Auf Streifzügen durch den stationären Einzelhandel kann nicht selten auf Sets mit Klemmbausteinen abseits von LEGO und bekannten alternativen Herstellern gestoßen werden. Genau dies trifft auf das vorliegende Baustellen-Set von Block Tech aus den Niederlanden zu, welches bei TEDi für gerade einmal fünf Euro erstanden werden kann.
Zerknittertes Inneres
Das Set umfasst dabei 100 Teile inklusive zwei Figuren. Beim Öffnen der Verpackung fällt direkt die zerknitterte Bauanleitung ins Auge, was selbst bei einem so günstigen Set nicht passieren darf. Beim Auspacken des Packungsinhalts sollte zudem Vorsicht walten gelassen werden, ansonsten könnten dem Baufreund zwei Hände einer Figur entgegenkommen und auf Nimmerwiedersehen in irgendeiner Ecke verschwinden. Warum diese nicht auch in die beiden Tüten gepackt wurde, weiß nur der Hersteller.
Die Bauanleitung besteht lediglich aus einem DIN-A4-großen und beidseitig bedrucktem Blatt, welche dennoch gut nachvollziehbar alle Bauschritte zeigt. Die grafische Umsetzung erfolgt dabei etwas unkontinuierlich, in manchen Schritten sind die bereits zusammengebauten Teile abgeschwächt dargestellt, an anderen Stellen wiederum nicht.
Die Qualität der gelieferten Teile kann auf den ersten Blick ebenso nur wenig überzeugen, bei direktem Lichteinfall sind auf manchen Bausteinen deutliche Kratzspuren zu entdecken, die man in dieser Form bei höherpreisigen Modellen anderer Hersteller nur selten sieht.
Nur Einzelteile
Direkt im ersten Bauabschnitt werden Unterschiede zu LEGO deutlich: Im Gegensatz zu den Sets des Marktführers werden hier wirklich ausschließlich Einzelteile geliefert. So müssen am Ende des Bauvorganges – soviel sei schon einmal vorweggenommen – auch die Figuren komplett und eigenhändig zusammengesetzt werden. Selbst der Steuerhebel des kleinen Baggers wird nicht als eine Einheit dem Set beigelegt. Dieser sitzt jedoch recht locker, bleibt nicht in der gewünschten Position stehen und kippt nicht nur in den meisten Fällen, sondern löst sich sogar ständig von der Grundplatte.
Diskrepanz zwischen sollen und sein
Darüber hinaus stimmen die abgebildeten Komponenten in der Anleitung in vielen Teilen nicht mit den tatsächlich beigelegten überein. So werden die Räder dort aus Felge und Reifen zusammen gesetzt, im Set sind diese jedoch als eine Einheit aus Kunststoff beigelegt – obwohl auf der Verpackung deutlich Gummireifen zu sehen sind. Im Handelsdeutsch würde man dies als das “nicht vorhanden sein einer zugesicherten Eigenschaft” betiteln. Darüber hinaus sind die Räder nicht vernünftig entgratet, auf die Achsen gesetzt besitzen alle zudem zu viel Spiel und sitzen mitunter schief. Dies hat zur Folge, dass sich die Räder vor allem auf glatteren Untergründen nicht immer drehen.
Auch der Arm des Baggers enthält real andere Teile wie auf der Verpackung abgebildet: So kommen hier normale Gelenke zum Einsatz, während auf der Hülle Kugelgelenke abgebildet sind. Die verbauten Bewegteile können darüber hinaus mit einer geringen Haltekraft nur wenig überzeugen, die aus ihnen gefertigten Arme des Baggers lassen sich zwar leicht bewegen, dürften aber ebenso schnell ausgeleiert sein.
Weitere gravierende Unterschiede
Mit dem Bagger ist der erste Abschnitt nach nicht einmal zehn Minuten fertig, die Differenzen zwischen Verpackung und realem Modell setzen sich jedoch beim Haus weiter fort: Hier stimmen beide Seiten überhaupt nicht überein, auch wenn dies dieses Mal für den Kunden nicht unbedingt von Nachteil ist, bekommt dieser doch einige bessere Teile. Des Weiteren wird die Tür auf dem Bild in transclear gezeigt, das selbst gebaute Modell besitzt aber eine blaue Tür. Diese soll durchsichtig erscheinen, erreicht aber nur ein recht milchiges Aussehen mit erneuten Kratzern und Verunreinigungen. Etwas Ähnliches gilt für die auf der Verpackung dargestellten Fenster – die sind im richtigen Modell erst gar nicht vorhanden.
Auch bei manchen Steinen macht sich der Sparzwang für den geringen Verkaufspreis bemerkbar. Die 1×2 großen und fünf Einheiten hohen Stützpfeiler, die auf der Verpackung des Modells erst ga nicht zu sehen sind, sind nicht wie bei LEGO komplett geschlossen, sondern auf einer Seite offen. So kann Material gespart werden.
Figuren ebenfalls keine Alternative
Am Ende geht es daran, die beiden Spielfiguren aus jeweils zehn Einzelteilen zusammen zu bauen: Beine auf die Hüften, Unterarme in die Oberarme und diese in die Schultern. Anschließend Kopf und Helm drauf. Unter dem Helm sind die Köpfe offen, was den billigen Eindruck erneut verstärkt.
Weitere Unterschiede zum fertigen Set: Beim Bauarbeiter mit blauem Overall hat es auf dem Verpackungsbild den Anschein, als seien das Shirt und der Helm metallisch glänzend, was aber nicht der Fall ist. Die Aufdrucke sind zwar in Ordnung, aber nicht von guter Qualität, gleiches gilt für die Gesichter.
Laut Spielszene steuert der gelbe Arbeiter den Bagger, die Stellung der Beine macht das Hineinsetzen in selbigen jedoch nur unter großem Kraftaufwand möglich, den Kinder so nicht aufbringen dürften. Auf der anderen Seite besitzen die Füße auf eine Platte gestellt kaum Klemmkraft.
Finger weg!
Am Ende, und das muss ehrlich geschrieben werden, fällt es nach rund 20 Minuten Bauzeit schwer, dem Set überhaupt etwas Positives abzugewinnen. Natürlich müssen bei einem Preis von fünf Euro die Erwartungen tief angesetzt werden, aber selbst diese Grenze wird von Block Tech noch unterboten. Daran sind viele Gründe schuld:
Finde den Unterschied
Zum einen suggeriert das Set in manchen Bereichen etwas anderes, als es am Ende gibt – seien es die Räder und der Arm des Baggers, das komplett andere Haus, die andersfarbige Tür oder das fehlende Fenster. So viele Änderungen ohne den Käufer darauf hinzuweisen darf schon als Frechheit, wenn nicht sogar als Täuschung bezeichnet werden. Selbst der viel zitierte „Serviervorschlag“ ist hier näher am tatsächlichen Ergebnis dran.
Dazu kommt die schlechte Qualität der Steine, welche selbst beim Öffnen der Verpackung dreckig und zerkratzt aussehen – so als wenn sie schon lange Zeit in der Grabbelkiste gelegen hätten. Dies wird vor allem bei den Scheiben deutlich. Darüber hinaus kann Block Tech nicht einmal innerhalb gleicher Steine den Farbton halten.
Auch der Gestaltung kann nicht viel abgewonnen werden – alles in allem vermittelt das Modell einen sehr uninspirierten Eindruck – mancher Fünfjähriger kann es besser. Nicht einmal eine richtige Baggerschaufel wurde dem Set spendiert, stattdessen muss dafür ein Dachelement herhalten. Über die schlechte Qualität der Figuren will der Autor dieses Reviews an dieser Stelle aufgrund sinkender Lust schon gar nicht mehr schreiben.
Würden die Punkte nicht so stark ausfallen, könnte das Set für fünf Euro gerade noch durchgehen, doch am Ende des Tages sind selbst diese noch zu viel. Natürlich dürfte solch ein Set in einer besseren Qualität nicht zu diesem Preis zu finden sein – COBI würde für solch eine Spielszene vielleicht zwischen 10 und 15 Euro verlangen, bei LEGO würde der Preis vielleicht sogar auf 20 Euro steigen. Dafür würde den Kunde aber eine deutlich höhere Steinequalität sowie eine bessere und phantasiereichere Umsetzung erwarten – inklusive Sitz für den Baggerfahrer.
1 Kommentare
Heiko b
Mag sein, dass das bauset baustelle von block tech nicht das Geld (5 bzw inzwischen 7 euro) wert ist bzw wert sein soll, stört mich eher weniger.
In 1 früheren Kommentar dazu habe ich bereits geschrieben, dass ich mehrere Ausgaben der baustelle, der Polizei und der Feuerwehr von block tech mit jeweils 100 Steinen und mehrere der bausteineier von tedi in 1 grössere frischhaltedose geschüttet habe und so aus denen mal mehr oder weniger gut aussehende Modelle zusammenbaue mit diversen weiteren Figuren aus 1 10 Figuren Packung ebenfalls von block tech ebenso von tedi.
Ein wenig handele ich nach dem Motto “Jeder brick bzw jeder Stein ist gleich”, wenn diese nicht allzu gefährlich sind gegenüber den Nutzern, d h durch allzu scharfe kanten und spitzen, die man ja auch beseitigen kann durch ganz feines Schleifpapier usw.
Man mag sich denken einerseits und sich ewig aufregen andererseits über mikrokratzer auf den Steinen, aber das lässt sich halt nicht verhindern bei der Verpackung von bausteinen in den Tüten, egal bei welchen Anbietern.
Auch wenn man die bausteine wie ich in 1 grossen Kiste Lager, kommt es immer und immer wieder zu Kratzern auf den Steinen und auch bei gebraucht gekauften Steinen und sets tritt ja sowas auch auf.