Das Modell des Instrumentenshops von Sluban zeigt erneut auf eindrucksvoller Art, wie einfallsreich Designer sind und dadurch auch im Kleinen eindrucksvolle Sets erschaffen können. Schade ist es dann umso mehr, wenn die ansonsten sehr gute Idee durch kleine Unachtsamkeiten gemindert wird.
Das Modell
Das Modell des Violinen-Instrumentenshop beinhaltet 308 Teile und ist bei den hiesigen Händlern für unter 20 Euro zu erstehen. Wie bereits zur Food-Court-Serie, welche unter anderem das French-Fries-Modell (Review) beinhalte, stellt auch das neue Set einen Teil einer neuen Laden-Reihe dar, zu der aktuell noch der Katzenbedarf „Glückskatze“ gehört.
Die Steine, bei denen Braun, Grau und Gelb die vorherrschenden Farben darstellen, sind in insgesamt vier Tüten verpackt. Auf eine Unterteilung in Bauabschnitte hat Sluban aufgrund der geringen Teilezahl verzichtet. Darüber hinaus gehört ein Sticker-Bogen mit sieben Aufklebern ebenso zum Angebot, Drucke sind keine vorhanden.
Die Anleitung
Auch beim neuen Modell bleibt Sluban der Gestaltung seiner Bauanleitungen treu. Diese besitzt in etwa die Abmessungen eines im Querformat gehaltenen DIN-A5-Blattes, verfügt über 28 Seiten, auf denen wiederum 66 Bauschritte zum fertigen Modell führen.
Sluban gibt das Mindestalter des Sets mit 7 Jahren an, dementsprechend einfach sind die Bauschritte umgesetzt und auch abgebildet – im Grunde werde in keinem Schritt 10 oder mehr Teile verbaut. Die jeweils benötigten Steine werden in einem Kasten über dem Modell angezeigt, wobei die Größenangaben nur bei den großen Teilen abgebildet werden – im vorliegenden Fall lediglich bei den beiden 4 × 10 Noppen großen Plates.
Bei den Abbildungen der Bauvorgaben greift Sluban, wie viele andere alternative Hersteller ebenso, auf das Prinzip der Reduktion zurück, womit nur die neuen Teile in ihrer vollen Deckkraft und Farbe dargestellt werden – bereits verbaute Segmente erscheinen dagegen in einem deutlich abgeschwächten Weiß.
Die abgedruckten Farben gleichen dabei weitestgehend denen der realen Steine – bis auf die roten Bausteine des übergroßen Bogens, welche in der Anleitung in einem eher dunklen Braun abgebildet werden, aber aufgrund der Unterscheidung zu den restlichen Teilen dennoch gut ausgemacht werden können.
Der Aufbau
Bevor der Aufbau beginnt sollten die Steine, aufgrund der fehlenden Unterteilung in Bauabschnitte, sortiert werden. Da der überwiegende Teil des Sets aus hellbraunen Steinen besteht, sollten zumindest diese ein wenig nach deren Art aufgeteilt werden – das vereinfacht das spätere Finden der richtigen Teile.
Der Aufbau selbst hält keine großen Probleme bereit, die Anleitung sorgt für rund eine Stunde gemütlichen Bauens. Zuerst werden die Figuren zusammengesetzt, welche nach wie vor die für Sluban bekannte Form besitzen. Anschließend begibt sich der Baumeister an die Rückwand der später aufklappbaren, überdimensionalen Violine und fertigt das Mittelteil, welches auch das Innenteil des kleinen Musikladens führt und in dem Violinen sowie Bögen erstanden werden können. In den nächsten Bauschritten werden weiter die geschwungenen Seitenteile gefertigt und an den bis dahin bereits gebauten Teil angebracht. Völlig unspektakulär wird oben der Rest des Korpus aufgesetzt und der erste Teil des Modells ist bereits nach nicht einmal 25 Minuten fertiggestellt.
Der Beginn der Ladenfront gleicht in vielen Teilen dem des vorher gebauten Segmentes, aber mit dem Unterschied, dass der Mittelteil hier offen bleibt – irgendwo muss der Kontakt zum Kunden ja schließlich hergestellt werden. Einen weiteren Unterschied stellen die Verzierungen in der Front sowie der übergroße Steg mit den aufgeklebten Saiten dar. Anschließend wird noch der große Bogen aus Stangen und Pins zusammengesetzt und an das Ladenlokal angebracht – fertig ist der Violinen-Instrumentenshop. Als letzte Amtshandlung werden noch ein Schlagzeug sowie ein Wegweiser gebaut, damit Kunden auch ihren Weg zum Shop finden. Somit ist das komplette Modell nach rund einer Stunde fertig.
Qualität der Steine
Lange Zeit war Sluban für eine eher bescheidene Klemmkraft seiner Steine bekannt, manch Baumeister würde dafür eher den Begriff „berüchtigt“ nennen – nicht umsonst wurde in Klemmkreisen lange Zeit von der „nach oben offenen Sluban-Skala“ gesprochen, wobei zehn Sluban einem Cobi entsprachen – also der Klemmkraft der Erzeugnisse des polnischen Herstellers. Dabei sorgten manche Modelle für regelrechte Traumata bei ihren Bauherren, der Schulbus ist vielen hier besonders negativ in Erinnerung geblieben. Um das Bild zu komplettieren: Der dänische Marktführer rankte für viele Freunde der kleinen bunten Kunststoffsteine dabei bei Rang sieben bis acht.
Der chinesische Hersteller hat die Zeit genutzt, um an der Qualität seiner Erzeugnisse zu arbeiten. Das hat sich ausgezahlt, denn auch wenn die Steine aus dem Hause Sluban zwar nach wie vor nicht in der obersten Liga mitspielen können, hat zumindest die Klemmkraft um einiges zugelegt und agiert nun auf einem recht ordentlichen Niveau. Leider hat ebenso der Preis zugelegt, womit das Verhältnis zwischen diesem und dem, was der Käufer dafür als Gegenleistung geboten bekommt, weiter in einem Ungleichgewicht verbleibt.
Generell fällt die Haptik der Steine anders als bei den höherwertigen Steinen man anderer Hersteller aus, was besonders bei den großen Plates durch ein gefühltes geringeres Gewicht auffällt. Auch das Gefühl wenn Elemente aufeinander geklemmt werden wirkt anders. Darüber hinaus tritt nicht selten beim Klemmvorgang ein gewisses Knarzen auf, was vor allem bei nicht nach EN71 hergestellten Steinen gerne auftritt. Dies dürfte hier aber nicht der Fall sein, denn mit dem von Sluban angegebenen Mindestalter von 7 Jahren gilt das Modell als Kinderspielzeug und muss daher auch die Vorgaben genannter EU-Norm einhalten.
Ebenso fallen bereits zu Anfang des Bauvorganges die an vielen sehr ungünstigen Stellen sitzenden Gussnasen negativ auf, die oftmals nicht kaschiert werden können. Diese sind somit beim fertigen Modell deutlich zu erkennen und mindern den Gesamteindruck des fertigen Bauwerkes merklich. An manchen Stellen werden zudem unterschiedliche Spaltmaße deutlich.
In Sachen Farbgleichheit besteht ebenso noch Luft nach oben, auch wenn sich Sluban hier in guter Gesellschaft zum dänischen Marktführer befindet. Diese werden vor allem an der Rückseite des Shops sichtbar, wo bei genauem Blick mindestens drei unterschiedliche Nuancen des verwendeten Brauntones erkannt werden können. Aber auch auf der Front sind diese vorhanden, wenn auch nicht so deutlich.
Die Druckqualität der beigelegten Aufkleber ist gut, gleiches gilt für die Haftung.
Fazit
Die Idee hinter dem Instrumentenshop Violine ist erst einmal sehr interessant. Generell präsentiert sich das Modell sehr formschön wie auch stabil, der Körper des Streichinstrumentes ist dabei genauso gut umgesetzt wie unter anderem der große Bogen. Auch dass der Hersteller das Problem der geringen Klemmkraft angegangen ist, soll nicht unerwähnt bleiben. Dennoch wird der zunächst positive Eindruck am Ende durch zu viele kleine Unzulänglichkeiten deutlich gemindert. Dabei stellen die kleinen Farbabweichungen noch das kleinere Übel dar, sind diese doch nur bei einem genauen Blick sowie gutem Licht zu erkennen. Mehr ins Auge fallen die unterschiedlichen Spaltmaße und vor allem die immer wieder erkennbaren Gussnasen, die sich nicht immer durch achtsame Positionierung der Steine verstecken lassen. Die Beschaffenheit der Oberflächen ist dagegen nicht zu beanstanden, auch die Fliesen lassen Schlieren nur im für Klemmbausteine normalen Bereich erkennen.
Die genannten Kritikpunkte wären bis zu einem bestimmten Grad eventuell noch zu verschmerzen, hätte Sluban bei seinen neuen Sets nicht auch an der Preisschraube gedreht, womit das Ungleichgewicht der früheren Modelle beibehalten wird. Für den geforderten Preis von knapp 20 Euro kann der Käufer auch oder vor allem bei den alternativen Herstellern eine höhere Qualität erwarten. Das betrifft auch die Aufkleber, andere Hersteller setzen bei ähnlicher Steinezahl bei ebenfalls ähnlichen Preisen auf Prints.
Ein kleines Kopfkratzen hinterlässt auch das Schlagzeug, bei dem nicht ganz klar wird, welche Rolle dieses bei dem Modell einnimmt. Der Shop veräußert dem Anschein nach nur Streichinstrumente und das benötigte Zubehör, warum also ein Schlagzeug? Es kommt dabei der Eindruck auf, als wäre die Teilezahl den Designern ohne zu wenig gewesen. Dabei dürften nicht wenige Käufer gerne auf dieses Segment verzichten, wenn das Hauptmodell dabei Drucke statt Aufkleber besitzen würde. Das Problem besteht zudem darin, dass Kinder mit dem Zusatzinstrument nicht wirklich spielen können, da die Figur auf dem Sitz nicht aufgenoppt, sondern einfach nur lose aufgesetzt wird – und im Grunde sofort wieder herunterfällt. Mal ganz davon abgesehen, verdreht sich die Bass Drum durch die Pins ohne Friktion ständig, was die darauf angebrachten Tomtoms mit einschließt.
Anmerkung zum Review
Der Instrumentenshop Violine wurde Just Bricks freundlicherweise von Klemmbaustein-Welt für diesen Review kostenlos zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme auf den Artikel fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand ebenfalls nicht.
>> Der Instrumentenshop Violine von Sluban bei Klembaustein-Welt
Sluban M38-B0817 – Instrumentenshop Violine im Review – Slideshow
Sluban M38-B0817 - Instrumentenshop Violine im Review
- von der Form her schön umgesetztes Modell
- aufklappbar
- auch für Kinder verständliche Bauanleitung
- Aufkleber
- Gussnasen an vielen Stellen sichtbar
- leichte Farbunterschiede