Das Weihnachtshaus von Woma besitzt einen hohen Aufbauspaß sowie ein schönes Erscheinungsbild, vorausgesetzt, der Baumeister teil die Vorstellung der Designer von Winter- und Weihnachtsmodellen. Auch als Set für Kinder eignet es sich durch seine hohe Spielbarkeit. Bei der Steinequalität gibt es aber leichte Abzüge in der B-Note.
Das Modell
Wer sich beim dänischen Marktführer eine kleine winterliche Landschaft aus Klemmbausteinen bauen will, hat im Grunde zunächst nur zwei Möglichkeiten: Entweder er sammelt bereits seit Längerem die jedes Jahr im Herbst erscheinenden Wintermodelle oder er muss selbst kreativ werden. Die Möglichkeit, sich nach den vergangenen Sets auf dem Gebrauchtmarkt umzuschauen, sollte alleine aus Kostengründen direkt wieder verworfen werden. Doch auch bei den aktuellen Sets muss mittlerweile tief in die Tasche gegriffen werden: So ruft Lego für die jetzt erschienene Almhütte (10325), bestehend aus 1.517 Teilen rund 100 Euro auf.
Dass es (zumindest im Verhältnis gesehen) auch günstiger geht, werden die alternativen Klemmbausteinhersteller in den nächsten Wochen immer mal wieder auf Just Bricks unter Beweis stellen.
Zu dieser Kategorie gehört auch das Weihnachtshaus von Woma, welches vom chinesischen Hersteller als „X’mas Art House“ beworben wird. Damit sich die Eigentumsverhältnisse ändern und der Baumeister in den Besitz der 1.301 Bausteine gelangt, müssen zunächst 55 Euro über den realen oder virtuellen Tresen gereicht werden. Dafür erhält der Empfänger eine mit 30 × 26 × 9 cm (L × H × T) zwar nicht besonders große, aber dennoch prall gefüllte Verpackung mit wenig chinesischer Luft.
Wird der Karton nach dem Öffnen dann auch ausgeschüttet, purzeln sage und schreibe 27 Tüten heraus – was somit rund 48 Steinen pro Tüte entspricht. Es gibt zwar durchaus einige Hersteller, die eine noch schlechtere Steine-Tüten-Bilanz erreichen, ein Aushängeschild ist dies jedoch nicht.
Mit den ganzen Steinen sucht auch der Stickerbogen seinen Weg ins Freie, der lose in den Karton und nicht geschützt in die Bauanleitung, die dem Bogen auf dem Fuße folgt, liegt. Glücklicherweise ist dieser unbeschädigt geblieben.
Die einzelnen Tüten sind mit Nummern von 1 bis 5 versehen, welche gleichzeitig, was für ein Zufall mag mancher Baumeister jetzt denken, die Anzahl der einzelnen Bauabschnitte darstellt.
Die Anleitung
Um das Weihnachtshaus gefahrlos aufbauen zu können, ist hin und wieder ein Blick in die beiliegende Bauanleitung empfohlen. Diese besitzt in etwa die Größe des DIN-A4-Formates, enthält 64 Seiten und beschreibt in 274 Bauschritten (Zwischenschritte nicht eingerechnet) den Weg vom ersten Stein bis zum fertigen Modell.
Auch wenn Woma wie bei chinesischen Herstellern gewohnt das Mindestalter für das Set mit 6 Jahren angibt, dürfte dieses entweder doch zu hoch gegriffen sein oder in China sind die Kinder intelligenter als im Rest der Welt. So werden in dieser auf einer Doppelseite teilweise bis zu acht Bauschritte angezeigt, zu denen auch noch einige zusätzliche Zwischenbauschritte, die in grün unterlegten Zwischenbauschritte angezeigt werden und die ihrerseits ebenfalls den einen oder anderen Zwischenschritt beinhalten. Der Zwischenschritt eines Zwischenschrittes also. Ältere Kinder oder erwachsene Baumeister dürften mit den Darstellungen sicherlich keine Probleme haben, Kinder im angegebenen Alter dürften alleine doch etwas überfordert sein. Die Anzahl der zu verbauenden Teile liegt meist unter 10, kann aber auch mal deutlich darüber liegen.
Bei der Darstellung der Bauschritte setzt Woma auf das Prinzip der Reduktion, womit nur neu hinzukommende Teile bei voller Deckkraft abgebildet werden – bereits Verbautes wird in einem hellen Grau dargestellt. Diese Prozedur besitzt ihre Vor- wie auch Nachteile: So liegt der Fokus immer auf den neuen Teilen und wo diese aufgeklemmt werden sollen, eine Orientierung anhand der Farben des bis dahin Gebautem ist jedoch nicht möglich.
Als weitere Hilfestellungen bei Steinen, deren Größe nicht sofort erkannt werden kann (unter anderem Fliesen und Platten), gibt Woma diese in Noppen direkt neben dem jeweiligen Teil an. Bei einigen Steinen wird auch die Höhe mit angegeben, wobei „⅓“ oder „⅔“ verständlicher wären als „0.32“ oder „0.64“. Zur besseren Positionierung wird zudem durch blaue Pfeile genau angezeigt, auf welche Noppen die neuen Teile geklemmt werden sollen.
Der Aufbau
Der Bau des Weihnachtshauses beginnt ganz gemütlich mit einer weißen 10 × 20 Plate, welche die Schneegrundlage bilden soll. Darauf werden einige hellbraune Fliesen und Jumper-Plates für das Innere des Hauses geklemmt. Nach der Treppe werden an der rechten Seite einige Pflanzen gesetzt und um diese herum Fenster gesteckt, was am Ende wie ein (wie passend) Wintergarten wirkt. Die hierfür benötigten Scheiben sind zwar noch einmal separat in den Tüten verpackt, bei der Produktion scheint jedoch nicht unbedingt behutsam mit diesen umgegangen worden sein – es sind doch die einen oder anderen Schlieren zu erkennen.
Die restlichen Bauschritte verbringt der Baumeister mit Kleinigkeiten. So wird ein wenig Schnee ausgestreut, ein Schneemann gebaut sowie weitere Pflanzen gesetzt (blühende Blumen mitten im Winter?). Natürlich darf auch ein Tannenbaum nicht fehlen.
Auch wenn das Gebaute am Ende nicht so wirkt, aufgrund der vielen kleinen Teile hat der Baumeister bis hier hin bereits rund eine Stunde mit dem Set verbracht.
Im zweiten und dritten Bauabschnitt wird zunächst das Erdgeschoss weiter ausgebaut. Parallel dazu werden die Wände hochgezogen und die Inneneinrichtung bestehend aus einem Tisch, einer Küche, einem Ofen und anderem Interieur, gefertigt. Gleichzeitig wird die Grundfläche mittel einer 6 × 8 Plate und einer 7 × 12 Noppen großen Flügelplatte um einen weiteren verschneiten Abschnitt erweitert und später mit kleineren gebauten Geschenkpäckchen dekoriert.
Die Bauanleitung erscheint in diesem Abschnitt etwas konfus, weil im Grunde kreuz und quer gebaut wird – mal an einer der Wände, mal an der Grundfläche und im dritten Bauabschnitt dann am großen geschmückten Weihnachtsbaum, der ein wenig fragil gebaut ist: Beim Aufklemmen auf die Grundfläche sollte dies von oben erfolgen, denn nur der obere Teil ist mit dem Stamm verbunden, der nur durch die unteren Segmente hindurch gesteckt wird.
Anschließend wird weiter an der Mauer und der Fassade gewerkelt. So bekommt die vorher eingebaute Tür ein kleines, ebenfalls verschneites Vordach, bevor der Bauabschnitt mit der Decke zur ersten Etage sein Ende findet.
Der vierte Bauabschnitt beginnt zuerst erneut mit der Inneneinrichtung des nächsten Stockwerkes, welches ungefliest bleiben wird. In den nächsten Bauschritten wird ein Sessel sowie eine Konstruktion mit zwei Zahnrädern und Hebeln gebaut, deren Funktion sich erst zu einem späteren Zeitpunkt offenbaren wird. Auf dieser Konstruktion wird weiter ein mit einfachen Steinen gebautes, aber dennoch sehr schön abgebildetes Grammophon gefertigt. Danach wird wieder zur Mauer gesprungen und diese zusammen mit etwas mit bunten transparenten 1 × 1 Roundplates versehenen Bepflanzung errichtet.
Danach wird wieder gesprungen und es wird deutlich, dass in dem Modell nicht klassisch von unten nach oben gebaut, sondern vieles in Segmenten eingefügt wird. So wird in den nächsten Bauschritten das teilweise gläserne Dach des Wintergartens zusammengesetzt, welches eine interessante Konstruktion aus zwei nach oben zusammenlaufenden transparenten Türen sowie anderen durchsichtigen Steinen besteht und das Erscheinungsbild des Modells durchaus aufwertet.
In den nächsten Bauschritten geht es an die kleine Gaube auf der linken Seite, die wie beschrieben separat als Modul gefertigt und später auf die entsprechende freie Fläche geklemmt wird. Bei dieser ist bereits die kleine Umrandung, die einen Teil des Daches darstellen soll, schon schön anzusehen, der Rest kommt mit dem eigentlichen Dach. Ein kleiner Negativpunkt stellt dabei jedoch das nicht vorhandene Fenster dar – an dieser Stelle ist nur ein „Loch“ zu sehen.
Als Abschluss wird der Rest des Daches gebaut. Dafür muss mit der vorderen Wand erst einmal die Grundlage für das Drauflegen geschaffen werden. An dieser Stelle wird dann auch die Funktionsweise des vorher beschriebenen Mechanismus deutlich: Mit diesem kann ein Vogel bewegt werden und damit ein Hinausfliegen angedeutet werden. Ein nettes Gimmick. Im Inneren wird mit der Uhr das einzige bedruckte Teil angeklemmt.
Anschließend kommen noch ein paar Verzierungen hinzu und dann wird mit dem Dach der Schlußspurt eingeläutet und nach rund fünf Stunden ist das Modell fertiggestellt.
Qualität der Steine
Die Teilequalität ist grundsätzlich gut, lässt an manchen Stellen aber noch Luft nach oben erkennen. So ist die Klemmkraft hoch, die Oberflächenbeschaffenheit bewegt sich durchaus auf dem Niveau des dänischen Marktführers. Lediglich die Fenster könnten etwas mehr Sorgfalt vertragen, da sind teils deutliche Schlieren zu erkennen. Das mag bei einem Spiel-Set für Kinder nicht so sehr ins Gewicht fallen wie bei einem großen Modular, welches gerne auch ausgestellt wird, dennoch müssen hier die gleichen Maßstäbe angelegt werden.
Die Gleichmäßigkeit ist an den Farben gemessen ebenfalls weitestgehend gut – vom verwendeten Rot einmal abgesehen, bei dem sich die chinesischen Hersteller grundsätzlich immer noch schwertun. Hier sind, je nach Steinetyp, Unterschiede in der Helligkeit zu erkennen. Das Problem beim vorliegenden Modell ist jedoch, dass rot bei diesem eben die vorherrschende Farbe darstellt. Das ist in der Hinsicht verwunderlich, dass Woma bei früheren Modellen wie dem kleinen viktorianischem Haus (Review) mit solchen Problemen nicht zu kämpfen hatte. Aber auch hier: Kinder dürften damit wenige Probleme besitzen.
Die zum Set gehörenden Aufkleber geben dagegen keinen Anlass zur Kritik, die Drucke sind gut, das Gleiche gilt für die Haftkraft der Sticker. Gleiches gilt für die Uhr, welche den einzigen Print im Set darstellt.
Fazit
Das Weihnachtshaus von Woma ist ein schönes, kleines Modell, welches auf der einen Seite zum Spielen einlädt, auf der anderen Seite aber auch in einer Winterdeko ein schönes Bild abgibt. Während der Marktführer deutlich mehr für seine Wintermodelle verlangt und gerade bei den Spiel-Sets die Spielbarkeit immer weiter einschränkt, zeigen die alternativen Hersteller erneut, was hier zu einem deutlich geringeren Preis möglich ist.
Die Bezeichnung „Weihnachtshaus“ muss dabei jedoch im größeren Kontext gesehen werden, nämlich so, wie sich chinesische Hersteller Weihnachtszenarien vorstellen. Während hierzulande die Vorstellungen hier eher Richtung Bergdorf oder rustikaler Waldhütte wandern, wird die Zeit im Reich der Mitte eher mit Rot in Verbindung gebracht – und davon ist beim vorliegenden Set sehr viel zu beobachten.
Wer sich mit den Vorstellungen anfreunden kann oder diese sogar teilt, erhält am Ende mit dem 38,5 cm breiten, 13 cm tiefen und 25 cm hohen Testkandidaten ein mit viel Aufbauspaß verbundenes Modell, bei dem der Zusammenbau immer wieder zwischen aus kleinen Teilen gebauten Segmenten und großflächigen Bereichen wechselt und daher nicht langweilig wird. Durch seine Raumtiefe von acht Noppen, der offenen Rückseite sowie der sehr hohen Stabilität besitzt der fertige Bau ebenso eine hohe Spielbarkeit, womit sich das Modell auch für Kinder eignet. Den Aufbau sollten diese aufgrund der kleinen Teile ab 8 Jahren alleine bewerkstelligen können.
Das Modell ist dabei an vielen Stellen liebevoll gestaltet, das fängt bei dem kleinen Wintergarten an, geht in den Briefkasten, die vielen Geschenkpäckchen und den kleinen Schneemann über und endet in kleinen Dingen wie dem alten Grammophon. Schade ist jedoch, dass Woma nur im Erdgeschoss Fliesen verlegen liess, im ersten Stockwerk ist der Boden dann wieder noppig. Bei einem Modular wäre dies sicherlich ein Kritikpunkt, das Anbringen von Minifiguren ist jedoch ein Grund für die hohe Spielbarkeit.
Die Steinequalität fällt über weite Stellen gut aus, lediglich beim Rot sind Farbunterschiede zu erkennen – und gerade diese Farbe ist im Modell vorherrschend. Da stellt sich die zentrale Frage, ob es sich beim Weihnachtshaus jetzt um ein Vitrinen- oder Spielmodell handelt. Bei ersterem würde der Umstand für manche Baumeister mehr Gewicht besitzen, als bei Kindern, bei denen das Set eher zur zweiten Kategorie zählen dürfte.
Wer aber mit den kleinen Einschränkungen leben kann, erhält ein preislich sehr interessantes Set mit großem Spaßpotential.
Anmerkung zum Review
Das Weihnachtshaus C0276 von Woma wurde Just Bricks freundlicherweise von der Bausteinecke für diesen Review kostenlos zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme auf den Artikel fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand ebenfalls nicht.
>> Das Weihnachtshaus C0276 von Woma bei der Bausteinecke
Woma C0276 – Weihnachtshaus im Review – Slideshow
Woma C0276 - Weihnachtshaus im Review
- Modell mit großem Aufbauspaß
- hohe Spielbarkeit
- generell gute Steinequalität
- gutes Preis-Leistungsverhältnis
- verständliche Anleitung
- rote Steine mit Farbunterschieden
- Scheiben besitzen Schlieren
1 Kommentare
Heiko b
1 tolle Review mit schönen Bildern
Wenn ich richtig sehe, kann man dieses Winter und Weihnachtsset mit diversen Zubehörteilen nicht nur in rot auch zu 1 ganzjahreshaus umgestalten ohne Weihnachtsbaum usw
Die Einrichtung des oberen Raumes des Hauses erinnert mich 1 ganz kleines bisschen an einige Szenen aus dem märchenfilm “3 haselnüsse für aschenbrödel” (3hfa) (1 der besten, wenn nicht gar der beste märchenfilm), in denen aschenbrödel in 1 kammer ihr hab und gut hat, das wiederum von der Eule namens Rosalie bewacht wird und von der aus aschenbrödel zu ihren Ausflügen in Wald und Schloss aufbricht
Ich würde mir das Set 2 x holen und 1 davon aufbauen vom 2. Würde ich vor allem die Teile des Wintergartens für andere bauzwecke nutzen (bitte nicht böse sein über diesen Rat und über meine idee meinerseits dazu bzw hierzu)
Ich freue mich jetzt schon auf die nächsten Beiträge zu neuen und älteren bausätze seitens diverser alternativer klemmbausteine Anbieter aus Europa und darüber hinaus macht weiter so