweier Pinzetten hat sich bei dieser Arbeit zum genauen Ausrichten der Aufkleber als nützlich erwiesen, jedoch sollten die Sticker nicht zu früh losgelassen werden, da sich diese im Anschluss mehr oder weniger von selbst an die Oberfläche heranziehen. Zudem lassen diese in einigen Fällen nur geringe Toleranzen beim Aufkleben zu, um nicht überzustehen. Da die Aufkleber von Cobi den Ruf besitzen, sich oftmals bereits nach kurzer Zeit von Oberflächen abzulösen, kann es von Vorteil sein, diese im Vorfeld, beispielsweise mit Isopropanol, zu entfetten und von möglichen Fingerabrücken zu befreien. Letzten Endes lohnt sich jedoch der Aufwand, die Sticker aufzukleben, stellen sie doch wesentliche Details des U-Bootes dar, auch wenn Prints an den meisten Stellen durchaus unproblematisch zu realisieren gewesen wären. Auch für einen aufgeklebten Anker, wie er bei diesem Modell vorkommt, hat der Hersteller bei anderen Modellen schon Lösungen im Zuge von Modellüberarbeitungen gefunden.
Qualität der Steine
Wie bei den Steinen des polnischen Herstellers üblich sind diese von durchgehend hoher Qualität und weisen so gut wie keine Kratzer auf den Oberflächen auf. An einem Stein sowie an den Enden zweier Stangen, war noch ein leichter Grat zu finden, welcher sich jedoch mit dem Fingernagel leicht abkratzen ließ.
Cobi verwendet eigene Farben, die nicht mit denen von Lego identisch sind – jedoch ist die Farbgleichheit der Steine innerhalb des Sets nahezu durchgehend gegeben. Die einzige Stelle, an der diese nicht vollständig vorhanden ist, ist die Farbe des gedruckten Hellgraus auf der Oberseite des Bugs, leider nicht ganz identisch mit dem Hellgrau des ABS-Kunstoffs. Aus diesem Grund ist auf der Oberseite an dieser Stelle leider ein Strich zu erkennen. Zudem ist dort auch der Angusspunkt überdruckt, was auf den Betrachter wie eine winzige Verunreinigung wirkt.
Drucke mit Optimierungspotential
Die Drucke sind von überwiegend guter Qualität, jedoch fallen bei einigen Steinen Unschärfen bei einfarbigen Prints an den Druckgrenzen auf. An einer Stelle passte die Ausrichtung im Vergleich zum benachbarten durch Bautechnik erzeugten Farbverlauf leider nicht exakt. An dieser Stelle stellt sich die Frage, warum der Designer hier nicht auf eine bauliche Lösung zurückgegriffen hat, indem zwei 1 × 4 Slopes in unterschiedlichen Farben anstatt eines zweifarbigen 2 × 4 Slopes eingebaut werden. Dies ist besonders ärgerlich, da ein Druck genau an dieser Stelle nicht ganz homogen ist.
Wie bereits in anderen Reviews häufiger erwähnt, weisen die Steine des polnischen Herstellers oftmals seitliche Angusspunkte auf, im Gegensatz zu Steinen des dänischen Marktführers, bei denen die Angusspunkte zumeist in Noppen oder an den Unterseiten versteckt sind. In diesem Set lassen sich diese jedoch oft gut verstecken, nur ist zumal auch ein zwischenzeitlicher Rückbau erforderlich, da beim Zusammenklemmen, durch die Bauweise mit verschiedenen Baurichtungen bedingt, nicht sofort offensichtlich ist, welche Seite eines Segments von außen sichtbar ist.
Hohe Klemmkraft, die Nachdruck erfordert
Die Klemmkraft der Steine ist, wie bei Cobi meist festzustellen, durchweg höher als beim dänischen Marktführer. An einigen Stellen werden jüngere Baumeister durch die höhere Klemmkraft jedoch vermutlich Hilfe eines älteren Bruders oder der Eltern benötigen. Zudem verzichtet Cobi bei den meisten Fliesen und Slopes auf den sogenannten „Groove“, der das Ansetzen eines Teiletrenners bei vielen Fliesen anderer Hersteller deutlich vereinfacht. Lediglich bei Fliesen in der Größe 1 × 1, 2 × 2 und 2 × 4 ist dieser Rand bei den verwendeten Steinen zu finden. Durch die hohe Klemmkraft bedingt können die Spaltmaße anfangs unregelmäßig erscheinen – dies lässt sich jedoch durch ein beherztes Nachdrücken ausgleichen.
Die Schnüre sind beschichtet, sodass diese während des Baus nicht aufrippeln können. Dies wäre bei diesem Modell zwar kein größeres Problem, da die Schnüre nicht durch dünne Ösen gezogen werden müssen, jedoch vermittelt diese Bearbeitung auch eine gewisse Wertigkeit des Modells.
Fazit
Cobi hat bei dem vorliegenden Set eine schöne, wenn auch unverständlicherweise nicht ganz originalgetreue Umsetzung des U-Bootes VIIB, genauer der U-48, realisiert. Das Modell ist, mit Ausnahme der Antriebsanlage und der Schnüre, sehr stabil gebaut und wird insbesondere Freunde der Baurichtungsumkehrung wie auch der SNOT-Bauweise in ihren Bann ziehen. Die Bautechniken gehen überwiegend leicht von der Hand, jedoch finden sich insgesamt auch nur wenige Details an dem Bootsmodell wieder, die aufwendige Konstruktionen erfordern.
Vielen Klemmbausteinfans wird es gefallen, dass nur wenige modellspezifische Formteile in dem Set verwendet werden. Trotzdem schafft es der Designer, mit dem Steineportfolio von Cobi eine realistisch wirkende Bootsform mit glatten Oberflächen zu erzielen, die ohne die Klemmbaustein-typische Klötzchen- und Noppenoptik auskommt – Baumeister mit Modellbauvorliebe werden daran ihre Freude finden.
Die Bauanleitung ist im Wesentlichen gut strukturiert und erlaubt einen zügigen und überwiegend problemlosen Aufbau des Sets. Lediglich das Anbringen der Schnüre und der Sticker können so manchem Baumeister graue Haare bescheren – diesem ist es jedoch selber überlassen, auf genannte Details zu verzichten, was jedoch deutliche Auswirkungen auf das Aussehen des fertigen Modells hat. Optimierungsbedarf besteht lediglich bei der Farbwiedergabe der verschiedenen Grau- und Schwarztöne. Etwas unverständlich ist die Verwendung roter und blauer Teile im Inneren des Modells, die, aufgrund der Ausgrauung bereits abgeschlossener Bauschritte in der Anleitung, nicht einmal die Orientierung am Modell vereinfachen könnten.
Viele Käufer wird vermutlich der großflächige Einsatz der Aufkleber stören, die sich teilweise auch über mehrere Steine erstrecken. Zudem haben die Cobi-Sticker den Ruf, eine eingeschränkte Haftung zu besitzen, was bei einem Vitrinenmodell, das nur einmal aufgebaut und dann ausgestellt wird, eher von Nachteil ist. Zwar lässt sich das Aufkleben der Sticker durch die Verwendung von Pinzetten optimieren – dies ist jedoch bei einem Klemmbausteinmodell oftmals ungern gesehen, da diese gerade den Reiz besitzen, ohne Werkzeuge zusammengesetzt zu werden. Dadurch eignet sich das Set zwar nebenbei auch als sehr guter Teilespender, jedoch werden sich manche Baumeister wünschen, dass das Set in einer überarbeiteten Version als „Pad Printed – No Stickers“-Version neu auf den Markt kommt – eine Möglichkeit, die vermutlich nur wenige Modifikationen erfordert.
Bezüglich der Drucke ergibt sich ein geteiltes Bild, auf der einen Seite wird der Käufer froh über jeden Druck sein, der den Einsatz eines Stickers verhindert – andererseits offenbaren die Drucke an einigen Stellen leichte Schwächen, leider auch an Stellen die vermutlich teilweise, durch die Verwendung anderer Steine, keine Drucke benötigt hätten.
Zusammenfassend bietet dieses Modell einen schönen Bauspaß für Freunde von U-Booten und historischen Schiffsmodellen. Der Listenpreis von 39,99 Euro für 800 Teile und die Modellgröße kann als durchaus angemessen angesehen werden – ein Preis, der aufgrund der Einstellung des Modells durchaus noch sinken kann. Daher sollten sich interessierte Baumeister noch möglichst schnell ein Set zulegen oder hoffen, dass es erneut aufgelegt und eventuell verbessert wird – ein Schritt, den Cobi bei anderen beliebten Sets schon öfters gegangen ist, Just Bricks liegen hierzu jedoch keine Informationen vor.
Anmerkung zum Test
Das U-Boot VII B U-48 (4805) wurde Just Bricks freundlicherweise von Cobi für den Review kostenlos zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme auf den Artikel fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand ebenfalls nicht.
Cobi 4805 – U-Boot VIIB U-48 im Review – Slideshow
Cobi 4805 - U-Boot VIIB U-48 im Review
- Rumpfform in Klemmbausteinen gut umgesetzt
- nur geringe Anzahl an modellspezifischen Formteilen
- gute Anleitung
- gute Steinequalität
- überwiegend stabile Bauweise
- unnötige Abweichungen vom Original
- hoher Verbrauch an Kunststofftüten bei der Verpackung
- viele Aufkleber, nur wenige Drucke
- farbiger Innenbau scheint an manchen Stellen durch