Das Lebkuchenhaus von Xingbao wirkt auf den ersten Blick schon fast niedlich und dürfte jede Winterlandschaft aufwerten. Mit seinem weitestgehend einfachen Aufbau ist es zudem auch für Kinderhände geeignet. Bei der Steinequalität macht der chinesische Hersteller jedoch einen Rückschritt.
Das Modell
Dass sich auch in China die Vorweihnachtszeit mit ihren Dekorationen und der besonderen Stimmung einer wachsenden Beliebtheit erfreut, wurde bereits im Set zur kleinen Winterstadt von Reobrix (66003) (Review) zur Genüge geschildert. Für hiesige Baufreunde bedeutet dies eine größere Vielfalt und Auswahl an weihnachtlichen Klemmbaustein-Sets, als es in den letzten Jahren der Fall war.
Dazu gehört auch das Lebkuchenhaus von Xingbao, welches normalerweise für rund 65 Euro auf die Suche nach neuen Käufern geht. Die darin enthaltenen 1.455 Bausteine füllen den Karton zu rund drei Viertel, wobei der chinesische Hersteller die Steine verschwenderisch in 36 Tüten verpackt – die somit nie bis zur Hälfte gefüllt sind. Auch wenn dem Verhalten nur wenig abgewonnen werden kann, hat dieser Umstand doch auch seinen Vorteil: So sind die Fenster separat verpackt. Ob dies Auswirkung auf die Qualität besitzt, wird sich dann während des Aufbaus zeigen. Darüber hinaus beinhaltet das Set eine kleine Beleuchtung, die jedoch vonseiten des Herstellers mit „DIY Lightning Scene“ beschrieben wird und, soviel sei bereits verraten, nicht in der Anleitung Erwähnung findet. Somit soll der Baumeister selbst dafür sorgen, wo die Leuchten am Besten angebracht werden sollen.
Das Set besitzt einen kleinen Bogen mit zwei Aufklebern, welcher sich schon fast auf der letzten Seite der Bauanleitung versteckt. Somit stellen die anderen auf den Bildern zu sehenen grafischen Elemente auf den Steinen Drucke dar.
Xingbao unterteilt den Aufbau in vier Segmente, wobei die entsprechende Kennzeichnung nicht immer gut auf den Tüten zu erkennen ist. Generell hält sich damit aber die Anzahl der Teile auf dem Bautisch in Grenzen, was für genug Platz für die Fertigung des eigentlichen Modells sorgen sollte.
Die Anleitung
Wie von Xingbao mittlerweile gewohnt entspricht die Größe der Bauanleitung etwa DIN A4 und wird im Querformat gehalten. Die für das fertige Modell notwendigen 146 Bauschritte werden dabei auf 64 Seiten abgearbeitet. Die Anzahl der pro Doppelseite dargestellten Schritte variieren dabei je nach Größe der gebauten Segmente: Mal werden nur zwei Schritte angezeigt, es können aber auch mal derer sechs oder acht sein. Komplexere Segmente werden wie üblich für das bessere Verständnis in Zwischenbauschritte ausgegliedert, welche in einem separaten und gelb hinterlegten Kasten angezeigt werden. Dadurch sind entsprechende Schritte immer leicht zu erkennen.
Der chinesische Hersteller unternimmt einiges, damit auch Neueinsteiger seine Sets ohne Probleme aufbauen können und gibt diesen einige Hilfestellungen mit an die Hand. So werden die einzelnen Bauschritte erneut nach dem Prinzip der Reduktion angezeigt, bei dem nur neu hinzugefügte Teile in ihrer vollen Deckkraft abgebildet werden – bereits Verbautes wird abgeschwächt dargestellt. Weiter werden in der Teilevorschau bei von der Größe her schwer erkennbaren Steinen die Abmessungen in Noppen angezeigt, was die falsche Auswahl und ein damit verbundenes Verbauen verringert. Die exakte Position der Steine wird wiederum durch blaue Pfeile verdeutlicht, die genau anzeigen, welche Noppen aufeinander gesetzt werden müssen.
Das Mindestalter von 6 Jahren ist vielleicht ein wenig zu optimistisch gewählt, doch auch wenn das Bauwerk meist nicht sonderlich komplex ist, ist an einigen Stellen doch ein wenig Fingerspitzengefühl gefragt. So sollten mindestens 8 Jahre die bessere Wahl darstellen.
Der Aufbau
Der Bau beginnt auch beim Lebkuchenhaus mit der Fertigung des Bodens, welcher im hiesigen Fall aus vier aneinander gelegten weißen und 6 × 24 Noppen großen Platten besteht. Somit wird mit 24 × 24 Noppen auch die Fläche des fertigen Modells bekannt. Anschließend wird dem Boden mit hell- und dunkelbraunen sowie sandfarbenen und schwarzen Fliesen eine gewisse Struktur vergeben, auf denen ein paar Bauschritte später zwei Sessel gestellt werden. Sind die Sitzgelegenheiten eingerichtet, wird eine kleine Theke gebaut, die mit verschiedenfarbigen 2 × 2 Rundsteinen mit Kuppel gefüllt wird, welche dem Anschein nach Süßwaren darstellen sollen. Diese werden ebenso auf dem danach gebauten Rundtisch platziert.
Ist dies vollbracht, werden die beiden Seitenwände mit ihren großen Fenstern gebaut. Dazu werden zunächst zwei Reihen Mauern mit mehreren Brick Modified mit Noppen an den Seiten – normal und invers – gebaut, welche wiederum mit normalen 1 × 1 runden Plates sowie Tortensteinen bestückt werden. Darauf werden um eine halbe Noppe versetzt jeweils sechs Fenster und an deren Seiten jeweils sechs 1 × 1 Rundbogen-Dachsteine angebracht.
Haus der nicht schließenden Tür
Der gesamte Bauverlauf klingt bis hierhin nicht sonderlich spektakulär, beschäftigt den Baumeister inklusive Sortieren dennoch rund 90 Minuten. Sind die beiden Mauern eingesetzt, wird der mit einigen großen und kleinen runden Fliesen verzierte Weg zum Haus gelegt. Bei der roten Tür, welche direkt danach erstellt wird, setzt Xingbao nicht auf ein Formteil, sondern baut diese aus einzelnen Teilen. Diese birgt jedoch einen Konstruktionsfehler: So sitzt der auf einer 1 × 2 Jumper Plate angebrachte Türknauf ein wenig zu sehr rechts, sodass dieser an die Mauer drückt. Einmal geöffnet schließt sich diese Tür nicht mehr so einfach. Die Tür sowie die Möbelstücke im Inneren nehmen zudem bereits voraus, was beim späteren Bau der Figuren noch einmal deutlicher wird: Das Haus ist nicht im Mini-Figuren-Maßstab gebaut, sondern leicht größer.
Direkt im Anschluss wird aus den bereits verbauten Brick Modified zusammen mit normalen 1 × 1 Steinen ein ähnliches Fundament wie bei den Seitenwänden vorher gebaut, auf die erneut in gleicher Art Fenster gesetzt werden – dieses Mal jedoch lediglich deren vier. Sind diese angebracht, werden die einzelnen Komponenten der Vorderwand mit roten, grünen und weißen kleinen Gitterfliesen auf braunen eine Noppe breiten Plates von oben verbunden und dadurch stabilisiert. Noch ein paar Steine an den Seiten angebracht und die Front ist ebenfalls fertiggestellt, womit der erste Bauabschnitt nach rund 120 Minuten abgeschlossen ist.
Dachboden voller Geschenke
Im zweiten Abschnitt geht es vornehmlich um das Verzieren des Gartens samt Schneemann und das Bauen des Dachstuhles. Dieser fällt mit rund 60 Minuten auch deutlich geringer als der vorherige aus. Zunächst ist etwas Kleinarbeit gefragt, wenn die seitlichen bunten Säulen aus runden 2 × 2 Steinen und Platten gebaut und an den Ecken des Hauses angesetzt werden. Gleichzeitig werden die Zäune aufgeklemmt und die Lücken dazwischen mit aus mehreren übereinandergestapelten runden 1 × 1 Plates mit großer Kugel oben gefüllt. Anschließend wird der Vorgarten mit mehreren Fertigteilen, welche sonst eher für Autos verwendet werden, aufgefüllt. Diese sollen anscheinend Schneeverwehungen darstellen, wobei eine Umsetzung aus Plates und Fliesen sicherlich schöner ausgesehen hätte, aber eben auch die Teileanzahl nach oben geschraubt und das Set dadurch mit großer Wahrscheinlichkeit kostspieliger gemacht hätte.
Als Nächstes wird das Fundament des Dachbodens gebaut, welches aus drei 6 × 14 hellbraunen Plates zusammengesetzt, aber nicht gefliest wird. Anschließend wird es wieder kleiner, wenn die Geschenke, welche dort versteckt werden, zusammengesetzt werden sollen. Danach folgt mit den kleinen Dachgauben die letzte Amtshandlung des Bauabschnittes. Bei den dabei seitlich an den Fenstern angebrachten runden 1 × 1 Plates hat Xingbao in Sachen Fertigungsqualität jedoch geschludert, sind diese doch einen Ticken höher gefertigt, als es der Fall sein sollte. Das summiert sich bei den neun zu einer Säule gesetzten Teilen natürlich und äußert sich darin, dass die 2 × 4 Plate, welche die Säulen mit den dahinter liegenden Steinen verbindet, schräg aufsetzt und einen Spalt erzeugt.
Danach muss der Dachboden nur noch auf das vorher gebaute Erdgeschoss des Hauses gesetzt werden, was aufgrund der vielen einzelnen Wandteile ein wenig Ausrichtung und Geduld bedeutet. Hier wird zudem deutlich, dass das Haus keine Rückwand erhalten wird, also wie ein Puppenhaus hinten offen bleibt. Für Kinder ist dies natürlich ein großer Vorteil, denn dadurch besitzt das Modell aufgrund des Umstandes, dass das Dach mit dem Unterbau fest verbunden ist und nicht wie bei einem Modular einfach abgenommen werden kann, dennoch eine hohe Spielbarkeit.
Problemzone Dach
Im dritten Bauabschnitt wird dann etwas kleiner aufgetischt. So wird hier lediglich das kleine Vordach der Türe sowie das vordere Fenster und die beiden Wände, die später das Dach mittragen werden, gebaut. Das Fenster ist dabei im Grunde wie die unteren beiden Seitenfenster gestaltet, wenn auch schmaler, aber dafür höher. Generell hält dieser Teil jedoch kaum Überraschungen bereit.
Dafür kommt es im darauf folgenden Bauschritt um so dicker – auch wenn dieser mit der Fertigung der Dächer generell harmlos anfängt. Diese werden im Grunde jeweils aus zwei Segmenten gebaut, die wiederum über Gelenke miteinander verbunden sind. Durch diese Bauweise wird das nach oben hin spitzer zulaufende Dach realisiert. Der Bau geht, wie angedeutet, leicht von der Hand, schwierig wird es jedoch beim Einsetzen der beiden Dachteile. So sollen die am Dach angebrachten Teile der Gelenke mit denen vorher am Haus befestigten Gegenteilen verbunden werden. Dabei ist es nicht einfach, den Druck an der genau richtigen Stelle auszuüben. Wird diese nicht getroffen, lösen sich die Halterungen an den Dächern schnell, und es kann wieder von Vorne begonnen werden. Auch wenn das Set ansonsten für Kinderhänge geeignet ist, hier benötigt der Nachwuchs dann doch eine helfende Hand. Ist das Vorhaben dann nach mehreren Fluchausbrüchen doch vollbracht, merkt der Baumeister schnell, dass es nun auf die Zielgerade geht.
Auf dieser werden nur noch die Dächer der Dachgauben sowie der Dachfirst gebaut und die Figuren zusammengesetzt, was vielleicht noch einmal 20 Minuten in Anspruch nehmen wird. Anschließend kann der Baumeister, wenn er denn will, die kleine Lichterkette anbringen. Diese unterstützt dabei drei Modi: Schnell blinkend, langsam blinkend und stetiges Leuchten. Es sei an dieser Stelle jedoch eher empfohlen, die Beleuchtung für andere Zwecke aufzubewahren – einfach wie einen Schal um das Haus gelegt fehlt am Ende doch etwas die Wirkung. Da könnte die Lichterkette an anderen Stellen, zum Beispiel einem selbstgebauten kleinen Weihnachtsmarkt, einen deutlich höheren Effekt erzielen.
Qualität der Steine
Die Steinequalität des Lebkuchenhauses verwundert ein wenig. Es hat den Anschein, dass Xingbao für manche Sets auf unterschiedliche Qualitätsstufen zurückgreift oder dass es sich bei den vorliegenden Teilen noch um Steine aus alter Fertigung handelt. In Sachen Qualität, aber auch vom Baugefühl her, liegen diese doch ein deutliches Stück hinter den Teilen, welche unter anderem bei den Sets der Europa-Serie des chinesischen Herstellers, wie dem Blumenladen (01008) (Review), dem Lebensmittelgeschäft (XB-01009) (Review) oder dem Spielwarenladen (XB-01010) (Review) genutzt werden. So besitzen die weißen Formteile für den Garten die eine oder andere Verunreinigung und auch die Fenster sind, obwohl separat in einer Tüte verpackt, stumpf und mit Schlieren versehen. Auffällig ist ebenso die unterschiedliche Passgenauigkeit, welche besonders bei den runden 1 × 1 Plates deutlich wird. Auch die Farbgleichheit ist nicht komplett gegeben, bewegt sich aber auf einem Niveau, mit dem auch der dänische Marktführer zu kämpfen hat.
Die 12 Drucke, die in dem Set zum Einsatz kommen, sind dagegen nicht zu beanstanden.
Fazit
Das Lebkuchenhaus von Xingbao ist mit einer Bauzeit von 5 Stunden etwas für den Bau eines verregneten Nachmittags, bei dem auch gerne zusammen mit dem Nachwuchs gewerkelt werden kann. Große Probleme sollte das Bauwerk nicht bereiten, die Bauanleitung gibt die einzelnen Schritte zum fertigen Modell hin gut vor, Kinder ab 8 Jahren sollten auch alleine keine Schwierigkeiten mit dem Aufbau besitzen – vom Anbringen der Dächer einmal abgesehen. Für Kinder besitzt das Lebkuchenhaus durch den nach hinten offenen Bau eine gute Spielbarkeit – auch wenn es nicht ganz im Mini-Figuren-Maßstab gebaut ist.
Mit seinen 1.455 Steinen besitzt es rund die Hälfte der Teilezahl eines der Modulars aus Xingbaos Europa-Serie und kostet auch nur die Hälfte von dem Preis, welcher für die großen Modelle gefragt wird. Jetzt könnte angenommen werden, dass aufgrund des Teile-Preis-Verhältnisses die Qualität der Steine der der großen Sets entsprechen würde – dem ist aber nicht so. So vermitteln die für das Lebkuchenhaus genutzten Steine ein etwas anderes Baugefühl, auch die Passgenauigkeit sowie die Farbgleichheit weicht an einigen Stellen negativ ab. Entweder hat der chinesische Hersteller hier alte Steine genutzt oder Xingbao hat die Qualitätsunterschiede doch noch nicht in den Griff bekommen. Auch gibt es kleine Konstruktionsfehler, so lässt sich die geöffnete Tür nicht mehr so leicht schließen, was dem Türknauf zuzurechnen ist, der dann an der Mauer hängen bleibt.
Einmal in eine Winterlandschaft gestellt, fallen die Kritikpunkte aber nicht mehr so deutlich auf. Dann wirkt das Modell mit seinen vielen Farben vielleicht ein wenig kitschig und vermittelt das Flair von Zuckerstangen, stellt aber ebenso einen kleinen Blickfang dar. Dennoch ist der verlangte Preis für die gelieferte Qualität etwas zu hoch gegriffen – deutlich unter 50 Euro wäre angemessener.
Xingbao XB-18021 – Lebkuchenhaus im Review – Slideshow
Xingbao XB-18021 – Lebkuchenhaus im Review
- schönes weihnachtliches Modell
- hohe Spielbarkeit
- Beleuchtung
- leicht verständliche Bauanleitung
- Steinequalität in Sachen Passgenauigkeit und Farbgleichheit verbesserungsfähig
- hoher Preis für gelieferte Qualität
1 Kommentare
Heiko b
Auch ich finde das lebkuchenhaus von xingbao recht schön mit den Details daran und darin, wie z b der sitzgruppe mit Tisch und Stuhl bzw mit Sessel usw
Nun würde mich einmal interessieren, ob man das Haus auch ohne die weissen Bauelemente auf und vor dem Haus, denn genau so stelle ich mir 1 Gebäude vor mit Spitzdach und mit Giebel, ebenfalls mit Spitzdach. zu welchen Kosten könnte man dieses Gebäude in 1 sommerausgabe umgestalten ?
Auch ich finde den Preis für den bausatz von ca 65 Euro vielleicht etwas zu hoch