Wer als Eisenbahnliebhaber eine entsprechende Landschaft aufbauen will, ist im Grunde dazu gezwungen, sich außerhalb der Wege des dänischen Marktführers umzuschauen. Aber selbst bei den alternativen Herstellern wird meist auf Standardkost gesetzt, womit die Möglichkeiten gleich limitiert bleiben – wenn auch zumindest etwas günstiger.
An dieser Stelle treten Hersteller wie TrixBrix in Erscheinung, welche dem Zugenthusiasten über verschiedene Weichen- und Schienensysteme eine entsprechende Auswahl bieten wollen, um den Ausbau nach seinen Vorstellungen vornehmen zu können. Doch die Marktlücke hat ihren Preis, wie es sich in den nächsten Zeilen zeigen wird.
Das Angebot
Im Laufe der letzten Jahre hat es der polnische Hersteller TrixBrix zu einem großen Sortiment und damit auch zu einer großen Fan-Gemeinde geschafft. Neben Schienen in verschiedenen Ausführungen, darunter auch unterschiedliche Kurvenradien, werden verschiedene Weichen, Kreuzungen oder Brückenteile angeboten. Seit geraumer Zeit sind ebenso Weichen-Erweiterungen erhältlich, um diese elektronisch steuern zu können – wie es mit dem 1980 von Lego eingeführten 12V-System mit den grauen Schienen und dem gleichfarbigen Universal-Transformator bereits möglich war.
Doch wie bereits beschrieben, diese Auswahl hat ihren Preis, der manchen Baumeister zunächst schlucken lässt. Alleine der Preis für eine Weiche beginnt bei knapp unter 20 Euro und kann sich, je nach Komplexität, bis weit über 100 Euro erstrecken. Diese unterscheiden sich dabei aber meist deutlich von den einfachen Standard-Ausführungen vieler anderer Hersteller. So hat der interessierte Käufer die Auswahl zwischen Weichen, die das neue Gleis recht nahe an das alte führen, was sich gerade für Rangierbahnhöfe sehr gut eignet. Oder es gibt Weichen, welche in eine Kurve eingearbeitet sind, oder solche, die mehrere neue Gleise führen. Auch gibt es Doppel- oder sogar Dreifachweichen, welche mehrere Gleise in beiden Richtungen miteinander verbinden.
Alternativer Herstellungsprozess
Der hohe Preis der Weichen besitzt einen Grund: Neben der im Verhältnis zu anderen Herstellern geringeren Auflagezahl setzt TrixBrix bei der Fertigung zudem nach wie vor auf die 3D-Drucktechnik. Dies wird sofort deutlich, wenn entsprechende Teile zum ersten Mal unter Augenschein genommen werden: So fällt auf, dass die Oberflächen, wie eben von Gegenständen aus dem Drucker gewohnt, grob und spröde erscheinen. Die größeren Schienen, die vom polnischen Unternehmen mittlerweile im klassischen Spritzgussverfahren hergestellt werden, erscheinen dagegen gewohnt glatt.
Um die Produktionskosten dennoch gering zu halten, werden die Weichen nicht in einem Stück gefertigt, sondern in kleinere Segmente unterteilt. Das hat den Vorteil, dass gewisse Segmente bei mehreren Konstruktionen zum Einsatz kommen. Ist somit eine Variante einmal weniger gefragt, können die Teile für mehr gefragte Umsetzungen genutzt werden. So kann der Hersteller nicht nur sein Risiko verringern, sondern auch den Preis. Für den Käufer eröffnen sich durch die Verwendung der immer gleichen Teile ebenso neue Möglichkeiten, denn dadurch können, eine gewisse Anzahl an Teilen vorausgesetzt, auch interessante eigene Konstruktionen an Weichen entstehen. Nicht selten sind dadurch aber auch mehrere Variationen eines Produktes möglich.
In diesem Review werden folgende Lösungen näher betrachtet:
- Infinity Loop (Link) – 129.- Euro
- R32 Curved Full Circle (Link) – 40.- Euro
- Compact Corner – 2 Right & 1 Left Curved Switches 90 deg. R40 (Link) – 37.- Euro
Weitere Schienenlösungen sind in einem früheren Review zu finden.
Die Sets
Zunächst sollte ein Wort über die Verpackung der Schienenteile verloren werden. So erreichen diese den Käufer in den meisten Fällen in einzelnen wiederverschließbaren ZIP-Beuteln, was wiederum den Hausmüll reduziert. Während die Teile der Weiche oder die R32-Kurven in einem solchen Beutel verpackt wurden, erreichen die Komponenten des „Infinity Loop“ den Empfänger in einem größeren Karton, bei dem nur die kleineren Teile noch einmal in besagte Tüten verpackt sind – die großen Schienen wurden lediglich zu jeweils 5 Schienen per Gummi zusammengepackt und in den Karton gelegt. Die kleineren benötigten Plates sind jedoch normal in einer eingeschweißten Tüte verpackt.
Wie bereits beschrieben, fühlen sich die einzelnen Schienensegmente rau und spröde an. Darüber hinaus weisen diese eine etwas dunklere Färbung als die Schienen anderer Hersteller auf. Lediglich die größeren Schienen, die wie gesagt im Spritzgussverfahren hergestellt werden, entsprechen dem gewohnten äußeren Erscheinungsbild. Zu einem Schienenstrang zusammengelegt fällt der Farbunterschied jedoch kaum auf. Wer sich dennoch daran stört, kann die Schienen mit Steinen in der gewünschten Farbe überbauen. Hierfür bietet TrixBrix mittlerweile ebenso bedruckte Fliesen in verschiedenen Ausführungen an, um dem Ganzen ein realistischeres Aussehen zu vermitteln.
Hohe Qualität
Die generelle Qualität der Segmente ist hoch und verleiht diesen eine gute Stabilität – selbst unter einem gewissen Kraftaufwand lassen sich diese nicht dauerhaft verbiegen. Die Klemmverbindungen der Schienenenden fassen gut und halten sowohl die einzelnen Komponenten eines Weichen- oder Kreuzungssets wie auch die Gleisanlage gut zusammen. Gleiches gilt für die Verbindung zu Schienen anderer Hersteller. Das Stellen einer Weiche erfolgt zwar leicht, lässt aber ebenso vernehmen, wann die Zunge in der richtigen Position angekommen ist.
Die Verwendung verschiedener kleiner Segmente könnte zu dem Anschein führen, dass durch die vielen Übergänge Züge eher unruhiger fahren – doch das ist nicht der Fall. Die Lücken zwischen den einzelnen Teilen sind so gering, dass nichts wackelt oder ruckelt. Das wird auch schnell an der Geräuschentwicklung deutlich, die nicht höher als bei gewöhnlichen Schienen und Weichen ausfällt.
Infinity Loop
Bei den Stützen der Schienen geht TrixBrix unterschiedliche Wege. So sind die achteckigen Steine, sowie die gleichen Plates nach dem klassischen Spritzgussverfahren hergestellt, was an der glatten und glänzenden Oberfläche zu erkennen ist. Die Klemmkraft ist hier über jeden Zweifel erhaben. Irritierend ist jedoch deren Größe, ein Stein und eine Plate ergeben zusammengesetzt zwei Höheneinheiten.
Werden diese auf die per 3D-Druck erstellten Füße gesteckt, ändert sich das Baugefühl jedoch spürbar. Dennoch ist hier die Klemmkraft ausreichend. Bei den meisten Fundamenten werden die Steine zudem eingelassen und nicht nur einfach aufgesteckt, was zusätzliche Stabilität bietet – während der Testfahrten mit verschiedenen Modellzügen hat die Bahn keinen Millimeter gewackelt, soviel sei bereits vorweggenommen.
Der Aufbau der kompletten Anlage geht einfach von der Hand. Die einzelnen Schritte werden in der beigefügten kurzen Anleitung gut dargestellt, lediglich bei den kleinen 2 × 2 Noppen großen eckigen Plates sollte wegen der richtigen Anzahl genauer hingeschaut werden. Die Konstruktion zum Anbringen an die Schienen ist interessant gewählt, hierbei werden die Gleise nicht, wie zunächst vermutet, an den Übergängen aufgenoppt, sondern die Unterkonstruktion bildet eine Art Schale, in die die Verbindungsstücke hineingelegt und eingeklemmt werden. Das sorgt auf der einen Seite für einen guten Halt durch den Druck des Zuges von oben beim Überfahren, auf der anderen Seite lassen sich die Schienen beim Abbau leicht wieder herausnehmen.
Größerer Wendekreis
Da die Kurvenschienen beim Infinity Loop rund 1,5 mal und die geraden Schienen sogar doppelt so lang wie herkömmliche Schienen sind, sind für die Auf- und Abfahrt weniger Stützen nötig. Die Steigung ist dabei gut gewählt, sodass im Test sowohl der ebenfalls innerhalb der Eisenbahnwoche vorgestellte Rote Dieselzug von Steinchenshop (Review) wie auch die NJ2 Diesel Lokomotive von Mould King (Review) keine Probleme hatten, die am Ende mit einer Größe auf der länglichen Seite von über 2,20 m messende Strecke zu bewältigen. Die Höhe zwischen den beiden Schienensträngen bemisst sich dabei auf 11,5 cm, worauf bei der Wahl der unter der Brücke fahrenden Züge geachtet werden sollte.
Die Kurven besitzen mit R56 zudem einen größeren Radius als die von Lego bekannte Größe mit R40, was wiederum speziellen Zugkonstruktionen zugutekommen kann. Wer möchte, kann die zudem ansonsten etwas karg wirkende Gleisstrecke mit einer Brücke ausbauen, die in der vierspannigen Variante jedoch mit rund 65 Euro zusätzlich zu Buche schlägt.
Compact Corner – 2 Right & 1 Left Curved Switches 90 deg. R40
Hinter dem sperrigen Namen verbirgt sich im Grunde die Möglichkeit, aus einer Rechtskurve mit anfänglich zwei Gleisen über drei Weichen die Strecke zu drei Gleisen zu erweitern. Das Set besteht aus zwei Rechts- und einer Linksweiche, für die der polnische Hersteller 37 Euro aufruft. Die restlichen Kurvensegmente im normalen Radius R40 müssen zudem aus dem eigenen Fundus beigesteuert werden.
Der Zusammenbau der einzelnen Elemente verläuft, wenn einmal das System dahinter erkannt wurde, recht einfach und ohne Probleme. Mit den benötigten Elementen ergänzt, offeriert das Schienenkonstrukt eine Menge weiterer Möglichkeiten. Die Verbundstellen halten die einzelnen Segmente stabil zusammen und die Schienen sind zudem soweit voneinander entfernt, dass auch ohne Probleme zwei Züge ohne Berührung nebeneinander her- oder aneinander vorbeifahren können. Ebenso würde die optionale automatisierte Weichenstellung noch genügend Platz finden.
Die einzelnen Segmente der Weichen gehen dabei wie gewohnt fast nahtlos ineinander über, sodass kein Ruckeln oder stärkere Fahrgeräusche als üblich zu vernehmen sind. Wird die Bahn irgendwann vielleicht umgebaut, lassen sich die einzelnen Teile entweder wie normale einzelne Weichen an verschiedenen Stellen nutzen oder zu einem neuen Konstrukt zusammenführen.
R32 Curved Full Circle
Im Gegensatz zu dem beim Infinity Loop genutzten größeren Radius fällt dieser bei R32 wie richtig vermutet geringer aus als bei den mit R40 versehenen normalen Gleiskurven. Diese können somit Kurven auf einer kleineren Fläche oder eine parallele Führung mehrerer Kurven ermöglichen, aber ebenso für Probleme sorgen.
Im Gegensatz zu den Schienen des bereits besprochenen Infinity Loops werden diese nicht per Spritzgussverfahren hergestellt, sondern entstammen, für TrixBrix ganz klassisch, aus dem 3D-Drucker. Das ist bei den Schienen, ebenso wie den Weichen vorher angemerkt, wahrnehmbar, auch diese fallen etwas dunkler und rauer aus. Die Stabilität der verbundenen Segmente ist gut und lässt keine Unterschiede zu den bisher besprochenen Gleisen aufkommen.
Aufgrund des geringeren Radius muss jedoch darauf geachtet werden, welche Züge und Waggons auf diesen fahren können. Nutzen diese das klassische Antriebssegment oder zumindest den bei diesem üblichen Radabstand und besitzt der Zug oder seine Waggons eine „normale“ Länge, dürfte einer ruhigen Fahrt nichts im Wege stehen. Fällt einer der genannten Faktoren aber zu groß aus, besteht die Gefahr des Entgleisens. Bei den Fahrtests gab es zum Beispiel mit dem benannten roten Dieselzug vom Steinchenshop keine Probleme, bei der NJ2 von Mould King dagegen wohl: Zum einen besitzt diese an jedem Drehgestell 3 Achsen, womit der Abstand von der ersten zur letzten Achse größer als beim kleineren roten Zug ausfällt. Darüber hinaus ist der Zug von Mould King länger, womit der mögliche Winkel beim Drehen des Gestells aufgrund der Bauart nicht groß genug ausfällt und sich die Achsen deswegen verkeilen können. Daher sollten nur Züge mit kurzem Radabstand und geringer Länge über diesen engeren Radius fahren gelassen werden.
Fazit
Seit dem letzten Review Anfang 2020 hat TrixBrix sein Angebot stetig ausgebaut und bietet Eisenbahnliebhabern nicht nur viele Dinge an, welche nicht nur Lego, sondern auch andere Hersteller vermissen lassen, sondern führt auch Dinge wieder ein – wie unter anderem die elektronische Weichenstellung, welche der Marktführer lange Jahre innerhalb seines 12V-Systems selber offerierte und diese wegen dem mittlerweile bekannten neuen, aber in den Augen vieler recht belanglosen, System einstellte. Somit stellt die Lösung des polnischen Herstellers heute umso deutlicher mehr als nur Ergänzung zu den vom Marktführer erhältlichen Schienen dar, welche viele Eisenbahnlandschaften um viele Möglichkeiten erweitern wird.
Die Qualität ist nach wie vor hoch, mit den leichten Farbunterschieden dürften Baumeister gut leben können, werden diese doch nur bei genauerer Betrachtung deutlich. Die bei den meisten Schienen durch die Fertigung per 3D-Druck hervorgerufene rauere Oberfläche kann sogar für einen Vorteil sorgen, indem die Züge mehr Haftung erhalten. Die Stabilität ist dabei kein Problem, sowohl die Verbundstellen an den Schienen wie auch die der Stützsteine beim Infinity Loop halten sehr gut, wobei die Füße in Sachen Klemmkraft dennoch nicht mit den üblichen, per Spritzguss gefertigten Steinen mithalten können. Doch das ist in dem Set gar nicht nötig. Die Haftung ist hier für das Konstrukt mehr als ausreichend – selbst bei schwereren Zügen mit schnelleren Fahrten bewegt sich bei der Konstruktion nichts. Die Übergänge zwischen den Schienen und den einzelnen Segmenten zueinander sind fast fließend, womit Züge ruhig und ohne größere Geräuschkulisse fahren können. Das gilt auch für die vorgestellten Weichen. Beim kleineren Kurvenradius sollte jedoch im Vorfeld geschaut werden, welche Züge ohne Probleme über diese fahren können – nicht selten könnte ein zu großer Achsabstand oder eine zu große Länge der jeweiligen Lokomotive oder des Waggons für Probleme sorgen.
Den erhöhten Möglichkeiten steht natürlich der höhere Preis entgegen, der gerade beim Ausbau der eigenen Anlage sehr schnell in die Höhe steigen kann. Dem muss die hohe Qualität, aber auch die niedrige Stückzahl, in der TrixBrix im Vergleich zu Herstellern gewöhnlicher Schienenteile fertigt, entgegengestellt werden. Hier bietet aber die Unterteilung von Weichen und anderen Lösungen in kleinere Segmente einen Vorteil, welche zum einen den Preis erneut etwas senken kann und die ab einer gewissen Stückzahl wiederum eigene komplexere Konstruktionen zulässt. Im Gegensatz zu normaleren Weichen ist der Baumeister hier weniger limitiert und kann Dinge schnell den eigenen Wünschen anpassen.
Wer mit dem Preis leben kann, dem können die Lösungen von TrixBrix aus diesem Review erneut empfohlen werden.
2 Kommentare
Heiko B
Schienen für züge aus klemmbausteinen von Lego und von anderen Anbietern der Branche auch 1 wichtiges Thema man sollte daher auch auf den Unterbau für die züge achten
Auch diesen Beitrag finde ich gut und auch wichtig, denn das darunter ist mindestens so wichtig wie das darüber
Man kann ja bekannterweise die tollsten züge und die tollsten gebäudemodelle bauen und besitzen hat man aber schienen, die nicht dem allgemeinen und auch den eigenen Ansprüchen entsprechen, so ist der ganze Spielspass auf der Anlage indoor oder auch Outdoor komplett hin
Sie bemängeln, dass die schienen aufgrund der Herstellung nicht glatt sind wie 1 kinderpopo aber man sollte auch bedenken, dass 1 zug auf 1 Steigung nach oben und nach unten Reibung und Haftung braucht zum hinauf und hinunter fahren
Ansonsten möchte ich einmal die Auswahl der Beiträge zu eurer eisenbshnwoche in den letzten Tagen ausgewogen für mich besonders interessant waren die gebäude von bluebrixx, der big boy von jiestar und die grüne Diesellok mit den personenwagen aus klemmbausteinen
Ich finde, man sollte nicht immer gleich die Alternativen zum Marktführer verteufeln, wie es auf anderen Internetseiten geschieht andererseits finde ich es nicht gut, wenn sich solche Unternehmen einfach Ideen von klemmbausteinfreund innen einfach unerlaubt aneignen und diese einfach veröffentlichen und als eigenkonstruktion anzeigen über 1 kleine Lizenzgebühr für 1 verkauften bausatz würde sich sicher jeder entwerfer und Erbauer erfreuen und man kann es dann auch mit etwas weniger grummel in der Magengegend kaufen die hersteller sollten sich darüber Gedanken machen
Weiterhin viel spass beim Umgang mit klemmbausteinen aus allen Ecken und enden der welt
Michael Schäfer
“Sie bemängeln, dass die schienen aufgrund der Herstellung nicht glatt sind wie 1 kinderpopo aber man sollte auch bedenken, dass 1 zug auf 1 Steigung nach oben und nach unten Reibung und Haftung braucht zum hinauf und hinunter fahren”
Nein, bemängelt wurde das nicht, sondern als Unterschied festgestellt. Das eine rauere Oberfläche einen gewissen Vorteil bildet, kommt noch hinzu.
Und danke für das Lob! 😉