Die Schreinerei von BlueBrixx dürfte bei vielen Baumeistern nostalgische Erinnerungen wecken, zudem weiß sie mit charmanten Details wie der detailreich ausgestatteten Werkstatt zu begeistern. Doch abenteuerliche Bautechniken, schwankende Teilequalität und eine mühselige Steinsuche trüben den Bauspaß. Trotz des großen Potentials bleibt das Modell am Ende weit hinter seinen Möglichkeiten zurück.
Das Original
Die Werkstatt aus der 1982 produzierten ersten Staffel befand sich in einem Hinterhaus der Widenmayerstraße 2 im Münchner Stadtteil Lehel. Dieses Hinterhaus, das zuvor als Kutscher- und Hausmeisterwohnung genutzt wurde, wurde eigens für die Dreharbeiten wieder hergerichtet. Nach Abschluss der Dreharbeiten zur zweiten Staffel im Jahr 1985 wurde das Gebäude jedoch abgerissen. Lange Zeit waren am damaligen Drehort nur noch der Innenhof und Teile der Verwaltung der Versicherungskammer Bayerns zu finden. Seit dem 24. April 2023 erinnert dort eine Gedenktafel an den Ort, an dem viele Kinder zwischen 1982 und 1983 Woche für Woche zu Gast waren. Die Straßenaufnahmen vor dem Haus entstanden in der nahegelegenen Tattenbachstraße.
Pumuckl neckt
Pumuckl versteckt
niemand was meckt
Oh, das reimt sich ja
und was sich reimt, ist gut…hahaha…
Für die 2022 produzierte Serie „Neue Geschichten vom Pumuckl“ wurde die Werkstatt samt Hinterhof originalgetreu in einer alten Münchner Industriehalle nachgebaut. Die Kulisse wurde detailgetreu eingerichtet und nach den Dreharbeiten nicht abgerissen, sondern abgebaut und eingelagert.
Das Set
Das Set der Schreinerei erreicht den Baumeister nach einer Zahlung von rund 150 Euro und, wie es bei den Modellen der Special-Serie von BlueBrixx üblich ist, in einem neutralen braunen Karton, bei dem lediglich ein seitlicher Aufkleber auf den Inhalt schließen lässt. Erfahrene Klemmbaufreunde, die bereits mit Sets des Flörsheimer Herstellers vertraut sind, wissen beim Öffnen des Kartons, was auf sie zukommt: Ein aufwendiges und zeitintensives Sortieren der Steine, denn BlueBrixx unterteilt den Aufbau der Special-Sets nach wie vor nicht in verschiedene Bauabschnitte.
Dieser Umstand konnte früher durch den attraktiven Preis der Special-Sets noch als akzeptabel angesehen werden, doch diese Zeiten sind längst vorbei. Mittlerweile sind Sets mit einer ähnlichen Teileanzahl – hier sind es 4.079 Steine – auch bei anderen Herstellern zu ähnlichen, oft sogar günstigeren Preisen erhältlich, dann aber mit einer Bauabschnittsunterteilung.
Aus diesem Grund muss das Fehlen einer solchen Unterteilung zumindest ab einer gewissen Steineanzahl inzwischen als klarer Negativpunkt angesehen werden. Zwar muss bei allen Herstellern das Material sortiert werden, doch bei Modellen mit Bauabschnitten wird nur das für den jeweiligen Abschnitt benötigte Material bereitgelegt. Dies ermöglicht es, die Modelle auch auf kleineren Bautischen zusammenzusetzen. Im vorliegenden Fall wird dagegen viel Platz benötigt – und zwar sehr viel Platz. Ein weiteres Problem ergibt sich aus der schieren Menge an Steinen: Je nach Set kann es leicht passieren, dass sich die Baumeister bei den Farben vertun, da alle Varianten auf dem Tisch liegen. Bei einer Bauabschnittsunterteilung hingegen werden nur die Farben sortiert, die im entsprechenden Abschnitt benötigt werden, was wiederum Verwechslungen vorbeugen kann.
Dem Set liegen keine Aufkleber bei und auch Drucke sind nicht vorhanden. Die Anleitung wird, wie bei den Special-Sets von BlueBrixx üblich, ausschließlich in digitaler Form bereitgestellt. Wer das Set im stationären Handel bei BlueBrixx erwirbt, muss sich vorab auf deren Website registrieren, um dann die Anleitung im PDF-Format herunterladen zu können.
Die Anleitung
Die Bauanleitung der Schreinerei von BlueBrixx wird im Gegensatz zu manchen früheren größeren Modellen nicht in mehrere Dateien aufgeteilt, sondern in einem einzigen digitalen Dokument bereitgestellt, dessen Größe mit 309 Megabyte recht umfangreich ausfällt. Um die Anleitung komfortabel betrachten zu können, empfiehlt es sich, ein Ausgabegerät mit großem Bildschirm zu verwenden, wie es etwa bei einem PC, einem Notebook oder bei vielen Tablets der Fall ist. Ein Smartphone, sei es noch so groß, sollte erst gar nicht in Erwägung gezogen werden – 10 Zoll stellen für ein augenschonendes Arbeiten das absolute Minimum dar. Zum Öffnen der Anleitung wird ein gängiger PDF-Reader benötigt, der für alle bekannten Systeme verfügbar sein sollte.
Digitale Bauanleitungen besitzen sowohl ihre Vor- wie auch ihre Nachteile. So kann ein Tablet oder gar ein Monitor deutlich weniger Platz auf dem Bautisch für sich beanspruchen als eine gedruckte Anleitung – muss aber nicht. Andererseits können bei physischen Anleitungen auf einer Doppelseite mehr Bauschritte angezeigt werden, was den Baurhythmus wiederum verbessert. Ein Nachteil digitaler Darstellungen ist die mögliche Farbabweichung durch unkalibrierte Monitore, was das Erkennen der richtigen Bausteinfarben erschweren kann. Bei der Schreinerei-Anleitung werden die Farben zwar an einigen Stellen auch textlich benannt, was vor allem erfahrenen Baumeistern eine bessere Zuordnung ermöglicht, dennoch kann es an anderen Stellen zu Problemen kommen.
Ein weiterer positiver Aspekt der Umsetzung von BlueBrixx ist, dass die Anleitung im Querformat gehalten ist, was vor allem die Darstellung auf Tablets begünstigt. Weiter ist die Auflösung der Anleitung ausreichend, um auch kleinere Bauteile und Details gut erkennen zu können. Dennoch bleiben dunkle Teile problematisch, da ihre Konturen nicht immer klar ersichtlich sind, was durch ihre schwarzen Außenlinien teilweise verstärkt wird. Hier hilft es nur, die Helligkeit des Ausgabegeräts zu erhöhen. Insgesamt sind die Bauschritte jedoch gut verständlich, was eine solide Grundlage für einen reibungslosen Bauvorgang bietet. In manchen Bauschritten wäre allerdings eine andere Reihenfolge für das Anbringen der Steine ratsamer gewesen, da gewisse Stellen in der vorgegebenen Abfolge schwerer zu erreichen sind. Dieser Aspekt zieht sich durch den ganzen Aufbau.
Die Anleitung umfasst insgesamt 871 Bauschritte, die größtenteils übersichtlich gestaltet sind, was auch für die Anzahl der neu hinzuzufügenden Teile gilt – einmal vom Anfang abgesehen sind es selten mehr als zehn neue Steine – meist liegt die Zahl deutlich darunter. Die Hilfestellung durch BlueBrixx hält sich jedoch arg in Grenzen: Die neuen Teile werden lediglich mit einer blauen Kontur hervorgehoben, um ihren Platz im Modell besser anzuzeigen. Weitere Unterstützung, etwa durch zusätzliche Größenangaben bei weniger gut einzuschätzenden Teilen im Vorschaufenster, wird nicht geboten, was besonders für Anfänger oder Umsteiger die Orientierung und den Aufbau erschweren kann.
Der Aufbau
Nachdem der Baumeister, je nach eigenen Präferenzen, mehrere Stunden mit dem Sortieren der über 4.000 Teile verbracht und einen Ablageort für diese gefunden hat, beginnt erst der eigentliche Bauspaß. Wie bei Modular-Modellen üblich, wird zuerst die Basisplatte mit Fliesen in verschiedenen Größen ausgelegt, wobei am Ende nur kleinere Bereiche noppig bleiben.
Anders als bei vielen anderen Sets wird bei der Schreinerwerkstatt nicht direkt mit dem Bau der Mauern fortgefahren, stattdessen werden bereits zu Beginn die ersten Einrichtungsgegenstände errichtet und eingesetzt. Damit wird im Grunde von innen nach außen gebaut. Zum Interieur zählen zunächst eine kleine Sitzbank, eine Kommode für das Telefon und eine Werkbank.
Obwohl diese Bauabschnitte an sich eher einfach gehalten sind, wird der Baumeister dennoch rund eine Stunde damit verbringen, was vor allem der Suche der benötigten Steine zuzuschreiben ist.
Vernunft, Vernunft hat keine Unterkunft, in der großen Koboldszunft!
Interessant ist dann der Bau des Besenschranks umgesetzt, zumindest was das Innenleben betrifft: Zunächst mag es verwirren, dass bei einer Grundfläche von 2 × 4 Noppen auf die hintere Reihe links und rechts zwei 5 Einheiten hohe 1 × 1 Steine gesetzt werden, während die Mitte frei bleibt. Es könnte dabei angenommen werden, dass hier Material eingespart werden soll, da die Rückseite ohnehin an der Wand steht und daher nicht sichtbar ist. Der Grund liegt jedoch woanders, denn erst später wird in die Wand ein 1 × 1 Plate Modified mit Klemme eingebaut, die den Besen hält – eine sehr durchdachte Lösung.
Dennoch wartet der Besenschrank, wie auch später die Kreissäge, mit den für BlueBrixx typischen Problemen bei manchen Bautechniken auf, die den Eindruck der Materialersparnis verstärken. So wird die Schrankfront von einem braunen Türrahmen mit gleichfarbiger Tür geschmückt, was zunächst ebenfalls recht durchdacht ist. Auf dem Schrank befinden sich in der hinteren Reihe kleine Rollschuhe, die in diesem Fall vermutlich Autos darstellen sollen, sowie eine aus einem 1 × 1 Rundstein und einer Fliese gebaute Dose oder ein Gefäß. Wird der Schrank geöffnet, zieht der Türrahmen jedoch nach vorne, da dieser oben nicht fixiert ist. Hier hätte eine darüber angebrachte einfache 2 × 4 Plate genügt, die Stabilität zu erhöhen, ohne die eigentliche Höhe zu beeinträchtigen.
Ähnliches gilt, wie bereits angedeutet, für die Kreissäge, die zwar originell gestaltet ist, aber aus zwei separaten Segmenten besteht, die lediglich aneinander gelehnt werden.
Nach diesen Schritten werden vor dem Schrank auf dem Boden Gelenke angebracht, an denen verschiedenfarbige und unterschiedlich lange 1er-Fliesen angebracht werden, die später als Bretter an der Wand lehnen sollen. Auch hier ist das Gebaute wieder eine recht fragile Sache, denn nicht nur beim Ausrichten, sondern auch im weiteren Bauverlauf werden sich die Fliesen schnell von den Gelenken lösen und immer wieder arg die Geduld des Baumeisters strapazieren.
Danach werden eine Bandsäge sowie ein Werktisch gebaut, bevor der Ofen an der Reihe ist. Das Ofenrohr wird dabei auf der Rückseite mit einem halben Pin befestigt, der jedoch keine Friktion besitzt, wodurch das Rohr nicht aufrecht gehalten werden kann und ständig wieder nach unten kippt. Dieser zunächst vermeintliche „Fehler“ wird am Ende jedoch keine Relevanz mehr besitzen, da das Rohr später mit der Mauer verbunden wird.
Pünktlich wird Radau gemacht: von morgens sieben bis halb acht!
Bevor schließlich mit dem Bau der Mauern begonnen wird, wird noch ein elf Noppen breiter Tisch errichtet, der ebenfalls nicht besonders stabil ausfällt. Der Designer hat hierbei das versetzte Bauen vernachlässigt, was dem Tisch mehr Stabilität verliehen hätte. Beim Anbringen der darauf platzierten Utensilien – Flaschen, Dosen, Behälter, ein Hobel und ein kleines Bettchen (etwa DAS Bettchen?) – sollte nicht zu viel Druck ausgeübt werden, da der Tisch leicht durchbrechen kann. Auf dem Tisch wird zudem etwas abgelegt, welches jeweils aus einer grünen, einer gelben und eine rosafarbenen 1 × 1er Roundplate, die oben von einem roten 1 × 1 Brick Modified Cupcake abgeschlossen wird. Ist hier vielleicht der berühmte Kobold verewigt worden?
Schließlich wird mit dem Bau der Mauern begonnen. An der Front des Gebäudes wird diese zunächst mit sandfarbenen Steinen begonnen, für den Sockel werden zudem mehrere 2/3 hohe Brick Modified mit Noppen an den Seiten davor gesetzt. Auf diese werden im Anschluss zwei 2 × 12er Platten in Dark Tan sowie gleichfarbige Fliesen angebracht. Das Anbringen gestaltet sich jedoch schwierig, da auf der Innenseite direkt der große Tisch und andere Einrichtungsgegenstände stehen, was das Ausüben von Gegendruck beim Aufklemmen erschwert. Hier sind stabile Fingernägel gefragt.
Danach wird die erste Wand im von der Haustür ausgehenden Flur sowie die Eingangstür zur Werkstatt eingesetzt. Im Anschluss wird auch die daneben liegende Mauer weiter hochgezogen und zwischen dem Schrank, der die bereits erwähnte Besenhalterung erhält, und einem kleinen Regal ein Waschbecken mit Wasserhahn und Spiegel eingebaut. Darauf folgt der Bau einer Treppe, die zum ersten Stockwerk führt und der ebenfalls eine Tür voransteht. An der Rückseite des Hauses wird in gleicher Weise wie zuvor ebenfalls der Sockel der Mauer errichtet, in den ein besonders schön gestaltetes Kellerfenster integriert ist.
Die nächsten Bauschritte konzentrieren sich darauf, die Wände weiter hochzubauen. An der Vorderseite wird weiter die bekannte Fensterfront des Originals mittels zweier großen sowie mehreren kleineren quergelegten und an Brick Modified mit Noppen an den Seiten befestigten Fenstern nachgebildet sowie die Fensterbank verschönert.
Direkt im Anschluss erfolgt die weitere Ausarbeitung der Außenmauer. Im Laufe der nächsten Bauschritte werden in diese weitere Elemente integriert, darunter Halterungen für Werkzeuge, kleine Schränke, Regale und sogar etwas, was an eine berühmten Schiffsschaukel erinnert. An einigen Stellen hätte der Designer jedoch mehr darauf achten können, die Steine versetzt zu platzieren, was die Stabilität weiter erhöht und die Mauer gleichmäßiger hätte erscheinen lassen.
Kurz vor Abschluss des Erdgeschosses wird das Fenster noch mit zwei Torbogenseiten eingefasst, ein Wandbrett mit Werkzeugen, verschiedene Lampen, ein Regenabfluss, ein paar Blumen vor dem großen Fenster sowie einige Ranken an den Mauern angebracht und nach etwa 4,5 Stunden ist der Bau des Erdgeschosses abgeschlossen.
Kobolde versprechen nicht, weil man sich zu leicht verspricht
Der Bau der ersten Etage beginnt mit leichten Enttäuschungen hinsichtlich der Teilequalität. Zu Beginn sollen zwei große 16 × 16 Platten nebeneinander sowie davor zwei 6 × 12 Platten gelegt und diese auf der Unterseite mittels zweier ebenfalls 6 × 12 Noppen großen Platten stabilisiert und miteinander verbunden werden. Dabei zeigt sich schnell, dass die Größe der Platten leicht voneinander abweichen und daher nicht zu einhundert Prozent übereinstimmen, sodass sich eine der beiden unteren Platten nicht befestigen lässt. Um den Bau fortzusetzen, blieb dem Autor nichts anderes übrig, als auf mehrere 4 × 6er Platten aus eigenem Bestand zurückzugreifen.
In den folgenden Schritten sollen laut Anleitung mehrere 1 × 2 Plate Modified mit seitlichen Noppen an Steinen in den Formaten 2 × 3 und 2 × 8 angebracht werden. Hierbei fällt jedoch auf, dass die Klemmkraft der Platten merklich zu wünschen übrig lässt, was dazu führt, dass sich diese Teile im weiteren Bauverlauf wieder lösen werden. Sollte dies auch auf andere Sets zutreffen, wird dazu geraten, die großen Steine samt der Bricks Modified zur Seite zu legen und diese erst später wieder anzubringen.
Direkt im Anschluss wird an den Seiten die erste Reihe der Außenmauern errichtet und die Fliesen für die vier vorgesehenen Räume sowie den Flur werden verlegt. Im Flurbereich wird zudem ein kleines Geländer eingebaut, ebenso erhalten die Zwischenwände ihre ersten Teilereihen.
Den Anfang beim Ausbau der Räume macht das Badezimmer, welches mit einem „stillen Örtchen“, einem Waschbecken sowie einer kleinen Badewanne ausgestattet wird. Anschließend folgt eine kleine Küche mit zwei Stühlen, einem Tisch, einer Kaffeemaschine, einem kleinen Kühlschrank und mehreren Schränken. Weiter geht es im Wohnzimmer, das mit einem Fernseher, einem Kamin, einem Sofa und einem Sessel ausgestattet wird und damit für eine wohnliche Atmosphäre bei dem vorliegenden Modell sorgt.
Die nächste längere Zeit baut der Baumeister das erste Stockwerk des Modells schrittweise weiter aus. Hierbei wird zusätzliches Interieur, wie Schränke und unterschiedlich große Regale, eingebaut. Das Badezimmer erhält, passend zum Stil der Wohnungen in dieser Zeit, einen großen Warmwasserboiler direkt neben der Badewanne sowie einen Wasserkasten für die Toilette.
Während die Außen- und Innenwände weiter hochgezogen werden, werden diese gleichzeitig mit Bildern und Vorhängen für die Fenster bestückt. Bei den Mauern hätte erneut die Stabilität durch eine versetzte Bauweise verbessert werden können. Dafür hätte nicht selten eine Abänderung der Reihenfolge der Steinanbringung ausgereicht, die der Baumeister selber realisieren kann. An anderen Stellen würde eine leichte Änderung der Steingrößen Abhilfe schaffen. Auch fällt an einigen Stellen erneut die weniger optimierte Reihenfolge des Aufsetzens der Steine auf, die an manchen Stellen den Zugang zu den entsprechenden Stellen erschwert.
Eine besonders schöne Umsetzung stellt das große Namensschild über dem großen Fenster dar, auf dem nach 37 Bauschritten der bekannte Schriftzug „F. Eder“ prangern wird. Das um eine halbe Steinbreite herausragende Segment ist nicht nur sehr schön gestaltet, sondern zeigt auch eine clevere Lösung zur Füllung kleiner Lücken zwischen den vertikalen Fliesen, in dem einfach ein Fahnenelement von hinten in den Spalt geschoben wird. Auf der Innenseite des Segmentes ist wiederum ein Heizkörper angebracht, der anschließend das Wohnzimmer wärmen wird.
Nach der Fertigstellung der Mauern werden die Fenster sowie die Vorhänge angebracht und die Deckenleuchten setzen den Abschluss des Baus dieser Etage. Auf einer Fläche von 20 × 32 Noppen verteilen sich nun ein Badezimmer mit Toilette, eine Küche, ein Wohnzimmer sowie ein Arbeitszimmer – alles sehr detailreich eingerichtet, sodass kaum eine freie Stelle bleibt.
Beim Aufsetzen dieses Segments auf das Erdgeschoss zeigt sich allerdings erneut, dass die einzelnen Teile nicht überall perfekt zusammenpassen, das betrifft insbesondere die größeren Plates. Die erste Etage lässt sich nur mit etwas Druck aufsetzen und schließt trotzdem nicht überall bündig mit dem Erdgeschoss ab, sodass immer an einer Ecke ein kleiner Spalt bleibt.
Wackeln die Wände, hats mit dem Haus bald ein Ende!
Der Bau des Daches beginnt genauso wie der des ersten Geschosses – inklusive der dafür benötigten Plates, die erneut nicht mit den darunter angebrachten Elementen harmonieren. Auch in diesem Fall war es nötig, auf Teile aus dem eigenen Fundus zurückzugreifen.
Ist die Grundlage einmal geschaffen, wird der Dachboden mit Fliesen in Medium Nougat und Dark Orange ausgelegt, um einen Holzboden darzustellen. Während des Baus kommen dann weitere Details hinzu: Kisten, Tonnen, Säcke, ein Spiegel, ein Gemälde und ein Schaukelpferd sorgen für ein typisches Dachboden-Ambiente. Auch ein Spinnennetz darf nicht fehlen – wenn auch in Form eines einfachen Formteils. Passend dazu befindet sich die dazugehörige Spinne im Kamin, der ebenfalls aufgebaut wird. Die schrägen Seitenwände, die später das Dach tragen werden, entstehen parallel dazu.
Das Dach selbst besteht aus drei Segmenten, die alle nach einem ähnlichen Prinzip gebaut werden. Die beiden vorderen Teile werden in annähernd Dreiecksform gestaltet, um die darauf folgende Gaube einzurahmen. Als Dachziegel dienen unterschiedlich farbige 2 × 2 Slopes, die auf den Segmenten angebracht werden.
Die Anbringung der beiden vorderen Dachsegmente erweist sich jedoch als problematisch. Die am Dach angebrachten 2 × 2 Scharnierplatten sollen mit Bricks Modified mit Noppen an den Seiten verbunden werden, die zuvor am Dachfirst befestigt wurden. Durch den dafür benötigten Druck lockerten sich die Scharniersteine während des Aufbaus bei mehreren Versuchen immer wieder. Hinzu kommt, dass diese Stellen schwer zugänglich sind und kein Gegendruck erzeugt werden kann, was die Montage zusätzlich erschwert.
Ich komm noch öfter auf die Welt, weil mir das Feiern so gefällt
Ein weiteres Problem zeigt sich an der Passgenauigkeit einiger Teile des getesteten Sets. An einem Teil des Daches ließ sich keine stabile Verbindung herstellen, da die Seitenwände verhinderten, dass die Dachteile weit genug in die Scharniere gedrückt wurden. Um dies zu lösen, empfiehlt es sich, die einzelnen Plates nicht zu fest ineinander zu drücken, um mit dem einen oder anderen zusätzlichen Millimeter etwas Spielraum zu gewinnen.
Doch selbst dann sitzen die Dachteile nur locker und lösen sich beim Bau der Gaube immer wieder – hier ist einige Geduld gefragt. Die Gaube selbst wird aus sandfarbenen Steinen gebaut, wobei die seitlichen Rundungen sehr ansprechend integriert sind. Auch wenn die großen Bögen zunächst fragil wirken, gewinnt die Konstruktion an Stabilität, sobald sie am Dachfirst befestigt ist.
Das große Dach auf der gegenüberliegenden Seite wird zuletzt gebaut und lediglich lose eingesetzt. Danach folgt der abschließende Schritt, das Dach auf das erste Geschoss aufzusetzen. Auch hier ergeben sich Schwierigkeiten: Da die beiden Plate-Schichten des Dachbodens unterschiedliche Größen haben, passen die Noppen ab einer bestimmten Länge nicht mehr zwischen die Röhren und können nicht vollständig geklemmt werden. Der entstehende Abstand führt dazu, dass das Dach auf einem Teil der höher gebauten Wohnraumwand aufliegt. Dieser Bereich musste beim Test entfernt werden, damit das Dach korrekt angebracht werden konnte.
Auch nach dieser Anpassung bleiben Probleme, da die äußere Noppenreihe des Daches unpassend zu den darunterliegenden Wänden ausfällt. Es ist erneut einiger Druck nötig, wodurch sichtbare Spalten entstehen können – ein Problem, das schon beim Erdgeschoss auftrat.
Nach rund 20 Stunden Bauzeit, von denen gefühlt zwei Drittel auf die Suche nach den benötigten Teilen entfielen, ist die Schreinerei schließlich fertiggestellt.
Qualität der Steine
Die Qualität der Steine fällt, um es so auszudrücken, mal so und mal so aus. Auch wenn die Special-Sets des Herstellers in den letzten Jahren eine spürbare Verbesserung vorweisen können, bleibt die Steinequalität im Vergleich zu anderen Anbietern dennoch deutlich zurück. Aber der Reihe nach.
Die Farbgleichheit der verschiedenen Steine ist konsistent und lässt daher keine Kritik zu; in diesem Bereich hat BlueBrixx spürbare Fortschritte gemacht. Etwas wechselhaft zeigt sich jedoch die Oberflächenbeschaffenheit, insbesondere bei den dunkleren Teilen, bei denen gelegentlich sichtbare Schlieren auftreten.
Ein erheblicher Schwachpunkt ist die Passgenauigkeit, die teils sehr unterschiedlich ausfällt. Dies fällt besonders beim Bau der ersten Etage auf, bei dem die 6 × 12 Plates, die zur Stabilisierung unter die beiden 16 × 16 und die ebenfalls 6 × 12 Noppen großen Plates gelegt werden, nicht ohne erheblichen Kraftaufwand angeklemmt werden konnten. In diesem Fall war es erforderlich, auf Ersatz aus dem eigenen Fundus zurückzugreifen. Dieses Problem ist nicht zu unterschätzen, da es bei Baumeistern, die ihre ersten Gehversuche außerhalb des Sortiments des dänischen Marktführers unternehmen, einen falschen Eindruck in Bezug auf die alternativen Hersteller hinterlassen könnte. Dass einige Teile nicht präzise aufeinander passen, wird auch beim Aufsetzen der Etagen sichtbar, die nie vollständig bündig abschließen und Spalten aufweisen.
Ein Blick auf die fertigen Wände offenbart ebenso Probleme bei der Passgenauigkeit der Steine, die vorne nur selten bündig mit den darunter oder darüber angeklemmten Steine abschließen. So sind einige Steine immer etwas nach vorne oder hinten versetzt.
Die genannten Aspekte wirken sich ebenfalls auf die Klemmkraft aus, die teils zu hoch, teils deutlich zu niedrig ist, sodass sich Teile bereits bei der geringsten Berührung lösen – wie beispielsweise die im Aufbau beschriebenen 1 × 2 Plate Modified mit seitlichen Noppen.
Ebenso hinterlassen die Fensterscheiben einen gemischten Eindruck, da viele von diesen deutlich sichtbare Schlieren und teilweise auch Kratzer aufweisen.
Fazit
Die Schreinerwerkstatt ist eine schöne Hommage an das Original, das viele Baumeister noch aus ihrer Kindheit kennen dürften. Das fertige Modell überzeugt an vielen Stellen, besonders durch seinen hohen Detailgrad und die umfassende Einrichtung, wie sie nur wenige Modular-Modelle bieten. Die mit vielen Maschinen ausgestattete Werkstatt bietet zahlreiche kleine Details zu entdecken, darunter die berühmte Holzschiffsschaukel und, mit etwas Fantasie, den kleinen Kobold selbst. Auch die Wohnung darüber zeigt eindrucksvoll, wie auf kleinstem Raum mehrere Zimmer mit viel Interieur untergebracht werden können. Besonders charmant sind die Einrichtungsgegenstände, die sich an die Zeit der ursprünglichen Serie anlehnen, wie unter anderem der große Heißwasserboiler im Badezimmer.
Trotz dieser Stärken weist das Modell auch Schwächen auf, die für BlueBrixx charakteristisch sind. Vor allem einige fragwürdige Bautechniken, wie die Kreissäge, bei der die beiden Teile lediglich durch gegenseitiges Abstützen gehalten wird, oder der Besenschrank, dessen Tür nicht mit den dahinterliegenden Bausteinen verbunden ist, stechen negativ hervor.
Ein weiteres Problem im vorliegenden Set stellt die uneinheitliche Qualität der Steine dar. Während die Klemmkraft bei vielen Teilen überzeugt, halten andere kaum oder gar nicht. Besonders größere Plates leiden unter Passproblemen, wodurch sie nicht stabil miteinander verbunden werden können. Dies wirkt sich auch auf die Umsetzung des Modells aus, wie etwa bei den Böden. Ähnliche Schwierigkeiten zeigen sich beim Zusammensetzen der Stockwerke: Sowohl das erste als auch das Dachgeschoss lassen sich nur mit erheblichem Druck auf die darunterliegenden Etage befestigen.
Interessant ist jedoch, dass andere Erfahrungsberichte, etwa auf YouTube, diese Probleme nicht erwähnen. In diesen Videos sind im fertigen Zustand keine Spalten am Modell zu erkennen, was darauf hindeutet, dass bei BlueBrixx bei diesen Sets möglicherweise Steine anderer Hersteller oder zumindest andere Chargen verwendet hat. Für Käufer wird es somit zu einer Art Glücksspiel, ob sich die Steine in ihrem Set am Ende vernünftig zusammensetzen lassen.
Hinzu kommen Passprobleme bei den Steinen, bei denen deren Außenseiten oft nicht bündig mit darüber- oder darunterliegenden Elementen abschließen und diese nach außen oder innen versetzt werden. Die Oberflächenqualität fällt hingegen meist gut aus, auch wenn bei dunklen Fliesen gelegentlich Schlieren sichtbar sind. Ebenso sind bei den Fenstern Kratzer oder Schlieren zu beobachten. Die Farbgleichheit fällt ebenfalls unterschiedlich aus, zwischen Fliesen und Plates zeigen sich bei einigen Farben deutliche Unterschiede. Im Vergleich zu Premium-Herstellern wie GoBricks, Panlos oder CaDA bleibt BlueBrixx als nach wie vor deutlich zurück.
Doch das ist nicht das einzige Problem, mit dem das Set zu kämpfen hat. Richtiger Bauspaß will nur selten aufkommen – weniger wegen des Modells oder des Bauprozesses selbst, sondern vielmehr aufgrund der großen Menge an Bausteinen. Der Baumeister verbringt mehr Zeit damit, die benötigten Steine zu suchen, als sie tatsächlich zu verbauen. Besonders schwierig wird es, wenn nur wenige der benötigten Teile vorhanden sind, da diese oft zwischen den anderen Bausteinen schwer zu finden sind.
Die meisten Baumeister dürften aus Platzgründen meist nur grob vorsortieren. Der Autor dieses Reviews hat die Steine in diesem Fall nach Farben sowie nach Fliesen, Steinen und Platten unterteilt, wobei sandfarbene Steine zusätzlich in 1 × X und 2 × X aufgeteilt wurden. Dennoch füllte diese grobe Sortierung bereits 15 große Kunststoffteller, die weder auf den Bautisch passten, noch nebeneinander Platz fanden. Aus diesem Grund mussten die Teller auf einem anderen Tisch ausgelagert werden, der normalerweise zum Erstellen der Bilder der Reviews genutzt wird. Selbst hier konnten sie nicht vollständig nebeneinander gestellt werden und mussten teilweise ineinander gestapelt werden, was die Suche nach den Steinen zusätzlich erschwerte.
Ein weiterer Faktor, der den Bauspaß erheblich schmälert, ist die geringe Anzahl der pro Bauschritt zu verbauenden Teile. In vielen Schritten werden selten mehr als fünf, manchmal sogar nur ein oder zwei Steine benötigt. Dies trägt wenig zur Entspannung bei und macht es schwierig, einen kontinuierlichen Baurhythmus zu finden. Um dem entgegenzuwirken, empfiehlt es sich, die Steine für mindestens 10 bis 20 Bauschritte im Voraus zu suchen, damit überhaupt ein flüssiger Aufbau entstehen kann.
Dennoch sollte BlueBrixx endlich dazu übergehen, auch Special-Sets mit einer Vorsortierung nach Bauabschnitten zu versehen. Die Zeiten, in denen die Kosten als Gegenargument angeführt werden konnten, sind längst vorbei. Zahlreiche andere alternative Hersteller bieten bei ähnlicher Steinezahl eine entsprechende Einteilung – oft sogar mit gedruckter Anleitung. Ein Kompromiss wäre es zumindest, den Aufbau in große Segmente zu gliedern und für jedes Segment die benötigten Teile vorab aufzulisten. Dies würde es dem Baumeister ermöglichen, die Teile früh zu suchen und bereitzulegen.
Ohne eine solche Änderung wird der Baumeister jedoch weiterhin den größten Teil des Aufbaus mit dem Suchen und Sortieren der Steine verbringen. Im vorliegenden Fall nahm dies rund zwei Drittel der gesamten Bauzeit in Anspruch.
Aufgrund der genannten Aspekte hinterlässt das Modell der Schreinerwerkstatt einen gemischten Eindruck. Wäre die Teilequalität wenigstens ausreichend, könnten die vielen liebevollen Details des fertigen Modells den erheblichen Aufwand beim Bau rechtfertigen. Doch mit den sichtbaren Spaltmaßen dürfte es wohl nur wenige Baumeister geben, die sich das fertige Modell in ihre Vitrine stellen würden.
BlueBrixx Special 106807 – Schreinerei im Review
BlueBrixx Special 106807 - Schreinerei im Review
- sehr schön umgesetzte Homage an das Original aus Kindertagen
- viele kleine Details zu entdecken
- verständlich umgesetzte Bauanleitung, wenn auch mit einiger Luft nach oben
- stark schwankende Steinequalität
- unterschiedliche Passgenauigkeit
- keine Unterteilung nach Bauabschnitten, die meiste Zeit wird mit Sortieren und Suchen verbracht
- die Reihenfolge der anzubringenden Teile ist nicht immer optimal gewählt
- teilweise abenteuerliche Bautechniken oder Umsetzungen
3 Kommentare
beos
Bevor ich mein Set aufgebaut habe, war es schwierig, dem Review im Detail zu folgen. Ich möchte auch meinen Senf recht ausführlich dazu geben, da ich manche Kritikpunkte anders sehe.
Zunächst: Der Designer Matteo hat bei der Vorbildumsetzung wirklich erstklassige Arbeit geleistet, sowohl die Werkstatt als auch die Wohnung (die sich eigentlich noch auf den nicht dargestellten Anbau links neben dem Gebäudeeingang erstreckte) so vorbildgerecht wie nur irgendwie möglich auf 32×32 umzusetzen. So ist die Anordnung aller Räume, die Richtung der Türen etc. auf dem Punkt getroffen. Auch das Mobiliar und die Utensilien…was da für eine Vorarbeit fällig war! Man merkt, dass ein echter Koboldfan am Werk war – etwas, das man bei den ganzen Lizenzsets der Juris A/S nur allzu oft vermisst. Ich empfehle, von der alten Serie (1982/1988) wenigstens einige Folgen vor bzw. während/nach dem Aufbau anzuschauen. (Da das Oroginalhaus vor langer Zeit abgerissen wurde, sind die Kulissen der neuen 2023er Serie auch nur nachgebaut und daher auch nur mehr oder weniger stimmig zur Ursprungsserie)
So wunderbar die Inneneinrichtung umgesetzt wurde, umso mehr hadere ich mit der Farbwahl. Die Eingangstür in Dark Azure und die Werkstatttüren in Pearl Gold sind, na ja, gewöhnungsbedürftig. Auch das kupferne Blechdach über dem Eingang ist eigentlich nicht braun, sondern hätte in sandgrün besser ausgeschaut. Ohnehin kann man darüber diskutieren, ob Tan die richtige Gebäudefarbe ist. So ein (viel helleres) Eierschalenbeige (sehr helles und gedecktes gelbweiß), wie Xingbao es bei seinem Village City-Set 01037 verwendet hat, wäre schon die bessere Wahl gewesen. Tan-Teile sind natürlich weit verbreitet und leicht zu beschaffen. Warum man den Socken in Dark Tan abgesetzt hat statt sie wie im Vorbild in Gebäudefarbe zu belassen, muss man eigentlich auch nicht verstehen. Mit dem Brick-built-Schriftzug statt eines bedruckten Schildes hingegen kann ich sehr gut leben – gerade im Hinblick auf die Lizenzsituation. Neutral bin ich bei den beiden grünen Maschinen in der Werkstatt: Statt sandgrün wäre olivgrün meiner Meinung nach die passendere Farbe gewesenn, aber das liegt vielleicht auch mit der Verfügbarkeit der Teile zusammen.
Weil im Review danach gefragt wurde: Meines Wissens war die Schreinerei zum Jahresbeginn einmal vergriffen, es gibt also mindestens zwei Chargen. Mein Set habe ich im November erstanden. Mit den großen Plates hatte ich keinerlei Probleme, sie gleiten ganz normal „weich“ ineinander, einfaches Zusammendrücken mit den Fingern genügte. Da habe ich schon ganz andere Kaliber gehabt (mit dem Fuß draufsteigen oder gar Brett drauf und den großen Hammer aus dem Schrank geholt). Dennoch hatte ich zwei Schrott-Teile im Set: Zum Einen die beiden Fenster mit oberen Rundbogen (Gobricks GDS-872 bzw. Dänemark 30044), denen fehlen nämlich die seitlichen Haltelöcher für die „Schreiben“. Also entweder gegen ein anderes Fabrikat tauschen, oder einkleben. Zum Anderen ist bei den 1×2-Jumper Plates in dunkelgrün , Medium Nougat und insbesondere Tan die Obere Noppe seitlich versetzt, das sieht man richtig beim Betrachten der Teile. Gerade bei den Tan-Plates ist das ganz schlecht, denn die werden (auch) direkt unterhalb des Schriftzugs verbaut und stellen sich dann überbaut in die eine oder andere Richtung schräg. Dadurch entstehen letztendlich Spannungen im Konstrukt, die unter anderem für den nicht bündigen Abschluss der Etagen aufeinander sorgen. Das kommt dann noch als Bonus auf das massiv mit Steinen unterfütterte Dach oberhalb der Eingangstür dazu. Unschön, aber china-typisch sind die 1×4-Steine in Trans-Clear als Oberlichter der Fenster, die Röhren haben und damit nicht so durchsichtig sind. Beim Kellerfenster kein Problem, aber bei den drei Fenstern der Wohnung gehören sie ersetzt.
Die angesprochenen „1 × 2 Plate Modified mit seitlichen Noppen“, landläufig auch als Brackets bekannt, haben im Übrigen keine schlechte Klemmkraft. Es gab in meinem Set nirgends Klemmkraftausfälle. Allerdings wird dem Designer nicht bewusst sein, dass die Klemmkraft verschiedener Steine unterschiedlich sein *muss*. 1×1-Plates und Steine müssen eine hohe Klemmkraft haben, damit sie halten, also auf der Unterseite einen etwas kleineres Loch für die darunter liegenden Noppen. Würde man jedoch einen 1×16- oder 2×8-Stein mit derselben Klemmkraft pro Noppe versehen, dann bekäme man die Steine nur noch mit Hammer zusammen und auch nicht wieder auseinander. Bei 2×16-Plates hingegen kann die Klemmkraft sehr hoch sein, da ist die Biegsamkeit von Vorteil. Denn bei Plates drückt man selten alle 32 Noppen gleichzeitig an, sondern immer ein paar, und geht dann weiter. Daher wäre es besser gewesen, man hätte zunächst noch eine 2er-Platereihe zur Stabilisierung eingezogen, und diese mit den 2×8-Steinen verbunden. (Beim Dach hat man das genau so gemacht). Was mir jedoch aufgefallen ist: Bei den 2×8-Steinen ist die Klemmkraft einseitig etwas höher. Es hilft daher, die Seite mit der höheren Klemmkraft zur Befestigung der Brackets zu verwenden.
Was mich ungemein stört: Auf der Gebäudevorderseite sind die Fenster aufgrund des Schildes einen Stein höher als auf der Rückseite und damit viel zu hoch. Figuren können nicht heraus schauen. Da man das Schild nicht flacher oder tiefer bekommt, muss man die Wohnung eine ganze Steinhöhe nach oben versetzen (und das Schlafzimmerfenster auch eine Steinreihe weiter nach oben). Dann gibt es auch nicht so das große Problem mit Wohnungswänden, bei denen zwei Steinreihen zur besseren Betrachtbarkeit weggespart wurden, also nach oben offen sind wie die Trennwände von Toiletten. Das stört mich ungemein. Man hätte alternativ auch ein „Einlegekreuz“ konstruieren können, das man zur besseren Betrachtung nach oben herausnehmbar wäre. Dann wären auch die seitlich angeschlagenen Deckenleuchten besser zu entfernen. Außerdem triggert es mich, dass man unter dem nach unten offenen Bett zwei 2×2- und eine 1×1-Fliese weggespart hat, der Boden also hier unvollständig ist. Wenn man dem Schlafzimmer einen voll bestückten Kleiderschrank mit später nicht mehr zu öffnenden Türen spendiert, wäre es doch auf die drei Fliesen auch nicht mehr angekommen. Auch finde ich es schade, dass vom Dachboden 1/3 der Fläche nur mit Trennwand versehen und ungenutzt ist. Klar, herankommen tut man da sehr schlecht, aber so sieht das danach aus, als musste die Teilegrenze irgendwie noch eingehalten werden.
Apropos Dach: Ich hatte kein Problem damit, die Dachteile in die Hinges zu stecken. Da gab es eigentlich immer gut eine Möglichkeit, von der Rückseite dagegen zu greifen. Lediglich die Schrägen des Erkers waren etwas anspruchsvoll, weil die Hingehälften hier bereits zusammengesteckt sind und im richtigen Winkel ausgerichtet auf den Erkerbalken aufgesteckt werden müssen. Aber auch das ging recht schnell. Dennoch hat das Dach das meiste Potential zum Fluchen, und man muss sich bewusst sein, kein Einsteigerset zu bauen.
Die Anleitung: Ja, da macht man was mit; eine kleine Revision der bisherigen Anleitung (keine Datumsangabe in der PDF, daher die MD5: cc71ac362e40da3745ee61d28bb1286c) wäre empfehlenswert. Denn leider sind die Farbangaben nicht durchgehend verwendet. Beim Flurspiegel zum Beispiel fehlt der Hinweis „dunkelbraun“, bei manchen Grille-Fliesen hätte ich mir auch gewünscht, ob Flat Silver oder dunkelgrau. Auch lässt sich kaum erkennen, dass die beiden 2×2-Fensterrahmen der Kücheneinrichtung keine transparente Scheibe bekommen, sondern weiße. Ich habe viel Zeit damit zugebracht, Teile zu suchen, die bereits an anderer Stelle von mir in der falschen Farbe verbaut wurden. Der Hinweis im Review zu den an den Headlichts der Wand anzubringenden Eck-Panels des Küchenschranks (Bild 8 von 18: „Bei manchen Teilen wäre eine andere Reihenfolge zum Anbringen ratsam gewesen“) fand ich sehr wichtig, denn so habe ich die Headligts erst in die Wand eingesetzt, als die Eck-Panels bereits daran montiert waren. Was auch Erwähnung finden muss, ist Bauschritt 837 (zweites Erker-Wandelement). Denn man sieht hier die Rückseite dessen, wo eigentlich Teile aufgesteckt werden. Man muss hier spiegelbildlich denken und auf Bauschritt 831 (erstes Erker-Wandelement) zurück greifen. Davon abgesehen kann man aber ganz gut mit der Anleitung bauen, die angedeutete Kleinschrittigkeit habe ich in der Praxis zwar bemerkt, aber nicht als übermäßig störend empfunden. Da empfinde ich die Papieranleitungen der dänischen Trivialpatenttrolle viel schlimmer.
Was ich auch nicht als schlimm empfand, waren die durchaus teilweise sehr wilden Konstruktionen der Werkstatt-Einrichtungsgegenstände, die in Einzelteilen aufgebaut nur zusammen auf den Werkstattboden gestellt Sinn ergeben. Die Klemmkraft gibt das her, und die Alternative wären wesentlich klobigere Gerätschaften gewesen. Dann lieber so, kommt dem Gesamtbild zugute. Auch der in der Rezension erwähnte Schrank mit dem Besen, da fehlt mit die 2×4-Plate oben drauf nicht, da der Rahmen bei eingesetzter Tür sich eh leicht Richtung Wand biegt und der Schrank sonst zu klobig wirkte. Besser wäre aber, keine Frage, der 2 Noppen breite Türrahmen gewesen (Gobricks GDS-1096 bzw. woanders 60599), dann würde erst gar kein Seitenschlitz entstehen.
Was mich ansonsten noch gestört hat, sind die 2×3- bzw. 2×4-Fliesen auf dem Bürgersteig statt der ansonsten üblichen 2×2. Ich mag beim Bürgersteig keine Spielereien und habe einen gleichmäßig gestalteten Bürgersteig bei allen Modulargebäuden lieber. Ansonsten mag ich zwar die Darstellung der Bretter in der Werkstatt, jedoch hätte ich gerne auch ein..zwei dickere Stabel gehabt. Das werde ich noch abändern, genauso wie das allgemein unsinnig hohe Podest der Eingangstür.
Trotz der durchweg guten Klemmkraft (bis auf den erwähnten Designfehler mit den Brackets) habe ich dennoch hier und da etwas Klebstoff verwendet. In erster Linie betrifft das die blöden 1-1/3-Pins, die allesamt ohne Friktion verwendet wurden (u. a. Jiestar hat die auch mit Friktion im Programm). Diese werden für die Ofenrohre verwendet (das Ofenrohr im Wohnzimmer wird leider nach oben hin nicht an der Wand befestigt, nur das in der Werkstatt), aber auch in Kombination mit dem 1×2-Technikstein mit 1 Pinloch. Statt Technikstein + Pin wäre der Brick Modified mit einer seitlichen Noppe (GDS-90466 bzw. ihr wisst schon 86876) die bessere Wahl gewesen, weil dann die Rückseite verschlossen ist und sich nichts dreht.
Ansonsten noch zur Statistik: Das Set wiegt so ziemlich genau 3,5 kg, Höhe des großen Dachabschlusses (Firstreihe) bereits 29,5 cm (Erker 31 cm, Schornstein 35 cm), daher doch ein eher putziges Modular. 77 Tüten habe ich gezählt. Ich öffne Tüten erst, wenn Teile daraus benötigt werden und sortiere Teile nicht vor (und war auch nicht langsamer beim Bauen als wie angegeben). So lässt sich normalerweise der Platzbedarf recht gut in Grenzen halten. Hier bin ich jedoch an meine Grenzen gestoßen bei 80×80 cm Baufläche, das hat nur bis Bauschnitt 97 funktioniert. Ab 98 werden die Fassadensteine geöffnet, und das sind viele verschiedene. Dann braucht man schon einen Quadratmeter, und das lichtet sich erst mit Beginn des Dachs. Drei randvoll gefüllte, tiefe Coupteller habe ich für die Kleinteile genutzt, alle anderen Teile lagen lose auf dem Tisch (ungefähr so, wie sie in den Tüten waren, sodass ich weiß, wo ungefähr ich schauen muss). Abgesehen von den beiden Tüten mit den 2×2 Curved Slopes für das Dach (und ein Slope das Sofa, Bauschritt 392) sowie der Tüte mit den großen Plates für die Böden, habe ich die letzte Tüte (glaube) bereits bei Bauschritt 182 öffnen müssen. Das Problem mit den Bauabschnitten für Bluebrixx ist, dass sie bei ihren Specials mit deutlich geringeren Auflagengrößen arbeiten als die anderen Hersteller, die maschinensortiert sind und daher wegen Rüstzeiten mit wesentlich größeren Losen hantieren. Ich kann ohne Bauabschnitte leben, aber eine bessere Sortierung in den Tüten, sodass man nicht gleich fast alle Tüten aufreißen und viele erst später/zum Schluss gebrauchte Steine den Bautisch belegen, wäre bei Sets in dieser Größe wünschenswert und ist ohne erhebliche Mehrkosten umsetzbar.
Dennoch, der Bau hat mir viel Spaß gemacht, das Set ist trotz der kleineren Schwächen sehr gelungen.
Michael Schäfer
Meine 2 Cent dazu…;-)
“Die angesprochenen „1 × 2 Plate Modified mit seitlichen Noppen“, landläufig auch als Brackets bekannt, haben im Übrigen keine schlechte Klemmkraft. Es gab in meinem Set nirgends Klemmkraftausfälle”
Naja, meine Aussage entkräftet im Grunde ja Dein Argument, strichwort Falsifikationismus – alle Schwäne sind weiß. Du sagst ja, dass sie generell keine schlechte Klemmkraft haben – bei mir hatten sie diese aber, daher stimmt Deine Aussage nicht. Du kannst lediglich sagen, dass sie bei DIR keine schlechte Klemmkraft hatten. Das spricht weiter für verschiedene Steinelieferanten (oder der eine liefert keine stete Qualität). Ich habe mein Set im Übrigen Anfang Oktober gekauft, nachdem es zumindest im Store in Aachen lange Zeit nicht erhältlich war. Ich habe das Konstrukt natürlich auch mit Steinen anderer Hersteller probiert (sonst wäre meine Aussage ja nichts wert) und die haben deutlich besser gehalten. Die von BB sind im Grunde schon beim Anheben des Segmentes abgefallen.
Beim Bett und den anderen Stellen, an denen bewusst Steine gespart wurden, bin ich völlig bei Dir – das hatte ich im Review ja auch vermerkt. Für den Preis ist das einfach daneben.
Beim Dach war es bei mir genau anders herum, mit der Gaube hatte ich weniger Probleme, aber wie beschrieben mit den Seitenteilen des Daches (wie das Bild auch zeigt).
Beim Besenschrank muss ich Dir wieder widersprechen: Ich hatte es hier ausprobiert und mit einer 2 × 4 Plate hätte der Schrank mehr Stabilität gehabt. Natürlich kann man hier argumentieren, dass es ja kein Spiel-Set ist, aber dennoch hatte es für mich wieder was davon, dass auf Biegen und Brechen gespart werden muss – und das noch an der falschen Stelle. Zu klobig empfand ich den Schrank dann aber nicht.
Eine Frage hätte ich dann aber noch: Woher weißt Du, welche Teile in welchen Tüten sind, wenn Du sie vorher nicht öffnest? Manche Tüten waren sortenrein, aber viele auch nicht…ich würde da nicht jedes Teil finden. Hier würde es ja schon reichen, wenn z.B. jede Etage einen eigenen Abschnitt erhält…das würde schon Platz und Zeit sparen.
Ansonsten besten Dank für die ausführlichen Gedanken…fast 2.000 Wörter müssen erst mal geschrieben werden! 😉
beos
Danke für Deine Reaktion. Nochmal zu den Brackets: Beim Handling sind mir diese nicht mehr abgefallen, nachdem ich die 2,8-Steine der Klemmkraft entsprechend ausgerichtet habe. Vorher saßen die tatsächlich teilweise sehr locker. Die 1×8-Plate am Treppendurchgang hatte ich jedoch mehrmals noch in der Hand (steckt auch in einem der 2,8-Steine). Die 1×1-Plate am Treppendurchgang, die im 1×16-Stein auch von unten hinein gesteckt wird, sitzt zwar auch recht locker, aber bleibt an Ort und Stelle. Überall woanders sind sind sowohl die 1×8-Plate als auch die Brackets kein Problem. Die Brackets werden im Dachgeschoss ja genauso von unten befestigt, hast du da auch Probleme?
In der Rezension von Merlins Steine wird das Geländer neben der Badtür für seine schlechte Haltekraft gerügt. Das Geländer hält bei mehr sehr gut zusammen, ich hatte es dennoch ein weiteres Mal in der Hand, da hatte es jedoch die 2×4-Fliesen samt Geländer abgehebelt. Wie merken also mal wieder: Qunlong-Steine sind (wie auch die von Xingbao) eine Wundertüte. 🙂
Zum Teile finden: Ich schaue mir zunächst grob an, welche Steine in welcher Tüte enthalten sind. Was ich so schnell wahrscheinlich nicht brauchen werde, wie die 2×2 Curved Slopes fürs Dach oder zunächst auch die ganzen Tan-Steine und großen Platten, wandert ungeöffnet gleich wieder zurück in den Karton. Bluebrixx hat gerade bei kleineren Teilen ziemlich kurz abgeschnittene, breite Tüten mit einer begrenzten Anzahl an Teilen, bei denen dann kaum Teile übereinander liegen. Man kann den Inhalt also sehr gut betrachten, wenn man sich die Tüten verschlossen von beiden Seiten anschaut. Ganz kleine Teile wie 1×1-Fliesen sind farblich häufig auf mehrere Tüten verteilt (damit beim abschließenden Kontroll-Wiegen Verpackungsfehler besser auffallen), Hier waren zum Beispiel weiß und schwarz in einer Tüte (zusammen mit anderen Steinen), Reddisch Brown und Dark Orange in einer anderen, dunkelblau, dunkelgrün und weitere Farben wiederum woanders (oder sogar auf noch mehr einzelne Tüten verteilt. das weiß ich jetzt nicht mehr). Außerdem sind bei den Kleinteilen häufig nicht nur unterschiedliche Formen zusammen verpackt, sondern auch in jeweils anderen Farben. So stechen die Teileformen einer gesuchten Farbe beim Suchen gut hervor. Das fällt mir beim Betrachten der Tüten schon schnell auf. Öffne ich dann eine Tüte, schaue ich mir auch kurz an, was sonst noch in der Tüte war und ja, merke mir das tatsächlich für die Dauer des Baus, jedenfalls für die häufiger vorkommenden Steine. Ungeöffnete Tüten bleiben so lange an der Seite liegen, bis ich das gesuchte Teil nicht geöffnet finde und mir dann jeweils die verschlossenen Tüten noch einmal anschaue.
Die Kleinteile (auch die 1×1-Rundsteine) landen bei mir auf einem Teller, große Teile aus denselben Tüten lese ich dann vom Teller ab und packe sie lose auf den Tisch. Bei diesem Bausatz war es so, dass ich die Tüten mit den 1×1-Fliesen tatsächlich nicht auf denselben Teller gekippt habe, was ich ansonsten gerne mache, sondern jeweils auf verschiedenen (weil die Teller bereits jeweils schon voll waren). Die hier verwendeten drei Teller standen immer an derselben Stelle. So wusste ich, bei weiß und schwarz, da greife ich zu diesem Teller, braun zu jenem und für andere Farben schaue ich erst einmal dort. Auch wusste ich: dunkelgraue 1×2-Plates sind auf dem gleichen Teller wie die schwarzen 1×1-Fliesen, viele bunte 1×2-Plates auf dem Teller mit den Reddisch-Brown-1×1-Fliesen, Reddisch Brown-1×2-Plates sortenrein in ihrer nur an einer kleinen Ecke geöffneten Tüte, die Öffnung gerade so groß, dass man ein Teil heraus schieben kann – und so weiter. Solange die Teile immer an derselben Stelle stehen, schaffe ich es, mir das zu einem Großteil zu merken. Ich weiß dann also oft, in welcher Ecke des Bautischs/in welchem „Haufen“ ich suchen muss. Haufen natürlich nicht übereinander, sondern breit geschoben. Bei den Steinen, wo ich mir das nicht merke, dann habe ich jeweils zwei..drei mögliche Stellen, das sieht man auch sehr schnell.
Kleinere, unscheinbare Teile, die selten oder gar nur einmal vorkommen, da muss ich auch manchmal einige Minuten nach suchen. Der Schlittschuh (Uhrenziffernblatt in der Küche) kommt nur einmal vor, ist aber auffällig gewesen auf dem Teller, da musste ich nicht suchen. Die beiden 1×2-Plate Modified mit Hinge oben drauf, die die Handhobel auf den Werkstatttischen darstellen, habe ich aber beide sehr lange suchen müssen. Die sind zu unauffällig zwischen den ganzen 1×2-Plates etc. Tatsächlich habe ich hier die Suche jeweils nach zwei..drei Minuten abgebrochen und zunächst weiter gebaut, notiere mir die Bauschrittnummer (damit ich sie nicht zu verbauen vergesse). Irgendwann später bin ich zufällig über die Teile gestolpert (habe sie weiterhin im Hinterkopf oder hole sie mir nach etwa 50 Bauschritten wieder in das Gedächtnis zurück und suche erneut kurz) und sie dann verbaut. Bis dahin hatte ich nur die Käseecken auf den Werkstattisch gesteckt – so, wie sie dann auch auf den Hinge platziert werden, damit ich hier nicht extra in der Anleitung zu dem Bauschritt muss. Tatsächlich hatte ich das Problem bei diesem Bausatz aber vielleicht sechs mal. Wenn dann doch mal ein Teil fehlt, so habe ich am Ende gleich schon einmal die Bauschritte notiert.
Würde ich die Teile komplett vorsortieren (das habe ich noch nie!), das dauert nicht nur ewig und macht mir überhaupt keinen Spaß, dann auf keinen Fall nach Farbe, sondern nur nach Form. Die Farbe springt einem ja schnell ins Auge in einem größeren Haufen, die Teileform hingegen in einem Häufchen gleichfarbiger Teile kaum. Viele Teileformen kommen nur wenige Male vor, wären dann doch wieder zusammen auf einem Teller etc. Und schwupps bin ich wieder da, wo ich auch ohne Vorsortierung gewesen wäre…
Tatsächlich war das jetzt mein Set mit den meisten Teilen ohne Bauabschnittunterteilung, zuvor hatte ich „nur“ 3700 und 3500 Teile, die aber vom Platzbedarf geringer waren. Was auch bei Platzproblemen allgemein auch hilft, wenn man nicht in Reihenfolge der Anleitung aufbaut, sondern die teilefressenden Abschnitte – also das Dach – vorbaut (funktioniert bei diesem Modell jedoch nicht). Auch dann sind es schnell weniger Teile auf dem Bautisch.
Und man kann das auch so sehen: Je länger man an einem Modell baut, desto mehr „Spaß“ hat man damit für das Geld. Je schneller man doch fertig wird, desto mehr Modelle „muss“ man sich doch kaufen (es wird auso teurer) und desto schneller hat man auch keinen Platz mehr zum Ausstellen. Was ist also der Sinn, schnell fertig zu werden? Von daher mache ich mir auch gerne Gedanken, was ich bei einem Modell anders lösen würde, beschaffe mir dann die Teile zusätzlich und ändere das ab. Nicht unbedingt sofort, aber vielleicht in ein paar Monaten oder Jahren. So hat man gleich nochmal was von dem Modell. Modulars sind da sehr dankbare Kandidaten.
Ach und noch etwas zum Teile suchen: Ich bin deutlich schneller geworden, als ich es als Kind war. Bei meinen großen Kindersets, das große Piratenschiff 6286 und den Technic-Pneumatik-LKW 8868 mit jeweils um die 900 Teile, war ich etwa 2 Tage mit dem Aufbau beschäftigt, heute würde ich das bequem an einem Nachmittag schaffen. Aber ich erkenne heutzutage die Teile auch in unterschiedlicher Liegeposition sehr zuverlässig und habe die Teile auch nicht mehr auf einem marmorierten Teppich liegen. Die deutlich größere Farbpalette trägt auch noch ihren Teil dazu bei.
Das soll es dann meinerseits gewesen sein. 🙂