Das Baker Street 221B Apartment ist ein sehr schönes und detailreiches Modular, welches erneut zeigt, dass ein günstiger Preis, eine gute Steinequalität, viele gedruckte Teile sowie ein anspruchsvoller Aufbau sich nicht zwangsweise ausschließen. Die wenigen Schwächen, die sich das Set leistet, könnten für manchen Baumeister jedoch ausschlaggebend sein.
Das Set
Das Modell des Hauses, das in der berühmten Baker Street zu finden sein soll, wird bei den hierzulande bekannten Händlern bisher noch nicht aufgeführt. Interessenten müssen daher auf die gängigen chinesischen Versandhändler ausweichen, bei denen das Set bereits für unter 100 Euro zuzüglich Versandkosten erhältlich ist. Alternativ ist das Set auch beim Online-Händler Amazon erhältlich, schlägt aber dort mit rund 135 Euro deutlich stärker zu Buche.
Wie gewohnt verpackt Pantasy die 3.087 Teile in zahlreichen kleineren Tüten, erneut hätten einige der kleineren Ausführungen durchaus in größere Beutel zusammengefasst werden können. Das Gleiche gilt im Übrigen auch für die Einteilung in 17 Bauabschnitte, deren Anzahl ebenfalls leicht hätte halbiert werden können.
Erneut setzt Pantasy bei diesem Modell hauptsächlich auf Drucke, wobei dem Set jedoch ebenso Aufkleber beiliegen, die gut geschützt in den ersten Seiten der Anleitung zu finden sind. Zum Set gehören zudem fünf Mini-Figuren, die vom Aussehen her jedoch eher an die klassischen Holmes-Romane erinnern. Bei diesen hat es zudem den Anschein, dass Pantasy, entgegen anderen chinesischen Herstellern, auch aktiv den europäischen Markt und dessen Besonderheiten in Bezug auf 3D-Marken im Auge hat. Die Figuren sind sowohl auf der Verpackung wie auch in der Bauanleitung nicht aufgeführt und auch auf den Produktbildern auf der Website von Pantasy sind sie nicht zu sehen. In der Tüte, in der die bereits bis auf die Arme und die Kopfbedeckung zusammengesetzten Figuren untergebracht sind, befindet sich jedoch eine kleine, zusammengefaltete Anleitung, die den restlichen Zusammenbau zeigt. Diese Lösung ist clever, da somit weder Pantasy noch ein Händler etwas auf der Verpackung oder in der Anleitung abkleben müssen, um in den entsprechenden Ländern keine rechtlichen Probleme zu bekommen – für Sets, die über Importeure in Deutschland verkauft werden, wird die Tüte mit den Figuren einfach nicht beigelegt.
Wie bereits beim ebenfalls von Pantasy veröffentlichten Sherlock Holmes Apartment (86218) (Review) sind natürlich erneut die beiden Protagonisten Holmes und Watson sowie die Haushälterin Mrs. Hudson mit von der Partie, dieses Mal lediglich in anderer Gestaltung; darüber hinaus ist auch Inspektor Lestrade Teil des Ensemble. Bei der Figur des Kutschers handelt es sich um Jefferson Hope, eine Figur aus Doyles erstem Roman „Eine Studie in Scharlachrot“, und den ersten Mörder, mit dem Holmes und Watson in ihren Geschichten konfrontiert werden.
Ein Sammelsurium an Originalen
Das Bauwerk ist dabei mitnichten tatsächlich in der Baker Street 221B anzufinden. Diese existierte zwar bereits zu der Zeit, als Sherlock Holmes’ Schöpfer Arthur Conan Doyle seine Figur erschuf, jedoch war sie lediglich bis zur Nummer 85 ausgebaut. Erst 1930 wurde die Straße soweit verlängert, dass entsprechende Hausnummern vergeben werden konnten.
Als Vorlage für das Modell von Pantasy scheinen dabei mehrere reale Gebäude gedient zu haben: Zum einen wäre da das Gebäude zu nennen, das in der modernisierten Serie „Sherlock“ als Heim der beiden dienen soll. Dieses ist real jedoch nicht unter der berühmten Adresse, sondern in der North Gower Street in London zu finden. Anleihen im Design sind aber ebenso bei der Fassade des Sherlock-Holmes-Museums zu finden, das zwar tatsächlich in der Baker Street steht, jedoch unter der Hausnummer 235 residiert. Die Aufteilungen mit dem kleinen Café im Erdgeschoss lassen zum einen auf das in der Serie erkennbare „Speedy’s“schließen, bei dem das Vordach jedoch rot statt wie im Modell grün ausfällt und das zudem im Inneren nicht so schön ausgestaltet ist. Die Außenfassade des ersten und zweiten Stockwerkes besitzen wiederum Anleihen des „The Sherlock Holmes“, eine Gaststätte, die in der 10 Northumberland Street zu finden ist und das im ersten Stock eine detaillierte Replika von Holmes’ fiktivem Apartment als Ausstellung beherbergt. Das würde auch den Schriftzug über dem Eingang erklären.
Die Anleitung
Während Pantasy beim Sherlock Holmes Apartment noch eine Fülle von Zusatzinformationen in die dazugehörige Bauanleitung integriert hatte, fällt diese beim vorliegenden Modell etwas ernüchternd aus. Keine der Figuren wird vorgestellt, keine zusätzlichen Fakten für Fans geliefert – die Anleitung beginnt nach einer Vorstellung der Arbeitsweise des Teiletrenners und einer Seite über den Pantasy-Service, die vollständig in Mandarin verfasst ist, direkt mit dem ersten Bauschritt.
Die erneut im Format 25 × 17,5 cm gehaltene Anleitung ist dieses Mal in zwei Hefte unterteilt, wobei das erste Heft die Bauabschnitte 1 bis 10 und das zweite die restlichen Abschnitte 11 bis 17 enthält. Insgesamt umfasst die Anleitung 220 Seiten, von denen lediglich 212 Seiten und 550 Schritte auf den eigentlichen Aufbau entfallen.
Auch dieses Mal sind die einzelnen Bauschritte sehr übersichtlich und leicht verständlich gestaltet, sodass auch weniger versierte Baumeister die einzelnen Punkte zu jedem Zeitpunkt gut nachvollziehen können. Bei großen Darstellungen werden in der Regel nicht mehr als vier Bauschritte pro Doppelseite angezeigt, während bei kleineren Segmenten, wie Möbeln, mitunter auch mehr Bauschritte dargestellt werden. Zwischenbauschritte werden in einem mit einem hellen Gelb hinterlegten separaten Fenster angezeigt und sind somit sofort als solche zu erkennen. Die Anzahl der pro Schritt verbauten Teile bleibt während des gesamten Aufbaus sehr überschaubar; nur selten sind es mehr als zehn, was es gerade erfahrenen Baumeistern etwas schwer machen kann, in einen Baurhythmus zu gelangen.
Um Neu- oder Wiedereinsteigern den Zugang zu erleichtern, bietet Pantasy diesen zahlreiche Hilfestellungen an: So werden neu hinzugefügte Teile zur besseren Erkennung der jeweiligen Position rot und blau umrandet, während rote Pfeile anzeigen, wo genau die neuen Teile angebracht werden sollen. Größere Teile, egal ob Steine, Platten oder Fliesen, werden in den über dem Bauschritt abgebildeten Teilekästen zusätzlich mit ihrer Noppengröße angezeigt. Dadurch wird einem fehlerhaften Verbauen effektiv entgegengewirkt.
Die Darstellung der Bauschritte erfolgt immer mit voller Deckkraft, womit Pantasy beim vorliegenden Modell auf das Prinzip der Reduktion verzichtet.
Der Aufbau
Dass das Baker Street 221B Apartment in vielen Bereichen auf das „The Sherlock Holmes“ beruht, wird bereits beim Bau der ersten beiden Bauabschnitte deutlich, da rund zwei Drittel des 24 Noppen breiten Modells ein Cafe im Erdgeschoss beherbergen wird. Das würde aber ebenso, wie bereits erklärt, auf das „Speedy’s“ zutreffen. Den Rest entfällt auf einen kleinen Flur, der auf der linken Seite in die erste Etage führen wird. Die Frage bleibt, wo Mrs. Hudson ihre Wohnräume besitzt.
Für den Bau werden zunächst zwei 16 × 16 und zwei 8 × 16 Noppen breite Plates zu einer für Modular-Modelle eher untypischen Grundfläche von 24 × 32 Noppen zusammengesetzt. Zudem wird der Boden des Gebäudes um eine Steineeinheit erhöht und bereits die beiden Stufen zu den jeweiligen Eingängen gelegt.
„Das Spiel ist eröffnet!“
Anschließend wird mit dem Bau des Flures begonnen, bei dem nicht nur die Mauern, sondern auch aus großen Torbögen ein Teil der in den ersten Stock führende Treppe gefertigt werden. Im hinteren Teil des Flures ist hinter einer Mauer mit kleinem Schlitz zudem eine Truhe versteckt, die auch über eine kleine Klappe auf der Rückseite des Gebäudes erreicht werden kann. Auf dieser Truhe wird eine 2 × 2 große Fliese mit einem Pergament-Aufdruck angebracht, auf der die Namen Jonathan Small, Mahomet Singh, Abdullah Khan und Dost Akbar zu finden sind – alles Figuren aus dem zweiten veröffentlichten Holmes-Roman „Das Zeichen der Vier“ und somit eine Anspielung auf den klassischen Holmes-Kanon.
Nachdem die Mauern vollständig hochgezogen wurden, konzentriert sich der Baumeister auf die Gestaltung des Bodens. Dafür wird ein Muster aus braunen und sandfarbenen Fliesen ausgelegt, während der Flur noppig bleibt. Zwischendurch werden verschieden große Platten eingesetzt, die später als Standflächen für Stühle und Tische dienen werden, die in den nächsten Bauschritten zusammengesetzt werden. Auf den Tischen werden anschließend aus runden gelben und roten 1 × 1 Steinen gebaute miniaturisierte Senf- und Ketchup-Ständer platziert.
An der langen Wand werden zwei 2 × 4 Noppen große Fliesen, auf die eine Silberfolie als Spiegel geklebt wird, aufgehangen, dazwischen werden die Besucher die Tageskarte finden. Zudem werden zwei 3 × 4 Noppen große bedruckte Fliesen mit den Preisschildern über die Stelle gehangen, an der in den nächsten Schritten eine kleine Küchenzeile mit Waschbecken und Kaffeemaschine hinzugefügt wird. Darauf folgen eine große Espressomaschine sowie eine Theke mit Kasse, die das Ambiente des Restaurants vervollständigen sollen.
„Das verstehe ich nicht“. „Das sollten Sie sich auf ein T-Shirt drucken“
Nachdem die Wände weiter ausgebaut wurden, wird ein kleiner Ständer mit verschiedenen Backwaren gebaut. Hier zeigt sich die liebevolle Gestaltung des Modells seitens der Designer, denn durch die Verwendung von vier Posing-Ständer, die in 1 × 1 Brick Modified mit seitlicher Noppe eingesteckt werden, wird die Neigung der Regale erzeugt, was dieses besonders ansehnlich und realistisch macht.
Im Restaurant selbst werden zudem die letzten bedruckten Teile in Form einer Uhr und verschiedenen Bildern aufgehängt, wodurch bis zu diesem Zeitpunkt bereits 19 bedruckte Teile verbaut wurden – auf einer Etage. Anschließend geht es an die Gestaltung der Frontfassade, die mit Fenstern und einer Tür in der Mitte ausgestattet wird.
Im fünften Bauabschnitt soll der Eingangsbereich mit einem Geländer an der Tür des Flures, einen davor auf der Ecke stehenden Briefkasten sowie einer Laterne ergänzt werden. Auch zwei kleine Tische mit Stühlen finden hier ihren Platz. Danach wird über dem Eingang eine grüne Markise angebracht, auf der ein Aufkleber mit dem Schriftzug „Sherlock Holmes“ angebracht wird, was einen weiteren Hinweis auf das originale Restaurant darstellt. Da der Schriftzug sich über mehrere Steine erstreckt, konnten an dieser Stelle keine Prints verwendet werden.
Beim Anbringen ist jedoch Vorsicht geboten: Damit das Ergebnis realistischer wirkt, werden die Buchstaben mit Transfersticker auf die Markise angebracht. Dafür sind lediglich die Buchstaben auf ihrer Rückseite mit Klebstoff versehen, die Trägerfolie soll nach dem Aufbringen wieder abgezogen werden. Durch diesen Umstand hat der Baumeister im Grunde nur einen Versuch, bei einem Verkleben lösen sich die Buchstaben sofort und sind auch nur schwer wieder von den Steinen zu lösen. Auf diesen Umstand wird in der Anleitung jedoch nicht hingewiesen. Beim vorliegenden Modell muss daher das „R“ künftig mit einem fehlenden Stück im langen Strich leben.
„Anderson, nicht laut reden, sie senken den IQ der ganzen Straße“
Mit dem sechsten Bauabschnitt wird mit dem Bau der ersten Etage begonnen, in der sich Holmes’ Küche, ausgestattet mit allen Apparaturen, die er für seine Experimente benötigt, sowie das Wohnzimmer befinden werden. Die Schlafzimmer folgen erst mit der nächsten Etage, ein weiterer Hinweis, dass sich die Designer des Modells an der neuen BBC-Serie Sherlock, die zum ersten Mal in Großbritannien Mitte 2010 ausgestrahlt wurde, orientierten. Diese weicht dabei von der literarischen Vorlage ab: In Arthur Conan Doyles Geschichten befinden sich die Schlafzimmer von Holmes und Watson ebenfalls auf der ersten Etage, was insbesondere in „Der Mazarin-Stein“ aus dem Jahr 1921 deutlich wird. In dieser Erzählung nutzt Holmes eine geheime Luke, die sein Schlafzimmer mit dem Wohnzimmer verbindet, um Graf Negretto Sylvius und Sam Merton, seine ihm nach dem Leben trachtenden Widersacher, heimlich beobachten und abhören zu können.
Im sechsten Bauabschnitt des Sets wird zunächst die benötigte Grundfläche für die Etage erstellt, die mit 24 × 24 Noppen kleiner ausfällt als die der Grundplatte. Diese wird aus einer Kombination aus einer 16 × 16 Noppen großen sowie verschiedenen weiteren braunen Plates zusammengesetzt. Im weiteren Bauverlauf des Abschnitts wird über neun Bauschritte hinweg die Mauer auf der linken und Rückseite hochgezogen, wobei ein besseres versetztes Bauen die Stabilität etwas erhöht hätte. Anschließend wird die Treppe, die bereits im Erdgeschoss begonnen wurde, in gleicher Art und Weise weitergebaut, um auch den Zugang zur zweiten Etage zu ermöglichen.
Ebenso wird in diesem Abschnitt erneut eine Silberfolie für einen Spiegel verwendet, die dieses Mal jedoch auf zwei 2 × 6 Noppen großen Fliesen aufgetragen werden soll, was die richtige Positionierung des Aufklebers etwas erschwert. Um das Anbringen zu erleichtern, empfiehlt es sich, die drei aufeinander gesetzten 1 × 2 × 1 2/3 Brick Modified mit Noppen an den Seiten, die die Fliesen halten werden, noch nicht, wie in der Anleitung vorgesehen, in die Mauer zu setzen, sondern auf diesen zunächst die beiden Fliesen aufzuklemmen, dann die Folie aufzukleben und das ganze Konstrukt dann erst in die Wand einzusetzen.
Zu diesem Zeitpunkt ist zudem bereits erkennbar, dass die Etage nicht gefliest sein wird, was das Erscheinungsbild ein wenig trübt. Als letztes Element in diesem Bauabschnitt wird die Eingangstür zum Wohnzimmer von Holmes und Watson eingefügt, wobei die schräge Position zwischen den ebenfalls in dem Bauschritt gebauten zwei kleinen Wänden mittels mehrerer 1 × 2 Noppen großen Plate-Scharniere realisiert wird.
„Da ist ein Kopf im Kühlschrank!“ „Wo soll ich ihn denn sonst hintun?“
Der sechste Bauabschnitt geht direkt in den siebten Bauschritt über, bei dem unter anderem die Wände weiter ausgebaut werden. Dabei wird auch ein weiteres Fenster mit einem Lüftungsgitter eingesetzt. Anschließend beginnt der Aufbau der Küche mit ihren ersten Einrichtungsgegenständen, bei dem ein kleiner Kühlschrank, der in die Ecke neben der Treppe gestellt wird, den Anfang macht. In den darauffolgenden Bauschritten entstehen die Küchenzeile mit Abstellplatte, Spüle und Herd. Bevor diese aber umgesetzt wird, steht der Bau eines Tisches an. Auf diesem befinden sich ein Mikroskop, ein Experimentaufbau sowie verschiedene Behälter mit Holmes berühmten Chemikalien.
In den folgenden Bauabschnitten dreht sich alles um die Einrichtung des Wohnzimmers. Zuerst wird ein roter Teppich ausgelegt, der aus verschiedenen roten Fliesen zusammengesetzt ist. Danach folgt der Bau des Kamins, beginnend mit einem Gitter und angedeuteten Flammen, gefolgt vom Kaminsims. Auf diesem befinden sich das berühmte Briefmesser, jedoch nicht in das Holz des Sims gerammt, und ein Totenkopf, wobei dieser im Modell auf der rechten Seite des Kamins platziert ist, während er in der Serie auf der linken Seite zu finden ist.
„Ein Schädel?“ „Freund von mir. Naja, was heißt ‚Freund‘…“
Anschließend wird die Wand hinter dem Kamin, die sich bis zur Küche erstreckt, in mehreren Bauschritten weiter hochgezogen. Dabei werden auch zwei Hängeschränke in die Küchenwand integriert. Es folgen ein Bücherregal und ein kleiner Tisch, auf dem eine Ausgabe des „Strand Magazine“ liegt – jenes Magazin, in dem die meisten Holmes-Abenteuer erstmals veröffentlicht wurden und das bis in die 1950er Jahre existierte.
Daraufhin werden die beiden Sessel gebaut, ein roter für Watson und ein grüner für Sherlock, beide in derselben Weise konstruiert. Sogar die Kissen mit der britischen Flagge sind in Form von bedruckten 2 × 2 Fliesen vorhanden. Ergänzt wird die Einrichtung durch ein Sofa an der kurzen Wand, auf der zwei Aufkleber die bekannten Einschusslöcher „VR“ und einen Smiley darstellen.
„Was zum Teufel tun sie da?“ „Bin gelangweilt“
Bei diesen wird erneut die Referenz zur BBC-Serie deutlich, obwohl es auch zahlreiche Verweise auf die Originalromane gibt. In der Serie schießt Holmes aus Langeweile beim Testen eines Schalldämpfers die Buchstaben „VR“ an die Wand. Diese Szene ist eine Anspielung auf die Originalgeschichte „The Adventure of the Musgrave Ritual“, in der Holmes ebenfalls „VR“ – für „Victoria Regina“, eine Loyalitätsbekundung gegenüber der damals regierenden Königin Victoria – an die Wand schießt. Der daneben platzierte Smiley ist hingegen ein reines Element der neuen Serie, das erstmals in der Episode „Das große Spiel“ auftaucht, in der Sherlock einen gelben Smiley an die Wand sprüht und, ebenfalls aus Langeweile, auf diesen schießt.
Zurück zum Modell: Über dem Sofa wird eine 4 × 3 Noppen große Fliese mit einer gedruckten Landkarte angebracht, die im Original jedoch links vom Sofa hängt. Die Karte ist eine abstrahierte und künstlerisch gestaltete Darstellung Londons. Auch das Bild des Totenkopfes darf nicht fehlen, das in der Serie jedoch auf der rechten Seite der Wand zu sehen ist.
Zum Abschluss dieses Bauabschnitts wird noch ein Tisch mit Schachbrett, zwei Teetassen und einer Teekanne gebaut. Schließlich wird der Rauchabzug um ein 1 × 4 Noppen breites und neun Einheiten hohes Segment erweitert, dass auf zwei zuvor an der Rückseite der Wand integrierten 2 × 2 inverted Slopes gesetzt wird.
In den nächsten Bauschritten wird aus zwei 4 × 12 Noppen großen Platten die Grundlage für den kleinen Mauervorsprung mit den beiden Fenstern in Front gelegt. Darauf werden zunächst zwei Blumenkübel errichtet und auf diesen dann die aus jeweils vier kleinen Fenstern kombinierten großen Fenstern aufgesetzt. Anschließend erfolgt die seitliche Verzierung der Fenster mit verschiedenen Steinen, sowie ein Croissant, das über diesen als Dekoration angebracht wird.
Im weiteren Verlauf wird die Mauer zwischen und neben den Fenstern aufgebaut. An den Seiten werden wiederum Säulen aus verschiedenen Rundsteinen und -platten hochgezogen, die ebenfalls zur Verzierung des Vorsprungs dienen. Danach folgen weitere Verzierungen in Form dreier Hängeblumen, die an der Wand befestigt werden. Als Abschluss wird ein kleines Geländer montiert, das wiederum mit verschiedenen Pflanzenteilen geschmückt wird. Später wird eine kleine Katze auf dem Vorsprung balancieren.
Auf der Innenseite der Wand wird der aus der klassischen Romanreihe sowie der neuen Serie bekannte und erneut gebaute Hirschkopf angebracht, der jedoch nicht die Kopfhörer, die sowohl in der Neuauflage wie auch im Sherlock Holmes Apartment zu sehen sind, trägt. Die Innenseite wirkt mit der anderen Seite der Mauersteine jedoch ein wenig wie ein aus Holz gebautes Haus, ähnlich denen, die an den klassischen „Wilden Westen“ erinnern.
Komplettiert wird der zehnte Bauschritt mit dem Ringanker aus weißen Fliesen. Wird die eben gebaute Etage jedoch auf das Erdgeschoss gestellt, fällt schnell auf, dass zwischen den beiden Teilen des Abflussrohres der Regenrinne eine Lücke klafft. Diese hätte leicht mit einer runden 1 × 1 Fliese oder Plate geschlossen werden können.
„Also wenn sie haben, was sie zu haben vorgeben, werde ich sie reich machen. Wenn nicht, werde ich Schuhe aus ihnen machen.“
Der Bau der zweiten Etage, in der sich die Schlafzimmer befinden werden, beginnt erneut mit dem Zusammenlegen von Platten. Anschließend werden die beiden an der Treppe liegenden Mauern aus vor allem großen eine Noppe breiten Steinen hochgezogen.
Als Nächstes wird mit der Ausstattung des ersten kleinen Schlafzimmers begonnen. Hierzu gehört ein Bett, bei dem die Designer eine nette Überraschung eingebaut haben: Unter der Decke, die unter Verwendung verschiedener Curved Slopes gestaltet ist, ist ein Brief versteckt, dargestellt durch eine bedruckte 1 × 2 Fliese. Auch ein Schrank gehört zum Interieur, der mit Schubladen und einem Fenster mit undurchsichtigen Scheiben schön umgesetzt ist.
Das Schlafzimmer wird schließlich durch den Bau einer Trennwand vom restlichen Raum der Etage abgegrenzt. Der Durchgang von der Treppe zum Flur und weiter zum großen Schlafzimmer wird durch eine quer eingebaute Tür ermöglicht, die auf die gleiche Weise wie in der Etage darunter umgesetzt ist. Diese läuft jedoch nicht in gleicher Linie wie die darunter diagonal angebrachten 2 × 2 Dreieckfliesen. Darüber hinaus sind die beiden neben der Tür angebrachten kleinen Wände nicht über die darauf angebrachten Fliesen mit den restlichen Wänden verbunden und daher leicht instabil.
In dem größeren Raum entsteht in den nächsten Bauschritten das zweite Schlafzimmer. Hier wird eine Kommode aufgebaut, deren realistischeres Aussehen dadurch erreicht wird, dass die oberen angedeuteten Schubladen leicht hervorstehen. Auf der anderen Seite sorgt die Verwendung einer Paneele als Rückwand dafür, dass im Modell stehend von der Seite ein Schlitz zu sehen ist.
Ein Bett in ähnlicher Bauweise wie das im kleinen Schlafzimmer wird ebenfalls hinzugefügt, jedoch ohne den versteckten Brief, sowie zwei kleine Tische, bei der auf einem die aktuelle Ausgabe der „Times“, auf dem am Bett stehend dagegen die neue Ausgabe des „Strand Magazine“ zu liegen kommt.
Ein kleiner schwarzer Sessel, ein Stapel Zeitungen, ein Kamin sowie ein Schreibtisch mit einer angedeuteten Schreibmaschine sollen das Erscheinungsbild des Raumes abrunden. Natürlich darf auch Holmes’ berühmte Geige samt Notenständer nicht fehlen.
„Und sagen Sie: Wie oft genau ist er aus dem Fenster gefallen?“
Nach rund zwei Stunden Bauzeit neigt sich die Fertigung des zweiten Stockwerks mit dem 14. Bauabschnitt und dem Bau der Frontfassade dem Ende entgegen. Die Fenster werden ähnlich wie im Stockwerk darunter gebaut, mit dem Unterschied, dass diese keinen Vorsprung besitzen und stattdessen von zwei kleineren Säulen an den Seiten flankiert werden.
Bei den Mauerwänden, die die gleiche Verteilung wie die der Wohnung darunter besitzen, wird die erste Reihe aus Scharniersteinen gebildet. Diese werden in der verwendeten Form jedoch lediglich zur Dekoration eingesetzt und besitzen keine technische Funktion. Anstelle der Hängeblumen werden an der Wand nun Lampen angebracht, die für etwas Abwechslung sorgen.
Nachdem der Rauchabzug des Kamins erweitert und der übliche Ringanker aus Fliesen als letzte Schicht auf die Mauern aufgetragen wurde, wird aus einer 4 × 6 Noppen großen Platte, die mit mehreren als Notizzettel und Bilder bedruckten 1 × 1 Fliesen sowie 1 × 1 Rundsteinen und runden Fliesen mit Pin in der Mitte bestückt wird, eine Pinnwand gebaut. Die bedruckten Fliesen bilden dabei eine Frau und einen Mann ab, bei denen es sich um Irene Adler und um Jim Moriarty handeln könnte. Diese wird mittels eines Brick Modified mit Noppen an den Seiten, der bereits beim Mauerbau nach innen zeigend integriert wurde, über dem Schreibtisch angebracht.
Damit nähert sich der Aufbau des Baker Street 221B Apartments mit dem Dach der Zielgeraden.
„Sind das drei Pflaster?“ „Es ist ein Drei-Pflaster-Problem“
Mit dem 15. und 16. Bauabschnitt wird das Dach gefertigt, wodurch der Bau des Hauses abgeschlossen wird. Zunächst wird, wie in den unteren Stockwerken, die Grundlage aus verschiedenen großen Platten gelegt – allerdings, im Gegensatz zu den bisherigen Etagen, dieses Mal in dunkelgrau.
Danach folgt der Bau des Dachfensters, das aus sieben 6 × 2 × 2 Windscreen-Scheiben zusammengesetzt und später hinter einer Fassade verborgen sein wird. Bevor jedoch die Fassade gebaut wird, muss zunächst die Umrandung des Daches errichtet werden – es soll ja schließlich niemand von selbigen herunterfallen.
Für die Frontfassade werden mehrere verschieden breite 1 × 2 × 3 Slopes angebracht, wobei bis auf zwei Lücken von jeweils sechs Noppen Breite alles ausgefüllt wird. In diese Lücken werden die Fenstersegmente eingesetzt, die aus vier Scheiben bestehen, sich jedoch deutlich von den vorherigen Fenstern unterscheiden. Diese Fenster sind rein dekorativer Natur, es befinden sich also keine Räume dahinter. Der Abschluss selbiger erfolgt durch den Einsatz zweier Curved Slopes und einiger Pflanzenteile als Verzierung.
Schließlich wird die komplette Front oben mit Curved Slopes in den Längen von zwei und drei Noppen vervollständigt. Der Schornstein wird gebaut und aufgesetzt und nach rund 11 Stunden Bauzeit ist das Haus fertiggestellt – es fehlt nur noch die Pferde-Droschke, die irgendwie nicht so richtig in die moderne Abbildung passen will.
Die noch wenigen vorhanden Teile sind dafür genauso schnell verbaut. Es ist hier wie auf einem Inlandsflug: Ist man gerade erst oben, geht es auch schon wieder runter.
Qualität der Steine
Die Qualität der Steine fällt, wie von Pantasy gewohnt, sehr gut aus. Die Klemmkraft ist optimal und sorgt für eine hohe Stabilität, gleichzeitig lassen sich die Steine aber auch leicht wieder lösen. Bei der Oberflächenbeschaffenheit wird ebenfalls kein Grund zur Kritik geboten, nur bei den dunklen Steinen sind, je nach Lichteinfall, leichte Schlieren erkennbar.
Die Farbgleichheit ist ebenfalls sehr gut, bis auf das Pferd der Droschke sind keine Auffälligkeiten zu beobachten. Bei diesem hat der 1 × 2 Stein, der als Abschluss auf die Stelle gesetzt wird, an der der die Kutsche angehangen ist, einen leicht anderen Braunton als das Pferd selbst. Die Scheiben sind klar und weisen keine größeren Kratzer auf, lediglich je nach Lichteinfall zeigen sich an manchen Scheiben leichte Schlieren. Besonders die Windscreen-Scheiben für das Dachfenster überzeugen mit ihrer sehr guten Beschaffenheit.
Das Set enthält, wenn der Autor sich nicht verzählt hat, 60 Prints, die ebenfalls in sehr guter Qualität vorliegen und sich in vielen Fällen in Sachen Motiven von den üblichen bedruckten Teilen unterscheiden und dadurch auch für eigene MOCs einen gewissen Mehrwert bieten können. Die Qualität der Drucke weitet sich auch auf die fünf beinhalteten Figuren aus.
Die wenigen Aufkleber besitzen ebenfalls eine gute Qualität, sowohl in der Druckqualität wie auch bei der Haftung. Bei dem Aufkleber für das Vordach hätte Pantasy jedoch darauf hinweisen müssen, dass die Folie nach dem Aufbringen wieder abgezogen werden muss und somit nur die einzelnen Buchstaben auf den Steinen haften bleiben. Daraus wäre ersichtlich, dass sich diese nur einmal aufbringen lassen und eine weniger optimale Position nicht mehr korrigiert werden kann.
Fazit
Das Set des Baker Street 221B Apartment stellt eine gelungene Ergänzung zum bereits veröffentlichten Sherlock Holmes Apartment dar. Beide Modelle zusammen bilden die zwei Epochen des berühmten beratenden Detektivs ab – den klassischen Kanon sowie die moderne Interpretation der BBC-Serie. Besonders auffallend ist die große Detailverliebtheit, die an vielen Stellen Verweise zur Serie hinterlässt. Dass sich die Designer bei der Gestaltung des Modells auch am Restaurant „The Sherlock Holmes“ orientiert haben, ist sofort erkennbar. Dennoch sind auch Anleihen vom Sherlock-Holmes-Museum und vom Gebäude der Serie zu erkennen.
Die Auswahl der fünf Figuren ist zwar gelungen, was besonders für Jefferson Hope gilt, den sicherlich kaum jemand erwartet hätte, es bleibt aber die Frage, warum bei den Figuren die klassische Umsetzung und nicht das Äußere der Protagonisten der modernisierten Fassung verwendet wurde. Zudem dürften Käufer hierzulande aufgrund der potenziellen Verletzung der 3D-Marke von Lego nicht in den Genuss dieser Figuren kommen.
Der Aufbau macht großen Spaß und wechselt gekonnt zwischen entspanntem und konzentriertem Bauen, was nicht zuletzt der gut umgesetzten Bauanleitung zu verdanken ist. Die Droschke rundet das Modell am Ende ab und lockert es als Vitrinen-Modell noch einmal auf. Einziger wirklicher Kritikpunkt ist, dass, abgesehen vom Restaurant, keiner der Räume gefliest ist. Das trübt den Gesamteindruck, der durch die vielen liebevollen Details entsteht, doch deutlich. Hier sollte Pantasy seine Gestaltungspolitik noch einmal überdenken und nicht an der falschen Stelle sparen.
Auf der anderen Seite enthält das Modell, wenn richtig gezählt wurde, 60 Prints mit verschiedenen, teils weniger bekannten Motiven, die alle in sehr guter Qualität hergestellt sind. Lediglich bei dem Aufkleber für das Vordach über dem Eingang des Restaurants hätte ein Hinweis zur korrekten Anbringung in die Anleitung gehört.
Die Steinequalität ist erneut generell sehr gut, ebenso die Oberflächenbeschaffenheit und die Klemmkraft. Gleiches gilt es für die Scheiben zu berichten.
Das Set wird aktuell in diversen China-Shops teilweise für unter 100 Euro angeboten. Ungeduldige können das Modell auch bei Amazon erstehen und bekommen es so innerhalb weniger Tage geliefert. Dafür kostet es dort rund 135 Euro – was für ein solch detailverliebtes Set immer noch völlig in Ordnung ist.
Pantasy 85014 – Baker Street 221B Apartment im Review – Slideshow
Pantasy 85014 - Baker Street 221B Apartment im Review
- sehr schön ausgearbeitetes und detailreiches Modell
- viele Anleihen zur BBC-Serie
- sehr gute Steinequalität
- anspruchsvoller Aufbau
- gutes Preis-Leistungsverhältnis
- verständliche Bauanleitung
- Böden bis auf Restaurant nicht gefliest
- Bauabschnitte hätten halbiert werden können, was auch die Tütenanzahl verringert hätte