Das Baumhaus von Reobrix ist als fertiges Modell schön anzuschauen, der Weg dahin ist aber äußerst steinig. Das betrifft nicht nur die Bauanleitung, auch konstruktionelle Fehler wurden gemacht. Auch kann das Set an manchen Stellen als Maßeinheit für die eigene Geduld herhalten. Und dennoch sollte das Set eine Chance erhalten, denn mit ein wenig Nacharbeit können viele Punkte korrigiert werden.
Das Modell
Mit Reobrix betritt zumindest hierzulande ein neuer Spieler das Spielfeld, von dem bislang bei den meisten Händlern im Vergleich zu bereits seit längerem bekannten und daher auch etablierten Herstellern lediglich eine Hand voll Sets erhältlich sind. Das in den nächsten Zeilen getestete Set des Baumhauses stammt aus der European-Century-Reihe, welche mittlerweile vier Sets umfasst und die ihren Ursprung in der Mittelalterlichen Schmiede (21325) des dänischen Marktführers als Ideengeber nicht verleugnen kann. Als Ehrenrettung muss aber gleichzeitig angemerkt werden, dass einige Hersteller, wie unter anderem Urge, sich mittlerweile dieses Stils bedienen.
Der sehr schön gestaltete Karton ist mit 2.566 Teilen gefüllt, zu denen auch eine LED-Leuchte gehört, und wechselt samt Inhalt aktuell für rund 125 Euro den Besitzer. Den Schwierigkeitsgrad gibt der Hersteller mit 4 von 6 Sternen an, was auf einen etwas gehobeneren Anspruch hinweist. Das Mindestalter ist daher mit 12 Jahren angegeben.
Im Gegensatz zu den Verpackungen vieler anderer Hersteller besitzt der Karton zwar oben einen Griff für den besseren Transport, geöffnet wird dieser aber an der Seite. Im Inneren befinden sich wiederum, ebenso wenig überraschend, zwei kleinere Kartons, welche zwar nicht beschriftet, aber der eine mit den Bauabschnitten 1 bis 4 plus einer Tüte mit diversen Plates, der andere mit den Abschnitten 5 bis 8 gefüllt ist. Das bedeutet, dass auch kleinere Tische für den Aufbau ausreichend Platz bieten, da nicht alle Steine auf einmal ausgepackt und sortiert werden müssen.
Der Verpackungsinhalt bringt auch die Bauanleitung zutage, welche zudem in Form eines einzeln bedruckten Blattes Korrekturen für die Bauschritte 10 und 107 beinhaltet. Weiter liegt dem Inhalt ein Sticker-Bogen mit 34 Aufklebern bei, welcher unversehrt war.
Die Anleitung
Die beiliegende und in Zeitschriftengröße erstellte Bauanleitung stellt auf 146 Seiten 252 Bauschritte dar. Eine Einführung in das Thema Klemmbausteine gibt es im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern nicht, auch werden keine Größenangaben bestimmter Steine angegeben. Bei jedem Bauabschnitt wird in einem großen Bild gezeigt, was am Ende gebaut sein soll.
Die Darstellung der Bauschritte selbst erinnert ein wenig an die Bauanleitungen von Zhe Gao: Reobrix geht ebenfalls nach dem Prinzip der Reduktion vor, was bedeutet, dass nur neu hinzukommende Teile in ihren Farben und bei voller Deckkraft dargestellt werden – bereits Gebautes wird wie beim genannten Hersteller in einem hellen blaugrau angezeigt. Diese fast farblose Darstellung des bereits Gebauten kann an manchen Stellen die Orientierung merkbar einschränken, wie später noch gezeigt wird. Gerade Neulinge sollten also genau hinschauen. Um gerade diesen den Aufbau etwas zu erleichtern, zeigen rote Pfeile an, wo die entsprechenden Teile geklemmt werden müssen. Kleine gelbe Kreise zeigen zudem an, welche Noppen genau aufeinander gehören.
Gute Darstellung mit Grenzen
Bei großen Abbildungen, wie wenn das Modell in seiner kompletten Grundfläche gezeigt wird, werden zwei Bauschritte pro Seite, also vier pro Doppelseite angezeigt. Bei kleineren Bauschritten oder dem Bau kleinerer Segmente, die dem Modell hinzugefügt werden, können auch mal vier bis fünf Schritte je Seite abgebildet werden. Somit bleibt die Anleitung über die meiste Zeit recht übersichtlich. In den meisten Fällen kann so den Vorgaben leicht gefolgt werden, was gerade Anfängern den Aufbau erleichtert. Wird am Ende jedoch der Baum gefertigt, kommt die Art der Darstellung an ihre Grenzen. Dazu an entsprechender Stelle in der Aufbaubeschreibung mehr.
Ebenso übersichtlich zeigt sich die Anzahl der mit jedem Bauschritt hinzukommenden Teile, die zwar nicht direkt in die Kategorie „betreutes Bauen“ fällt, aber mit in den meisten Fällen 10 bis 20 Stück auch nicht auf dem Niveau liegt, welches unter anderem bei den Modellen von Wange bekannt ist. Das sorgt für eine gute Mischung zwischen Teilezahl und Herausforderung. Darüber hinaus werden viele Steine mit ihrer Noppengröße angezeigt, was das Verbauen falscher Teile verringert.
Farbliche Unterschiede
Was dagegen weniger gut dargestellt wird, sind die abgebildeten Farben, welche sich teilweise eklatant von denen der verbauten realen Steine unterscheiden. Dadurch wird der Baumeister direkt zu Anfang vor seine erste Herausforderung gestellt: So werden die Platten für die Grundfläche des Hauses in der Anleitung in einem sehr dunklen Braun angezeigt – darunter auch eine 16 × 16 Plate. Doch diese liegt in der gezeigten Farbe dem Set gar nicht bei. Werden die Produktbilder genauer betrachtet wird schnell klar, dass die hellbraunen Platten (Dark Tan) zur Verwendung kommen sollen. Diese Probleme ziehen sich durch die Anleitung und machen dem Baumeister an einigen Stellen das Leben unnötig schwer. Schwierig wird es ebenso, wenn manche Steine in Sachen Farben nicht den Vorgaben zugeordnet werden können und zusätzlich die Farbunterschiede in der Anleitung schwer zu erkennen sind. Dann können Steine nur noch nach dem Ausschlussverfahren gesetzt werden. So ist es durchaus möglich, dass auf den hier gezeigten Bildern der eine oder andere Stein doch an einer falschen Stelle sitzt.
Der Aufbau
Die ersten rund 90 Minuten verbringt der Baumeister damit, diverse Platten in mehreren Schichten zu einer großen Grundplatte zusammen zu klemmen. Das Unterfangen gestaltet sich durch die bereits beschriebenen Farbunterschiede in der Anleitung, bezüglich der hellbraunen Plates, ein wenig schwierig, die anderen Teile sind dagegen nur ein wenig dunkler abgedruckt, womit hier eine Orientierung nach einiger Zeit leichter fällt. Am Anfang geschieht aber ebenso einiges über das Ausschlussverfahren, also dass die Farbe an Teilen festgemacht wird, die in den Abschnitt auch nur in der Farbe vorkommen. Somit dürften alleine für die Grundlage rund 45 bis 60 Minuten ins Land gehen.
Anschließend werden erste Mauerteile wie auch die Vegetation um das Haus herum gebaut. Dazu gehören diverse Blumen, Pflanzen, Sträucher und sogar ein Hund. Ebenso wird der erste Teil des kleinen Marktstandes gefertigt. Doch nach den ersten Bauschritten bestätigt sich das, was sich auf den Produktbildern auf der Rückseite der Verpackung als böse Vermutung angedroht hatte und was sich im weiteren Bauverlauf weiter bestätigen wird: Die einzelnen Etagen des Modulars sind innen nicht gefliest.
Im weiteren Bauverlauf werden im zweiten Bauabschnitt die Wände weiter aufgezogen und die Fenster eingelassen. Gleichzeitig werden an den Mauerecken graue Fliesen in der Größe 1 × 1, 1 × 2 und 1 × 3 angebracht, um an diesen Stellen Ziegensteine anzudeuten. Hier ist ein wenig Fingerspitzengefühl angebracht, da manche größeren Fliesen auf lediglich eine Noppe geklemmt werden und diese nicht immer gut darauf halten – von der richtigen Ausrichtung einmal ganz abgesehen. Im Anschluss werden die Arbeiten an den kleinen Mauervorsprüngen an den Fenstern des Erdgeschosses vorgenommen. Parallel wird zudem damit begonnen, den kleinen Baumstumpf, an dem das Haus an einer Seite angebaut ist und der somit eine Art „natürliche Wand“ darstellt, zu klemmen. Hier sollte ganz genau auf die Position der jeweiligen Steine geachtet werden, die aufgrund der Ausgrauung nicht immer gut zu erkennen sind und sich daher schnell verbaut werden kann.
An manchen Stellen nicht fest genug
Im weiteren Verlauf erweisen sich einige der angeklemmten Teile als recht fragil, welche sich dadurch schnell lösen können. Das betrifft unter anderem die beiden 2 × 8 Noppen großen und senkrecht an unten am Baum angebrachten Plates genauso wie einige der angedeuteten Wurzeln, welche auf lediglich einer Noppe geklemmt sind.
In den nächsten Bauschritten wird der zweite Bauabschnitt nach rund 90 Minuten zu Ende gebaut, was das untere Tor und die Treppe mit einschließt. Bei der Mauerecke, welche erneut mit grauen Fliesen verkleidet wird, sind auch dieses Mal ruhige Finger gefragt. Anschließend geht es fast nahtlos in den nächsten Bauabschnitt, bei dem der kleine Verkaufsstand vor dem Haus das größte Segment darstellt. Dass das Dach bei diesem auf vier Antennenstäben ruht, lässt das Äußere zwar recht fein erscheinen, macht aber erneut einen Teil des Modells weniger stabil.
Der Abschnitt beginnt jedoch zunächst mit etwas, was als große fleischfressende Pflanze gedeutet werden kann. Hier zeigt sich die etwas geringere Klemmkraft, die manche, wenn auch nur wenige, Teile ihr Eigen nennen. So kann der Bottich, in dem die Pflanze nach ihrer Fertigung eingesetzt wird, das Gewicht der nach außen hängenden Pflanze nicht ganz halten, womit das Konstrukt schnell umkippen kann.
Ist dies dennoch geschafft, wird mit mehreren Plates und Fliesen der Ringanker gefertigt, welcher die Mauern zusammenhalten soll und das Erdgeschoss abschließt, bevor der erste Teil des Baumstammes weiter verziert wird. Als letzte Amtshandlung wird in dem Abschnitt die Überdachung der Tür samt Pflanzenverzierungen gebaut. Nach insgesamt rund 4 Stunden ist das Erdgeschoss komplett gefertigt und es kann in die Höhe gebaut werden.
Nicht passende Aufkleber
Sind die Tüten für den vierten Bauabschnitt geleert und der Inhalt sortiert, geht es die nächsten 120 Minuten an die erste Etage, welche am Ende eine Kombination aus einem Arbeitszimmer und einem Schlafgemach darstellen wird. Begonnen wird bei diesem mit dem Boden, welcher aus zwei Reihen Plates zusammengesetzt wird. Auch hier weicht die in der Anleitung angegebene Farbe deutlich von der der Platten ab. Die Ausbuchtung, die den Baum weiterführen wird, gibt direkt zu Beginn die Ausrichtung des Zimmers an. In den nächsten Bauschritten werden ein Teil der Wand hochgezogen, welche einen kleinen Erker beinhaltet, sowie Schreibtisch und Bett gefertigt. Beim Bett erwartet den Baumeister eine kleine Überraschung: So wird die aus runden Eckteilen und Fliesen bestehende Decke des Bettes mit einzelnen Aufklebern verziert, welche auf die 1 × 3 Noppen großen weißen Fliesen aufgeklebt werden sollen. Dabei wird die Verwunderung nicht durch die Frage Ausdruck verliehen, warum Reobrix an dieser Stelle nicht auf einen einzigen, dafür aber großen und durchgängigen Sticker zurückgreift, bei dem die einzelnen Verzierungen ohne den nun sichtbaren und durch die Ränder am Sticker-Bogen hervorgerufenen Versatz und damit vor allem nahtlos angebracht werden können, sondern warum die Sticker überhaupt eine Länge von vier Noppen besitzen. Für die richtigen Maße muss an dieser Stelle also zur Schere gegriffen werden.
Anschließend werden,, wenig spektakulär, die weiteren Wände hochgezogen, bei denen es jedoch neben den richtigen und in der Bauanleitung weiterhin nicht immer zu 100 Prozent auszumachenden Farben auch die korrekten Steine und deren Ausrichtung zu erkennen gilt. Die Inneneinrichtung wurde dagegen bereits in den vorangegangenen Bauschritten komplett gebaut, womit das Zimmer recht karg ausfällt. Final werden noch die Fliesen, von denen einige per Aufkleber zu Holzelementen werden, an den Seiten angebracht. Mit dieser letzten Amtshandlung ist auch dieser Abschnitt fertiggestellt.
Anschließend geht es im fünften Abschnitt mit dem Stamm hauptsächlich um den weiteren Ausbau des Baumes – und da machen die nächsten 25 Bauschritte und rund 60 Minuten Bauzeit richtig Spaß, da sie gleichzeitig einiges an Aufmerksamkeit abverlangen. So muss in der Anleitung genau geschaut werden, wo welcher Stein gesetzt werden soll, was nicht immer einfach zu erkennen ist. Die spätere Form entschädigt dann für den Aufwand.
In Sachen Aufkleber leistet sich der Hersteller dagegen den nächsten Fehltritt. So wird neben dem Eingang der ersten Etage ein Schild angebracht, bei dem zu dem 2 × 3 Noppen großen Hauptteil, welches an der Querstange geklemmt wird, unten noch eine 1 × 2 Fliese angebracht wird, damit auf der Rückseite zwei 2 × 2 invertierte Fliesen mit Noppen auf der Unterseite geklemmt werden können. Dass diese quadratischen Fliesen mit zwei Aufklebern versehen werden, ist ja noch nachzuvollziehen, aber dass Reobrix auf der anderen Seite getrennte Aufkleber in der Größe 2 × 3 und 1 × 2 anbringt und nicht ebenfalls einen 2 × 4 Noppen großen Sticker, der über beide Teile gelegt wird, ist dagegen unverständlich – insbesondere wenn beide Aufkleber erneut nicht passend erstellt wurden und einen sichtbaren Versatz aufweisen.
Abschließend wird die Umzäunung angebracht und auch dieser Bauabschnitt ist fertiggestellt.
Eins aufs Dach
Die Bauabschnitte 6 und 7 stehen wiederum ganz in Zeichen des Dachgeschosses und der Bedachung. Dafür wird erneut aus diversen Plates der Boden gebaut und mit einer Kiste als einziges Inventar bestückt. Interessant sind dabei die Dachgauben mit ihren schräg nach außen laufenden Fenstern, die dem Bau etwas „rustikales“ geben. Anschließend werden die seitlichen Dachbegrenzungen angebracht, welche unten mit jeweils zwei Achsen befestigt werden. Da die Verkleidung in Höhe des Dachfirstes nicht arretiert ist, entstehen hier sichtbare Spalten, was das äußere Erscheinungsbild des Modells etwas schmälert.
In den nächsten Bauschritten wird der Dachbalken mit seinen beiden Stützen gefertigt und von unten an das Dachgeschoss die kleine LED-Leuchte, die in einem runden 2 × 2 Stein untergebracht ist und die später noch zu einer wichtigen Erkenntnis führen wird, angeklemmt. Dann kann das Dachgeschoss auf das bisher gebaute Gebäude gesetzt werden, bevor es an die Fertigung des Daches geht.
Dieses hält ebenfalls einige Hürden bereit, welche erneut mit der farblichen Diskrepanz zwischen der Anleitung und den Steinen zu tun haben. So muss erst einmal herausgefunden werden, welche Farben in der Bauanleitung für welche Dachziegel stehen. Nicht selten können nicht einmal die Farben in der Vorgabe wirklich voneinander unterschieden werden, gerade bei den in Dunkelblau und Schwarz gehaltenen Schindeln kann es schwierig werden. Ist der Punkt dennoch vollbracht und das Ergebnis mit den Produktbildern in Einklang gebracht, können die Dächer einfach in das Dachgeschoss eingehängt werden – die Dachgauben verhindern das Herunterrutschen und halten diese somit in ihrer Position.
Bäume sind nicht immer entspannend
Im finalen achten Bauabschnitt geht es an die Fertigstellung des Baumes, der sich im Laufe der Bauzeit als größere Herausforderung entpuppt, als es anfänglich zu erkennen ist.
Zunächst wird bei diesem der Stamm weiter hochgezogen, was erneut viel Spaß machen kann, da auch hier eine gesunde Mischung zwischen interessantem Bauen und der geforderten Aufmerksamkeit gefunden wurde. Auch sind während des Aufbaus einige kleine Verzierungen zu erkennen, so der eine Aststumpf, der durch das seitliche Fenster gewachsen ist oder die Eule, die auf einem der oberen Äste sitzt. Die „Probleme“ fangen dann an, wenn es daran geht, die erstellten Äste mit Blättern und Zweigen zu bestücken. Hier kommt dafür die Darstellungsart der Anleitung deutlich an ihre Grenzen. Nach einer gewissen Bauzeit gepaart mit der steigenden Anzahl von Zweigen, Ästen und Blättern wird deren Darstellung in der Anleitung mit jedem hinzukommenden Teil immer unübersichtlicher, sodass an nicht wenigen Stellen nicht wirklich zu erkennen ist, wo ein neues Teil nun hingesetzt werden soll. Dazu trägt auch die farblose Darstellung bei, die zusätzlich die Orientierung erschwert.
Darüber hinaus entpuppt sich das Geäst als dermaßen fragil, dass sich immer wieder Teile lösen. Versucht der Baumeister diese wieder anzubringen, lösen sich an anderer Stelle wiederum andere Teile. So wird das ganze ganz schnell zu einer Geduldsprobe par excellence, die gerne 120 Minuten dauern kann.
Am Ende der Strapazen sitzt der Baumeister vor dem Bauwerk und denkt sich: „Bloß nicht mehr berühren!“ Doch so einfach ist das Ganze nicht. Erinnert sich der geneigte Leser noch an die oben beschriebene Leuchte? Die Frage, welche sich der Baumeister spätestens zu diesem Zeitpunkt stellen dürfte wäre die, wie er diese einschalten soll? Ja, wie soll er die Innenräume des Hauses betrachten und diese weiter ausbauen? Der fest gebaute Baum und seine Äste lassen sich nicht abnehmen und verhindern dadurch ebenso das Entfernen der einzelnen Etagen – genau das, was ein Modular-Modell eigentlich ausmacht. Und selbst wenn dies möglich wäre, dürfte sich dies kein Baumeister dieser Welt trauen, aus Angst, dass sich wieder einzelne Segmente des Baumes lösen könnten.
Qualität der Steine
Die Steinequalität des Sets von Reobrix fällt generell erst einmal gut aus, lässt aber noch einige Luft nach oben zu. So ist die Klemmkraft weitestgehend und bis auf wenige Ausnahmen gut, wodurch sich die Teile gut klemmen lassen. Ebenso lässt die Farbgleichheit, im Gegensatz zur Bauanleitung, ebenfalls keinen Grund zur Klage, was auch für den Vergleich zum dänischen Marktführer gilt. Lediglich an der Oberflächenbeschaffenheit der Steine muss der Hersteller noch feilen, hier waren nicht selten Schlieren oder Kratzer zu finden.
Deutlich weiter nach oben muss in Zukunft die Lernkurve in Sachen Aufkleber gehen. Die Druckqualität und Haftung fallen zwar gut aus, dies kann aber über die schlechte Passgenauigkeit nicht hinwegtäuschen. Einzelne Sticker lassen sich zwar noch gut aufbringen, sobald diese aber nahtlos ineinander übergehen sollen, macht Reobrix Fehler – entweder dass die Aufkleber falsch zueinander ausgerichtet sind oder dass Ränder zwischen den Stickern auf dem Bogen ein nahtloses aneinanderkleben nicht möglich machen. Hier wäre es einfacher gewesen, keine einzelnen, sondern einen großen Aufkleber zu verwenden.
Fazit
Das Baumhaus von Reobrix kann in vielen Bereichen überzeugen und hinterlässt dennoch ein „Schade“-Gefühl. Generell ist das Modell schön gestaltet, wenn auch dieses gerade wegen der Umsetzung des Daches ein wenig an die mittelalterliche Schmiede von Lego erinnert. Vor allem die vielen kleinen und großen Verzierungen durch Blumen, Sträucher, Tiere aber auch der Verkaufsstand oder der in das Haus gewachsene große Ast verleihen dem Modell einen gewissen Reiz. Auch das Haus selbst weiß zu gefallen – zumindest von außen. Von innen her herrscht dagegen große Tristesse. Dass das Interieur sehr übersichtlich ausfällt, ist die eine Sache, aber dass der Hersteller im Grunde auf Legos Spuren wandelt und keinen der Räume, nicht einmal das Erdgeschoss, fliest, ist nicht nachzuvollziehen – stehen geflieste Böden bei Modulars doch genauso für die alternativen Hersteller wie die 1 × 5 Plate.
Ein Modular, dass sich nicht auseinander nehmen lässt
Auf der anderen Seite würden schön eingerichtete Räume bei diesem Modell sowieso nicht beachtet werden können, denn der zwar große und schön anzusehen Baum, der mit seiner festen Bauweise und seinem Geäst sorgt ebenso dafür, dass keines der Module abnehmbar ist. Gleichzeitig stellt dieser ein Martyrium dar: Der Zusammenbau kostet nicht zuletzt aufgrund der Anleitung, welche sonst recht übersichtlich gestaltet ist, Nerven. Zum einen geht aufgrund der Darstellung der vielen Äste, Zweige und Blätter in gleicher Farbe in den Vorgaben schnell die Orientierung verloren, gleichzeitig klemmt der Baumeister den einen Zweig an und die Chance ist groß, dass sich ein anderer löst – das kann schnell zu einer niemals endenden Geschichte werden (warum hat der Autor dieses Reviews jetzt plötzlich Limahl im Ohr? Ok, etwas, was ihn für den Rest des Tages verfolgen wird…danke dafür!). Es heißt, dass kein Baum dieser Welt einem anderen gleicht und genauso dürfte es sich mit diesem Modell verhalten – keiner der gebauten Bäume dürfte dem eines anderen aus dem Set gebauten Baumhauses gleichen, ja noch nicht mal den Vorgaben in der Anleitung entsprechen. Somit kommt schon fast das Gefühl auf, dass es sich bei dem zu Anfang des Tests beschriebenen Schwierigkeitsgrad nur um ein Durchschnittsergebnis handeln kann – am Anfang mit 2 von 6 Sternen recht leicht, beim Baum 6 von 6 Sternen – macht nach Adam Riese am Ende 4 von 6 Sternen.
Die Steinequalität fällt weitestgehend gut aus, was sowohl die Klemmkraft wie auch Farbgleichheit betrifft. An der Oberflächenbeschaffenheit muss der Hersteller jedoch noch arbeiten. Gleiches gilt für die Aufkleber, die zwar gut gedruckt sind und ebenso gut haften, aber in ihren Abmessungen und ihrer Ausrichtung nicht immer passen und es dem Baumeister damit am Ende unnötig schwer machen. Bei der Anleitung gibt es ebenso viel Verbesserungspotenzial. Die übersichtliche Gestaltung ist schon mal als Pluspunkt zu vermerken, dieser wird aber fast gleichzeitig von der in Bezug auf die realen Steine stark abweichende Farbdarstellung wieder neutralisiert. Hier kann bei manchen Bauschritten nur noch nach dem Ausschlussverfahren vorgegangen werden. Für Anfänger, welchen bei den Farben und Formen noch ein wenig die Erfahrung fehlt, könnte es dabei schwierig werden. Die Probleme mit dem Geäst des Baumes wurden ja bereits im vorherigen Absatz beschrieben.
Somit bleibt das Fazit des Reviews am Ende recht gemischt. Es scheint, als hätten die Designer viele gute Ideen gehabt, die sie in dem Modell vereinen wollten, doch auf der Zielgeraden ist ihnen die Zeit oder die Lust ausgegangen. Diese scheint auch nicht mehr für einen Testaufbau gereicht zu haben, anders lassen sich die kleinen Fehler und Probleme nicht erklären. Somit wird das Baumhaus einen schweren Stand haben, denn andere Hersteller wie Xingbao, Mould King oder Happy Build bieten für einen ähnlichen Preis Sets an, welche eine höhere Steinezahl besitzen, wesentlich ausgereifter und liebevoller gestaltet sind – und zudem auf jeder Etage gefliest ist. Auf der anderen Seite kann das Modell für manche Baumeister ein interessanter Ausgangspunkt für ein nach eigenen Vorstellungen abgeändertes und ausgebautes Modell darstellen. Eine Chance hätte das Set jedenfalls verdient.
„Neverending Stoooooryyyyy aaahahaaa ahahaaaa ahahaaaaaaaa….“ (Warum soll es nur dem Autor so gehen?)
Anmerkung zum Review
Das Baumhaus (66008) von Reobrix wurde Just Bricks freundlicherweise von Bausteinreich für diesen Review kostenlos zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme auf den Artikel fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand ebenfalls nicht.
>> Das Baumhaus (66008) von Reobrix bei Bausteinreich
Reobrix 66008 – Baumhaus im Review – Slideshow
Reobrix 66008 - Baumhaus im Review
Hersteller: Reobrix | Modell: 66008 | Teile: 2.566 | Preis: ca. 125 Euro | Preis pro 100 g: 5,96 Euro | Bauzeit: ca. 12 Stunden |
- schön gestaltetes Modell
- viele interessante Ideen
- solide Steinequalität
- deutliche Farbunterschiede zwischen Bauanleitung und Steinen
- Module lassen sich wegen des Baumes nicht abnehmen
- Anbringen der Zweige und Blätter aufgrund der farblosen Darstellung in der Anleitung schwierig
- Böden nicht gefliest