Markus Schlegel konnte mit seinem Classic Sportscar nicht nur im hiesigen Review überzeugen, auch bei den alternativen Technik-Fans fand das Modell großen Anklang. Für Just Bricks nahm sich der Model-Team-Fan nun Zeit, um in gemütlicher Runde über seinen Werdegang zu sprechen sowie weitere Fragen zu beantworten. Nachfolgend die Essenz eines dreistündigen Slack-Gespräches über die ersten Klemmbausteine, das Zusammenspiel von Langlebigkeit eigener Modelle und Geschwister, das erste veröffentlichte eigene Modell und Pläne für die Zukunft.
Just Bricks: Hallo Markus, schön, dass Du Dir heute Abend für das Gespräch Zeit genommen hast. Direkt zu Anfang natürlich die obligatorische Frage: Was war Dein erstes (ich denke mal) Lego-Set? An was kannst Du Dich da erinnern?
Markus Schlegel: Puuh! Was mir auf jeden Fall noch in Erinnerung ist, ist eine City Parkgarage mit Waschstraße (6394). Klar hatte ich auch Duplo, aber das Parkhaus ist mir noch in Erinnerung.
Just Bricks: Und wie bist du wieder zu den Klemmbausteinen gekommen?
Markus Schlegel: Nach meinen Dark Ages hat mein Vater zu Beginn meines Studiums Anfang der 2000er meine alten Legos mit in meine Studentenbude gebracht. Damals kamen auch die ersten Lego-Seiten im Netz (1000steine, brickshelf) auf und man konnte bei Ebay endlich leicht an Teile kommen. Da habe ich wieder ganz dezent angefangen.
Irgendwann habe ich dann auch wieder das ein oder andere neue Set gekauft (zum Beispiel 4896, 4993, 7784) und gemerkt, dass man mit den vielen neuen Teilen endlich die Sachen bauen konnte, die man früher halt nicht hinbekommen hat.
Irgendwann habe ich dann meine ersten kleinen MOCs online geteilt und das positive Feedback hat mich motiviert, weiter Modelle zu bauen, auch Alternativmodelle aus Teilen eines Sets.
Just Bricks: Hast Du denn als Kind schon in Richtung Technik gebaut? Der von Dir designte Porsche von CaDA (auf den wir noch später zu sprechen kommen werden) verwendet ja unter anderem Technik-Bautechniken.
Markus Schlegel: Als Kind habe ich, bis auf vielleicht mal eine Lenkung, keine Technik-MOCs gebaut. Technik-Sets hatte ich schon, obgleich ich Model Team mehr geliebt habe. Aber ich kann mich noch an Weihnachtsabende erinnern, an denen ich am 8865 und 8880 verzweifelt bin. Zum Glück war mein Onkel damals KFZ-Mechaniker und der hat direkt gesehen, dass ein Zahnrad im Differenzial falsch eingebaut war.
Just Bricks: Was hast Du denn damals vorrangig gebaut?
Markus Schlegel: Was Sets angeht definitiv Model Team. Aber vor allem habe ich schon als Kind selbst Modelle entworfen, meistens Formel-1-Autos.
Ich habe fast nur Autos gebaut. Zwischendurch mal ein Haus oder Schiff. Aber ich musste/durfte mir alle Legos mit zwei älteren Brüdern teilen. Erst als die aus dem Lego-Alter raus waren, hatte ich freie Verfügung über alle Teile und konnte halbwegs gescheite Sachen machen.
Just Bricks: Haben die Deine Sachen dann immer wieder auseinandergenommen, weil sie selber die Steine brauchten?
Markus Schlegel: Mit zwei älteren Brüdern ist es nicht immer leicht. Unsere Mutter musste oft eingreifen, wenn einer von uns eines seiner Modelle auch nach gefühlten Ewigkeiten nicht auseinanderbauen wollte. Da sind dann schon mal Tränen geflossen. Also eine ganz normale Familie.
…für mich vereint Model Team das Beste aus beiden Welten…
Just Bricks: Ist Deine frühere Art zu bauen der Grund, warum Dein Porsche nicht komplett aus Technik-Teilen, sondern auch aus normalen Bricks gebaut ist?
Markus Schlegel: Ja, für mich vereint Model Team das Beste aus beiden Welten: das äußere Design aus Systemsteinen und das Chassis mit den obligatorischen Funktionen eines Autos aus Techniksteinen.
Just Bricks: In wieweit würdest du dir dann heutzutage die alte Technikwelt zurückwünschen, die deutlich näher an den System-Steinen ist, oder siehst du in den Liftarm-Konstruktionen heutzutage auch Vorteile?
Markus Schlegel: Das alte Technik-System hatte seinen Charme (ich sage nur 8880), aber das neue ist dem alten definitiv weit überlegen. Und mittlerweile gibt es neben den uralten Technic-Lochstangen so viele Elemente, mit denen man System- und Techniksteine verbinden kann. Also bloß nicht zurück in das alte Technik-System.
Just Bricks: Mit dem 8880 hatte ich damals meinen ersten Lego-Rückfall. Mein Herz hängt aber mehr am 8860 und ganz besonders am 8859 Harvester – da besonders am B-Modell.
Markus Schlegel: So gut kenne ich die alten Modelle eigentlich gar nicht. Aber der 8880 ist für mich immer noch das Nr. 1 Technik-Modell. Aber ich weiß, dass gerade in der Technik-Welt viele Baumaschinen, Traktoren und so weiter Autos vorziehen.
Interessant finde ich übrigens, dass alle mein Classic Sportscar vorwiegend als Technik-Modell betrachten. Ich tue das eigentlich nicht. Für mich ist es näher an den Creator Expert Modellen.
Just Bricks: Ja, weil beim Classic Sportscar im Grunde ja nur der „Rumpf“ aus Technik-Teilen ist – inklusive Lenkung, Motor und so.
Aber du hast natürlich recht, zumindest optisch ist er dichter an den Creator Expert Modellen. Jedoch kommt Lego selten auf die Idee, diese auch noch mit einem Antrieb oder einer Lenkung, geschweige denn Fernsteuerung, auszustatten.
Markus Schlegel: Mein Ziel bei dem Modell war es, möglichst viele Funktionen reinzuquetschen und möglichst wenig Abstriche am Design zu machen. Es war auch eigentlich mein erstes techniklastiges MOC und ich hatte zwischenzeitlich wirklich schwer mit der Technik, vor allem dem Antrieb, zu kämpfen.
Just Bricks: Baust du eigentlich auch noch Sets zusammen oder konzentrierst alleinig auf das MOCen?
Markus Schlegel: Hin und wieder baue ich auch ein Set zusammen, vor allem die Creator Expert Fahrzeuge von Lego und vergleichbare Modelle von CaDA. Letzte Woche habe ich zum Beispiel den 10290 Pickup gebaut. Aber im Wesentlichen verwende ich die Zeit auf meine eigenen Modelle. CaDA ist interessiert an weiteren Modellen, da ist die Motivation natürlich hoch.
Just Bricks: Wann und wie bist du dann mit alternativen Herstellen in Berührung gekommen?
Markus Schlegel: Schuld war das Lego Top Gear Rallye Car 42109. Ich saß schon an dem 911er, also dem Prototyp des späteren CaDA Modells, und wollte unbedingt mal ein Auto motorisieren. Da passt natürlich die große Technic-Batteriebox von Lego nicht (zu schwer ist sie auch). Als es hieß, es kommt ein neues Lego RC Auto in relativ kleinem Maßstab, dachte ich völlig naiv, dass da eine Akkubox dabei sein müsste, die ich verwenden könnte. Als ich dann den 42109 gesehen habe, habe ich aus Enttäuschung heraus mal ein CaDA-Modell (Toyota AE 86) bestellt und war sehr angetan. Auch weil da (wenigstens hinten) eine Federung integriert ist und es motorisierbar war – und weil die Teilequalität sehr gut war. Das RC-System von CaDA war perfekt für mein Modell (kleine Akkubox, kein Receiver nötig). So wurde aus einem Puristen jemand, der auch offen für andere Hersteller ist. Und ich habe es in keinster Weise bereut.
Just Bricks: Lass uns noch ein wenig bei Deinen MOC-Anfängen bleiben. Warst Du überrascht, dass Deine eigenen Modelle so gut bei den anderen Baumeistern ankamen?
Ich finde die klassische Form des 911ers einfach zeitlos schön
Markus Schlegel: Ja, etwas überrascht war ich schon. Wohl vor allem auch deswegen, weil ich immer sehr kritisch gegenüber meinen eigenen Modellen bin. Irgendwann habe ich mal angefangen, aus dem Creator 31024 Alternativmodelle zu bauen. Gleich beim ersten habe ich einen Kommentar von Nathanael Kuipers (nkubate) bekommen, der zu Recht als Großmeister in dieser Disziplin gilt und auch schon offizielle Legomodelle designt hat (zum Beispiel das 8674). Der hat irgendwas von „next Master Builder“ kommentiert und da wusste ich, dass ich das vielleicht gar nicht schlecht mache.
Just Bricks: Gibt es eigentlich einen Grund, warum die meisten MOCs, die ich von Dir gesehen habe, im Original vom gleichen deutschen Sportwagenhersteller stammen?
Markus Schlegel: Ein großer Fan der Autos aus Zuffenhausen war ich nicht, wenn Du darauf anspielst. Eigentlich bin ich erst durch meine Modelle und der Beschäftigung mit den Vorbildern zu einem (kleinen) Porsche-Fan geworden. Ich finde einerseits die klassische Form des 911ers einfach zeitlos schön und andererseits bietet er die richtige Balance aus „machbar aus Klemmbausteinen aber doch anspruchsvoll“. Und natürlich kennt jeder die Form und viele haben sich schon mit Legosteinen daran versucht, das heißt, man bekam auch relativ viel Feedback, was man gut oder auch weniger gut gelöst hat.
Das Alternativmodell aus dem 10262 habe ich erst angefangen, als ich schon fast mit dem späteren CaDA-Modell fertig war. Da gab es auf 1000Steine einen Wettbewerb und mir ist aufgefallen, dass der Aston Martin von Lego auffällig viele Teile hat, die ich für mein MOC brauchte.
Just Bricks: Gab es große Unterschiede von denen ersten Modellen zu den, wie wir sie jetzt kennen?
Markus Schlegel: Meine ersten Modelle waren völlig ohne Funktionen (bis auf Türen, Motorhaube). Mit dem Prototyp des späteren CaDA-Modells habe ich für mich Neuland betreten. Wie gesagt: Es war mein erstes MOC mit technischen Funktionen.
Ansonsten lernt man mit jedem MOC, welches man baut, innovative Bautechniken. Die Palette an verfügbaren Teilen wächst von Jahr zu Jahr und von Hersteller zu Hersteller, sodass man auf einmal Modelle entwickeln kann, von denen man vor zwei Jahren nicht zu träumen gewagt hat. Die 1 × 8 Mudguards von CaDA sind ein gutes Beispiel. Ohne dieses Teil kann man zum Beispiel die Form des 911ers hinten nicht wirklich gut treffen. Auch nicht mit dem Teil, welches Lego eigens dafür entwickelt hat. Oder die trapezförmige Frontscheibe von CaDA. Das ist ein so hilfreiches Teil, mit dem man endlich eine gescheite, realistische Frontscheibe bauen kann.
Just Bricks: CaDA ist ein gutes Stichwort – wie kam der Kontakt zustande?
Markus Schlegel: Ich hatte Fotos meines MOCs auf diversen Seiten gepostet. Die Resonanz war gar nicht mal so hoch. Aber dann wurde es nach einigen Tagen auf thelegocarblog.com gebloggt und CaDA ist auf das Modell aufmerksam geworden. Die hatten gerade ihre Master Series ins Leben gerufen und nach einigen Zweifeln, die schnell ausgeräumt waren, entschieden wir uns zu einer Kooperation, die bis heute anhält.
Im Nachhinein gesehen hat alles gepasst, wie die Faust aufs Auge: perfektes Timing, meine ersten guten Erfahrungen mit CaDA-Modellen und natürlich das ein oder andere nützliche Teil (vor allem die erwähnten Mudguards), die CaDA im Angebot hat und Lego eben nicht. Zudem hatte CaDA ja schon Modelle in exakt dem Maßstab meines Modells, ebenfalls motorisierbar und teilweise mit Federung. So viel Zufall kann es eigentlich nicht geben. Wobei: Als dann kurz vor dem Release meines Modells Lego einen 911er in der Creator Expert Reihe angekündigt hat, dachte ich dasselbe nochmal: So viel Zufall ist unmöglich.
Just Bricks: Warst Du bei Deinem Modell alleine für die Umsetzung verantwortlich oder wurde das MOC mit CaDA zusammen für das Set angepasst – ähnlich wie Lego es bei den Ideas-Sets macht? Du hast ja gerade von der Frontscheibe gesprochen – kanntest Du diese vorher oder kamen die Entwickler von CaDA auf Dich zu, frei nach dem Motto „wir haben wir mal was vorbereitet“ ?
Markus Schlegel: Nein, an meinem Design wurden nur diejenigen Dinge geändert, die aufgrund der beschränkten Verfügbarkeit von Teilen nicht umsetzbar waren, zum Beispiel statt einer 2 × 14 Plate eine 2 × 6 und eine 2 × 8 Plate. Bloß die Federung vorne haben die CaDA-Designer selbst geändert. Denn ursprünglich hatte ich alte Federgabeln verwendet, die von Lego nicht mehr und auch von CaDA nicht produziert werden. Die waren 6,5 statt 6 Noppen lang und ganz anders designt. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass der ursprüngliche Entwurf viele Vorteile gehabt hat, aber natürlich ist verständlich, dass man nicht eine neue Gussform entwickelt, wenn es auch mit den bestehenden Teilen machbar ist. Dadurch ist die Federung vorne jetzt etwas weicher, aber am Aussehen hat sich (von außen) nichts geändert. Sehr löblich finde ich, dass CaDA keinen Stein versetzt hat, ohne es mit mir abzusprechen. Da können die Ideas-Designer meiner Meinung nach nur von träumen.
CaDA war darauf bedacht, die vertraglichen Verpflichtungen so schnell wie möglich zu erfüllen
Just Bricks: Die Zusammenarbeit mit China kann sich ja manchmal etwas schwierig gestalten – seien es sprachliche Hürden, die möglichen Kommunikationswege oder aber auch Zahlungsabläufe. Wie waren deine persönlichen Erfahrungen dabei?
Markus Schlegel: Der Kontakt mit Martin, der für die Beziehung mit den MOC-Designern zuständig ist, läuft auf Englisch. Ganz selten habe ich mal ein paar Sätze in „chinesischen Englisch“ direkt vom R & D-Team bekommen. Da war dann in der Tat teilweise schwer zu verstehen, was gemeint war. Aber da hat mir ein Bekannter, der in China geboren und aufgewachsen ist, mit der Kommunikation geholfen. Die Zahlungsabläufe waren völlig unproblematisch. Es war sogar so, dass ich meinte, sie können mit einer Rate noch warten, aber CaDA war darauf bedacht, die vertraglichen Verpflichtungen so schnell wie möglich zu erfüllen. Ohnehin habe ich die Zusammenarbeit als sehr vertrauensvoll erlebt und tue das bis heute.
Probleme gab es im Wesentlichen bei den Aufnaghmen für die Produktfotos und das Produktvideos. Mir ist bis heute schleierhaft, wie man das Modell dermaßen falsch zusammenbauen kann und es noch nicht einmal merkt. Da musste das Foto- und Video-Team einige Male ran, bis die Aufnahmen so waren, wie es sich für Produktfotos und -videos gehört.
Just Bricks: Wo du gerade von Ideas gesprochen hast: hast du auch mal Sets im Ideas Programm eingereicht, oder hattest du damit geliebäugelt?
Markus Schlegel: Vor meiner Zusammenarbeit mit CaDA habe ich schon damit geliebäugelt. Aber mit Modellen, wie ich sie baue, hat man da so gut wie keine Chance. MOCs basierend auf Lizenzen, die Lego gerade aktuell im Programm hat, kann man sowieso nicht einreichen, weswegen sehr viele mögliche Automodelle von vornherein ausgeschlossen werden. Dennoch hatte ich mal ein MOC auf Ideas, was aber nicht wirklich ernst gemeint war: Ein kleines Stadion (ich glaube so 12 × 16 Noppen etwa) in Regenbogenfarben, kurz nachdem die Diskussion um die Beleuchtung der Allianz-Arena durch die Medien ging. Ich habe nicht einmal 100 Supporter in 60 Tagen geschafft, aber das wusste ich auch schon vorher (lacht).
Überhaupt finde ich die Ideas Spielregeln im Vergleich zu den „Bedingungen“ bei CaDA ein Witz. Niemals würde ich dort irgendwas auch nur halbwegs ernst gemeintes hochladen.
Just Bricks: Man hört in der Szene immer wieder, dass CaDA die MOCer sehr fair entlohnt. Wie sah das bei Dir aus? Lohnt sich ein eigenes Modell in der Hinsicht oder ist das eher ein „Zubrot“ und es steht der Gedanke, ein eigenes offizielles Modell zu haben, im Vordergrund?
Markus Schlegel: Wenn man den Stundenlohn ausrechnen würde, landet man ganz weit unter dem Mindestlohn. Aber das ist auch nicht der Grund für die Zusammenarbeit. Es ist ein nettes, üppiges Taschengeld, mit dem man mindestens das Hobby finanzieren kann. Aber das ist natürlich nichts im Vergleich zu dem Gefühl, ein Set in den Händen zu halten, welches man selbst designt hat. Auch das überwiegend positive Feedback ist Ansporn und Motivation, sich nochmal an einem MOC zu versuchen – wohl wissend, dass es auch mit viel Kopfschmerzen und Rückschlägen verbunden ist. Aber ich würde es jederzeit wieder tun (und tue es auch).
Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist übrigens auch, dass man sich um so Sachen wie Verfügbarkeit von Teilen in bestimmten Farben und auch die mit der Beschaffung der Teile verbundenen Kosten keine Gedanken machen muss. Sogar über Vorschläge für das Design neuer hilfreicher Teile war ich schon im Gespräch mit CaDA. Das ist für einen MOCer alleine schon eine sehr luxuriöse Situation.
Zurück zur Frage nach der Bezahlung: Ich kenne nur die Honorare von CaDA und durch Hörensagen von Mould King. Im Vergleich zahlt CaDA sehr generös.
Just Bricks: Wie habe ich mir den Austausch mit CaDA bis zum fertigen Modell vorzustellen? Hast Du das Modell am Rechner “nachgebaut” und CaDA einfach die Datei zugesendet? Hast Du auch die Anleitung erstellt?
Markus Schlegel: Ich baue meine Modelle immer parallel aus echten (sehr bunten) Steinen und am Rechner digital. Ersteres um die Stabilität und technischen Funktionen zu prüfen, letzteres, um zu checken, ob keine „illegalen“ Verbindungen enthalten sind und um zu sehen, wie das Modell in den richtigen Farben aussieht. CaDA wollte erst das physische Modell, aber dann haben wir uns darauf geeinigt, dass ich auch die Bauanleitung erstelle und ihnen das digitale Modell, die Teileliste und die Bauanleitung zukommen lasse. Das Erstellen der Bauanleitung ist der Teil, der am meisten spaßbefreit ist. Das wird aber in der Vergütung auch berücksichtigt, sprich, man bekommt mehr Honorar, wenn man auch eine Bauanleitung mitliefert.
Just Bricks: Wie oft wurde das Set „probegebaut“, bis es in die Produktion ging?
Das Modell wurde unzählige Male probegebaut. Vor allem waren die Motoren im ursprünglichen MOC fest integriert, sollten aber auf Wunsch von CaDA leicht ein- und ausbaubar sein. Da gingen nochmal ein paar Wochen drauf. Irgendwann kamen dann Teile von CaDA und die von CaDA fertig designte Anleitung, um noch zu prüfen, dass keine Fehler enthalten sind.
Just Bricks: Kannst Du im Rückblick sagen, wie lange der komplette Prozess vom ersten Kontakt bis zum fertigen Modell in Produktion war?
Markus Schlegel: Das müsste etwa ein halbes Jahr seit dem ersten Kontakt gedauert haben, bis das Modell so entwickelt war, wie man es jetzt kaufen kann. Wobei dann nochmal ein paar Monate vergangen sind, bis das Modell schließlich auf den Markt kam. Ich weiß nicht genau, welche Gründe es für die Verzögerung gab, aber der Release ist immer weiter nach hinten verschoben worden. Also ein halbes Jahr seit dem ersten Kontakt.
Just Bricks: Das ist ja im Grunde recht schnell gewesen. Ich denke Lego benötigt für die Umsetzung der Ideas-Sets länger…
Markus Schlegel: Ja, eigentlich ging das recht flott. Was aber auch daran liegt, dass nur die unbedingt notwendigen Änderungen vorgenommen werden und man sonst so nah am ursprünglichen Entwurf bleibt wie möglich. Man muss aber auch sagen, dass Lego nochmal andere Standards hat, was Stabilität etc. angeht. Ich halte mein Classic Sportscar zwar für ausreichend stabil, auch um mit der RC-Version ab und zu mal rumzuflitzen. Aber die Lego-Standards hinsichtlich der Stabilität erfüllt es mit Sicherheit nicht.
Just Bricks: Wie war die Reaktion auf die Zusammenarbeit mit einem alternativen Hersteller? Bei Hersteller-unabhängigen Communities ist das klar, aber du bewegst dich vermutlich parallel auch in puristischeren Kreisen, die die reine (Lego-)Lehre vertreten.
Markus Schlegel: Auf Eurobricks war und bin ich noch unterwegs. Aber da war und ist mein Modell kein Thema. Und natürlich respektiere ich das. Bei 1000Steine habe ich mich irgendwann abgemeldet, weil mir der Ton immer dann zu unangenehm wurde, wenn es um Alternativen allgemein ging. Auch da war mein Modell konkret nie Thema. In den Kommentarspalten auf den einschlägigen deutschen Lego-Blogs wird man schon mal angesprochen, im Guten wie im Schlechten, aber ein großes Thema ist das Modell da auch nicht, was ja auch gut ist. Im Lepinboard hat man sich natürlich gefreut, dass ein aktiver User „es geschafft hat“.
Just Bricks: Was meinst Du, worin die negativen Stimmen begründet sind? Solche Auseinandersetzungen erlebe ich in der Form nur bei Klemmbausteinen, in anderen Bereichen, wie dem normalen Modellbau oder dem der Modellbaueisenbahn, ist dies so nicht zu vernehmen. Da dürfte es auch nur wenige geben, die nur auf einen Hersteller setzen.
Markus Schlegel: Ich denke, es liegt unter anderem daran, dass einige noch nicht damit klarkommen, dass es nun nicht mehr nur Lego gibt. Auch wenn es juristisch geklärt ist, dass auch andere Firmen die Steinchen anbieten dürfen, ist dies für einige anscheinend nach wie vor moralisch nicht in Ordnung. Da werden alternative Anbieter als Nachahmer und Trittbrettfahrer angesehen. Ich möchte diese Sichtweise nicht bewerten, lange war ich ja auch „Purist“. Dass gerade Automodelle von Alternativen in der Regel keine Lizenz haben (das ändert sich gerade), verstärkt dieses Gefühl der moralischen Überlegenheit von Lego. Und wenn dann noch ein MOC-Designer wie ich, der mit der Konkurrenz kooperiert, sich auf einer reinen Lego-Seite rumtummelt und mitdiskutiert, ist nachvollziehbar, dass dies einigen ein Dorn im Auge ist. Aber wie gesagt: ich möchte das nicht bewerten. Mittlerweile rechne ich damit, dass jederzeit ein Kommentar in diese Richtung kommen kann und habe mir seit Veröffentlichung meines Modells eine etwas dickere Haut zugelegt.
CaDA ist eine sehr integere Firma, die weder Sets der Konkurrenz noch die von MOC-Designern kopiert
Just Bricks: Du hast vorhin angedeutet, dass nach dem, was an Dich herangetragen wurde, Mould King zum Beispiel die MOCer weniger gut und fair entlohnt. Wie siehst Du die MOC-Problematik bei den Alternativen generell? Wird CaDA eine Ausnahme bleiben oder ein Vorreiter? Vor allem unter dem Gesichtspunkt, wenn der europäische Markt irgendwann auch für die chinesischen Hersteller wichtiger werden sollte?
Markus Schlegel: Ich gehe schwer davon aus, dass CaDA Vorreiter sein wird und andere Hersteller nachziehen (müssen). Gerade diese Woche wurde bekannt, dass Jason Alleman (JK Brickworks), der auch schon zwei Lego Ideas Sets entworfen hat, und Michael Wirth aka Efferman mit CaDA eine Kooperation eingegangen sind. Neben Bruno Jenson und Eric Trax sind das zwei richtig bekannte Namen in der Szene, die sicherlich auch Zugpferde für CaDA sein können. Je mehr begabte MOC-Designer, die auch teilweise über eine sehr große Reichweite verfügen, den Schritt hin zu den Alternativen wagen, desto stärker wird die Konkurrenz für Lego und desto weniger Bauanleitungen werden auf Rebrickable veröffentlicht, die ohne Zustimmung der Designer für die Produktion von Sets verwendet werden können. Das wird noch Jahre dauern, aber der Trend ist erkennbar und es geht in die richtige Richtung.
Just Bricks: Kannst Du Dir erklären, warum CaDA bei den alternativen Technik-Fans so hoch im Kurs steht?
Markus Schlegel: Es ist einmal die Teilequalität, die bis auf ganz wenige Ausnahmen auf Lego-Niveau ist. Dann verfügt CaDA über einige Teile, die es bei Lego nicht gibt, beziehungsweise erst seit kurzem (zum Beispiel Flip-Flop-Beams, also Liftarme mit Löchern auf verschiedenen Seiten, sowie Liftarme mit Pins an den langen Enden). Zudem kommen einige (unter anderem ich) mit dem neuen Elektro- und RC-System von Lego nicht klar, bei dem man nur per Handy fernsteuern kann. Da besitzt das Power-System von CaDA, welches sich am alten „Power Functions“-System von Lego orientiert, aber mit den Vorzügen einer einfachen und platzsparenden Akkubox ausgestattet ist, in meinen Augen Vorteile. Der Preis spielt natürlich ebenso eine Rolle wie die Tatsache, dass CaDA eine sehr integere Firma ist, die weder Sets der Konkurrenz noch die von MOC-Designern kopiert. Weiter ist CaDA sehr bemüht, Lizenzen zu erwerben, wo es möglich ist. Und schließlich hat CaDA mit Bruno, Eric und bald auch Michael (Efferman) begnadete Technik-Designer an Bord.
Just Bricks: Zu den MOCern bei CaDA noch eine Frage: Steht ihr untereinander in Kontakt? Gibt es da einen Austausch?
Markus Schlegel: Nein, wir haben keinen Kontakt zueinander. Ob Bruno, Eric und Michael sich austauschen, kann ich natürlich nicht sagen. Ich bin mir aber sicher, dass wir uns gegenseitig unterstützen würden, wenn das in irgendeiner Form jemals nötig sein sollte.
Just Bricks: Zum Abschluss eine Frage, die uns natürlich unter den Nägeln brennt: Im Vorfeld zu unserem Gespräch hast Du angedeutet, dass es demnächst ein neues Projekt zwischen Dir und CaDA geben wird. Kannst Du dazu schon was Näheres sagen?
Markus Schlegel: Mein Avatar verrät es seit ein paar Tagen. Bald kommt ein London Taxi angerollt. Wann genau weiß ich nicht, aber das Box-Design habe ich schon gesehen, also hoffe ich, dass es nicht mehr allzu lange dauert. Ein drittes Projekt ist auch schon fast fertig designt. Dafür streben wir auch die Lizenz des dabei verwendeten Automobilherstellers an. Und es wird noch einen „Nachschlag“ zum Classic Sportscar geben. In welcher Form, ist noch unklar, aber wir haben bereits ein, zwei hübsche Ideen entwickelt.
Ich weiß meine Situation bei CaDA sehr zu schätzen
Just Bricks: Das schaut so aus, als wenn Du Dich länger an CaDA binden wirst? Oder sind auch andere Hersteller an Dich herangetreten?
Markus Schlegel: Binden ist das falsche Wort. CaDA hat nach Abschluss des ersten Projekts verlauten lassen, dass sie an einer weiteren und längerfristigen Kooperation interessiert sind. Aber da ist nichts vertraglich festgelegt. Das wollten beide Seiten nicht, schließlich mache ich das in meiner Freizeit. Es wird also für jedes MOC ein eigener Vertrag aufgesetzt. Natürlich sprechen wir uns ab: Was könnte mir gefallen? Wo wäre eine Lizenz möglich? Was wäre für CaDA interessant? Aber im schlimmsten Fall habe ich ein MOC designt, welches doch nicht zur Serienproduktion taugt. Dann bleibt es eben ein Unikat und mein Sohn erfreut sich daran.
Erst wenn CaDA eines meiner MOCs für uninteressant erachtet, würde ich anfangen, über eine Kooperation mit einem anderen Hersteller nachzudenken. Aber das ist momentan nicht in Sicht. Ich bin zuversichtlich, dass meine aktuellen Projekte allesamt den Weg zu CaDA finden werden. Ein anderer Hersteller ist bisher nicht an mich herangetreten. Aber wie gesagt: Ich weiß meine Situation bei CaDA sehr zu schätzen. Und solange von Seiten CaDAs Interesse besteht, wird unsere Zusammenarbeit weitergehen.
Just Bricks: Werden die kommenden Modelle wieder die Welten von Technik und Creator-Expert-ähnlichen Modellen miteinander verbinden?
Markus Schlegel: Ja, ich bleibe dabei: Chassis mindestens mit Lenkung und motorisierbar, wenn möglich voll gefedert, mitlaufender Motor und vielleicht Beleuchtung. Und der Maßstab bleibt vorerst auch derselbe, sprich 16 Noppen in der Breite. Die „Außenhaut“ natürlich aus Systemsteinen.
Just Bricks: Gibt es eigentlich eine Seite von dir, beispielsweise in den sozialen Netzwerken oder eine andere Website, auf der du über laufende private beziehungsweise auch kommerziell vertriebene Projekte berichtest?
Markus Schlegel: Nein, eine solche Seite gibt es nicht. CaDA möchte, dass so wenig wie möglich im Vorfeld über neue Projekte bekannt wird. Die haben große Sorge, dass schon andere Firmen ein Modell kopieren könnten, bevor es überhaupt auf dem Markt ist. So war auch vertraglich vereinbart, dass ich mit Vertragsunterzeichnung sämtliche Fotos und Videos meines 911ers lösche. Ich habe zwar eine Galerie auf Flickr, aber da sind nur ein paar uralte MOCs und ein paar Bilder meines Classic Sportscar, unter anderem neben seinem entfernten Verwandten aus Billund, zu sehen.
5 Kommentare
5N00P1
Großer Respekt Markus, den 911er zu bauen hat echt Spaß gemacht und ich freue mich über neue Sets von dir.
Reviews dann ab jetzt woanders…
Michael Schäfer
Wieso Reviews ab jetzt woanders?
Markus
Danke Dir, 5N00P1! Schade, dass jetzt einige sehr aktive User plötzlich nicht mehr da sind, wobei ich die genauen Hintergründe nicht kenne und mich daher raushalte.
Matze
sehr interessantes Gespräch und schön auch mal was zu den Hintergründen zu erfahren. Hat Spaß gemacht zu Lesen, vielen Dank!
und das Bild von dem kunterbunten Porsche ist super. Hat was von den Harlekin VWs, die es in den 90ern mal gab.
Sven-Peter
Perfekt dein Porsche Markus, und deine Worte sprechen mir aus der Seele. Ich bin der selbe Legobauer wie Du…Technik für die Funktionen und System Steine für das Design und das schon seit es Lego Technik gibt also den 1978ger Jahren.
Perfekte Modelle zu bauen und ständig in selbstkritik ob sie gut gelungen sind. Aber ich baue meine Modelle für mich selber im Kreise meiner Familie. Ich bin jetzt in Besitz von 4 Cada Modellen darunter der gelbe Strandbuggy es freut mich sehr das Cada einen Kurs geht die Moc’ er anzusprechen und deren Modelle zu veröffendlichen.