Die „Castle Music Box“ von Xingbao ist ein kleines und kompaktes Modell, welches hohen Bauspaß garantiert und jede Weihnachtsdekoration aufwertet. Der fahrende Zug und die gespielte Melodie sind dabei fast schon eher Beiwerk. In Sachen Steinequalität verfällt der chinesische Hersteller jedoch in alte Muster.
Das Modell
In diesem Jahr beglückt Xingbao hiesige Klemmbaustein-Fans mit einer Fülle von Winter- beziehungsweise Weihnachtssets, wie unter anderem das bereits auf Just Bricks vorgestellte Lebkuchenhaus (XB-18021). Das im Handel mehrheitlich unter der Bezeichnung „Weihnachtszug mit Musicbox“ angebotene Set aus der Christmas-Reihe wird dort für rund 60 Euro angeboten und wird aus insgesamt 1.294 Teilen zusammengesetzt. Das Besondere an diesem stellt das Stiftwalzenwerk dar, über das nach Aufziehen der Feder das aus West Country in England und bis auf das 16. Jahrhundert zurückgehende traditionelle Weihnachtslied „We Wish You A Merry Christmas“ erklingt – an manchen Stellen eher recht schief, was aber ebenso seinen Reiz besitzt.
Die weihnachtlich anmutende Verpackung versprüht nach dem ersten Öffnen einiges an bekannter chinesischer Luft, da der Schutzkarton im Inneren zu lediglich zwei Drittel gefüllt ist. In diesem sind die 29 Tüten, in denen die einzelnen Steine verschwenderisch verpackt sind, untergebracht. Xingbao teilt den Aufbau erneut in vier Abschnitte ein, deren Nummern auf den einzelnen Tüten mal besser, mal schlechter zu erkennen sind.
Die für den Bau benötigte Anleitung liegt mehr oder weniger gut geschützt unter den Steinen, ist beim vorliegenden Set jedoch ein wenig unter die Innenverkleidung des Kartons gerutscht und hat sich dadurch leichte „Eselsohren“ zugezogen.
Aufkleber beinhaltet das Set keine, alle grafischen Elemente sind daher durch Drucke auf die Steine gebracht worden.
Die Anleitung
Auch beim Weihnachtszug bleibt der chinesische Hersteller seiner Herangehensweise in Sachen Bauanleitung in großen Teilen treu. So wird auch das 25,5 × 18 cm messende Heft im Querformat betrachtet, die für den Bau benötigten 181 Bauschritte sind dabei auf 84 Seiten untergebracht. In den meisten Fällen werden vier Bauschritte pro Doppelseite angezeigt, bei den anfänglich kleineren Darstellungen sowie bei Zwischenbauschritten, welche in einem separaten und gelb hinterlegten Kasten angezeigt und mit denen für das bessere Verständnis komplexere Segmente ausgegliedert werden, können es auch mal mehr sein. Generell bleibt die Anleitung jedoch stets übersichtlich.
Neueinsteiger erhalten in der Anleitung zahlreiche Hilfestellungen mit an die Hand. Die einzelnen Bauschritte werden in dieser erneut nach dem Prinzip der Reduktion angezeigt, bei dem nur neue Teile in ihrer vollen Deckkraft abgebildet und bereits verbaute Teile abgeschwächt dargestellt werden. Pro Bauschritt wird zudem meist eine übersichtliche Anzahl von Steinen dem Modell neu hinzugefügt – gut erkennbar in der Teilevorschau angezeigt. In dieser werden zudem bei von der Größe her schwer erkennbaren Teilen, wie unter anderem Fliesen, Plates oder Achsen, die Abmessungen in Noppen angezeigt, was die falsche Auswahl und ein damit verbundenes Verbauen verringert.
Wie bei vielen seiner Sets üblich gibt Xingbao auch dieses Mal das Mindestalter mit 6 Jahren an und wie so oft ist dieses recht optimistisch gewählt. Ab 8 Jahre aufwärts wäre realistischer anzusehen.
Der Aufbau
Die erste Stunde wird der Baumeister damit verbringen, das Grundgerüst für die Zug-Musicbox zu bauen. Dieses stellt eine interessante Konstruktion dar, die es Spaß macht zu bauen und die etwas vom Aufbau eines Fahrgeschäftes auf dem Rummel hat. Zunächst wird aus diversen Platten die Grundlage für alles andere gebaut. Danach wird das kleine Stiftwalzenwerk eingesetzt, welches später nicht nur für die musikalische Untermalung sorgen, sondern gleichzeitig den Zug und einen Teddybäden drehen wird.
Im Anschluss werden sowohl die Mechanik wie auch das Gerüst weiter ausgebaut, welches später die Plattform tragen wird. Gleichermaßen wird der untere Teil des Zahnkranzes zusammengesteckt und aufgesetzt. In dessen Rille werden anschließend vier chromfarbene 20er Zahnräder mit schrägen Zähnen eingesetzt, welche im Anschluss, wenn der obere Teil des Zahnrades aufgesetzt und mit dem unteren über eine Pin-Stab-Kombination sowie Achsen verbunden wird, den Kranz führen wird. Das Bauwerk besticht in der Konstruktion vor allem durch seine Stabilität.
Während des Zusammenbaus sollte bei der Mechanik vor allem darauf geachtet werden, dass die Zahnräder immer leichtläufig sind – ansonsten ruckelt es oder die Feder des kleinen Stiftwalzenwerks kann unter Umständen die beweglichen Segmente nicht aus eigener Kraft antreiben.
Erste Verschönerungen
Mit dem Auflegen der großen Platten und dem Verdecken des Innenlebens des Unterbaus und dem Anbringen der Innenverkleidung ist der erste Bauabschnitt beendet. Im zweiten wird zunächst die Außenverkleidung in Form einer Mauer gebaut, die den sich drehenden Zahnkranz nach außen abschirmen wird. Erneut wirkt das Ganze, ohne dass das negativ klingen soll, wie die Absperrung eines Fahrgeschäftes. Der Aufbau geht dabei recht einfach vonstatten: Zunächst wird mittels eine Noppe breiten Plates und entsprechenden Gelenkplatten der Ring gestaltet und in den darauffolgenden Bauschritten mit diversen Steinen sowie Fenstern hochgezogen. Am Ende wird ein gleicher Ringanker über das bisher gebaute gelegt und dieser mit Fliesen für ein schöneres Erscheinungsbild bedeckt. Anschließend wird dieser rund um das bisher gebaute Modell gelegt, was ebenfalls nicht schwer ist, da die Entwickler entsprechende Kerben für die vier Plattenausleger gelassen haben, durch die sich der Ring leicht an den richtigen Stellen aufsetzen lässt. Zu guter Letzt werden noch die restlichen Lücken auf dem Plateau im Inneren gefüllt und es kann mit dem Zug begonnen werden.
Dieser ist recht einfach gehalten, womit der Zusammenbau kein großes Problem darstellen sollte. Hier kommen dann auch die ersten bedruckten Steine zur Verwendung – und das sind nicht wenige. Interessant ist dabei die Verbindung der Zugmaschine zu den Anhängern: Während der Waggon für die Fahrgäste mit einer normalen Kupplung an den Tender gehangen wird, ist letzterer mit einer normalen Gelenkplatte an die Lokomotive geheftet. Auf Räder haben die Entwickler bei der Eisenbahn verzichtet. Der ganze Aufbau dauert dann erneut lediglich 60 Minuten.
Vieles Kleine ergibt etwas größeres
Als Nächstes steht das Erschaffen des Berges an, an dem sich die kleine Stadt ansiedeln wird. Das ganze Unternehmen beginnt mit dem Aufstellen des Tunneleinganges, durch den der Zug später fahren wird. Hier werden in den nächsten Bauabschnitten immer Fliesen und Platten aufgedrückt oder direkt ganze Felssegmente gebaut, die dem Modell Stück für Stück hinzugefügt werden. All das lässt den Aufbau abwechslungsreich werden, nicht zuletzt weil eine strikte Trennung zwischen Berg- und Häuserbau nicht vorhanden – gerade noch werkelt der Baumeister an dem einen, dann schon direkt an dem anderen. Hier ist vor allem interessant, wie das Modell dem ganzen nächsten Bauverlauf durch kleine in sich geschlossene Segmente erweitert und die Häuser somit Stück für Stück entstehen – irgendwo wird immer ein Haus im fast schon Mircoscale-Maßstab hingesetzt und sei er Platz noch so klein. Auch das trägt zur Abwechslung bei. Trotz allem Spaß sollte der Aufbau nicht unterschätzt werden, erfordert dieser doch an den genannten Stellen eine hohe Konzentration, damit am Ende kein Teil übersehen oder vergessen wird.
Ist quasi der Vordergrund des Berges gebaut, wird über Stützen an der Rückseite des Moduls erneut über Plates und Gelenkplatten zumindest ein halbrunder Ringanker gelegt, auf den dann wieder große Plates geklemmt werden, die sowohl weitere Felsen und Gebäude wie die große Kirche, aber auch Tannen tragen. Dies erfolgt jedoch erst im vierten und letzten Bauabschnitt.
Ein Dorf mit Landschaft entsteht
Die Fertigstellung des Modells beginnt im Grunde so, wie der vorherige Abschnitt geendet hat. Der Unterschied ist nur, dass neben dem Wechsel zwischen Berg und Gebäuden nun auch die Vegetation in Form von Bäumen und Wegen, die teilweise an den Gebäuden vorbeiführen, hinzukommt. Zwischendurch wird auch der Aufziehmechanismus samt Stift für die kleine Stiftwalze gebaut, welche in etwas versteckt wird, was ein kleiner Brunnen sein könnte.
Auf dem großen Bergmassiv wird schließlich die Kirche, das größte Gebäude des Modells, gebaut. Hier ist interessant, dass dieses im Grunde aus vielen kleineren Segmenten gebaut wird – jedes Stück der Wand oder andere Teile werden separat gebaut und dazugesetzt. Auch wenn die Gebäude aufgrund ihrer Größe recht einfach gehalten sind, verfehlen sie bereits jetzt schon ihre Wirkung nicht. Während des Aufbaus meldet sich immer wieder das Erstaunen darüber, wie viele verschiedene Dinge doch auf so engem Raum gebaut und wie viele kleine Hingucker versteckt werden können – wie unter anderem der bereits beschriebene sich drehende Teddy-Bär.
Mit den letzten drei kleinen Gebäuden sowie weiteren Tannenbäumen ist der Aufbau nach rund 4 Stunden vollbracht und endet mit einem unheimlich schön anzusehenden, 22 cm breiten und rund 24 cm hohen Modell. Am Ende bleiben sogar noch ein paar kleine weiße Steine und Fliesen übrig, sodass noch ein paar kahlere Stellen „ausgebessert“ werden können.
Qualität der Steine
Die Qualität der Steine reicht nicht an die von den großen Modulars der Europa-Serie heran, geht aber größtenteils in Ordnung. Die Klemmkraft ist hoch und auch die Farbgleichheit ist gut. Dennoch ist das Baugefühl ein anderes, auch die teilweise anders wirkende Oberflächenbeschaffenheit der Plates fällt auf. Die verbauten Steine weisen zudem leichte Schlieren auf, was bei den Modulars in dieser Ausprägung nicht der Fall war.
Die 19 Prints hingegen weisen eine hohe Qualität auf, wobei diese von den sonst üblichen Steinen und Motiven, welche in verschiedenen Sets zu finden sind, abweichen. So sind auch auf den kleinen gründen Slopes, welche für die Tannenbäume verwendet werden, kleine Schneeflocken aufgedruckt.
Fazit
Die Castle Music Box von Xingbao ist mit 60 Euro zwar nicht besonders günstig, beschert dem Käufer aber einen abwechslungsreichen Aufbau, bei dem an verschiedenen Ecken immer einiges passiert und dadurch ein hoher Bauspaß aufkommt. Das fängt bereits beim Bau der Mechanik und dem soliden Unterbau an, bei dem sich mancher Baumeister sicherlich die eine oder andere Inspiration für eigene Modelle holen wird. Vielleicht wird im nächsten Jahr das Set als „Teller“ für eigene Kreationen genutzt.
Die restliche Fertigung der Landschaft samt Berg und den vielen Häusern, welche sich an diesem niederlassen bis hin zur großen Kirche und dem kleinen Zug, der um dieses Konstrukt seine Kreise zieht – alles hat seine Wirkung, auch wenn die Bauten aufgrund der Größe recht einfach gehalten sind. Das kleine Musikspiel mag selbst komplett aufgezogen das Modell vielleicht eine bis zwei Minuten bewegen, findige Tüftler dürften dieses aber schnell durch einen Motor austauschen, der dieses dann über einen längeren Zeitraum antreibt. Dann vielleicht noch eine kleine Beleuchtung eingebaut und schon erhöht sich die Wirkung.
Die Steinequalität geht in Ordnung, findet sich aber nicht auf dem Niveau wieder, was Xingbao ebenso fertigen kann. Die Klemmkraft sowie die Farbgleichheit sind nicht zu bemängeln, aber die Oberfläche der Steine weisen doch sichtbare Schlieren auf – auch wenn beim fertigen Modell davon nicht viel zu erkennen ist.
Dennoch sollten sich Interessierte nicht vom Preis in Bezug auf die Steineanzahl irritieren lassen – gerade in diesem Fall sorgen die kleinen Teile für ein abwechslungsreiches Bauen und hohen Bauspaß. Die gut gestaltete Bauanleitung sorgt zudem für einen einfachen Aufbau, der auch Kindern Spaß machen würde. Warum dieses nicht am 24. Dezember mit den kleinen Sprösslingen aufbauen, um die Zeit bis zur Bescherung schneller vergehen zu lassen? Anschließend kann das fertige Modell zur Dekoration unter den Weihnachtsbaum gestellt werden. Nächster Halt: Weihnachtsfest!
Xingbao XB-18020 – Castle Music Box im Review – Slideshow
Xingbao XB-18020 - Castle Music Box im Review
- sehr schönes Modell
- abwechslungsreiches Bauen
- Musik über Stiftwalzenwerk
- Zug und kleiner Teddy-Bär beweglich
- interessante Mechanik, die gut als Plattform für eigene Modelle genutzt werden kann
- Möglichkeit zur Umbau zur Motorisierung
- gut nachzuvollziehende Bauanleitung
- Steinequalität verbesserungsfähig
- Spieluhr spielt nur kurz
1 Kommentare
Heiko b
Die 2 noppen breiten eisenbahnmodelle bei diesem bausatz und bei dem reobrix Modell erinnern mich an eisenbahnmodelle aus der ehemaligen ddr aus weissen hohen klemmbausteinen mit diversen sonderteilen für die eisenbahnräder, für das zusammenklappen der waggons und fürs Fahrerhaus und für den lokomotivkessel in diversen Farben
Aber ich finde die hier gezeigten eisenbahnmodelle in 2 noppen wesentlich besser gestaltet
Vielleicht gibt es diese kleinen Modelle auch einmal als Set mit Dampflok mit Tender und mit 2 personenwagen nicht nur meine Person würden sich dann diese Modelle kaufen und nutzen als deko
Bei diesem xingbao Modell bzw bei der kleinen eisenbahn davon würde ich mit radsätzen von spur n bzw von spur tt eisenbahnen experimentieren aber sicher finden andere klemmbausteinfreund*innen noch andere Lösungen dafür, die auch mich interessieren würden