Beim Banküberfall von Playtive erhalten Kinder zum Taschengeldpreis ein schönes Set, das in weiten Teilen überzeugen kann und das zeigt, dass ein günstiger Preis, gute Qualität und hohe Spielbarkeit sich eben nicht ausschließen müssen. Doch es gibt noch Luft nach oben.
Das Modell
Das Set über den Banküberfall der Daltons besteht aus 434 Teilen und ist, wenn interessierte Baumeister das Glück haben, diesem irgendwo habhaft zu werden, für rund 18 Euro erhältlich. Beim ersten Anheben der 35 × 19 × 6 cm großen Verpackung fällt vor allem das Gewicht von 770 g auf, welches bei anderen Herstellern in dieser Form nicht selten eher unüblich ist. Beim Blick ins Innere wird auch schnell klar, warum: Während andere Hersteller hier eher auf Mogelpackungen setzen, die im Laden durch ihre Größe vielleicht eine gewisse Wirkung erzielen, aber nicht selten höchsten zur Hälfte gefüllt sind und der Rest viel chinesische und dänische Luft ist, geht Playtive hier anders vor und füllt die vorliegende Verpackung bis zum Rand. Das mag auch daran liegen, dass der Platz in den stationären Lidl-Filialen begrenzt ist.
Neben den in drei Bauabschnitte, von denen der letzte jedoch lediglich auf die Figuren entfällt, aufgeteilten und in elf Tüten verpackten Bausteinen findet sich die Anleitung und in dieser gut geschützt der Sticker-Bogen mit acht Aufklebern. Bedruckte Teile besitzt das Modell nicht.
Wie bereits beim Sheriff-Büro (Review) handelt es sich bei dem Banküberfall ebenfalls um ein offiziell lizenziertes Set der Comic-Reihe Lucky-Luke. Dieses enthält weiter die vier Daltons im Minifigurenformat, für den namensgebenden Helden der Reihe muss allerdings ein anderes Set erworben werden – so kann dieser die vier Brüder also nicht überraschen, womit der Überfall dieses Mal durchaus gelingen könnte.
Die Anleitung
Mit 21,5 × 17,5 cm fällt die Größe der Bauanleitung geringer als beim Büro des Sheriffs aus, besitzt damit aber den Vorteil, für sich weniger Platz auf dem Bautisch in Anspruch zu nehmen. Auf 36 Seiten und in 78 Bauschritten sollen Kinder ab 5 Jahren zum fertigen Modell geführt werden. Dabei dürfte auch diesmal das Mindestalter etwas zu optimistisch gewählt sein: Auch wenn die Bauanleitung nicht zuletzt aufgrund des Prinzips der Reduktion, mit dem nur neue Teile in ihrer vollen Deckkraft, bereits verbaute Segmente dagegen abgeschwächt dargestellt werden, einfach gehalten ist, dürften Kinder in dem Alter an der einen oder anderen Stelle ihre Probleme bekommen – spätestens beim Anbringen der Aufkleber dürfte die ruhige Hand eines Erwachsenen benötigt werden. Das liegt nicht zuletzt auch daran, dass Playtive in der Anleitung nur wenig Hilfestellung gibt, was gerade für jüngere Baumeister nicht selten durchaus hilfreich gewesen wäre. Dazu gehört auch, dass Teile nur aufgeklemmt angezeigt werden, was nicht immer gut zu erkennen ist.
Bei komplexen Segmenten wären zudem Pfeile, die genau anzeigen, wo etwas geklemmt werden soll, ebenfalls hilfreich gewesen. Ebenso hätten die in den Teilekästen angezeigten Fliesen die jeweilige Noppengröße gut vertragen. Dass diese in der Vorschau nicht in ihrer Originalgröße angezeigt werden, könnte gerade für angehende Baumeister das Erkennen der richtigen Größe schwer machen. Gleiches gilt für den Fall, wenn Segmente mehrfach gebaut werden sollen, auch das wird nicht entsprechend angezeigt und wird erst in der nachfolgenden Abbildung deutlich.
Positiv sind dagegen die kleinen Abbildungen der Zwischenbauschritte hervorzuheben, die mit ihren großen Pfeilen die Darstellung des Bauvorgangs übersichtlicher und damit einfacher gestalten.
Der Aufbau
Die um ihre Einnahmen erleichterte Bank wird auf einer Grundplatte mit 20 × 20 Noppen gebaut, was in ungefähr auch die spätere Größe erahnen lässt. Zuerst wird der Boden um eine Steineeinheit erhöht, um das für Häuser des „Wilden Westens“ gewohnte Erscheinungsbild zu schaffen. Direkt danach wird mit dem Bau der Wände begonnen.
Im Laufe des Aufbaus des ersten Bauabschnittes wird die Bank zwei Räume erhalten: Einen Kundenraum mit einer kleinen Sitzgelegenheit sowie die eigentliche Bank mit kleinem Schließfach, beides getrennt durch einen Bankschalter, bei dem unter den Gittern auch an die kleine Durchreiche für die Geldscheine gedacht wurde. Beim Hochziehen der Wände wurde an allen wichtigen Stellen auf eine versetzte Bauweise geachtet, durch die sich das Gebäude bereits nach kurzer Zeit als recht stabil erweist. Dadurch dürfte es auch in Kinderzimmern bei normalem Spielen nicht sofort auseinanderfallen. Der Wechsel zwischen hell- und dunkelgrauen Teilen lässt dabei ein wenig die bei den originalen Häusern dieser Zeit durch die unterschiedlichen Steine hervorgerufene Ungleichmäßigkeit innerhalb der Wände erahnen.
Wie bereits das Büro des Sheriffs besitzt auch die Bank zugunsten einer höheren Spielbarkeit keine Rückwand. Der Boden bleibt auch hier ungefliest, was ebenfalls in Ordnung geht, schließlich handelt es sich hier um ein Spielmodell und nicht um ein Modular für die Vitrine – irgendwo müssen die Figuren ja auch ihren Halt finden.
Generell hält der Aufbau keine großen Stolpersteine bereit, lediglich das Anbringen der ersten Aufkleber könnte Kindern etwas abverlangen – zumindest wenn diese gerade sein sollen. Zum Abschluss des Bauabschnittes werden noch verschieden große, eine Noppe breite Plates und darauf erneut eine Lage entsprechender Fliesen als eine Art Ringanker angebracht, um das darauf aufgesetzte abnehmbare Dach zu stützen. Dabei wird auch an die rückseitige Strebe gedacht, die nicht immer als selbstverständlich zu betrachten ist.
Das wichtigste Segment einer Bank fehlt aber noch: Der Tresor. Diesen erhält das „Finanzinstitut“ im zweiten Bauabschnitt. Vorher wird aber noch das Dach mit der Vorrichtung gebaut, die den Geldschrank nach außen kippen lässt sowie die grüne Bretterfassade in Front.
Als letzter Punkt müssen noch die Figuren zusammengebaut werden. Bei diesen müssen die unterschiedlich großen Beine und Oberkörper so zusammengesetzt werden, dass die Figuren am Ende ebenfalls verschiedene Größen besitzen. Die drei kleineren Figuren, die Joe, William und Jack darstellen sollen, erhalten das Gesicht mit dem grimmigen, die größte und damit Averell das mit dem eher „gutmütigeren“ Ausdruck.
Qualität der Steine
Playtive mit Panlos als Steinelieferant zeigt einmal mehr, dass gute Klemmbaustein-Sets zu kleinen Preisen bei guter Steinequalität sich eben nicht zwangsweise ausschließen müssen.
So verfügen die zum Set gehörenden Steine über eine sehr gute Klemmkraft, mit der sie stabil ineinander klemmen, aber auch von Kinderhänden leicht wieder gelöst werden können. Auch die Oberflächenbeschaffenheit ist nicht zu beanstanden, was besonders bei den Fliesen auffällt. Dies gilt ebenso für die Farbgleichheit, die ein einheitliches Bild liefert. Lediglich die Gussnasen sind bei einigen Steinen etwas unglücklich platziert.
Die gute Qualität setzt sich auch bei den Figuren fort, was vor allem die Drucke betrifft. Gleiches gilt für die Aufkleber, die ebenfalls gut haften. Die Größe hätte allerdings etwas kleiner ausfallen können als die Steine, auf die sie geklebt werden sollen.
Fazit
Bereits in der Vergangenheit hat sich Playtive einen Namen als Garant für kleine, aber durchdachte Klemmbaustein-Modelle gemacht, dem der Hersteller auch dieses Mal wieder gerecht wird. Für rund 18 Euro erhält der Käufer für seinen Nachwuchs 434 dank Panlos in sehr guter Qualität gefertigte Bausteine, die weder bei der Klemmkraft, noch bei der Oberflächenbeschaffenheit oder Farbgenauigkeit Anlass zur Kritik geben.
Ein erwachsener Baumeister dürfte das Set in gut 90 Minuten aufgebaut haben, bei Kindern könnte das Set sicherlich mindestens 2 Stunden Bauspaß bieten. Aber auch der Spielwert ist bei diesem dank erneut offener Rückwand und abnehmbarem Dach sehr hoch, was nicht zuletzt auch der hohen Stabilität zu verdanken ist. Auch die Inneneinrichtung mit kleinem Kundenraum und Bankschalter ist einfach, aber schön umgesetzt.
Gut gelungen sind auch die vier Figuren der Daltons, die wie in den Comics unterschiedlich groß sind und bei denen ebenfalls an Averells Gesichtsausdruck gedacht wurde. Dass der Namensgeber der Reihe dem Set nicht beiliegt, trübt das positive Bild allerdings etwas – muss für diesen doch noch eines der anderen Modelle gekauft werden.
Dennoch gibt es auch Luft nach oben: So sollte Playtive die Bauanleitung noch einmal überarbeiten, gerade Kinder, die ihre ersten Alleingänge im Bereich der bunten Steine unternehmen, dürften an der einen oder anderen Stelle etwas mehr Hilfestellung benötigen. Doch das ist im Grunde nur Feinschliff, die Grundlage stimmt hier einfach.
Playtive – Lucky Luke – Banküberfall im Review – Slideshow
Playtive - Lucky Luke - Banküberfall im Review
- sehr schönes Modell zum Taschengeldpreis
- gutes Preis-Leistungsverhältnis
- gute Steinequalität
- hohe Stabilität
- hohe Spielbarkeit
- nette Funktion bezüglich des Tresors
- Bauanleitung könnte mehr Hilfestellungen für Kinder vertragen
- Lucky Luke nicht als Figur enthalten
5 Kommentare
Heiko b
Danke für diese Review, die wieder für einige potentielle Kunden in lidl online shop interessant sein dürfte
Am Donnerstag habe ich, wie ich bereits geschrieben habe, diverse playtive bausätze gekauft und mir mal in der Nacht, als ich nicht schlafen konnte, mir mal die bauanleitungen zu Gemüte gezogen
Daher kann ich eure Kritik unterstützen, dass das baualter hierfür als etwas zu gering zu erachten ist und die Kinder eventuell etwas Erfahrungen im Umgang mit bausteinen haben sollten bzw haben könnten auch ich finde, dass etwas mehr Hilfe beim Bauen der Gebäude gut wäre, auch wenn diese nicht gerade megadetailiert sind aber mir und nicht nur mir gefallen diese, das belegt z b 1 Gespräch, dass ich im Dezember nach dem Kauf der ersten bausätze geführt hatte vor unserer gomneraner lidl Filiale
Ich möchte aber darauf hinweisen, dass auch die bauanleitungen des dänischen Marktführer bei einigen bausätzen Nachbesserungen notwendig haben
Irgendwann in den nächsten Wochen und Monaten werde ich mich recht ausführlich mit dem Bau 1 grösseren und detaillierteren saloonmodell aus gleich 2 saloonbausätzen von playtive bzw von gudi machen und dann entsprechend berichten
Auch gute finde nicht nur ich, dass die Kartons seitens der playtive bausätze recht voll sind einerseits und andererseits 1 recht geringer Umfang von bzw an Aufklebern vorhanden ist hierbei. Beides vermisse ich bei anderen Herstellern bzw Anbietern
1 recht gutes Beispiel bietet da für mich u a die speed champions des dänischen Marktführer, von denen ich einige bei 1 bekannten bei 1 Besuch gesehen habe und dem ich beim Bau 1 der Modelle unterstützen konnte.
P s über 1 angebot über solch 1 Tresor würde sich beileibe nicht nur ich freuen einige meiner Freude planen nämlich 1 grösseres Schaustück nach Motiven aus den olsenbandenfilmen aus Dänemark (!), bei denen es sich immer und immer wieder um tresore der Firma franz Jäger aus Berlin geht bzw um dessen Inhalt
Heiko b
Mal ne frage wie sind eigentlich die grünen Fliesen mit einer noppe Breite auf der Vorderseite planmäßig angebracht senkrecht oder waagerecht ?
Die Bilder in eurem Beitrag zeigen die Vorderseite einmal mit waagerecht und einmal mit senkrecht angebrachten grünen Fliesen was ist nun richtig ich bin in diesem Punkt etwas verwirrt
Michael Schäfer
Wo siehst Du sie denn waagerecht?
Heiko b
Ich habe mir eben nochmals den Artikel angeschaut ich dachte eben, ich habe mich geirrt bei der Lage der Grünen Fliesen an der Wand
Auf dem Bild mit der bildunterschrift ” die Bank nimmt Gestalt an” ist die waagerechte Lage der Grünen Fliesen an der Wand unter dem fenstergitter zu sehen, während diese bei den anderen Fotos senkrecht angebracht bzw aufgesteckt sind bzw waren daher mein Irritation dabei
Zum Schluss noch eine Idee zum Umbau des Gebäudes fenstergitter weglassen, Fenster vergrößern und Innenraum zum sheriffbüro o ä m umgestalten mit Tisch, Stuhl, Gewehre, gewehrständer, Klavier und so
Michael Schäfer
Das sind da aber keine Fliesen, sondern normale Steine. Die Fliesen werden erst als Fassade angeklemmt, siehe Bild “Die Front und das Dach der Bank” in der Slideshow.