Die Lidl-Filiale von Playtive sorgt für gemischte Eindrücke: Während Kinder ein gut bespielbares Modell mit viel Zubehör zu einem günstigen Preis erhalten, offenbaren sich für erwachsene Baumeister deutliche Schwächen. Die Steinequalität bleibt hinter früheren Sets zurück, Passgenauigkeit und Oberflächenbeschaffenheit sorgen ebenfalls für Kritik.
Das Set
Die „Clippys“, die Klemmbausteine von Playtive, die hauptsächlich über den Discounter Lidl vertrieben werden, erfreuen sich bereits seit längerer Zeit einer wachsenden Beliebtheit. Dies liegt nicht nur an den verschiedenen Lizenzthemen wie Bibi & Tina, Asterix oder Lucky Luke, sondern auch an dem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis der Sets.
Das hier vorgestellte Set der Lidl-Filiale ist, wie kann es anders sein, bei Lidl zu einem Preis von etwa 35 Euro erhältlich – vorausgesetzt, der Baumeister hat das Glück, eines der anscheinend wenigen Sets zu ergattern. Der Discounter scheint diese nämlich gefühlt nur in homöopathischen Dosen anzubieten, was die Verfügbarkeit stark einschränkt.
Die Verpackung des Sets fällt mit 49 × 30 × 7 cm (B × H × T) angesichts des Inhalts recht groß aus. Dies überrascht insofern, als dass Platz bei Discountern normalerweise knapp bemessen ist und kleinere Verpackungen somit von Vorteil wären. Tatsächlich hätte der Karton ohne Weiteres um ein Drittel kleiner ausfallen können und würde dennoch problemlos die 929 zum Aufbau benötigten und in 23 Tüten sortierten Steine fassen.
Die Bauanleitung wird von Panlos, der erneut als Steinelieferanten und Konfektionierer auftritt, erneut ohne zusätzlichen Schutz den Steinebeuteln beigelegt. Trotz dieser fehlenden Sicherung bleibt die Anleitung unversehrt, was, wie bei manchem vorherigen auf Just Bricks vorgestellten Set zu erkennen ist, nicht immer der Fall war. Die 20 zum Set gehörenden Aufkleber sind dagegen sicher innerhalb der Bauanleitung verstaut.
Der Aufbau des Sets wird vom Hersteller in vier Bauabschnitte unterteilt, wobei der letzte Abschnitt dabei den bekannten Clippy-Figuren vorbehalten ist, von denen fünf im Set enthalten sind: Zwei Mitarbeiter, ein Filialleiter sowie zwei Kunden.
Die Anleitung
Auch beim Lidl-Store ist die Bauanleitung im Querformat gehalten und entspricht in etwa dem DIN-A4-Format. Diese umfasst insgesamt 88 Seiten, von denen 80 den eigentlichen Aufbau des Modells in 190 Bauschritten abbilden.
Dass Panlos nicht nur für Playtive, sondern auch für Kiddicraft die Sets konfektioniert, wird bereits beim ersten Blick in die Anleitungen beider Marken deutlich, die sich sehr ähneln. Das gebaute Modell wird auf jeder Seite „schwebend“ dargestellt, während der Vorschaukasten mit den benötigten Teilen durch einen dickeren weißen Rahmen hervorgehoben ist.
Auch die Darstellung der Zwischenbauschritte zeigt bekannte Elemente: Das typische „Pfeil-Design“ sowie der sandfarbene Hintergrund entsprechen dem Stil, den Kiddicraft ebenfalls verwendet. Unterschiede lassen sich jedoch beim Seitenhintergrund ausmachen: Während Playtive auf ein blau gerastertes Design setzt, nutzt Kiddicraft stark weichgezeichnete, thematisch zum jeweiligen Set passende Hintergrundmotive.
Die Anleitung ist insgesamt übersichtlich und verständlich aufgebaut. Dabei trägt auch das Prinzip der Reduktion bei, das für eine bessere Orientierung sorgen soll: Neu hinzukommende Teile werden in voller Farbe und Deckkraft dargestellt, während bereits verbaute Segmente abgeschwächt erscheinen. Dadurch soll die jeweilige Position der neuen Steine besser zu erkennen sein.
Das von Playtive empfohlene Mindestalter für das vorliegende Set liegt bei 5 Jahren. Diese Angabe erscheint jedoch etwas zu niedrig, was sowohl dem Aufbau wie auch den Aufklebern zuzurechnen ist. Ein Mindestalter von 6 Jahren wäre in Kombination mit der Unterstützung eines erfahreneren Baumeisters realistischer. Sollten Kinder das Set alleine bauen, erscheint ein Mindestalter von 8 Jahren eher als angemessen. Dies liegt vor allem an den begrenzten Hilfestellungen, die der Hersteller den noch jungen Baumeistern bietet. Zwar bleibt die Anzahl der neuen Teile im Vorschaufenster während des gesamten Bauvorgangs überschaubar, doch fehlen hilfreiche Größenangaben für größere Teile, deren Abmessungen nicht sofort ersichtlich sind. Besonders bei großen Fliesen könnte dies für unerfahrene Baumeister zu falsch gewählten Teilen führen.
Ein weiteres Manko der Anleitung betrifft die Aufkleber, bei denen nicht gesondert angezeigt wird, welches Exemplar genau wohin geklebt werden soll. Der Baumeister erfährt nur per Symbol, dass ein Aufkleber angebracht werden soll, muss aber selber herausfinden, wo dies genau geschehen soll. Das kann an der einen oder anderen Stelle zu einem Wimmelbild werden.
Der Aufbau
Die Grundfläche der Lidl-Filiale bilden zwei nebeneinanderliegende und von unten bebaubaren 20 × 20-Platten. Dadurch liegt das Gebäude innerhalb einer Stadtlandschaft möglicherweise etwas höher als auf den standardmäßigen Straßenplatten. In den ersten 14 Bauschritten werden folgend verschiedene Fliesen sowie Jumper Plates in Hellgrau verlegt, die als Grundlage für weitere Elemente dienen, zu denen – so viel sei bereits verraten – unter anderem Kisten und Paletten gehören werden.
Besonders die größeren 4 × 4-Fliesen lassen sich dabei spürbar schwerer aufsetzen als die kleineren Varianten, was darauf hindeutet, dass die Abstände der Noppenaufnahmen nicht exakt mit den darunterliegenden Noppen übereinstimmen. Dies wird vor allem dann offensichtlich, wenn sämtliche Fliesen aufgeklemmt wurden und sich die Grundplatte an einer der außenliegenden Ecken um mehr als einen halben Zentimeter anhebt. Dieses Phänomen tritt bei manchen alternativen Herstellern immer noch auf, löst sich jedoch häufig von selbst, sobald größere Mauern aufgesetzt werden. Ob dies auch hier der Fall sein wird, wird der weitere Bauverlauf zeigen.
Anschließend beginnt der Bau des Gebäudes, wobei zunächst die Warenannahme mitsamt ihrer Einfahrt sowie der kleine Lagerbereich errichtet werden. Auffällig ist, dass diese Bodenflächen die einzigen im Modell sind, die nicht gefliest werden. Gleichzeitig entsteht der angrenzende Raum für die Sammlung der Pfandflaschen, der dafür vorgesehene Automat wird unmittelbar im Anschluss zusammengesetzt, an der anderen Seite der Mauer angebracht und ist in seiner Umsetzung sehr gelungen.
An diesem Punkt zeigt sich jedoch ebenso eine der größten Schwächen des Sets: die Aufkleber. Selbst für die 1 × 1-Fliesen wurden keine bedruckten Elemente vorgesehen, sodass auch hier Sticker angebracht werden müssen. Gerade für Kinder, die zur eigentlichen Zielgruppe des Sets gehören, dürften ihre Schwierigkeiten damit haben, diese präzise aufzubringen.

Die Größenverhältnisse zwischen der Grundplatte und den Fliesen stimmt nicht zu 100 Prozent überein, sodass sich die Grundfläche an den Enden aufwölbt
Zum Abschluss des ersten Bauabschnitts werden noch einige der typischen Regale und behältern mit den frisch gebrackenen Backwaren ergänzt, die der Sohn des Autors in seinen Kleinkindjahren stets als „die Geräte“ bezeichnete.
Nach etwa 60 Minuten ist dieser Bauabschnitt abgeschlossen.
Der zweite Bauabschnitt beginnt mit der Einrichtung des Verkaufsraums. Hier werden zunächst erste Paletten und Regale gebaut, bevor direkt der Kassenbereich folgt. Die Designer haben hier erneut sehr gute Arbeit geleistet und diesen Bereich mit einer Kasse, einem Rollband und einem kleinen Regal sehr gelungen umgesetzt.
Rund um den Kassenbereich sowie an weiteren Stellen im Verkaufsraum werden in den folgenden Bauschritten zusätzliche Paletten gebaut und eingesetzt, die Dosen, Flaschen, Gläser und nachgebildete Tetra-Pack-Milchtüten enthalten.
Sobald dies abgeschlossen ist, erfolgt der Bau der Front, die im Wesentlichen nur aus großen Fenstern besteht und daher zügig aufgestellt werden kann. Ergänzt wird diese um eine diagonal eingesetzte Eingangstür, wobei Playtive dabei auf zwei herkömmliche Türen setzt, anstatt den Bereich mit einer Schiebetür zu gestalten.
Die einzelnen Fenster werden oben anschließend mit Steinen und Plates miteinander verbunden, um dadurch die Stabilität zu erhöhen. Die beiden Seiten des hinteren Bereichs werden daraufhin mit längeren Bricks ebenfalls oben verbunden. Dieses Element sorgt nicht nur für mehr Stabilität, sondern ermöglicht es gleichzeitig, das Modell von der offenen Rückseite her zu bespielen.
In den nächsten Bauschritten werden die oberen Fenster angebracht und ein weiterer Teil der Fassade errichtet, bevor im dritten Bauabschnitt schließlich das Dach zusammen- und aufgesetzt wird.
Zu Beginn des Dachbaus werden zunächst die beiden 4 × 4 Noppen großen Lidl-Schilder über dem Eingang angebracht, die ebenfalls nur durch Aufkleber realisiert sind. Direkt im Anschluss folgt die auf der kurzen Seite angebrachte Lüftung, bevor das gesamte Konstrukt mit einem Ringanker aus einer Noppe breiten Platten und Fliesen weiter stabilisiert wird.
Auf diesem Fundament werden vier grüne 8 × 16-Noppen-Plates aneinandergelegt und mit einer Noppe breiten Plates an den Seiten verbunden, bevor an diesen – bis auf die Rückseite – 1 × 4 Plate Modified mit seitlichen Noppen angebracht werden. Diese erhalten seitlich wiederum eine Noppe breite Plates und Fliesen als Abschluss.
Zum Abschluss des Gebäudes werden noch einige Solarpanels sowie zwei Belüftungen gebaut und befestigt. Danach geht es mit dem kleinen Abstellplatz für die Einkaufswagen, von denen jedoch nur ein Exemplar im Set vorhanden ist, auf die Zielgerade. Bei diesem Bereich wird auf eine einfache, aber effektive Bauweise zur Baurichtungsumkehrung beim Dach zurückgegriffen: Zwei identische Segmente aus je zwei grauen 2 × 8 Plates werden zusammengelegt, die an den kurzen Seiten mit 2er Plate Modified mit seitlichen Noppen versehen sind. Diese Segmente werden mit ihren Unterseiten zueinander zusammengefügt und an den seitlichen Noppen mit zwei blauen 2 × 4-Fliesen, auf denen noch ein Einkaufswagen-Sticker aufgebracht wird, verbunden. Auf diese Weise besitzt das Dach an beiden Seiten Noppen, sodass an einer Seite 1 × 4 große Slopes und an der anderen Seite die bekannten Antennen angebracht werden können, die das Dach unten auf die Geländer aufsetzen. Eine einfache und zugleich geniale Lösung!
Zum Abschluss wird noch ein kleiner und sehr simpler Einkaufswagen zusammengebaut, die Figuren zusammengesetzt – und die Lidl-Filiale kann Eröffnung feiern!
Qualität der Steine
Die Steinequalität des Lidl-Shops bewegt sich auf durchschnittlichem Niveau, wobei viele der bei diesem auffallenden Kritikpunkte mancher Baumeister von Panlos als Steinelieferant in dieser Form gar nicht gewohnt sein dürfte. Es überrascht nicht, dass in diesem Set aufgrund des Verkaufspreises lediglich dessen zweite Garde der verfügbaren Produktpalette zum Einsatz kommt. Die Qualität liegt damit spürbar hinter der von Steinen, wie sie unter anderem Kiddicraft verwendet. Dennoch hat Playtive mit den Lucky-Luke-Sets wie dem Banküberfall (Review) oder der Polizeistation (Review) in der Vergangenheit bereits gezeigt, dass sie Sets mit guter Qualität zu angemessenen Preisen anbieten können.
Beim Modell der Lidl-Filiale ist davon jedoch nicht mehr viel übrig geblieben. Die Klemmkraft ist zwar ordentlich, an vielen Stellen liegt hier jedoch eher die ungenügende Passgenauigkeit der Steine zugrunde. Dies wird bereits zu Beginn des Aufbaus deutlich, wenn sich die beiden Grundplatten nach dem Belegen mit Fliesen an den Seiten aufbäumen – ein Problem, das sich im weiteren Bauverlauf nicht vollständig bessert.
Darüber hinaus ist die Oberflächenbeschaffenheit vieler Steine lediglich mittelmäßig, besonders die Fliesen weisen an vielen Stellen deutliche Schlieren auf. Gleiches gilt für die Fenster, die den Eindruck erwecken, als hätten sie bereits bessere Tage erlebt.
Auch bei der Farbgleichheit zeigen sich Schwächen, so weisen unter anderem die gelben Steine und Platten sichtbare Farbabweichungen auf. Zudem stimmen einige der verwendeten Farben nicht mit denen des Marktführers überein, was in bisherigen auf Just Bricks getesteten Sets von Playtive schon anders war.
Überzeugen kann hingegen die Qualität der Figuren, deren Prints ebenfalls gelungen sind.
Fazit
Für erwachsene Baumeister dürfte die Lidl-Filiale von Playtive einige Fragezeichen hinterlassen, denn von dem bisher guten Ruf, den die Sets des Herstellers genießen, ist an dieser Stelle kaum etwas zu spüren. Zu viele Kritikpunkte trüben am Ende den Gesamteindruck.
So liegt die Steinequalität deutlich hinter dem, was Playtive in der Vergangenheit geboten hat. Die Passgenauigkeit lässt spürbar zu wünschen übrig, sodass sich der Boden selbst beim fertig aufgebauten Modell an den Seiten nach oben wölbt. Auch die Oberflächenbeschaffenheit gibt Anlass zur Kritik, was sowohl die Steine als auch die Scheiben betrifft. Zudem sind sofort sichtbare Farbabweichungen bei eigentlich gleichfarbigen Steinen zu erkennen.
Wird dies jedoch Kinder, für die das Set eigentlich konzipiert wurde, abschrecken? Wahrscheinlich nicht. Sie erhalten zu einem dennoch günstigen Preis ein mit vielen schön Details und einigem Zubehör umgesetztes sowie sehr gut bespielbares Modell, das sich auch eigenständig gut zusammenbauen lässt – auch wenn die Bauanleitung hier an der einen oder anderen Stelle Verbesserungspotenzial besitzt. Einzig die Aufkleber könnten hier ein Problem darstellen, da Playtive selbst kleinste 1 × 1-Fliesen nicht bedruckt hat. Gerade das genaue Aufbringen dieser Sticker dürfte Kinder überfordern.
Es bleibt zu hoffen, dass Playtive künftig stärker auf die Steinequalität achtet, denn allein über den Preis lässt sich nicht alles ausgleichen.
Playtive – Lidl-Filiale im Review – Slideshow
Playtive - Lidl-Filiale im Review
- schön bespielbare Modell
- viele interessante und schön umgesetzt Details
- günstiger Preis
- einfacher Aufbau
- nur Aufkleber, selbst bei 1 × 1-Fliesen
- Steinequalität nicht auf dem ansonsten von Playtive bekannten Niveau
- Passgenauigkeit nicht immer gegeben
- teils sichtbare Farbunterschiede
1 Kommentare
Heiko b
Vielen Dank für die review über den bausatz des lidl supermarktes von playtive bzw von lidl
Ich bin wahrscheinlich einer der wenigen, die diesen bausatz ganz normal in der lidl filiale ergattern konnte vor ca 2 Jahren.
Ich habe auch angefangen, diesen bausatz nach bauplan aufzubauen. Auch mir sind die problemstellen fussboden und Dach recht schnell aufgefallen. Nun steht dieses Teil bei mir unfertig in der Ecke. Ich bin mir nicht ganz schlüssig, ob ich mir einige der für mich wichtigsten bausteile heraussuchen und den Rest in meine grosse Kiste oder auch nicht.
Vielleicht finde ich irgendwann einmal 1 grössere Menge an gut geeigneten bauplatten in 1 für mich angenehmen Farbe für fussboden und für Dach des Gebäudes. Ich möchte so gern 1 x das Gebäude nach Plan aufgebaut sehen. Ich weiss bloß noch nicht, wo ich es dann vielleicht einmal hinstelle.
Macht weiter so mit dem Blick über den tellerrand des Dänen Universums.
Ich hatte übrigens auch noch den einen oder auch anderen bausatz von lucky luke für mich selbst und von bibi u tina für 1 Nachbarin mit Zwillingen und für 1 Verwandte gekauft. Diese haben auch die gute Qualität der Bauteile und der Figuren gelobt.
Die figuren aus dem Supermarkt beleben hin und wieder meine Modelle wie auch die Polizisten von playtive, wenn diese mal gebraucht werden in meiner modellwelt.